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Ausgabe:

1951 Nr. 9

Spalte:

550-553

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Ancient Christian writers 1951

Rezensent:

Altaner, Berthold

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549

Theologische Literaturzeitung 1951 Nr. 9

550

Ubersetzung des syrisch-aramäischen, auch in der Inschrift
verzeichneten Namens des Stifters „märä johänä jönä kähen"
ist, also die Thaumaturgen von Menuthis nicht gemeint sein
können. Mißverstanden ist auch mein Hinweis auf die Kirche
der Heiligen Thekla in Bethphage (S. 6gf.), die sicherlich keine
andere als die berühmte Thekla war. Paul Grosjean, Notes
d'hagiographie celtique (S. 77—106) behandelt S. Fintan Mäel-
dub, Un feuillet de Michel O'Clery, Un miracle posthume de
S. daran de Clüain en faveur du roi Diarmait mac Cerrbeoil,
Elegie de S. Ciarän de Clüain Moccu Nois, für dessen Beurteilung
ich nicht zuständig bin. Maurice Coens, L'origine cor-
b&enne du psautier de Zürich Car. C 161 d'apres ses litanies
(S. 107—118) erweist nach den abweichenden Ansichten von
C. Mohlberg und M. A. Bruckner, in Übereinstimmung mit
Otto Homburger die Herkunft der kostbaren Handschrift aus
dem Scriptorium von Corbie. Paul Devos, Actes de Thomas
et Actes de Paul (S. 119—130) bekämpft die Meinung von Erik
Peterson (Vigiliae Christianae 3 [1949] S. 142—162), daß „die
Thomas- und Paulusakten aus demselben Milieu hervorgegangen
und von ein- und demselben Verfasser geschrieben worden
oder aber der Verfasser einer dieser Akten hat den andern kopiert
." Der syrische Text der Thomasakten ist jedenfalls in
dem anderen Buche nicht benutzt. Baudouin de Gaiffier,
Hagiographie bourguignonne (S. 131—-147) gibt wichtige Beiträge
zu der Dissertation von Rene Louis über Girart, comte
de Vienne, namentlich zur Entstehung und Verbreitung des
Kultes der Maria Magdalena in Vezelay und zur Vita Girardi
coniitis. Den Schluß des Heftes bildet das Bulletin des Publi-
cations hagiographiques (S. 148—211) mit eingehenden Besprechungen
einzelner Bücher. Die vorgenannten Abhandlungen
enthalten eine Fülle neuer Erkenntnisse, die von der Wissenschaft
dankbar begrüßt werden.

Dresden PeterThomsen

Eiert, Werner: Die Kirche und ihre Dogmengeschichte. München: Ev.

Preßverband für Bayern 1950. 23 S. 8°. DM— .90.

Loofs, Friedrich: Leitfaden zum Studium der Dogmengeschichte.

5., durchges. Aufl., hrsg. v. Kurt Aland. 1. Teil. Halle/S.: Niemeyer 1950.
XX, 263 S. gr. 8°. DM 7.50; geb. DM 9.—.

Wie andere theologische Disziplinen so steht auch die Dogmengeschichte
gegenwärtig in einer Krise. Angesichts der
neuen theologischen Situation hat eine grundsätzliche Besinnung
auch bei ihr einzusetzen und gegebenenfalls eine weitgehende
Umgestaltung zu fordern. In scharf pointierter Weise
hat W. Eiert in seinem gewichtigen Vortrag ,,Die Kirche und
ihre Dogmengeschichte" diese Notwendigkeit herausgestellt.
Er weist hier auf, wie sehr diese Disziplin auf ihrem geschichtlichen
Wege Ausdruck der theologischen Situation der Zeit
war, angefangen von ihrer Entstehung im Zeitalter der dogmatischen
Entleerung über die Ära Harnack hinaus bis zur Gegenwart
. Harnacks Einstellung zum Dogma der Kirche war zu
seiner Zeit, wenn auch in Einzelheiten zuweilen angefochten,
im allgemeinen grundsätzlich anerkannt und wirkt sich trotz
der veränderten theologischen Lage heute noch aus. Gegenüber
dieser historischen Haltung mit ihrer relativierenden Auffassung
des Dogmas und seiner Geschichte macht Eiert angesichts
der neuen Bejahung der Kirche die Notwendigkeit geltend
, das dogmatische Geschehen in der Kirche ernst zu nehmen
und den sachlichen Zusammenhang ihrer theologischen
Äußerungen im Laufe der kirchlichen Geschichte zu erfassen.
Die Dogmengeschichte besteht dann in der „fortschreitenden
Explikation theologischen Sachgehalts" (S. 15). Die hier angedeutete
Grundauffassung, die an Gottfried Thomasius anknüpft
, ist durch ihre sachliche Strenge und Konsequenz wohl
geeignet, weitere Überlegungen über Sinn und Aufgabe der
Dogmengeschichte anzuregen.

Gesamtauffassung und Methode hängen zusammen. Auf
die methodische Frage ist Eiert nicht mehr eingegangen, und
doch muß sie in diesem Zusammenhang auch gestellt werden.
Die alte Lokalmethode ist seit Thomasius dahin, aber in den
letzten Jahrzehnten regt sich doch wieder das Bestreben, die
Dogmengeschichte in einheitlicher sachlicher Entwicklung —
mag man sie nun ideengeschichtlich oder dogmatisch nennen —
stärker herauszuarbeiten. Auf katholischer Seite hatte die dogmatische
Methode schon immer den Vorrang; sie wird selbstverständlich
auch im neuen „Handbuch der Dogmengeschichte
" herausgegeben von Schmaus, Geiselmann und Rahuer,
das soeben bei Herder in Freiburg zu erscheinen begonnen hat,
beibehalten. Wir sind in dieser Hinsicht erklärlicherweise vorsichtiger
, zumal nach dem nicht ganz geglückten Versuch von
Walther Köhler (Dogmengeschichte als Geschichte des christlichen
Selbstbewußtseins. Zürich 1938). So sehr man bereit ist,
die Vorzüge der systematischen Entwicklung der kirchlichen

Lehre (vornehmlich für die akademische Vorlesung) anzuerkennen
, so wird man doch zögern, den exakten historischen
Weg zu ihren Gunsten aufzugeben. Die historische Methode
sollte gerade das allmähliche Fortschreiten und die Entwicklung
des Dogmas deutlich werden lassen, ohne daß der Zusammenhang
zerrissen wird. Die Reichweite der Überlegungen,
die hier angestellt werden müssen, ist daher erheblich größer,
als es bei den entsprechenden Forderungen der Fall ist, die
Kurt-Dietrich Schmidt für die Disziplin der Kirchengeschichte
erhoben hat.

In dieser Übergangssituation, in der neue Entwürfe oder
ausgeführte Darstellungen noch nicht vorliegen, können wir
es nur begrüßen, daß sich Kurt Aland entschlossen hat, das
beste der altbewährten Lehrbücher der Dogmengeschichte, den
Leitfaden von Fr. Loofs in neuer Bearbeitung herauszugeben.
Dieses Werk hatte sich einen festen Platz errungen und ist bis
in die Gegenwart hinein, obwohl seine vierte Auflage bereits
1906 erschienen war, ein vielbegehrtes Buch geblieben. Für die
Studenten ist es ein notwendiges Buch, das sich hoffentlich
auch weiterhin durchsetzt.

Die Schwierigkeiten, die der Neubearbeitung — denn um
nichts Geringeres handelt es sich — entgegenstanden, sind
nicht groß genug zu veranschlagen. Hier handelte es sich nicht
allein darum, die Literatur von über 40 Jahren einzuarbeiten,
sondern auch die Ergebnisse der Einzelforschung aus dieser
Epoche, die doch wahrlich produktiv war, zu berücksichtigen.
Aland hat selbst darauf hingewiesen, wie schwer diese Arbeit
bei den heutigen Mitteln war. Es soll daher nicht davon die
Rede sein, daß dieses oder jenes aus der Literatur auch heute
noch hätte genannt werden können, sondern nur hervorgehoben
werden, daß diese Neuausgabe in ihrem ersten Teil vorzüglich
gelungen ist. Besonders dankenswert ist die Tatsache,
daß die angegebenen Quellen auf neue wissenschaftliche Ausgaben
umgestellt wurden.

Es bedarf keines Hinweises, daß der Herausgeber das alte
Werk mit großer Pietät behandelt hat. Die Anlage ist unverändert
geblieben, der Wortlaut des Textes ist nur da, wo es
sachlich notwendig war, geändert worden. Nur bei § 10 ist,
soweit ich sehe, an die Stelle der alten eine Neufassung getreten
, die dem heutigen theologischen Verständnis des Gegenstandes
entspricht. Das alte Werk muß auf der Höhe bleiben!
Sein Wert bestand seither nicht zum mindesten auch in seiner
guten Fundierung in Gestalt der zahlreichen ausgesuchten
Quellenzitate. Es ist dem Herausgeber zu danken, daß es diesen
seinen Vorzug mit Rücksicht auf Zeiterscheinungen, die
überwunden werden müssen, nicht eingebüßt hat. So bleibt
zum Schluß nur noch der Wunsch, daß die beiden noch ausstehenden
Teile dieses Werkes in derselben gewissenhaften
und gründlichen Weise bearbeitet werden und die auf diesem
Gebiet noch bestehende Lücke bald geschlossen wird.

Münster R. Stupperich

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Ancient Christian Writers. The Works of the Fathers in Translation ed.
by Johannes Quasten, S. T. D. Pr.of. of Ancient Church History and
Christian Archaeology.and J.C.Plumpe, Ph. D.Prof, of Patristic Greek and
Ecclesiastical Latin. Vol. 1—II. Westniinster, Maryland: The Newman
Press 1946—1950.

Daß die patrologische Wissenschaft trotz der allgemeinen
Katastrophe, die der zweite Weltkrieg ausgelöst hat, nicht zusammengebrochen
ist, sondern nicht einmal wesentlich Schaden
genommen hat, daß sie vielmehr erneut eine Aufwärtsentwicklung
nimmt, wie man sie auch nach dem ersten Weltkrieg
beobachten konnte, wird jedermann leicht erkennen können
, der von der schier unübersehbaren Zahl allenieuster Veröffentlichungen
Kenntnis nimmt, die ich in die letzte 1950
erschienene Ausgabe meiner Patrologie einarbeiten konnte.
Eine Bestätigung dieser Feststellung und eine indirekt wirkende
Förderung der patrologischen Spezialforschungen ist
auch mit der gemeinhin zu beobachtenden Tatsache gegeben,
daß in der Gegenwart in fast allen Ländern des abendländi
sehen Kulturkreises neben den wenigen älteren Ubersetzungsreihen
von Väterschriften größere oder kleinere neue Uber-
setzungsserien ins Leben gerufen werden. Unsere besondere
Aufmerksamkeit verdient die seit 1946 in den USA in Erscheinung
tretende Aktivität. Bislang standen dem englisch
sprechenden Publikum nur die Väterschriften zur Verfügung,
die in The Ante-Nicene Christian Library (seit i866ff.) und
in A Select Library of Nicene and Post-Nicene Fathers of
Christian Church (seit 1882 ff.) geboten wurden. Durch Nach-