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Ausgabe:

1951 Nr. 9

Spalte:

548-549

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Supplément aux Mélanges Paul Peeters 1951

Rezensent:

Thomsen, Peter

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Theologische Literaturzeitung 1951 Nr. 9

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persischen Evangelienübersetzung beeinflußt ist. Denn sobald
die Tatsache solchen Einflusses sicher feststeht, haben wir
alles als ausgelöscht zu betrachten, was mit der persischen
Version wörtlich übereinstimmt. Tatian hat eine persische
Evangelien Übersetzung ebensowenig wie eine Peschitha gekannt
, und die Frage, wie die persische Übersetzung der getrennten
Evangelien an ihre vom kanonischen Text abweichenden
Lesarten kommt, ist eine Angelegenheit für sich.
Bonn Heinrich Vogels

Walt her, Georg: Jesus, das Passalamm des Neuen Bundes. Der zentrai-

gedanke des Herrenmahles. Gütersloh: Bertelsmann 1950. 100 S. 8°.
Kart. DM 9.20.

Für das Abendmahlsgespräch evangelischer Professoren
in Frankfurt am Main am 30. September 1947 hatte Pfarrer
i. R. Lic. G. Walther eine Arbeit über „Das Passalamm des
Neuen Bundes als Zentralgedanke des Herrenmahles" vorgelegt
, die von der Kanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland
vervielfältigt worden war. Er bringt sie jetzt neubearbeitet
und erweitert unter dem Titel „Jesus, das Passalamm des
Neuen Bundes" im Druck heraus, in Rabbinicis beraten von
seinem früheren Amtsbruder an St. Petri in Leipzig, dem unlängst
verstorbenen Pfarrer Prof. D. Paul Fiebig. Die Arbeit
stellt die These auf, daß der Kerngedanke der Abendmahlsworte
darin zu erblicken sei, daß Jesus sich selbst beim letzten
Mahle mit dem Passalamm verglich. Diese Behauptung ist
zwar an sich nicht neu; aber ihre lebhafte Bestreitung durch
G. Dalman (Jesus-Jeschua, Leipzig 1922, S. 113—115) einerseits
, die verbreitete Leugnung des Passacharakters des letzten
Mahles Jesu andererseits hatten zeitweilig ihr fast völliges
Zurücktreten in der Abendmahlsliteratur zur Folge. Erst in
jüngerer Zeit ist sie von den verschiedensten Seiten wieder aufgegriffen
worden (A. Schweitzer 1930; W. Niesei 1937; I- Zolli
1938; O. Procksch 1941; H. Sasse 1941; A. Oepke 1942; M.
Barth 1945; F--J- Leenhardt 1948; R. Stählin 1948; J. Jeremias
1949). Hat also der Verf. insoweit Vorgänger, so hat dennoch
seine Arbeit in der Entschiedenheit, mit der der Selbst-
vergleich Jesu mit dem Passalamm zum Schlüssel des Abendmahls
erklärt wird, kein Analogon unter den zahlreichen neueren
exegetischen Untersuchungen über das Abendmahl. Nicht
so sehr in den Einzelausführungen, die etwas breit geraten
und wenig ergiebig sind, als in dieser Entschiedenheit liegt
der Wert der Arbeit.

Daß der Verf. in der Sache recht hat, ist mir von sprachlichen
Erwägungen her gewiß: unabhängig voneinander haben
J. Bonsirven (Biblica 29, 1948, S. 205—219) und der Referent
(Evang. Theologie 1947, S. 60) zu zeigen versucht, daß dem
Worte atäfia der Einsetzungsworte (Mk. 14, 22 par.) ein aram.
iOT233 zugrundeliegt; schon vor mehr als siebzig Jahren hatte

t : *

ein so ausgezeichneter Sachkenner wie A. Wünsche dieselbe
Ansicht vertreten (Neue Beiträge zur Erklärung der Evangelien
aus Talmud und Midrasch, Göttingen 1878, S. 331L).
Bisra / dema [aäpa / alpa) aber ist ein der Opfersprache entnommenes
Gegensatzpaar, der auch das Wort ixxvvvö/ievov
(Mk. 14, 24 par.) entstammt. Andere Erwägungen kommen bestätigend
hinzu. Die Deutung der Elemente des Passamahles
gehört zum Passaritus: es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß
Jesus in der Passahaggada zwar Macce und Wein, nicht aber
das Passalamm auf sich selbst gedeutet haben sollte. Ferner
erklärt sich die Verbreitung des Vergleichs Jesu mit dem
Passalamm in der Urkirche (1. Kor. 5, 7; 1. Pt. 1, 19; Joh.
19, 36 vgl. 1, 29. 36; Apk. 5, 6. 9. 12; 12, 11) am einleuchtendsten
, wenn er auf Jesus selbst zurückgeht, zumal dieser Vergleich
sehr alt ist (1. Kor. 5, yf. hat Paulus eine ältere christliche
Passahaggada benutzt, die er in der korinthischen Gemeinde
als bekannt voraussetzt).

Man kann dem Verf. nur dankbar sein für den Nachdruck
, mit dem er uns aufgibt, die Abendmahlsworte Jesu von
diesem zentralen heilsgeschichtlichen Gesichtspunkt aus neu
zu durchdenken.

Göttingen Joachim Jeremias

KIRCHENGESCHICHTE: ALLGEMEINES

Illustreret Religionsleksikon. Bd. III. Red. von Aage Bentzen, Sören
Holm und N. H. Soe. Odense: Skandinavisk Bogforlag 1951. 545 S.
Dieses bedeutsame dänische Werk, das früher hier erwähnt
worden ist, liegt nun mit dem dritten Band fertig vor.
Die drei Herausgeber sind alle Professoren an der theologischen
Fakultät in Kopenhagen. Erwähnt werden muß auch ein besonderer
Redakteur für die Bilder, Rasmus Fischer, da die

Bilder in dem Werk eine hervorragende Rolle spielen. Es sind
viele, gute und mitunter sehr seltene Bilder. Eine ganze Reihe
von Mitarbeitern haben die Artikel geschrieben, darunter einzelne
Katholiken, was nicht immer glücklich gewesen ist; man
glaubt z. B., daß der Artikel „limbus" unsere evangelische
Lehre repräsentiert, was er gar nicht tut; er ist von einem
Jesuiten geschrieben ohne Andeutung, daß die Auffassung vom
limbus katholisch ist; es wird nur gesagt, daß die „nähere Bestimmung
" unter Katholiken umstritten ist.

Das Lexikon ist ein Religionslexikon, behandelt deshalb
nicht nur die christliche Religion, sondern auch andere Religionen
und tut das in populärer Form, so daß auch der Nicht-
theologe diese Artikel ohne Schwierigkeit versteht. Z. B. werden
die Hethiter, die Mohammedaner, die Buddhisten, die Chinesen
und die Ägypter ausführlich und oft mit Bildern charakterisiert
. Auf der anderen Seite muß gesagt werden, daß
man gewisse christliche Themata hätte ausführlicher besprechen
sollen, und einzelne Artikel fehlen, besonders einige
Biographien, aber auch die Lutherakademie. Doch ist, glaube
ich, jeder bedeutende deutsche und skandinavische Theologe
erwähnt, oft mit Beifügung einer Photographie.

Für Kultur und geistiges Leben überhaupt haben die Herausgeber
Interesse. Philosophie, Philosophen und philosophische
und psychologische Begriffe werden oft ausführlich behandelt
, und mehrere Verfasser, so wie Goethe, Ibsen und
Björnson, Sigrid Undset, Gjellerup, Helge Rode und (Just.
Frenssen werden erwähnt, natürlich auch die eigentlich religiösen
Verfasser, so wie Dante, Milton und Klopstock. Ebenso
berücksichtigen die Herausgeber die Kirchenmusik sowie religiöse
Künstler: Thorvaldsen, Michelangelo, die beiden Holbein,
Rembrandt, Dürer und andere, selbstverständlich auch die
Kirchenliederdichter.

Abschließend muß gesagt werden, daß hier ein schön ausgestattetes
Kulturlexikon vorliegt, das nicht nur in Dänemark',
sondern auch in anderen Ländern, z. B. wegen der Bilder, Bedeutung
haben wird.

Kopenhagen Alfred Th. Jorgensen

[Peeters:i Supplement aux Melanges Paul Peeters. Bruxelies: Societe
des Bollandistes 1951. IV, LIX, 216 S. = Analecta Bollandiana. Tomus
LXIX 1, 2.

Zu den Melanges P. Peeters (vgl. ThLZ 75, 1950, Sp. 608
bis 612) machte sich ein Nachtrag nötig, der elf Aufsätze enthält
und so den gelehrten Verfassern die Möglichkeit bietet,
dem entschlafenen Meister der Bollandisten ihre dankbare Verehrung
zu erweisen. Paul Devos schildert in ausführlicher und
tief empfundener Darstellung (S. I—XLVII) Leben und Wirken
des Entschlafenen, in der er dabei die unerschütterliche
Zähigkeit, das großartige umfassende Wissen, aber auch die
stille Bescheidenheit des Meisters betont, der wenigstens am
Ende seines Lebens noch die wohlverdiente Anerkennung der
Wissenschaft durch Verleihung des D. theol. h. c. (Straßburg
22. 11. 1946) und des Dr. phil. (Louvain 20. 10. 1947) erhielt.
Den ganzen Reichtum seiner Arbeit erschließt die Bibliographie
Paul Peeters (S. XLVIII—LIX).

Henri Gr^goire avec la collaboration de Paul Orgels,
La ve>itable date du martyre de S. Polycarpe (23 fevrier 177)
et le corpus Polycarpianum (S. 1—38) erweist scharfsinnig die
Zuverlässigkeit der Angaben des Eusebios (h. e. IV 15) und die
Haltlosigkeit der weitverbreiteten Annahme, Polykarp sei im
Jahre 155 gestorben (so noch Bonwetsch in PRE3, XV, 535 ff.)-
Urheber des Irrtums ist der Fälscher Pseudopionius (Anfang
des 5. Jahrhunderts). Fernand De Visscher, Le regime juri-
dique des plus anciens cimetieres chr^tiens k Rome (S. 39—54)
untersucht die Möglichkeit, die ursprünglich privaten und familiären
Begräbnisstätten juristisch zu decken und bis zum
3. Jahrhundert zu erhalten. P. Styger habe gezeigt (Die römischen
Katakomben), daß im Jahre 230 n.Chr. grundlegende
Umwandlungen eingetreten seien. Clovis Brunei bespricht
(S. 55—56) eine Nouvelle version provencale de la lettre du
Christ tombee du ciel, erhalten (ohne Ende) in Ms, francais
13509 der Bibliotheque nationale de Paris (saec. XV) f. 114
v. Baudouin de Gaiffier, Les sources de la passion de Saint
Eutrope de Saintes dans le „Liber Sancti Iacobi" (S. 57—66)
erweist als Quellen des Compilators des Guide du Pelerin de
Saint Jacques de Compostella üb. V die Passion der heil. Simon
und Judas (Thaddeus), den Briefwechsel des Abgar mit Jesus
und Notizen des Fortunatas und Gregorius von Tours. Fran-
cois Halkin, Inscriptions grecques relatives ä l'hagiographie
(S. 67—76) vervollständigt seine im ersten Bande der Melanges
(S. 87—108) begonnene Sammlung durch die Inschriften aus
Palästina, wobei er sich als scharfsinniger Kritiker betätigt.
Nur für 11111111 er-rüs (S. 71) hat er Dalmans Angabe (Palästina-
jahrbuch 10 [1914], S. 28) übersehen, daß xvqov 'Icouvvov nur