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Ausgabe:

1951 Nr. 9

Spalte:

541

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Dictionary of Ceramic Terms (Millōn lemunneḥē haqqaddārūt) 1951

Rezensent:

Thomsen, Peter

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Theologische Literaturzeitung 1951 Nr. 9

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Sofort aber erhebt sich die Frage, wieviele und welche Gottheiten
aus dem Uq6s ydfiog hervorgehen, bei dem auffälligerweise
gleich zwei weibliche Gestalten eine Rolle spielen. Verf.
meint, eine sich sechsmal wiederholende Geburtsszene feststellen
zu können, die der Geburt jeweils eines „liebreichen
und schönen Gottes" entspricht; vgl. S. 50. Im Mittelpunkt
steht nach ihm die Geburt der „Morgenröte". So interpretiert
er Zeile 52 a, die die Folgen des legdg yd/wg schildert und
ugaritisch tldn ihr wShn lautet, mit „eile enfante Aurore le
Pacifique"; vgl.' S. 24. Abgesehen von der philologischen
Fragwürdigkeit dieser Übersetzung scheint mir auch die gesamte
Schau des Verf .s nicht überzeugend zu sein. Wesentlich
näher kommt wohl Th. H. Gaster, Thespis (New York 1950)'
S. 225—256, dem Sachverhalt. Er versteht unter ihr und Um
ein Zwillingspaar entsprechend den beiden von 'Ilu begatteten
Frauen, identifiziert sie mit hebräischem Hhar und
akkadischem Sulmu und läßt sie Morgenröte und Sonnenuntergang
(Morgen- und Abendstem) verkörpern.

Daß das ganze Epos aus zwei Teilen besteht, ist die
Meinung des Verf.s wie die von Th. H. Gaster. Beide unterscheiden
sich freilich auch hier sehr stark sowohl in der A11-
setzung der Cäsur wie in der Frage nach dem Platz im Kultus.
Verf. läßt den ersten Teil (Zeile 1—37) in oder bei der Stadt
Ugarit spielen, während der zweite Teil (Zeile 38—76) zur
Kulthandlung an der Küste gehört; vgl. S. 51. Anders Th. H.
Gaster; er gliedert das Ganze in einen liturgischen Teil
(Zeile 1—22) und in das eigentliche, am Schluß nicht mehr
intakte Kultdrama (Zeile 23—76). Auch hier scheint mir G.
dem Tatbestand näher zu kommen als der Verf. vorliegender
Abhandlung.

Hinsichtlich der Einzclinterpretation wären ebenfalls
allerlei Fragezeichen zu setzen, besonders bezüglich mancher
vom Verf. im Text vermuteter Götternamen. Dies gilt sowohl
für den eigentlichen Kommentar wie für die das Ganze abschließende
systematische Zusammenfassung des mythologischen
Tatbestandes, wie er sich für den Verf. aus dem
Epos ergibt. Wenn auch m. E. Th. H. Gaster weiterführt, so
wird man Verf. gern zugeben, daß er zu weiterem Durcharbeiten
des Textes anregt; vor allem zeigt er, wie viele Unklarheiten
und Unsicherheiten, aber auch Möglichkeiten unterschiedlicher
Interpretation das Epos enthält.

Jena Rudolf Meyer

Dictionary of Ceramic Terms. Hebrew-Englith-Frencb-German (= Dictio-
naries of the Wa'ad Hallashon Ha'ibrlth, 19). Published with the Assistance
of the Bialik Institute of the Jewish Agency. Jerusalem 1950. 96 S.,
lOTaf. 16°.

Das kleine Lexikon kommt einem wirklichen Bedürfnis
entgegen. Es bietet ein systematisch geordnetes Verzeichnis
aller Ausdrücke und Bezeichnungen des Töpferhandwerkes in
drei Sprachen (leider nicht in arabischer Sprache) und veranschaulicht
sie auf den eingefügten Tafelabbildungen. Damit
wird nicht nur dem Archäologen und Ausgräber ein nützliches
Hilfsmittel geboten, sondern auch dem Leser und Bearbeiter
von Grabungsberichten. Drei alphabetische Register ermöglichen
ein sofortiges Auffinden des gesuchten Ausdruckes. Für
Scherben 24, 2 wäre besser „Scherbe" eingesetzt worden, für
Shattered pot 25, 2 „zerbrochenes Gefäß", für Scalloped ledge
handle 37, 10 „gekerbter Leistenhenkcl", für Silhouette 58, 1
„Schattenriß". Die hebräischen Verweise auf die Tafelabbildungen
sind ohne weiteres auch für den dieser Sprache Unkundigen
verständlich.

Dresden Peter Thonisen

NEUES TESTAMENT

Parvis, Merrill m., u. Allen p.Wikgren: New Testament Manuscript

Studies. The Materials and the Making of a Critical Apparatus ed. Chicago:
University of Chicago Press [1950]. XI, 220 S., 32 Taf. gr. 8«. 13.—.
Die textkritische Arbeit am Neuen Testament ist noch
Ifflmer für alle eingehenderen Untersuchungen auf die 1872 erschienene
editio octava critica maior Constantin von Tischen-
dorfs angewiesen, da sich das Riesenunternehmeii Hermann
von Sodens (1913 abgeschlossen) aus verschiedenen Gründen
als ein Fehlschlag erwiesen hat, so sehr die Angaben dieser Ausgabe
für die Minuskeln unentbehrlich sind. Schon in der Zelt
nach dem ersten Weltkrieg hatten darum Besprechungen über
einen „neuen Tischendorf" zwischen deutschen und englischen
Fachleuten stattgefunden, in deren Verlauf schließlich den
englischen Forschern die Herausgabe des neuen Werkes anvertraut
wurde, in das nicht nur die umfangreichen Textfunde
eingearbeitet werden sollten, die seit 1872 bekannt geworden

sind, sondern das auch die Lesarten der Minuskeln reichlicher
mitteilen und die Väterzitate nach den kritischen Neuausgaben
einsetzen sollte. Von der geplanten Ausgabe sind, bearbeitet
durch S. C. E. Legg, zwei Bände erschienen (Markus
1935; Matthäus 1940), die in dieser Zeitschrift nicht besprochen
worden sind. Leider hat sich die Ausgabe trotz der
gewaltigen daran gesetzten Arbeit aber als ungenügend erwiesen
, ganz besonders durch die unzulängliche Anführung der
Väterzitate (s. H. von Soden, Gnomon 1937, 52ff.; T.W.
Manson, Journ. of Theol. Stud. 1942, 83ff.), und so ist ihre
Fortführung aufgegeben worden. Inzwischen hatten sich in
England und den Vereinigten Staaten Gruppen von Fachleuten
gebildet, die die Herausgabe eines „neuen Tischendorf"
auf wesentlich breiterer und zuverlässigerer Grundlage in die
Hand nehmen wollten, und die amerikanische Gruppe, die
unter der Leitung von E. C. Colwell steht, hat sich im Oktober
1948 zum erstenmal versammelt, um genauere Pläne auszuarbeiten
, und hat seither auch mit den Engländern und Forschern
anderer Länder Verbindung aufgenommen (s. dazu
J. Schinid, Münchener Theol. Ztschr. 1, 1950, 79L). Die Vorarbeiten
scheinen so weit gefördert, daß mit der Vorbereitung
eines ersten Bandes begonnen werden kann. Welche Aufgaben
diese dringend benötigte neue Ausgabe zu lösen versuchen
muß, und welche Grundsätze bei dieser Lösung angewandt
werden sollen, zeigen die Arbeiten, die bei jener ersten Zusammenkunft
vorgetragen wurden und die nun dankenswerterweise
In Buchform vorliegen.

Das Buch ist insofern nicht ganz einheitlich, als es zum Schluß drei Aufsätze
enthält, die nicht für jeden Textkritiker von Interesse sind und auf die
darum hier nur kurz hingewiesen werden soll. M. M. Parvis macht auf die
Sammlung von 44 neutestamentlichenHandschriften In der Universität Michigan
aufmerksam, aus der einige Papyri (37. 38. 46. 53) allgemein bekannt sind.
S. der Nersessian zeigt die Geschichte der armenischen Evangelienillustration
an den In Amerika vorhandenen armenischen Handschriften auf, was doch
als eine sehr willkürlich begrenzte Aufgabe bezeichnet werden muß; und
K- Weitzmann untersucht das Nebeneinander von erzählenden und liturgisch
bedingten Illustrationen in den mittelbyzantinischen Lektionaren, wobei
die verschiedene Methode der Bildauswahl wie der Herkunft der Darstellungsarten
besprochen wird und sich ergibt, daß gelegentlich die Illustrationen die
Herkunft einer textkritisch nicht lokalisierbaren Handschrift erlauben. Diese
beiden Aufsätze sind reich illustriert.

Der Hauptteil des Buches dient der Erörterung der Probleme
, die sich bei der Gestaltung eines Apparates zum griechischen
Neuen Testament heute ergeben. K. W. Clark zeigt
in einem Aufsatz über „Die Handschriften des griechischen
Neuen Testaments" die Aufgaben, die einerseits das Suchen
nach dem Urtext, andererseits die Aufhellung der späteren
Textgeschichte stellen. Er weist darauf hin, daß von den etwa
4500 Zeugen des griechischen NT nur sehr wenige wirklich
untersucht sind, daß aber die ältesten Rezensionen nur auf
Grund weniger Zeugen herausgestellt werden können; er betont
ferner, daß die Forschung über die Feststellung der Existenz
der Rezensionen des 3. Jahrhunderts noch nicht herausgekommen
ist, insbesondere nichts weiß über die Entstehung
dieser Rezensionen im 2. Jahrhundert, während der byzantinische
Text weiter erforscht worden ist. Sollen weitere Aufgaben
gelöst werden können, so müssen erst eine ganze Reihe
von Hilfsmitteln geschaffen werden: eine neue umfassende
Liste aller Zeugen (d. h. eine Erneuerung des „Gregory", s. dazu
G. Maldfeld, ThLZ 1950, ögoff.), eine neue Darstellung
der griechischen Paläographie, zalürciche neue Handschriftenkollationen
, schließlich ein „neuer Tischendorf", eine Textausgabe
mit reicherem und zuverlässigerem Apparat. Damit
diese Aufgaben durchgeführt werden können, muß man sich
aber über die Basis aller Handschriftenkollationen und über
den einer neuen Textausgabe zugrunde zu legenden Text
einigen. Hatte Legg'in seiner Ausgabe den kritischen Text von
Westcott und Hort abgedruckt und im Apparat die Abweichungen
davon notiert, so fordert nun Clark, daß nicht nur
die Mehrzahl der späteren Handschriften an Hand einer Neuausgabe
des textus reeeptus kollationiert werden sollen, sondern
daß auch in einer Neuausgabe zwei Apparate zu bieten
seien, indem die älteren Zeugen mit einem kritischen Text und
die jüngeren mit dem textus reeeptus verglichen werden
sollen. Dieser Vorschlag ist darum beachtlich, weil er den
Apparat durchsichtiger machen würde. Doch dürfte er nicht
zur Durchführung gebracht werden, ehe an einem umfangreichen
Beispiel seine Ausführbarkeit ausprobiert wäre. Und
gegen die Zugrundelegung des textus reeeptus in einer neuen
Variantenausgabe des NT ist doch der schwerwiegende Einwand
zu erheben, daß dann die Ausgabe eine reine Variantensammlung
wird und der Leser, besonders der nicht spezialistisch
informierte Leser, nicht wie sonst durch den Apparat