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Ausgabe:

1951 Nr. 7

Spalte:

438

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Uhde, Jürgen

Titel/Untertitel:

Der Dienst der Musik 1951

Rezensent:

Stier, Alfred

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Theologische Literaturzeitung 1951 Nr. 7

438

zu diesen Fragen vgl. S. 711. (für die USA) und S. 27Ü. (für
Großritannien). — Es wäre gut, wenn der geplante zweite Teil
dieser Untersuchung, der über die Entwicklung in den Niederlanden
, Skandinavien und Deutschland berichten und die
jüngsten Ereignisse auf dem Gebiet der Schule und Erziehung
in den USA und Großbritannien nachtragen soll, bald folgen
würde.

Frankfurt/M Hans Heinrich Harms

KIRCHENMUSIK

Schmieder, Wolfgang: Thematisch-systematisches Verzeichnis der
musikalischen Werke von Johann Sebastian Bach. Bach-Werke-Ver-
zeichnis (BWV) hrsg. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1950. XXII, 747 S.
gr. 8°. DM 45.— ; Lw. DM 48.—.

Wer könnte sich ausder Mozart-Literatur das „Kochel-Verzeichnis
" fortdenken? Es ist ein für dieses Arbeitsgebiet
schlechthin unentbehrliches Werk. In der Bach-Forschung
und in der Bach-Pflege haben wir bisher auf ein derartiges
Hilfsmittel verzichten müssen. Und je länger sich, von Jahrzehnt
zu Jahrzehnt, seine Abfassung und Herausgabe verzögerte
, um so geringer wurde unsere Hoffnung, jemals ein
Werk dieser Art zu besitzen; denn die Schwierigkeiten steigern
sich mit der fortschreitenden Forschung progressiv. Wolf gang
Schmieder hat uns unsern lang gehegten Wunsch erfüllt. Und als
erstes haben wir dafür unsern aufrichtigen Dank zu sagen. Der
Verf. sah sich anderen Schwierigkeiten gegenüber, als sie in
den meisten ähnlichen Fällen auftreten. Schon darin liegen
sie, daß sich längst nicht alle Werke Bachs so genau datieren
lassen, wie es zu der üblichen chronologischen Ordnung notwendig
ist. Dazu kommt, daß das Hauptwerk Bachs, seine
Kirchenkantaten, bereits eine so feste Gruppierung und Numerierung
besitzt, daß daran, wenn man nicht die gesamte bisherige
Zitierungsmethode umstürzen will, nichts mehr geändert
werden kann, auch wenn diese Kantaten-Nummern
ganz und gar zufällig zustande gekommen sind. — So entschloß
sich Schmieder, von der chronologischen Ordnung abzusehen
und den Stoff systematisch zu gruppieren. Hierzu
aber wird ein ganz besonderes Eindringen in die Materie erfordert
, ja bis zu einem gewissen Grade wirkliche Beherrschung
des Stoffes. Sicherlich sind in der Gesamtanordnung, die der
Verf. jetzt darbietet, nicht alle Wünsche erfüllt. Aber angesichts
der ungeheueren Leistung verzichten wir auf kritelnde
Anmerkungen und nehmen dankbar an, was vorliegt. Schmierers
Arbeit wird von jetzt an die bleibende Grundlage der
Zitierung von Bachs Werken sein. Und schon dies, daß wir
künftig mit einer kurzen Chiffre angeben können, welches
Werk wir unter der großen Zahl oft gleichartiger Kompositionen
meinen, ist ein Gewinn. Aber Schmieders Arbeit bedeutet
sehr viel mehr. Ich gestehe, daß seit seinem Erscheinen
Qer Band nicht von meinem Schreibtisch kommt; und so wird
es wahrscheinlich bei allen um die Bach-Forschung Bemühten
aussehen.

Hier kann man sich über Themen, Tonart, Besetzung,
Umfang jedes Satzes schnell und zuverlässig orientieren. Alle
wesentlichen Aufgaben über die Entstehung der Kompositionen
sind aufgezeichnet, die Quellen sorgfältig beschrieben,
auch die wichtigsten Ausgaben berücksichtigt. Darüber hinaus
aber findet man bei jedem Werk ein ausführliches Literaturverzeichnis
, so daß wir mit dem Bande zugleich mindestens
den speziellen, auf die einzelnen Kompositionen bezüglichen
Teil der ebenfalls längst schmerzlich entbehrten Bach-
Bibliographie erhalten haben.

Schon diese wenigen Angaben über den Inhalt des Bandes
genügen, um zu zeigen, daß Schmieders Werk eine geradezu
einzigartige Bedeutung besitzt. Die Bewunderung für die
Leistung wird noch gesteigert, wenn man erfährt, daß die gesamte
Arbeit, die sich im Spätjahr 1943 im Druck befand,
durch den Luftangriff auf Leipzig so gut wie vollständig vernichtet
worden ist. Dem Verf. und ebenso dem Verlag gebührt
unser Dank dafür, daß sie sich die ungeheueren Mühen und
Kosten nicht haben verdrießen lassen, noch einmal von vorn
anzufangen und das Ganze zu vollenden. Unter der Bach-
Literatur, die das Gedenkjahr 1950 hervorgebracht hat, aber
auch weit darüber hinaus ist das vorliegende Opus wirklich
ein monumentales literarisches Denkmal. Die hervorragende
Ausstattung entspricht dem Gehalt. Es ist nicht zweifelhaft,
daß dies Verzeichnis der Werke Bachs im In- und Ausland die
weiteste Verbreitung in der gesamten Fachwelt finden wird.
Dies wird voraussichtlich bald zu ehier Neuauflage führen.
Dazu wird eine helfende Mitarbeit aller Fachleute erforderlich
sein. Und bei dieser Gelegenheit werden sicherlich sehr viele
Wünsche laut werden. Gerade um solche verbessernde Mitarbeit
bittet der Verf. in der ausführlichen und die Grundsätze
seines Vorgehens mustergültig erläuternden Vorrede.
Wir beglückwünschen Wolfgaug Schmieder, wir beglückwünschen
den Verlag Breitkopf & Härtel, wir beglückwünschen
aber ebenso die gesamte internationale Bach-Forschung
und Bach-Pflege zu dieser großen Gabe.

Berlin Friedrich Smend

Uhde, Jürgen: Der Dienst der Musik. (Vortrag, gehalten in der Stuttgarter
„Privatstudicngesellschaft" im November 1949.) Zollikon-Zürich: Evangelischer
Verlag 1950. 32 S. 8° = Theologische Studien. Eine Schriftenreihe,
hrsg. v. Karl Barth H. 30. sfr. 2.20.

Ausgehend von der Situation der Musik in der Gegenwart
versucht dieser Vortrag den Auftrag der Musik im Anschluß
an die Definition zu entwickeln, daß sie das mitteilsame Spiel
klingender Ordnungen in der Zeit sei. Bei dieser Untersuchung
wird deutlich, daß eine befriedigende Deutung des Auftrags
der Musik nur von der Theologie gegeben werden kann. Musik
ist ein Hinweis auf das Lobopfer, das der ganze Kosmos und
alle Kreaturen Gott darbringen; Musik gehört zum Bereich
der menschliehen Antwort auf die göttliche Offenbarung. Die
kleine Schrift gehört zum Besten, was in der Gegenwart über
Wesen und Bedeutung der Musik geschrieben worden ist.
Ilsenburg/Harz Alfred Stier

VON PERSONEN

Zum 70. Geburtstag von Leonhard Fendt

am 2. Juni 1951

wurde unter Federführung der Berliner Theologischen Fakultät die nachstehende
, von zahlreichen Mitgliedern aller deutschen theologischen Fakultäten
unterzeichnete Adresse übergeben:

Hochverehrter Herr Kollege! Vor Ihnen öffnet sich heute das Tor zum
achten Jahrzehnt Ihres Lebens. Grund genug für die theologische Fakultät
unserer alma mater, mit Ihnen vor Gottes Angesicht zu treten, um einer tief
empfundenen Dankespflicht zu genügen und wärmste Wünsche auszusprechen.

Ein Blick über den Weg, den Sie geführt worden sind, ergibt das Bild
eines reichen und erfüllten Prediger- und Gelehrtenberufes. Das „hochgemute
Luthertum" hat es Ihnen angetan, und Sie sind seinem Ruf gefolgt, ohne das
Erbe zu verleugnen, das Ihnen von Hause aus zuteil geworden war. Ihre liturgischen
Studien legen davon beredtes Zeugnis ab. Als Lehrer der praktischen
Theologie an unserer Universität haben Sie das Qebiet Ihrer Forschung und
Ihres Unterrichts auf alle Zweige dieser weitreichenden Disziplin ausgedehnt,

bis Sie in einem zusammenfassenden „Grundriß", der jedoch sehr viel mehr
als ein Grundriß Ist, die reife Frucht Ihrer langjährigen Arbeit vorlegen
konnten.

Als Sie im Februar 1931 Ihre Antrittsvorlesung hielten, bezeichneten Sie
„die Theologie als die wissenschaftliche Selbstbesinnung der Kirche" und
brachten damit zum Ausdruck, daß „wissenschaftliche Theologie im Auftrag
der Wissenschaft überhaupt ausgeübt wird", also „rationale Theologie" ist.
Sie verfehlten indessen nicht hinzuzufügen: „Ebenso richtig bleibt aber, daß
die rationale Theologie nur dadurch Theologie und nichts anderes als Theologie
ist, daß jene fiduziale Theologie in ihr als lebendiges Herz schlägt".

Diese Ihre grundsätzliche theologische Haltung haben Sie bewährt, und
das hat Ihnen den Dank derer eingetragen, die zu Ihren Füßen saßen.

Nunmehr sind die Tage des biblischen Alters herangekommen. Welche
Gnade könnte größer sein als die, daß es Ihnen geschenkt werde, was Luther
mit unvergleichlicher Schönheit aus dem Mosesegen des Deuteronomiums in
sein geliebtes Deutsch übertragen hat:

„Dein Alter sei wie deine Jugend!"