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Ausgabe:

1951 Nr. 7

Spalte:

415

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Hudal, Alois

Titel/Untertitel:

Kurze Einleitung in die Heiligen Bücher des Alten Testamentes 1951

Rezensent:

Rost, Leonhard

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415

Theologische Literaturzeitung 1951 Nr. 7

416

Hudal, Alois, Bischof Dr., u. Ziegler, Joseph, Prof. Dr.: Kurze Einleitung
in die Heiligen Bücher des Alten Testamentes. 6. Aufl., neu-
bearb. v. Prof. Dr. Franz Sauer. Graz-Wien: Styria Steirische Verlagsanstalt
1948. XII, 271 S. gr. 8°. S 32.—; Pp. S 40.—.

Das bekannte Lehrbuch hält in seiner 6. Auflage an der
bewährten Einteilung fest. Auf Vorbemerkungen (S. i—16)
folgt eine allgemeine Einleitung (S. 17—105), die nach einer
kurzen Kanonsgeschichte, in der vor allem die Frage der deu-
terokauonischen Schriften zu Worte kommt, eine ausführliche
Einführung in die Textgeschichte, bes. der Vulgata, bietet,
und eine besondere Einleitung (S. 106—262), die die Geschichte
des Ursprungs der atl. Bücher darlegen will. Anhangsweise
werden Entscheidungen der Bibelkommission (S. 263—270)
und Nachträge und Berichtigungen (S. 271) gebracht. Es ist
eine katholische Einleitung, d. h. als Quelle der Einleitung
(§ 2 S. 5) fungieren: ,,1. Die hl. Schriften als geschichtliche
Erscheinungen, die bestimmte Zeit- und Kulturverhältnisse
widerspiegeln. 2. Die Entscheidungen der Päpste, allgemeiner
und Partikularkonzilien, die Erlasse der Päpstlichen
Bibelkommission. 3. Die Werke der Väter und Kirchenschrift-
steller der ersten Jahrhunderte. 4. Darstellungen der christlichen
Kunst. 5. Neuere katholische Exegeten und Theologen.
6. Apokryphen, häretische und profane (Philo f um 40 und
Josephus Flavius t um 100 n- Chr.) Schriftsteller der ersten
christlichen Jahrhunderte." über die literarkritische Forschung
wird jedoch in vornehmer Weise kurz, manchmal etwas
zu kurz referiert und dem gegenüber der katholische, von der
spät jüdischen und frühchristlichen Tradition stark beeinflußte
Standpunkt entwickelt und in sauberen und behutsamen Formulierungen
ohne Hörner und Zähne dargelegt. Das Buch ist
1948 unter schwierigen Verhältnissen erschienen, also vor den
ersten noch recht unsicheren Nachrichten über die neuen
Handschriftenfunde. Leider ist auch Dunand, Byblia Gram-
mata 1947 dem Bearbeiter anscheinend nicht zugänglich gewesen
. Auf S. 43 vermißt man ungern den Hinweis auf die
Ostraka aus der Zeit Ahabs und vom Teil ed-Duwer aus der
Zeit Zedekias.

Wenn auf S. 46 gesagt wird: „Auch Rhythmik, Strophik
und Metrik können mit Vorsicht herangezogen werden", so
bleibt leider dieser Satz ohne weitere Auswirkung, da nicht
einmal ein Hinweis auf geeignete Literatur geboten wird. Und
S. 118 wird zwar von H. Gunkels Gattungsforschung gesagt,
sie könne für die Klärung der Pentateuchf rage noch wichtige
Dienste leisten. Aber auch hier bleibt es bei dem einen Satz
ohne Hinweis auf geeignete Literatur. Eigenartig ist es auch,
daß das Psalterium Pianum zwar auf S. 187 ausführlich erwähnt
wird, aber innerhalb der besonderen Einleitung unter
Psalmen, und daß kein Versuch gemacht wird, das Verhältnis
dieser Ubersetzung zum Dekret der sessio quarta des Triden-
tinums vom 8. 4. 1546 zu klären.

Diese Bemerkungen möchte ich als Hinweise auf Lücken
verstanden wissen, die eine 7. Auflage ausfüllen könnte. Eine
solche wünsche ich dem besonders in seinem allgemeinen Teil
sehr anregenden Studentenbuch.

Berlin Leonhard Rost

NEUES TESTAMENT

Schürmann, Heinz: Aufbau und Struktur der neutestamentlichen

Verkündigung. Paderborn: Schönlngh 1949. 56 S. 8° = Paderborner
Schriften zur Pädagogik und Katechetik, hrsg. v. Th. Kampmann ti.
H. Strunz. H. 2. Kart. DM 1.20.

,,Weil die christologische Verkündigung von christolo-
gischer Lehre beseelt ist, hat letztlich das futurische Perfekt
der neutestamentlichen Verkündigung Präsensbedeutung. Wer
das verstanden hat, hat Aufbau und Struktur der neutestamentlichen
Verkündigung im wesentlichen verstanden" (S. 16),
er hat verstanden, daß etwa die Bekenntnisformel „Herr ist
Jesus Christus" (vgl. Phil. 2, 11) die Verkündigungsformel „den
ihr gekreuzigt habt, den hat Gott von den Toten auferweckt"
(Apg. 4, 10) aus dem Osterjubel (Luk. 24, 34) als der ursprünglichen
Mitte, „aus der das ganze NT wie aus einer Knospe
herausspringt", „zur Entfaltung treibt" (S. 15).

I. „Das Perfekt in der neutestamentlichen Verkündigung" (S. 17—32).
„In dem Maße sich in der Verkündigung Prädikat und Subjekt gegenseitig bestimmen
, entfaltet sich dieselbe" (S. 18). I. Markus: ,,Der Glaube, der hier am
Verkünden ist, weiß um die Absolutheit Jesu, stammelt aber in Prädikationen
und Würdenamen der zeitgenössischen Umwelt, die keine Absolutheitsaus-
sagcn adäquat wiedergeben können" (S. 25). 2. Matthäus: „Das Evangelium
des Matthäus will verstanden sein aus den Hl. Vierzig Tagen nach Ostern, in
denen der Herr seine Gegenwart offenbarte und die nun bleibt bis ans Ende der
Welt" (S. 27). 3. Lukas: „Der am Ende im Geiste vom Himmel aus wirkt, ist

am Anfang schon im Geiste schöpferisch ins Dasein getreten" (S. 29). 4. „In
der Verkündigung des Johannes ist das letztmögliche Verständnis des Christusereignisses
als Perfektum erreicht, weil der Ursprung desselben und sein Ende
jeweilig gänzlich in Gott verlegt ist" (S. 30).

II. „Das futurische Perfekt in der neutestamentlichen Verkündigung"
(S. 33—45). 1. „Die eschatologische Verkündigung steht im NT allenthalben
in dem zunächst unverständlichen Dilemma eines .Schon' und eines ,Noch-
nicht'" (S. 36). „Rückwärts wird man sogar die Verborgenheit des Lebens
Jesu auf Erden aus der Tatsache heraus verstehen müssen, daß Jesus während
dieser Perlode schon immer .entrückt' war ,zu Gott und seinem Thron', verborgen
vor der Macht des Satans, was dann in der .Himmelfahrt' nur noch vollendet
wurde" (S. 37). 2. Auf der johanneischen Stufe „wird am deutlichsten, —
was aber an der ganzen prophetischen Verkündigung auch des übrigen NT aufgewiesen
werden könnte, — daß in der Offenbarung einerseits, im Evangelium
des Johannes andererseits zwei anscheinend sich diametral entgegengesetzte
Eschatologien unter dem einen Namen des Apostels Johannes vereint sind.
Doch es wird sichtbar werden, daß das, was als Gegensatz erscheint, eine zusammengehörende
Ganzheit ist" (S. 41), denn „gerade in dem johanneischen
Schrifttum, wo das .Noch nicht' des Christusereignisses (in Offbg.) am stärksten
betont ist, ist das .Schon' desselben (im Evgl. Joh.) Stärkstens betont, und man
sieht, daß nicht eine Bilderreihe gegen die andere ausgespielt werden darf, daß
vielmehr die Wahrheit hier dialektisch zu erfassen ist" (S.42). „Die Sicht: die
vergangenen Geschehnisse sind nur zeichenhaft-dynamische Vorverwirklichungen
, die eigentliche Verwirklichung steht noch aus, muß korrigiert werden
durch die andere: die vergangenen Geschehnisse sind keimhaft-verborgen schon
die eigentliche eschatologische Verwirklichung, die nur noch apokalyptisch enthüllt
werden muß" (S. 45). Das NT redet „grundlegend nicht Im Futurum,
sondern im Perfektum, wenn auch — und das darf nicht unterschlagen werden
— in einem .futurischen' Perfekt, was nun verständlich sein dürfte" (S. 45).
(Verf. sieht nicht, daß solche Aussagen auch von einer sich verwirklichenden
bzw. in Erscheinung tretenden Idee gemacht werden können.)

III. „Die Präsensbedeutung des futurischen Perfekts in der neutestamentlichen
Verkündigung" (S. 46—56). „Der Christ steht nicht nur im Bann
des gekommenen und kommenden Christus, sondern auch des gegenwärtigen
Herrn", d.h. mitten im Christusereignis stehend, „gerät der Christ in das
Christusgeheimnis" (S. 46). „Der gegenwärtige Augenblick im verkündigten
Christusereignis, der nur ein Schnittpunkt Ist der Vergangenheit und der
Zukunft desselben, ist aber voller Ewigkeit." „Der Christ unter der Verkündigung
steht nicht mehr nur in der Geschichte, sondern ist schon in der Geschichte
der Geschichte enthoben. Der dialektische Pendelschlag im Christus-
ereignis von der Vergangenheit zur Zukunft und zurück schlägt In seinem
gegenwärtigen Tiefpunkt jeweilig den Christen heraus aus aller Geschichte in
die Ewigkeit. (!) Der Christ steht immer so im Christusereignis, daß er dem
vergangenen eschatologischen Geschehen verhaftet ist, darin aber die geheimnisvolle
übergeschichtliche Christuswirklichkeit ihn gegenwärtig berührt"
(S. 47). „Je tiefer das im Christusereignis sich offenbarende Christusgeheimnis
gegenwärtig erfaßt ist, desto ausholender kann das Christusereignis selbst beschrieben
werden. Je gültiger die christologische Bekenntnisformel ist, desto
gültiger ist auch die jeweilige Verkündigungsformel, die jene verleiblicht.
Immer steht der Glaubende in der Dialektik des Christusereignisses im gegenwärtigen
Augenblick dem aller Geschichte entrückten Herrn gegenüber, und
je umfassender das Prädikat ist, in dem dieser Gegenwärtige erfaßt wird, desto
ausholender kann sein geschichtliches Erscheinen erfaßt werden. Wenn das
Geheimnis dessen erfaßt ist, der in die Geschichte eintritt, kann dieses geschichtliche
Ereignis in seinem vergangenen Anfang und Ende und seiner
noch ausstehenden Zukunft wesensgerecht beschrieben werden" (S. 48). „Das
Wissen aber des gläubigen Christusbekenntnisses um die anzubetende Absolutheit
Jesu ist es, das die neutestamentliche Verkündigung beseelt" (S. 53). (Wo
bleibt die Mariologie?) — So gilt endlich: „Indem wir Eucharistie feiern,
stehen wir in zentralster Weise in der Gegenwärtigkeit des Christusereignisses,
sie ist nämlich die Realverkündigung desselben" (S. 54). Ferner: „In der neutestamentlichen
Verkündigung der Kirche wächst sich die Eucharistiefeier
zum Kirchenjahr aus" „nach dem Gesetz der neutestamentlichen Verkündigungsdialektik
" (S. 55), d. h. „Zwischen Vergangenheit und Zukunft in den
gegenwärtigen Augenblick gebannt (sie!), begegnet ihr (sc der Kirche) aber
immer der gegenwärtige Herr. Das in der Kirche Christi gefeierte Jahr des
Herrn und in ihm die Eucharistiefeier ist also der Mittelpunkt, von dem aus eine
Innenschau der Christusoffenbarung und damit ein Zentralverständnis der neutestamentlichen
Verkündigung gewonnen werden kann" (S. 56). —

Es ist schade, daß die dem katholischen Bibelunterricht
gewidmete, ihrem Zweck stilistisch allerdings kaum gewachsene
Schrift nicht von E. Stauffer besprochen worden ist,
den der Verf. korrigieren und weiterführen möchte und m. E.
an Konsequenz übertroffen hat. Der Verf. erklärt sich, indem
er einleitend betont: „Es sei nicht verheimlicht, daß wir diese
Korrektur und Weiterführung den Erfahrungen bei der im
liturgischen Jahr der Kirche entfalteten Eucharistiefeier verdanken
, in der sich die Christusoffenbarung in einer für uns
sehr durchsichtigen und faßbaren Weise ihrer inneren Struktur
nach darlegt. Alle Hilfe für die christliche Lehrverkündigung
wie für den christlichen Lebensvollzug erwarten wir vom biblischen
Hören in liturgischer Begehung" (S. 12). Jedoch, auch
diese Schrift erhebt Anspruch auf Logik. Also: wie verhält