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Ausgabe:

1951

Spalte:

385-392

Autor/Hrsg.:

Benktson, Benkt-Erik

Titel/Untertitel:

Zur Frage der theologischen Methode bei Karl Barth 1951

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iffconatsfdmft für Das aefamte bebtet Der Cljeoloöte und flUltgionsänffenfdjaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. KURT ALAND, HALLE-BERLIN

NUMMER 7 76. JAHRGANG JULI 1951

Spalte

£ur Frage der theologischen Methode bei
Karl Barth. Von Benkt-Erik Benktson 385

Kirche und Welt nach dem Epheser- und
Kolosserbrief. Von Otto Pereis....... 391

Versuch einer Anthropologie als Philosophie
des Geistes. Von Wilhelm Koepp 399

Anwander: Die Religionen der Menschheit.

2- Aufl. (Mensching)................... 405

pendt: Die Existenz der Kirche Jesu Christi

Uoh. Schneider)...................... 421

Heim: Glaubensgewißheit. 4. Aufl. (Paulus) 431
Hudal u. Ziegler: Kurze Einleitung in die
neiligen Bücher des Alten Testaments.

6- Aufl. (Rost)........................ 415

Nundeshagen: Calvinismus und staatsbürgerliche
Freiheit (Albertz)........... 423

"unscheidt: Sebastian Mutschelle (Fendt) 425
lrmscher: Götterzorn bei Homer (Herter) 406
Jelke: D. Chr. Ernst Luthardts Kompendium
der Dogmatik (Althaus)........... 426

J"nglas: Die Lehre der Kirche. 5. Aufl.
(Graß)............................... 433

Spalte

Languet: Wider die Tyrannen (Albertz)... 423

Litt: Denken und Sein (Koepp).......... 399

— Mensch und Welt (Koepp) ............ 399

Moortgat, s. Scharff.

Rotscheidt: Das Alte Testament in Bibelkunde
, Geschichte, Auslegungen. I n. II
(Galling)............................. 408

Scharff u.Moortgat:Ägypten und Vorderasien
im Altertum (Eißfeldt)............ 403

Schelkle: Die Passion Jesu in der Verkündigung
des Neuen Testaments (Fascher). . 417

Schmieder: Thematisch-systematisches
Verzeichnis der musikalischen Werke von
Johann Sebastian Bach (Smend)........ 437

Schneider, Heinrich: Die biblischen Oden
(Fichtner)............................ 411

Schoeps: Gottheit und Menschheit

(Mensching) .......................... 407

Schürmann: Aufbau und Struktur der neu-
testamentlichen Verkündigung (Fuchs)... 415

S0e: Christliche Ethik (Dilschneider)...... 428

Spranger: Zur Geschichte der deutschen
Volksschule (Kittel)................... 434

Spalte

Uhde: Der Dienst der Musik (Stier)...... 438

Weber, O.: Versammelte Gemeinde

(Albertz)............................. 432

Widengren: Literary and Psychological

Aspects of the Hebrew Prophets (Rost).. 413

Willms: Gott unter Göttern (Mensching).. 405
Winterhager: Kirche, Staat und Erziehung

in ökumenischer Sicht (Harms).......... 436

Zoff: Die Hugenotten (Chambon) ........ 422

Von Personen:

Zum 70. Geburtstag von Leonhard Fendt 437

Bibliographie der wiss. Publikationen von

L. Fendt............................. 439

Berichte und Mitteilungen:

Über die Lage des evang. Schrifttums in

Westdeutschland ..................... 441

Preisaufgabe der Haagsch Genootschap tot
Verdediging v. d. Christ. Godsdienst..... 446

Bibliographie:

Deutsche theologische Bücher 1948-1950. II:
Allgemeines und Bibelwiss. (Steinborn). .. 445

Zur Frage der theologischen Methode bei Karl Barth

Von Benkt-Erik Benktson, Ludgo, Schweden

Wenn man ein einflußreiches Schrifttum verstehen will,
das sich über Jahrzehnte erstreckt und das sich unterdessen
offensichtlich vielmals gewandelt hat, scheinen sich grundsätzlich
drei Möglichkeiten anzubieten. Man kann erstens verschiedene
, mehr oder weniger schroff abgegrenzte Perioden,
Jede mit ihrem speziellen Charakter, zu unterscheiden versuchen
. Man kann zweitens mit der Hypothese arbeiten, daß
es sich trotz der wechselvollen Ausdrucksweise um eine und
dieselbe Absicht handelt, die sich wie ein roter Faden durch
die Produktion der vielen Jahre zieht. Man kann drittens annehmen
, daß der festgestellte Einfluß nicht so sehr darauf be-
ruht, was der betreffende Verfasser gesagt hat, als vielmehr
darauf, wie er es gesagt hat, wobei die Frage nach der Kontinuität
oder Diskontinuität der Anschauung einer schlichten
Feststellung formaler Momente Platz machen muß.

Die letztgenannte Alternative kann, wenn es Karl Barth
gdt, ziemlich schnell ausgeschlossen werden. Barths aufsehenerregende
Darstellungsart kamt die Tatsache nicht verbergen,
daß es äußerst wichtige Dinge sind, die er aus verschiedenen
Anlässen zu sagen hat. Es ist denn auch kein ernstzunehmender
Versuch gemacht worden, Barths Theologie so darzustellen
, als ermangele sie leitender Grundsätze. Es ist dagegen
nachdrücklich diskutiert worden, wieweit die Prinzipien während
seiner ganzen Verfasserschaft dieselben sind, oder ob
unter sich verschiedene Grundsätze einander ablösen. Meistens
ist die Sache auf letztere Weise aufgefaßt worden. Durch feierliche
Widerrufe und solenne „Abschiede" hat Barth selbst, so
könnte es Schemen, eine Auffassung sanktioniert, nach welcher
seine theologische Entwicklung in verschiedene, fixierbare
Perioden eingeteilt werden muß.

Nun gibt es aber bei Barth auch eine Reihe von Aussprüchen
, die in eine andere Richtung gehen, Aussprüche, die
deutlich zeigen, daß er sich einer ungebrochenen Kontinuität
seines Schrifttums wohl bewußt ist. Nichts spricht dafür,
daß diesen Zeugnissen eine geringere Bedeutung beigelegt werden
sollte als den erstgenannten. Es kommt dazu, daß die
vielen Periodeneinteilungsversuche schon in ihrem gegen-

385

seitigen Widerspruch wenig glaubwürdig erscheinen. Wenn
man ganz allgemein konstatiert, daß zwischen Barths theologischem
Standpunkt im „Römerbrief" und in seiner späteren
Zeit ein wesentlicher Unterschied bestehe, so kann dies ja unmöglich
in Abrede gestellt werden. Und es ist eine verhältnismäßig
leichte Sache, in verschiedener Beziehung auf Differenzen
zwischen dem früheren und dem späteren Barth hinzuweisen
. Geht man aber weiter und zielt auf die grundlegende
Anschauung selbst, so wird es schwieriger. Soll man z. B. die
Römerbriefphase bis zum Jahre 1927 ausgedehnt sein lassen,
dem Jahre, da „Die Lehre vom Worte Gottes. Prolegomena
zur christlichen Dogmatik", der erste — und einzige — Band
der „Christlichen Dogmatik im Entwurf" erscheint? Enthält
dieses Werk eigentlich so viel Neues, daß man hier eine neue
Periode beginnen lassen kann ? Der zwanzigste Paragraph der
„Christlichen Dogmatik", „Gott im Zeugnis der Propheten
und Apostel", ist ursprünglich ein Vortrag, veröffentlicht in
„Zwischen den Zeiten" 1925. Dieser Umstand ist eine Andeutung
dessen, daß die Wurzeln der Anschauung Barths in
der „Christlichen Dogmatik" zeitlich weiter zurückreichen.
Aber wie weit ?

Abgesehen davon, zu welchem Zeitpunkt die „Theologie
der Krisis" einer neuen Position Platz macht, welches ist die
Theologie, die jetzt folgt? Wird die „Theologie der Krisis"
von der „Theologie des Wortes" oder von der der „Existenz"
abgelöst? Kann man die neue Epoche „eine supranatura-
listische Wendung des Bardischen Denkens" (Tillich, Christi.
Welt 1936, Sp. 363) nennen, die in „Orthodoxie" (Niebergall,
Der neue Religionsunterricht, IV, S. 128), „Repristinations-
dogmatik" (Steinmann, ZThK 1929, S. 470), „fundatnenta-
lism" (vgl. Hildebrandt, This is the Message. A coutinental
reply to Charles Raven, S. 11) resultiert, oder haben wir ,,a
new Modernism" mit „no place for the supernatural in the
traditionel sense of the term" (Van Til, The New Modernism.
An Appraisal of the Theology of Barth and Brunner, S. 79) ?
Orientiert sich Barth nunmehr in einer ganz anderen Weise als
früher in Richtung auf biblisches Christentum (Schmidt, Die

380

MrB.TÜB.
I7.SEP.1351