Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1951 Nr. 4

Spalte:

233-234

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Schütz, Paul

Titel/Untertitel:

Das Mysterium der Geschichte 1951

Rezensent:

Heussi, Karl

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

233 Theologische Literaturzeitung 1951 Nr. 4 234

Persönlicher Art, als daß sie aus der Entwicklung einer Persönlichkeit zu er- Häuptling zurechtrücken. Die Meditationen enthalten aber
klären wären. Der Verfasser von K wird ein Geistlicher gewesen sein, der viel auch sehr viel Feines und Tiefes; sie verbinden einen großen
mit niederem Volk zu tun hatte, und die dadurch geprägte Stileigentümlichkcit Gedankenreichtum mit einer schwungvollen, in schönem Ebenbeibehielt
, als er für ein anspruchsvolleres Publikum schrieb. Die Argumente maß dahinströmenden Sprache, deren Wirkung nur durch
Vallis haben mich überzeugt. In jedem Fall ist es wichtig zu sehen, in welchem manche eigenwillige Wendungen gestört wird. Trotz seiner
Malle die Bibel bereits vor der Reformation in der Landessprache lebendig ge- Mängel wird das Buch vermutlich seinen Leserkreis finden,
Wesen ist, und wie stark die Übersetzung Luthers, die allerdings die früheren um SO mehr, als es geeignet Sehl dürfte, Anregungen für die
Versuche turmhoch überragt, dadurch vorbereitet war. Predigt zu geben.

Leipzig Albrecht Oepke Jena Karl Heussi

KIRCHENGESCHICHTE ■ Pieper, Josef: Über das Ende der Zeit. Eine gcschichtsphilosophischc

u^u^ha M.i«,v,„n • if Ä«oi.voria</rior.ni lQ2 s fi0 = Hochland-Bücherei.

PROLEGOMENA UND ALLGEMEINES

Meditation. München: Kösel-Verlag [1950]. 192 S. 8°= Hochland-Bücherei.
Lw. DM 6.80.

Tosef Pieper, katholischer Schriftsteller und Dozent für

•* - . . *__... 4 111 ..Ä.___S____ T>! J _ 1 Hü1___J___

Schütz. Paul: Das Mysterium der Geschichte. Eine Meditation der Philosophie in Münster, handelt unter dem Titel über das

Christusapokalypse. Kassel: Stauda-Verlag i960. XII, 252 S. 8». Kart. Ende efer Zeit" vom Ende des Geschichtsyerlaufs. Er Will

DM 8 _• Hiw dm io 50 llicllt Theologie treiben (S. 33), sondern Geschichtsphilosoplue.

' ' , , ,. . tt i ... , 1 -n 1 Aber ieeiiches Philosophieren ist nach Pieper der Theologie

Von der Christus-Apokalypse, die im Untertitel des Buches ^J^ff J0 daß demnach ein Philosophieren, las

von Schütz genannt ist, hatten wir bisher noch nichts gehört. gttgeowg«^«.^» pUloSophisch' zu bleiben Sich selbst

Hier wird sie uns geboten, Im Anhang S. 229-244 "« ™T untrcu würdc und gcra5ezu aufhörte, philosophisch zu sein"

»ammenhang abgedruckt, sogar ^.^f^^^J^J^f^ n vgl. S. 19). In unermüdlichen Wiederholungen, die sich

Zeilen aufgeteilt. Diese Zerlegung in Vercteilchenirfetae g«* ^ Z *U 9j Buch zidlen> wird dlescr bemerkenswerte

laugebrachte und überflüssige Spielerei S. 229I belehrt uns, S eingeschärft. Der Rückgriff auf die Theologie,

die Christus-Apokalypse sei ubertragen u ter ^gründe- das Primäre, das durch die Theologie vor-

legung der .Synppse der drei ersten Evag^en von £Jgnek. ausgesetzt wird", d. h. den „Bestand von überlieferten Aus-

Tubmgen 1906" Genauer mußte es heißen^"^^SS^t- sagen, die geglaubt werden als offenbart", erfordert aber z.B.

Worte Jesu aus den „ynopü.scheu Evangelien U^Wg^legent^ > g | Inhalt der Apk. Toh.; deren „fort-

hcher Heranziehung des Johannes, zusammengestellt.und frei menschlich (!) ins Gewicht fallende Interpre-

bcarbeitet durch P. Schutz " Der Verf. geht mi den neu- « ™ Kdert'eine us unmittelbarer Anteil-

testamentiiehen Texten sehr frei um, kürzt, fügt bhaa, gibt e ^^rte (1) auf Zeitwährung gerichtete geschichts-

SS r,ext ohne Grund ungenau wieder. W philosophische Haltung, die mit innerster Betroffenheit

»lerall wie alle (!) Geier eines Landes am Hinime sich ver- fo^g f d w ^ heute m der Welt zutragt, .eigent-

^iiimehi oben über, da unten hegt das Aas! Es ist schwer letzten Grunde'" (S.47)- Es darf „auch Magie

«« begreifen wie man das hier zugrundeliegende kurze und { dämonischen Sinn nicht prinzipiell ausgeschlossen" werden

plagende Wort in diese Form bringen kann. Ebenso will- Dämonen, reine Geistwesen, gefallene

km-hch wie die Textgestaltung ist nicht selten die Exegese gjj Welche hi^die Menschengeschichte htaeÄken"

A der eben angeführten Stelle Luk. '7-34 erklart Schultz mit 8 yor den Allticllrist als eme koll.

V hnar das Aas als die Gefallenen - die Volkerwelt (S. 202) ^ ^,erson Rr ^ ^ Gestalt innerhalb des geschicl.tlich-

Begriff der Parusie wird so lange-gepreßt bis er „Christi utisdien Verlaufs, Weltherrscher, Herr eines „im extremen

*™»same Anwesenheit" bedeutet (S.192). Nach Agg. 7, 55 sinn totalitären Staats" (S. 147-150), in der Apk. mit Recht

•Meli Stephanns die Doxa Gottes und Reckten *™ to Bilde des Uh-tIL dargestellt (PS.I55), usw.;

Gottes sfeht; Schutz macht daraus: „Er schaut dort neben Kinzelzüge liefert Solowjew (S.iOof.). Doch wird das

J„eH' ? dCf-G1? ^ iherr,s<thlr *f tll/S™ Mißverständnis ausgeschlossen, überhaupt jeder Weltstaat

ttnerlaubterweise I. Kor. 2, 8 und Jak. 2 ^™"^fe22 bedeute den Staat des Antichrist (S. 150)! Also: „Von eme...

der uiu'k }}Qm-f! WSK* mcht Vom Go" glaubend angenommenen Offenbarungsbestand aus, von der

' "errl?1cl'keit die Rede ist (vgl. S. 193)- - , , geglaubten, jedoch erst minimal (!) interpretierten und durch-

liaftoS0 d,1C tC*U:C1,C V!Kl wegttL-C W Richer Je" reflektierten apokalyptischen Prophet ie her blickt der ge-

Brenken Anlaß. Das Werk ist in drei B eher ge- BchIcht8pbiloao^8^^Ffagälde in^ie Vielfalt des konkreten

j[*r, : !• V,1^' ^inigung des Auges II. D|? WirkUchkdtdes r he,£ gewahrend vernehmend - deutend; hierdurch

s . • 1ct'V }UPlt Z°ÜC Verwandlung. Diese i rei ^Bücher ^ hoherrangige (!) theologische Interpre-

8' Unterabschnitte geteilt im ganzen 60. Einige Uber- alese|, gegiaubten Offenbarungswortes der Apokalypse

faffieVn1$?enJdStt *f *!£2^ »N^n^K'ä möglici; von solcher formal genaueren, inhaltlich tieferen

Pri dli ^lt,.Und d,e • ?,ulle dV'r 2g£? <§ 2)c ;,"E? t )ie theologischen Interpretation her ist wieder eine umfassendere,

Pr 1 l"-; (§4); .^»>i.bu..g .... biblischen Sehen (§5) , „Die cindrin4gcndere, geschichtspliilosophische Einsicht möglich -

Ki .1 7i • Rottes umschließt auch den Urrwist (I 16), „Das soKfort„ (Sb } Da ^ciß mall nidlt_ was noch werden

.^ol ektiv als mammonischer Messias (§33); „In der Ver- fürchte nur, daß diese Weisheit manch einem zu

**£tung des Geschlechts ist die kosmische Gewalt des Ur- wird ^ versteht aber danach> daü dcr Verf. seine

Ristes geschichtsinwärtig" (§ 41); „Das geladene Zeichen überaus schwierig empfindet; immer wieder lesen

£48); „Die himmlische Physik" (§55)- I» f^en 60 Medi- »»^ schwierig und kompliziert die Dinge seien (S.35, 44,

^Uonen will der Verf. eine „meditative Anwendung der ^ „ wirkHch ? Gibt es nicht eine kritische Theologie mit

"imcrschrift der Offenbarung auf die Geschichte geben; zum umwalz'enden historischen Ergebnisseh und tiefernster syste-

ko„^.°"iiren Rauln der Bibel" gehöre „ein symbolisches L)en- matischer Besinnung? Sie kann die von Pieper behandelte

s-ulf JS.' XI>- Was aber heißt symbolisches Denken? bcliutz p blematik wesentlich vereinfachen. Niemand wird sie ig-

WuV, bel der Erörterung des Zeitbegriffs er sei dabei, einen . ohne dafur gestraft zu werden, ohne sich z.B

noneren, oime uaiui S«u«n tu wuueu, uuue du» »j,o. im
ganz und~Bar"unloeiscfien Vorgang mit Gleichnissen zu be- überspitzte Gedanken zu verirren, wie Pieper sie bietet

^reiben fs 9 Ralionale Einwendungen wird er demnach ^ S künstliche Gedankenentwickhing; wirkt sie
nicht gelten lassen Man soll Schütz' Darlegungen also nicht mer Logik so auch in seiner Sprache «nvo tull .

Wt den Be. ül.ungen unserer modernen Geschichtstheorie- ^ Def Vcrf icht von einem Philosophieren das sich
lll'd Geschichtsphilosophie in Zusammenhang bringen. Der skh ^ def Theologie „em7.uverstaiidigen (S.21 .

Vo» Schütz verwandte Geschiehtsbegriff ist durch eine rdIi- Unbedingt" bildet er einen Komparativ S. 4O); er spricht
gäe Spekulllkm bestimmt, die mit den biblischen Grund- • d „Charakter des Auf-das-Endc-hin-Seins (8-56 .

thenie„PSchöpfung und Sünde. Tod, Erwählung Verstoßung >° völH Idcntifizierung (!) des Glaubenden 1.11t

des Volkes iff irdischer Messianismus, Antichrist, Inkar- 8 Geglaubten" vollziehen zu können, so daß ">cht™n

"ation usw. durchgeführt wird. Die Logik dieses Gesc c s- » und hvpothetisch die Annahme geinacht werde,

Griffs ist eine ,Theo-Logik" (S.83). Dieser Gescl lehts Geglaubte sei nicht wahr" (S.57); vgl. die Wen

^griff Hegt sozusagen auf einer ganz anderen Etage nieder d n Betra,htsamkeit" (S.70) „Veniichtsung S.77)™*
»oderne Wissenschaftlich-rationale Geschiehtsbegriff Ob es wcnlge lang ausgesponnene Reflexionen sind ttnergebig

Mich möglich ist, die Konstruktion dieser anderen Etage an|enl |eite6enthält das Buch auch ma ch brauch

gegen einen Zusammenbruch zu sichern, das ist sehr ernstiu« Beobachtung, so in den Ausführungen

^fragen. Hier scheiden sich unsere Wege, von denen wissen- Gescllichtsp,lilososphic in ihrem Verhältnis zur christlichen

,cü*ftlich eben nur einer zum Ziele führen kann. -----a

. Die Ausführung des Themas im einzelnen bietet inancne
Anstöße. Eine einsehende Kritik müßte mehr als eine tfe-

Tradition und sonst.

jena Karl Heussi