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Ausgabe:

1951 Nr. 4

Spalte:

229-230

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Eberle, Joseph

Titel/Untertitel:

Die Bibel im Lichte der Weltliteratur und Weltgeschichte 1951

Rezensent:

Thomsen, Peter

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Seite 1

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229

Theologische Literaturzeitung 1951 Nr. 4

2S0

Hcher und religionskundlicher Hinsicht. Vivekananda, Rhada-
krishnan, Ramdas, Sadhu Sundar Singh, Appasamy, Chen-
chiah und Stanley Jones koinmen in eigenen Ubersetzungen
reichlich zu Worte, viele andere werden herangezogen. Melzers
Absicht entsprechend, den Leser das neue Indien und die
religiösen Anliegen des Inders von heute sehen zu lassen,
werden weite Bezirke abgegangen. Von der Besinnung über
die Wirklichkeit (Reality), das Selbst, die Erlösungswege, den
Avatara als Gegensatz zur christlichen Inkarnationstatsache,
das Götzenbild, den Synkretismus u. a. geht die Einführung
zur christlichen Nachfolge, zur Taufe, zu den Taufiiamen, zur
Frage der Jesus-Almlichkeit, zum Bild im indischen Kirchen-
rauin, zur Bibel, zur Johanncischen Botschaft in und von
Indien her, zum Gebet bis hin zu einem Credo „im Raum der
indischen Religionen entfaltet" und zu einer „Innerung"
( = Meditation) und einem Gebet „im Stil der Upanishaden".
Wer Indien ferne stellt, findet hier eine stoffhaltige Einführung,
die zu vertiefter theologischer Besinnung eüilädt und zwingt.
Wer Indien und Melzers Schrifttum kennt, trifft Bekanntes,
lernt aber auch hinzu.

Halle/Saale Arno Lehmann

BIBEL WISSENSCHAFT

Päret, Oskar, Dr.: Die Bibel. Ihre Überlieferung in Druck und Schrift.
Stuttgart: Privileg. Württ. Bibelanstalt [I949J. VI, 215 S., 1 Faks., 61 Taf.
Sr.S: Geb. DM7.80.

Nach 1933 hielt es das Ehepaar Ludendorff für gut, durch
einen marktschreierisch aufgezogenen Feldzug, der darauf ab-
pfi ■ die Bibel als eine Sammlung späterer tendenziöser
^'schlingen zu erweisen, seine eigene absolute bibelwissen-
sehaftliche Ahnungslosigkcit öffentlich unter Beweis zu stellen,
■»hatte dabei einen totalen, im Nazi-Jargon zu reden, einen
"Einmaligen" Erfolg, und von der angeblichen „großen Täuschung
" blieb nur ein großes Gelächter übrig. Das beweist
natürlich „icht, daß dieses Geschwätz sich nicht bei passender
Gelegenheit von neuem erheben wird. Es ist deshalb ver-
J'ien.stlich, daß die Württemb. Bibelgesellschaft diesen Band
''«-'rausgegeben hat, in welchem der Verf. in 18 Kapiteln die
beschichte des Bibeltextes vom „Probetestament" des Jahres
CJ38 durch die Jahrhunderte hin bis zu den erst vor noch
Uclit zwei Jahrzehnten aufgefundenen ältesten Textzeugen
zuniek verfolgt, um im Schlußkapitel den Leser mit der Überzeugung
zu entlassen, daß die Bibel ,,das bestüberlieferte Buch
S*J ganzen Altertums" ist. Vor dem Leser wird eine Fülle
^'interessanten Materials in fesselnder und klarer Dar-
■ iellurig ausgebreitet, so daß er in der Lage ist, sich ein Bild
°n der komplizierten Geschichte der Erhaltung der biblischen
le«e zu machen.

Die Leistung des Autors ist um so mehr anzuerkennen, als es sich um
t"k ScllwicriKcs und ausgedehntes Arbeitsgebiet handelt, das ihm, dem Archi-
en und Archäologen und jetzigen 1 Inuptkonservator des württembergischen
^ andesnuiseutns, gewiß von Haus aus nicht das allcrnächstliegende war. Aber
lat ein Buch geschaffen, das zwar die minutiöse philologische Oelehrsam-
1 der I'achwerkc wie etwa der „Einführung in das NT" von Nestle-v. Dob-
und" Z Verme'<lct> aDer einen zuverlässigen Führer durch die Materie darstellt
We ,daS sich ll,,sereTheologen nicht entgehen lassen sollten. Besonders dankens-
r ist die Beigabe der großen Zahl von 61 ganzseitigen Tafeln, welche die
r ,C "testen Papyri, Handschriften und Drucke in Proben vorführen. Die Lite-
das /Jnga'>cn könnten etwas reicher sein. Für eine Neuauflage sei empfohlen,
stimm r'U'ltnis Lllt"ers zum griechischen Text des NT etwas klarer zu be-
Arb u a'S a"' 7 geschehen Ist, und zwar unter Benützung der wertvollen
Ein 1 V°" Dibbelt Im Arch. f. Reform.-Oesch. Bd. 38 (1941), S. 300—330.
„ul rrtum ist auf S. 71 unten untergelaufen bei Erklärung der „facies cor-
deut dcs M°se in der Vulgata Ex. 34, 29f. Das hebräische Wort Keren be-
Kara S°Wo111 Horn wic> bildlich genommen, Lichtstrahl; das dazugehörige
'»che T,St kei" Nomen' sondern ein Verbum und bedeutet strahlen. Der hebrä-
gata ext sa«t, daß ,,die Haut seines (des Mose) Oesichtes strahlte". Die Vul-
ersetzte falsch: Mose wußte nicht, „quod cornuta esset facies sua".
Erlangen Strathmann

geschi i,*Mp CDr'1' Die BibeI im Lichte der Weltliteratur und Welt-

und k '' Band: Das Alte Testament, nach dem Tode des Verf. bearb.

lOdn rSg' Von Dr- Franz König IProf. a. d. Univ. Salzburgl. Wien: Herder
XX, 321 S. DM 9.20.

schüH^ yorlit'K«ide Buch ist nach seiner Entstehung er-
kunft-. dcr Vcrf- der Schriftleiter der „Schöneren Zueilt
t*i,M.l9.4?,vo,n der Gestapo ins KZ gebracht wurde und

nur

._ die Bibel und ver-
. ..._ eines Werkes für die
erleh hkcit entstand. Aber er sollte die Vollendung nicht
Den; denn im Herbst 1947 ist er gestorben. Nun legt der

tieft . • "litnehnien durfte, da wählte er <

Off,ZjSt0? in sie so, daß daraus der Plan eil
^»»entlif^l-^jt _i-i__j ki_______ni_ j.-

Bearbeiter das etwa um ein Drittel gekürzte, in glühender Begeisterung
und stellenweise in einem ekstatischen Hymnus
geschriebene Buch den Lesern vor.

Die Darstellung schließt sich nach allgemeinen Bemerkungen über Bibel,
Bibellesung und Bibelkritik an die übliche Reihenfolge der Bücher an von der
Schöpfung über die Sintflut, Turmbau, Patriarchen, Moses, Richterzeit,
Könige bis zu den Makkabäern. Die gesamte Geschichte Israels erscheint dabei
als eine gottgewollte Vorbereitung auf den Erlöser. Angelpunkt ist das Prot-
evangelium Gen. 3, 15, das gesichert ist durch die Feststellung, daß allein die
Kirche, die große Schutzmacht und Auslegerin der Bibel, das Recht hat, Umfang
und Lesung der Bibel, ebenso den zuverlässigen Text zu bestimmen. Dementsprechend
wird über Inspiration gehandelt (S. 20ff., 40); es ist zu scheiden
zwischen dem gottgewollten religiös-sittlichen Kern und dem zeitgeschichtlich
bedingten, rein menschlichen Rahmen der Darstellung. Bei solcher Auffassung
kommt der tatsächliche Geschichtsverlauf zu kurz, z. B. bei der Richterzeit
(S. 179ff ), wo die Ergebnisse der Grabungen aus der Bronzezeit glatt übergangen
werden. Noch eigentümlicher berührt die Leichtigkeit, mit der einzelne
Berichte beiseite geschoben oder umgedeutet werden. So war z. B. die Sintflut
nur eine teilweise Überschwemmung, der Stillstand der Sonne und des
Mondes (Jos. 10, 12f.) nur eine Verhüllung durch Gewitterwolken (S. 16). Sehr
schlecht wird die Bibelkritik behandelt. Sie gilt als PseudoWissenschaft
(S. 41 ff.), als Barbarei (S. 46). Abfällige Bemerkungen liest man über die Reformation
(S. 19). Sachliche Irrtümer finden sich mehrfach (S. 51 Barberei,
180, 186).

Zu jedem Abschnitt werden ausführliche Äußerungen
großer Denker und Dichter wiedergegeben, unter denen
vor allem J. G. Herder, aber auch Eichrodt, Eucken, F. W.
Förster, E. Sellin, Söderblom erscheinen, aber auch Kardinal
Wiseman, Carl Jentsch it. a. Mangelhaft sind dabei die
Zitate aus zweiter Hand (S. 47, 55L, 64, 76, 121). Wiederholt
werden Kulturbilder aus Vergangenheit und Gegenwart
zusammengestellt, die man nicht für richtig halten kann (S. 81,
117, 120, 126, 133, 203). So vermag das Buch trotz aller Teilnahme
für den Verf. doch bei einem Protestanten keine ungeteilte
Zustimmung zu erreichen.

Dresden Peter Thomsen

VetUS Latina. Die Reste der altlateinischen Bibel nach Petrus Sabatier neu
gesammelt und hrsg. v. d. Erzabtei Beuron. 1: Fischer, Bonifatius,
(O.S.B.): Verzeichnis der Sigel für Handschriften und Klrchen-
schrlftstel ler. Freiburg: Herder 1949. 104 S. 4°. DM 10.—.

Die drei Foliobände, in denen der französische Benediktiner
P. Sabatier die ihm erreichbaren Texte der altlatcinischen
Bibel aus Hss und Kirchenschriftstelleni sammelte (Biblioruui
sacrorum Latinae versiones antiquae seu vetus Italica, Reims
1743—1749, neu aufgelegt Paris 1751), sind ein großartiges
Denkmal echten Maurinergeistes. Seit mehr als 200 Jahren
bleibt das Werk dem wissenschaftlich arbeitenden Theologen
unentbehrlich, wiewohl jedermann weiß, daß es vollkommen
überaltert ist. Da man dasselbe dazu heute nur noch"in wenigen
Bibliotheken findet, so lag es nahe, die Arbeit von neuem aufzunehmen
, indem man gleichzeitig mit den inzwischen mehr
gesicherten und vielfach berichtigten Texten die große Fülle
des seither hinzugekommenen, aber in Abhandlungen und
Zeitschriften weit zerstreuten Stoffes vereinigte.

Dem Münchener Pfarrer Josef Denk gebührt das Verdienst
, den Plan zu solch selbstloser Arbeit gefaßt zu haben.
1914 noch hoffte er seinen mächtigen Zettelkatalog, in dem er
Vers für Vers der gesamten Bibel alles gebucht, was ihm an
Hss und Zitaten von altlateinischer Fassung begegnet war,
im folgenden Jahr zum Druck zu bringen. Aber er hatte wohl
die Aufgabe unterschätzt und seine Kräfte zu hoch veranschlagt
. Bei seinem Tode (19-27) kam das gesammelte Material
an die Erzabtei Beuron.

„Nachdem der zweite Weltkrieg die Arbeit in Beuron
erschwert und um einige Jahre verzögert hat, soll jetzt die
Herausgabe des neuen Sabatier auf Grund des von Denk gesammelten
, von uns überprüften und weithin ergänzten
Materiales beginnen, indem zunächst in diesem Heft die Abkürzungen
verzeichnet werden, nach welchen Hss und pa-
tristische Schriften zitiert werden, wodurch bei den letzteren
ein Uberblick über das erfaßte Material ermöglicht wird. Dann
soll, gewissermaßen als Probe, die Genesis erscheinen; wann
sich andere Bände anschließen können, hängt in erster Lüne
von der wirtschaftlichen Lage ab.

Diese Neuausgabe der altlatcinischen Bibel soll nach
unserem Plane alle altlateinischen Bibeltexte erfassen, ob in
Hss oder in Zitaten überliefert; bei den Hss soll nach Möglichkeit
aufs Original zurückgegangen werden; für die Zitate
sollen möglichst die besten Ausgaben berücksichtigt werden,
die zu jeder Stelle genau zu zitieren sind. Beigegeben werden
der griechische Text mit den Varianten, die im Lateinischen
wiederkehren, und die Vulgata. Als Ideal war gedacht, mög-