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Ausgabe:

1950 Nr. 2

Spalte:

89

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Kempter, Reinhard

Titel/Untertitel:

Augustinus an seine und unsere Zeit 1950

Rezensent:

Loewenich, Walther

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89

Theologische Literaturzeitung 1950 Nr. 2

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scheint aber die kräftige Betonung der Unauflösliclikeit der Ehe durch Augustin
. Als Text liegt wiederum die Ausgabe von Zycha im CSEL, Bd. 41 zugrunde
. Eine gedruckte deutsche Übersetzung gab es bisher nicht. Doch konnte
Schmid für seine Übersetzung ein nachgelassenes Manuskript von P. Alphons
Abert OESA vergleichen. Schmid selbst hat eine zuverlässige Übersetzung
geliefert.

[Augustinus, Aurelius:] Der gültige Gottesstaat. Augustins Werk „De
civitate Dei" neu ausgewählt, übertr. u. eingel. von Dr. Joseph Fischer.
Heidelbers-Waibstadt: Kemper [ 1948]. 232 S. 8°. Pp. DM6.—.

Augustins „Gottesstaat" wird einem weiteren Leserkreis nur durch
starke Kürzungen zugänglich sein. Neben die viel verbreitete Auswahlausgabe
von Joseph Bernliart tritt nun hier die Fassung von Joseph Fischer. Fischer
hat sich wissenschaftlich durch seine Promotionsschrift über „Die Völkerwanderung
im Urteil der zeitgenössischen kirchlichen Schriftsteller Galliens
unter Einbeziehung des heiligen Augustinus" (Verlag Kemper, Heidelberg-
Waibstadt 1948, 3C2S.; vgl. die Besprechung durch H. v. Campenhausen,
ThLZ 1949, Nr. 9, Sp. 543/44), in der er ein überaus breites Material gewissenhaft
verwertet, voll ausgewiesen. Die populär gehaltene Einführung vergleicht das
Zeitalter Augustins mit unserer Gegenwart. Die Anmerkungen sind ganz knapp
gehalten. Die Auswahl erscheint als wohl überlegt und gibt dem Leser ein gutes
Gesamtbild. Vielfach sind die einzelnen Abschnitte durch kurze Überleitungen
verknüpft. Der Übersetzung ist der Text in CSEL 40, 1 u. 2 (Hoffmann) zugrunde
gelegt. Andere deutsche Übertragungen werden zum Vergleich herangezogen
. Die Übersetzung ist getreu und doch zugleich flüssig.

Ke mpt er, Reinhard, p. Dr., s. D.s.: Augustinusan seine und unsere Zeit.

Die Kirche im Umbruch der Welt. Schramberg/Schwarzwald: A. L. Ackermann
1949. 32 S. 8°. DM 1.80.

Das eindringlich geschriebene Heft, das keine wissenschaftlichen Absichten
verfolgt, geht von der Situation der Völkerwanderung aus. In dieser
turbulenten Zeit, die unserer Gegenwart in so vielem gleicht, ragt die Gestalt
Augustins als eines prophetischen Mahners hervor. Dankenswerterweise
zieht Kempter für seine Darstellung nicht nur den Gottesstaat, sondern auch
Sermo 246, Sermo 81 und den Sermo De Urbis excidio heran. Die Kirche hat
mit „gläubigem Optimismus" die furchtbare Zeitenwende überstanden. Allmählich
begriff man: Die Germanen sind deshalb in das Römerreich eingedrungen
, damit sie für Christi Reich gewonnen würden.

Erlangen Walther v. Loewenich

KIRCHENGESCHICHTE: NIKOLAUS VON CUES
Schultz, Rudolf, Dr.: Die Staatsphilosophie des Nikolaus von Kues.

Meisenheim: Westkulturverlag Anton Hain 1948. 79 S. 8°. Kart. DM 3.10.
Wir haben hier einen Versuch, die Staatsphilosophie des
Nikolaus Cusanus in gedrängter Form zu zeichnen. Nach dem
Verf. setzt sich der gelehrte Kardinal für Volkssouveränität
und konstitutionelle Monarchie, und zwar eine Wahlmonarchie
ein. Er will demokratisches und monarchisches Prinzip, vollberechtigte
Volksgemeinschaft und konzentrierte Exekutivgewalt
miteinander vereinigt wissen. Ihm ist der Träger des
römischen Kaisertums als vicarius Christi Advokat der Kirche
und Hüter des rechten Glaubens. Er will einen Kaiser, der
seine Macht einzig der Wahl verdankt und Herr des ganzen
Erdkreises ist. Die Kirche war ihm das corpus mysticum,
dessen Leib die Laien, dessen Seele das Priestertum und dessen
Geist die Sakramente wären. Nikolaus zeigt sich sowohl als
Vertreter der konziliaren Theorie, als auch als Verteidiger der
päpstlichen Machtfülle. Staat und Kirche sind bei getrennten
Machtsphären gleichberechtigt. Doch schwankt die Darstellung
des Verhältnisses zwischen Papst und Kaiser zwischen
Uberordnung und Unterordnung des Papstes. Mit den Reformatoren
berührt sich Nikolaus darin, daß er die salus publica
als selbstverständliches Ziel proklamiert, dann hinsichtlich der
Kirchengüter, betreff deren er einen staatskirchlichen Standpunkt
einnimmt, und auch hinsichtlich seiner Schätzung der
alten canones in ihrem normativen Wert. Im Gegensatz aber
zu den Reformatoren hat er weder an Dogma, noch an Verfassung
der Kirche gerührt. Bemerkenswert ist auch, daß
Nikolaus sich für alte Volksrechte interessierte und sich seines
Deutschtums, allerdings nicht in froher Weise, bewußt blieb.
Umgekehrt zeigte er im Streit mit Erzherzog Sigmund von
Österreich mangelndes Verständnis für geschichtliche Rechts-
entwicklung, was ihm dabei zum Verhängnis wurde. Wenn er
zur rechten Zeit auch daneben griff, so übte er doch gesunde
historische Kritik, die ihn ja zur Ablehnung der konstanti-
nischen Schenkung und ihrer Brandmarkung als Fälschung
bestimmte. Nebenbei bemerkt, versuchte er sich auch an der
Völkerpsychologie.

Die Dokumentation ist nicht so, daß man sich mit ruhigem
Gewissen allen Aufstellungen des Verf.s anschließen möchte.
Jedenfalls ist die benutzte Literatur zum Teil reichlich veraltet
und die Editionen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
, von denen diejenigen Kallens vom Jahr 1935 oder
diejenige Kochs vom Jahr 1942/43 wichtig gewesen wären,
.sind nicht herangezogen, ganz zu schweigen von E.Bohnen -
staedt, Kirche und Reich im Schrifttum des Nikolaus von
Cues, 1939. Auch würde man gerne wissen, welche Textedition
benützt worden ist. Neuerdings hat nun auch J.Koch
wertvolle Beiträge zur Erfassung des Wechsels des Nikolaus
vom Konziliaristen zum Verteidiger des Vorranges des Papstes
gebracht. Man vgl. J. Koch, Nikolaus von Cues und seine Umwelt
. Heidelberg (1948), iyff. Das Werk ist allerdings so spät
erschienen, daß es nicht mehr benutzt werden konnte. Wohl
aber hätte die Streitschriftenliteratur, die im Kampf zwischen
Papsttum und Ludwig dem Bayern bzw. Philipp dem Schönen
entstanden ist, beigezogen werden sollen.

Bamberg A.M.Landgraf

Koch, Josef: Nikolaus von Cues und seine Umwelt. Untersuchungen zu

Cusanus-Texte. IV. Briefe. Erste Sammlung. Vorgelegt am 20. Okt. 1943.
Heidelberg: Winter 1948. 175 S. gr. 8° = Sitzungsberichte der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften. Philos.-hist. Klasse. Jahrg. 1944/48.
2. Abhandlung. DM8.—.

Nachdem J. Koch 1943 eine Sammlung von 35 Stücken
aus dem Briefwechsel des Kardinals aus der Zeit zwischen 1438
und 1453 veröffentlicht hat, gibt er nun hier einen historischen
Kommentar dazu, der eine Reihe von wichtigen Dingen aufhellt
. So z. B. das Werden des Uberganges des Kardinals von
der konziliaristischen Theorie zur Anerkennung der Oberhoheit
des Papstes in der Kirche (1438—1439), oder seine Mitarbeit
an der kirchlichen Reform, in der er so schroff war, daß sie
eine ganze Reihe von Appellationen nach Rom zur Folge hatte.
Interessant ist auch der Einblick, den wir in die Friedensver-
mittlung in der Soester (1448—1449) und in der Münsterischen
Fehde (1451—1452) gewinnen, wo Nikolaus trotz seines unerschrockenen
Eintretens für das Recht doch eme weniger glückliche
Hand und zu wenig Geduld hatte. In einem etwas peinlichen
Licht zeigt sich der sonst so eifrige Diplomat in seinen
Winkelzügen zur Erhaltung seiner Pfründen, für die allerdings
nicht zuletzt seine Sorge um das Cuesser Spital bestimmend
war. Neues erfahren wir auch über den Briefwechsel mit der
Tegernseer Benediktinerabtei. Der Sammlung Vansteen-
berghes wird ein neuer von L. Baur entdeckter Brief hinzugefügt
, während ein von V. Redlich in einer Münchener Handschrift
gefundener Brief als Fälschung erwiesen wird. Von Bedeutung
ist auch das Itinerar der Legationsreise 1451—1452,
das Verf. in mühsamer Mosaikarbeit zusammensetzen mußte.
Wie schwer es ist hier Endgültiges zu bringen, kann man daran
ersehen, daß Verf. in einem Nachtrag auf S. 174L Ergänzungen
machen kann.

Wenn mit den Ausführungen des vorliegenden Werkes
auch viel für die Erfassung des Charakterbildes dieses säkularen
Kirchenfürsten gewonnen ist, so warnt doch der Verf.
vor der Annahme, daß damit schon Endgültiges erreicht sei.
Noch immer ist dafür das Material zu unzureichend.

Bamberg A.M.Landgraf

[Nikolaus von Cues]. — Schriften des Nikolaus von Cues im Auftrag

der Heidelberger Akademie der Wissenschaften In deutscher Übersetzung

hrsg. v. Ernst Hoffmann. Leipzig: Meiner.

h. l: Der Laie über die Weisheit, idiota de sapienta. Von e. Boh-
nenstädt. 2. durchges. Aufl. 1944. III, 108 S. 8° = Philosophische Bibliothek
Bd. 216. Kart. DM3.50.

h.3: Vom verborgenen Gott. De Deo abscondito — De quaerendo
Deum — De filiatione Dei. Von E. Bohncnstädt. 2., durchges. Aufl. 1942.
III, 166 S. 8°= Philosophische Bibliothek Bd. 218. Kart. DM5.50, geb.
DM 6.50.

h.4: Von Gottes Sehen. De visioue Dei. von e. Bolinenstädt.

2. Aufl. 1944. III, 240 S. 8° = Philosophische Bibliothek Bd. 219. Kart.
DM 5.80.

h. 5: Der Laie über Versuche mit der Waage, idiota de staticis

experimentis. Von Hildegund Menzel-Rogner. 2. Aufl. 1944. III, 96 S. 8°
= Philosophische Bibliothek Bd. 220. Kart. DM 3.80.

H.6: Sichtung des Alkorans. Cribratlo Alkoran. Von Paul Naumann
. Erstes Buch. Mit Anmerkungen von Gustav Hölscher. 2. Aufl. 1948.
174 S. 8°= Philosophische Bibliothek Bd. 221. Kart. DM5.50.

H. 7: Sichtung des Alkorans. Cribratio Alkoran. Zweites und drittes
Buch. Von Gustav Hölscher. 1946. S. 175—354. 8° = Philosophische Bibliothek
Bd. 222. Kart. DM 5.—.

H.9: Vom Können-Sein. De possest. Vom Gipfel der Betrachtung
. De apice theoriae. Von E. Bohnenstädt. 1947. LXXIX, 176 S. 8» =
Philosophische Bibliothek Bd. 229. Kart. DM 12.—.

Daß die Heidelberger Akademie der Wissenschaften mit
dieser deutschen Ubersetzung der Werke des Nikolaus Cusanus