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Ausgabe:

1950

Spalte:

705-710

Autor/Hrsg.:

Delling, Gerhard

Titel/Untertitel:

Zur paulinischen Theologie 1950

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Cijeologtftye itteratitrjettitng

Ponatefdjrtft für Da$ gefamte 6ebiet Der Cijeoloou und fUliöion-sfotffenfäjaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommcrlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. KURT ALAND, HALLE-BERLIN

NUMMER 12 FÜNFUNDSIEBZIGSTER JAHRGANG DEZEMBER 1950

Spalte

Zur paulinischen Teleologie. Von Gerhard
Delling............................. 705

Entstehung und Wesen der Buchreligion
. Von Siegfried Morenz........... 709

Fragen und Aufgaben der katholischen
Kirchenmusik. Von Oskar Söhngen ... 717

Der gegenwärtige Stand der Erforschung
der in Palästina neu gefundenen hebräischen
Handschriften.

14. Zur Sprache von Win Fescbcha.

Von Rudolf Meyer.................... 721

Buchmann: Der Mensch und die Götter

(Herter) ............................. 733

Bülck: Praktische Theologie. 2. Aufl.

(Knevels) ............................ 751

Bultmann: Das Urchristentum im Rahmen

der antiken Religionen (Kümmel)....... 733

Dörfler: Severin, der Seher von Norikum.

2. Aufl. (K. D. Schmidt)............... 741

Feine: Theologie des Neuen Testaments.

8. Aufl. 1. Lfg. (W. Bauer).............. 739

Feilerer: Geschichte der kath. Kirchenmusik
. 2. Aufl. (Solingen).............. 717

Fischer: Nimm mich mit nach Lourdes

(Siebeck)............................. 749

Fraenger: Die Hochzeit zu Kana (Wessel). 746
Frick: Deutschland innerhalb der religiösen

Weltlage. 2. Aufl. (Siegfried)............ 726

Hase: Vom Amt des Dienstes in der Kirche

Christi (Benckert)..................... 753

Spalte

Herter: Piatons Akademie (Bultmann).... 732
Hertling u. Kirschbaum: Die römischen
Katakomben und ihre Märtyrer (A. M.

Schneider)............................ 743

Junker: Pyramidenzeit (Brunner)........ 731

Kirchenmusikalisches Jahrbuch

1 950 (Söhngen)...................... 717

Konrad: Apokalyptische Messe (Knevels). . 752
Krießmann: Kleine Kirchenmusikgeschichte
. 3. Aufl. (Söhngen)........... 717

Kuhaupt: Abba Vater — Christliche Lehre

vom Gebet (Benckert)................. 753

Lechler: Der Christ und sein Temperament

(Haendler) ........................... 751

Lenhart: St. Benedikt und unsere Zeit

(Heussi) ............................. 740

Lübeck: Das Bonifatiusgrab zu Fulda (Lau) 741
Meinertz: Moderne Seinsprobleme in ihrer

Bedeutung für die Psychologie (Haendler) 748
Mensching: Die Religionen und die Welt

l. u. 2. Aufl. (Merkel).................. 725

Meyer, H.-A.: Die Bedeutung der Krankheit
für das Werden des christlichen Menschen

(Fichtner)............................ 750

Molitor: Vir Dei Benedictus (Heussi)..... 740

Mühle: Tägliche Kraft durchs Vater Unser

(Benckert)............................ 753

Musik u. Altar. 2. Jg. H. 3 u. 4 (Söhngen) 717
Nicolaus von Cues: Texte seiner philosophischen
Schriften nach der Ausgabe von
Paris 1514, hrsg. v. A. Petzelt. Bd. I.
(Landgraf) ........................... 739

Spalte

Schick: Die Botschaft der Engel im Neuen

Testament. 3. Aufl. (Michaelis).......... 737

Schleyer: Die Heilungen v. Lourdes (Siebeck) 749
Schmitz: Von christlicher Witwenschaft

(Hupfeid)............................ 753

Schneider, Fr.: Dante. Sein Leben u. sein

Werk. 4. Aufl. (Knevels)............... 742

— Deutsches Dante-Jahrbuch. 26. Bd. N.F.

17 (Knevels).......................... 742

Weiß: Der Geist ist's, der lebendig macht

(Fichtner)............................ 751

Ziermann: Nervöse Seelcnleiden und ihre

seelsorgliche Behandlung bei Alfons von

Liguori (Fichtner)..................... 750

Von Personen:

Zum 70. Geburtstag von Johannes Leipoldt 753
Bibliographie Johannes Leipoldt........ 755

Berichte und Mitteilungen:

Theologisch-wissenschaftliche Arbelt in

Spanien.............................. 757

Neues Material zur Reformations-

geschichte (Roth)..................... 760

Zeitschriftenschau:

The Journal of F-cclcsiastical History

(Roth)............................... 765

Zeitschrift für Psychoanalyse. Bd. I
(Haendler)........................... 766

Zum vorliegenden Heft: ............... 767

Die Erörterungen über die Zielsetzung des Menschen bilden
einen festen Topos innerhalb der griechischen Philosophie1.
Er ist schon bei den Vorsokratikern ausgeprägt; in ihm benennen
sie das Lebensideal, zu dem sie die Jugend hinführen.
Bei ihnen begegnet bereits die Formel, über die auch die Philosophie
der hellenistischen Zeit nicht hinausgekommen ist: das
Telos des Menschen ist die evdaifiovla; freilich in einem sehr
mannigfaltigen Verständnis dieses Wortes.

Zugestandenermaßen hedonistisch gefaßt ist die Zielsetzung
des Daseins nur bei Epikur: er nannte — in einer
eigenen Schrift ireni xikovt; — die Lust als Telos des Menschen.
Er meint nun freilich damit nicht nur die körperlichen Freuden
; aber er bezieht sie doch stark ein. Er kann die r/dorij
auch geistig verstehen; aber Wert und Geltung haben für ihn
das „Schöne und die „Tugenden" nur, soweit sie Lust gewähren2
.

Die Stoa befindet sich in betonter Frontstellung gegen
den Epikureismus. Ihre entscheidende Formulierung nennt als
Ziel des Menschen das ofioAoyovue'vcoz xf, <pvoei fz/v3. Unter
(pvoii ist offenbar das dem Menschen eingeborene Gesetz ver-

Zur paulinischen Teleologie

Von Gerhard Delling, Halle

D. Dr. Joluinncs Leipoldt zum 70. Geburtstag in dankbarer Verehrung
' standen, das mit dem Welt-Logos identisch ist: mit ihm gilt
es in Einklang zu kommen; was dieser inneren Natur entspricht
, ist zu erstreben.

Wer mit diesem eingeborenen Gesetz in Widerstreit lebt,
der ist ein xaxodai/icov. Das Wort ist schwer zu übersetzen: es
bezeichnet den, dessen Leben von einem unguten Dämon bestimmt
ist; und es ist oft unklar, ob dieser Dämon den Menschen
überwältigt, oder ob der Mensch ihm willig die Führung
überläßt; so kann xaxoöa!/ta>v den Unglücklichen bezeichnen
und den Schlechten. In der Stoa liegt der Akzent offenbar
mehr auf dem letzteren. Dementsprechend kann nun aber
auch das Wort Eväaiftovia verstanden werden (und der Hinweis
darauf ist schon bei Demokrit gegeben *): evöalfiav sein
heißt von einem guten Dämon bewohnt sein (vgl. Sokrates'
öaifiöviov).

') Um der gebotenen Kürze willen können hierzu nur ein paar Sticli-
worte gegeben werden, die den gegensätzlichen Hintergrund der paulinischen
Aussagen skizzieren (Genaueres hoffentlich im Theol. Wörterbuch z. N.T.
s.v. riXoe). Aus Raumgründen ist auch auf Literaturhinweise verzichtet.

•) Epicurea ed. H. Usener (1887) p. 120, 1 ff., 123, 9ff.

') Stoicorum veterum fragmenta ed. J. v. Arnim III 5, 18.

705

Das evSai/ioveiv ist das ioxaxov des „natürlichen", d.h.
des dem Menschen eingeborenen Strebens; in Ulm hat die
Natur des Menschen ihr Weswegen, ihr Ziel2. Dieses Werdeziel
stellt ihn nun keineswegs unter einen überwältigenden
Willen, der ihn von außen bestimmt. So könnte es freilich
Schemen, wenn Epiktet die religiöse Formel eneo&äi öeoig
an Stelle der normal stoischen gebraucht3; aber sie ist eben

>) Stob. Ed. II 7, 3 (Wachsmuth p. 52, 13ff.).

2) v. Arnim III 6, 25ff.

3) Diss. I 12, 5; 20, 15.

706

U;l. 1