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Ausgabe:

1950 Nr. 1

Spalte:

612-613

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Ghellinck, J. de

Titel/Untertitel:

Patristique et Moyen Age; Bd. 1: Les recherches sur les origines du symbole des apôtres 1950

Rezensent:

Altaner, Berthold

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611

Theologische Literaturzeitung 1950 Nr. 10

C12

Devos, Paul: Le fragmcnt survivant de la passion copte de
S. Macrobe (Ms. Paris, copte 151) (I 153—164) gibt Text
und Übersetzung aus der Handschrift über eine Heilung mit
genauen Notizen über die Handschrift und Auszügen aus dem
Synaxarium von Alexandrien sowie sonstige Nachrichten über
den Heiligen. Capelle, Bernard: Vestiges grecs et latins d'un
antique „Transitus" de la vierge (Maria) (I 21—48) veröffentlicht
aus cod. Paris, lat. 2672 fol. 7V—12 einen Transitus als
Zeugen für die Version II, von der sowohl der von Wilmart
1933 herausgegebene Text als auch Johannes von Thessalonich
abhängig sind. Ganshof, Francois-L.: Saint Martin et le
comte Avitianus (I 203—221) untersucht die beiden Erzählungen
in den Dialogen des Sulpicius Severus (III 8 und
4f.), wonach S. Martin bei dem comes, offenbar einem Zivilbeamten
, die Freilassung zum Tode Verurteilter erreicht haben
soll. Er stellt fest, daß diese Berichte historisch sind und ein
zutreffendes Bild von den Zuständen in Gallien am Ende des
4. Jahrhunderts bieten. Grosjean, Paul: S. Paterne d'Avran-
ches et S. Paterne de Vannes dans les Martyrologes (II 384
bis 400) unterscheidet den ersten (geboren 482, f I5- April
564) von dem gleichnamigen zweiten. Telfer, William: St.
Peter of Alexandria and Arius (I 117—130) ergänzt die Passio
Petri Alexandrini durch Stücke aus Kyrills Jubiläumsbuch
vom Jahre 419. Fliehe, Augustin: Le Probleme de Saint
Roche (II 343—361) erörtert das umstrittene Problem, ob der
Heilige gelebt hat, indem er die erhaltenen Viten prüft, und
entscheidet sich für die Geschichtlichkeit. Poidebard, An-
toine, et Mouterde, Ren6: A propos de S. Serge. Aviation et
epigraphie (I 109—116, 2 Tafeln) geben als Erforscher des Limes
ein Luftbild von rosäfa-Sergiopolis und eine Zeichnung
des Lagers Tetrapyrgium (quser as-sele) und nennen die Orte
Syriens, an denen nach den Inschriften der Kult nachweisbar
ist. Massignon, Louis: Les „Sept Dormants" apocalypse de
lTslam (II 245—260) zeigt, daß die Koransure 18 ,,ahl al-
Kahf" seit alter Zeit in jeder Moschee verlesen worden ist.
Tervarent, Guy de: Contribution a l'iconographie de Ste
Sophie et de ses trois filles (II 419—423, Tafel) erklärt das
Tafelbild im Prager Rudolfinum, das die Heilige mit ihren
Töchtern Glaube, Hoffnung und Liebe darstellt. Ven, Paul
van den: A propos de la vie de Saint Symeon Stylite le Jeune
(I 425—443) bedauert, daß von der alten Lebensbeschreibung
des Styliten bisher nur Stücke veröffentlicht worden sind,
zählt dann die Hilfsmittel auf, u. a. einen Abschnitt aus der
dritten Rede des Johannes Damascenus, einen auf dem Konzil
von Nikaia 787 vorgelesenen Bericht und die georgische Ubersetzung
der vita, und weist nach, daß vorläufig noch Unklarheit
betr. der Zeitangaben und des Verfassers der Vita (Arkadios
von Kypros ?) bestehen, während die Grabungen des P. Me-
cerian die Angaben der Vita bestätigt haben. Coens, Maurice
: Un document inedit sur le culte de S. Symeon, moine
d'Orient et reclus ä Treves (II 181—196) berichtigt zum Teil
die Zeitangaben in meinem Aufsatz (ZDPV 42, S. 141—161,
vor allem für die Heiligsprechung (wahrscheinlich 1035) und
fügt die liturgischen Verse auf Symeon aus cod. Trevir. 118
fol. 310—312 (etwa um 1097) hinzu, die sich eng an die vita
anschließen. Mercati, Silvio Giovanni: Versi di Niceforo Uranos
in morte di Simeone Metafrasta (II 126—134) bietet aus cod.
Rom. Ottobon. gr. 324 (Saec. XV) fol. 193—194 das Grabgedicht
, das sicher von Nikephoros verfaßt ist, sein Gedicht
auf einen jungen Philosophen im cod. Florent. Laurent, gr. V
10 f. 193 und berichtigt nach cod. Vatic. gr. 1589 f. 4V—i5r
die von de Boor fehlerhaft veröffentlichte Stelle des Georgios
Monachos in der vita des S. Arsenios. Gaiffier, Baudouin de:
Sermons latins en l'honneur de S. Vincent anterieurs au Xe
siecle (I 267—286) untersucht die sechs Predigten des Augustinus
aus den Jahren 410—419; die Predigt 276 ist fälschlich
Fulgentius von Rüspe oder Faustus von Riez zugeschrieben,
während die beiden von A. B. Caillaud aus cod. Casin. XII
(saec. XI) veröffentlichten Predigten nicht von Augustinus
stammen. Dagegen kommen in Betracht die Predigt des Justus
von Urgel und der Sermon „Cunctorum", der von einem
Spanier des 8. Jahrhunderts verfaßt ist und als Vorbild für
die mozarabische Messe gedient hat. Tisserant, Eugen Card.:
Le testament de Louis-Marie Grignion de Montfort (II 464 bis
474) beschreibt genau das am 27. April 1716 errichtete Testament
und veröffentlicht den zuverlässigen Wortlaut mit Erläuterungen
. Maries, Louis: L'irruption des Saints dans l'illu-
stration du psautier byzantin (II 163—180) gibt eine Liste der
acht Handschriften des byzantinischen Psalters und der in
ihnen enthaltenen Abbildungen, die in den Handschriften des
9. Jahrhunderts mit dem Siege der Bilderfreunde beginnen
und stellt dann die Psalmenverse mit den dazu abgebildeten
Heiligen zusammen. Halkin, Leou-E.: Hagiographie prote-
stante (II 453—463) zeigt, daß nach der anfänglichen Ablehnung
der Heiligen die ersten Märtyrer der neuen Kirche an
Bedeutung gewannen, so daß man heute von einer protestantischen
Hagiographie sprechen kann.

7. Reliquien. Baynes, Norman H.: The Supernatural
Defenders of Constantinopel (I 165—177) weist darauf hin,
daß die Bevölkerung der Hauptstadt auch in der schwersten
Zeit nie den Mut verloren habe, weil sie der Meinung war,
die unzähligen Reliquien, von den Kaisern hier zusammengebracht
, würden sie unbedingt schützen. Vor allem ehrte man
die Jungfrau Maria, die nur in der Hauptstadt wohnen wollte,
aber auch von den Einwohnern kräftige Verteidigung erwartete
. Bardy, Gustav: Pelerinages ä Rome vers la fiu du
IVe siecle (I 224—235) zeigt, daß in der Zeit von 355—410
eine Menge Fremder Rom besucht hat, freilich nicht alle aus
religiösen Gründen, aber doch eine bedeutende Zahl, die als
Christen die Gräber der Heiligen oder ihre Reliquien besuchten
, wie Geschichte und Legende berichten. Vives, Jose:
Un nuevo altar romano-cristiano en la Tarraconense (I 401
bis 406, T.) beschreibt einen Altar des 5.-6. Jahrhunderts,
der mit lateinischer Inschrift bei den Grabungen in San Felix
cerca de Rubi 1948/49 gefunden wurde und offenbar zur Aufnahme
von Reliquien bestimmt war. Runciman, Steven: The
Holy Lance found at Antioch (II 197—209) kommt nach
Prüfung der zeitgenössischen Berichte zu dem Ergebnis, daß
die in der Kathedrale des hl. Petrus zu Antiochia durch Petrus
Bartholomaeus entdeckte Lanze nicht die echte Lanze gewesen
sein kann, zumal in Konstantinopel seit 614 eine andere,
angeblich gestiftet von Helena, aufbewahrt wurde und dann
eine weitere, angeblich von Konstantin d. Gr. aus den Kreuznägeln
geschmiedete zu den Reichsinsignien gehörte. Vielleicht
kam das Konstantinopler Stück nach Paris, wo es in der
Revolution verschwand. Grumel, Venance: Leon de Chalce-
doine et le canon du saint Mandilion (II 135—152) veröffentlicht
aus cod. Paris. Coisl. 218 fol. 102V—105 den griechischen
Text des Kanon, wie er zur Zeit Leons gebraucht wurde.
Dumezil, Georges: L'icone de l'eglise de Saint-Koirike (Haute-
Svanetie (II 241—244) hat die Kirche besucht, aber dort die
berühmte Ikone nicht gefunden .Andrieu, Michel: Aux ori-
gines du culte du Saint-Sacrement. Reliquaires et monstrances
ecclesiastiques (II 397—418, 3 Tafeln) zeigt, daß seit früher
Zeit die Reliquien in Prozession getragen und dem Volke gezeigt
wurden, und zwar in kostbaren Behältern, wofür urkundliche
Belege seit 1379 beigebracht werden.

8. Aberglaube. Brunei, Clovis: Versions espagnole, pro-
vencale et francaise de la lettre du Christ tombee du ciel
(II 383—396) schildert die Verbreitung des gefälschten Briefes,
der schon 584 auf den Balearen bekannt war und sich dann
rasch in allen Sprachen verbreitete. Die genannten Versionen
werden aufgezählt und zum Teil veröffentlicht. Mallardo,
Domenico: L'incubazione nella cristianitä napoletana (I 465
bis 498) verzeichnet verschiedene Texte über Translationen
und Miracula.

Es ist ein wahrhaft überwältigendes Bild, das sich aus
dem vielgestaltigen Inhalt ergibt. Dabei wird stets die grundlegende
Arbeit des Gefeierten anerkannt und dankbar dazu
das Neue geboten. Kaum ein Beitrag gibt Anlaß zu Einwänden
oder gar zu Bedenken, weil jeder Teilnehmer an der
Festschrift Meister auf seinem Spezialgebiete ist. Die beiden
Bände verdienen deshalb weiteste Verbreitung und gründlichste
Beachtung. P. Peeters ist leider am 18. August in
Brüssel gestorben.

Dresden Peter Thomsen

Ghellinck, J. de, Prof., s.j.: Patristique et Moyen Age. Etudesd'histoire
littöraire et doctrinaie. Tome I: Les Recherches sur les Origines du
Symbole des Apötres. Nouvelle edition revue et considerablement aug-
mentee. Gembloux: J. Duculot. Bruxelles: Edition Universelle. Paris:
Desclee, de Brouwer 1949. XII, 321 S.= Museum Lessianum-Section
historique No. 6.

Der am 4. I. 1950 im Alter von 77 Jahren verstorbene
J. de Gh. gehörte zu den bekanntesten Historikern der theologischen
Literaturgeschichte des christlichen Altertums und
Mittelalters. Eines seiner zuletzt erschienenen Werke wurde
jüngst in dieser Zeitschrift 1950, 36L von mir zur Anzeige gebracht
. Nach dem zweiten Weltkrieg unternahm es der greise
Gelehrte, seine weithin zerstreuten Zeitschriftenaufsätze unter
dem Titel Patristique et Moyen Age in verbesserter und erweiterter
Form herauszugeben. Drei Bände liegen bereits vor,
zwei weitere werden noch folgen. Der 1946 herausgekommene
erste Band liegt jetzt bereits in zweiter wesentlich erweiterter
Auflage vor. Hier sind die Abhandlungen zusammengefaßt,
die eine fortlaufende Geschichte der Erforschung des sog.
Apostolischen Sybolums ergeben.