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Ausgabe:

1950 Nr. 7

Spalte:

434

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Römer-Krusemeyer, Maria

Titel/Untertitel:

Adolf Donders 1950

Rezensent:

Stupperich, Robert

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433

Theologische Literaturzeitung 1950 Nr. 7

434

Schulze, Rudolf, Dr.: Das Gymnasium Paulinum zu Münster 797 bis

1947. (Die älteste humanistische Lehranstalt Deutschlands.) Unter Mitwirkung
von F. Hase t, J. Uppenkamp, E. Reinhard, J. Reichelt hrsg.
Münster: Regensberg 1948. 200 S. gr. 8° = Geschichte und Kultur. Schriften
aus dem Bischöfl. Diözesanarchiv Münster. Hrsg.: DDr. Alois Schröer.
H. 2 u.3. Kart. DM9.60.

Hopmann, m. Maria Viktoria, o. s. u.: Geschichte des Ursulinen-

klosters in Dorsten. Auszüge und Übersichten. Münster: Aschendorff
[1949] 272 S., 9 Bildtaf. 8°. kart. DM 9.50; geb. DM 11.—.

Zahlreiche kirchliche Gründungen in Westfalen, Gemeinden
, Anstalten und Klöster, die in den letzten Jahren ein
Jubiläuni begingen, haben wieder als Festschrift eine Geschichte
ihrer Institution herausgebracht. Aus der Reihe
dieser Veröffentlichungen seien hier zwei herausgegriffen, die
ins Gebiet des westfälischen Bildungs- und Erziehungswesens
gehören.

Die Geschichte des für. das Münsterland so bedeutsamen
Gymnasium Paulinum, das den Ruhm beansprucht, „die
älteste humanistische Lehranstalt Deutschlands" zu sein, wird
aus Anlaß seines 1150jährigen Bestehens von Studienrat Dr.
Rudolf Schulze geschildert. Da.das Schularchiv im Kriege
verlorengegangen ist und weitere Archivstudien nicht möglich
waren, muß sich der Verf. auf eine Zusammenfassung der
bisherigen, freilich sehr in die Breite gehenden Einzelforschun-
gen beschränken. Als eüizige größere Darstellung der Schulgeschichte
wird sie ihren Zweck erfüllen und die Lücke
schließen.

Ausgehend von der Gründung der Domschule durch den
hl. Liudger, den ersten Bischof von Münster, wird die Entwicklung
der Anstalt durch das Mittelalter geschildert, um
ihren Aufschwung im Zeitalter des Humanismus und der Reformation
näher darzulegen. Bekanntlich hat der Humanismus
in Münster seine Blüten getrieben, wobei der Zusammenhang
mit Deventer besonders in Erscheinung tritt. Nicht
weniger aufschlußreich ist das Aufkommen der reformato-
rischen Bewegung die in Münster so sehr um sich griff, daß
der Bischof 1533 Sämtliche sechs Pfarr- und Stiftskirchen in
der Stadt den Lutherischen zusprechen mußte. Das Gymnasium
stand dabei nicht abseits. Die Verbindung mit Wittenterg
ist schon beachtlich, Die vernichtenden Folgen des
Wiedertäufer-Aufruhrs werden im Schulwesen erst recht deutlich
. Die Studien wollen bis zum Ende des Jahrhunderts nicht
recht üi Gang kommen, so daß das Paulinum, wie es mit
anderen Anstalten in Westdeutschland um dieselbe Zeit auch
geschieht, den Jesuiten übergeben wird, die es zwei Jahrhunderte
lang geleitet haben. Von allgemeinem Interesse wird
diese Schulgeschichte erst wieder mit dem Ende des 18. Jahrhunderts
, mit den Reformen, die Fürstenberg einleitet und
mit der Umgestaltung durch die preußische Schulverwaltung.
Lebensbilder der Anstaltsleiter des vorigen Jahrhunderts aus
der Feder anderer Verfasser vervollständigen das Bild, das
anschaulich und sorgfältig gezeichnet ist.

Aus Anlaß des 250jährigen Bestehens des Ursulineu-
klosters in Dorsten ist eine recht ausführliche Geschichte
dieses Konvents erschienen, der sich der Erziehung der weiblichen
Jugend widmet. Die Darstellung ist quellenmäßig gut
fundiert und verwertet das ganze erreichbare Material. Die
Klostergeschichte wird in fünf großen Abschnitten behandelt:
i. Gründung und Anlage des Dorstener Klosters durch die
Familie des Reichsgrafen von Nesselrode, 2. Verfall des
Klosters unter den Auswirkungen der Aufklärung, wobei die
Folgen des siebenjährigen Krieges und schädigenden Wirkungen
des Zeitgeistes geschildert werden, 3. Wiederherstellung
und zweite Blüte des Klosters in der Zeit der katholischen
Restauration, 4. der Klosterverband im Kulturkampf,
Auflösung des Klosters, Exil in Holland und Rückkehr.
Das fünfte Kapitel berichtet schließlich über die letzten
50 Jahre.

Das Buch ist nüchtern und klar geschrieben und vermittelt
einen guten Eindruck vom Wesen und der Arbeit des
Ordo Sanctae Ursulae in Westfalen.

Münster Robert Stupperich

Bäte, Ludwig, Stadtarchivar: Der Friede in Osnabrück 1648. Beiträge zu
seiner Geschichte, hrsg. Oldenburg: Niederdeutsches Verlagshaus 1948.208 S.,
8 Taf. gr. 8°. Hlw. DM 8.80.

Während vor 50 Jahren Münster und Osnabrück gemeinsam
ein Gedenkbuch ,,Der Westfälische Friede" 1898 herausgaben
, hat die 300. Wiederkehr des Friedensjahres die beiden
Friedensstädte getrennt feiern lassen. So kam es, daß Münster
seine Festschrift unter dem alten Motto von 1648 „Pax optima
rerum", Beiträge zur Geschichte des Westfälischen Friedens,
hrsg. von E. Hövel, erscheinen ließ, während Osnabrück seines

Anteils au dem Friedenswerk in der vorliegenden Veröffentlichung
gedenkt.

Entsprechend den Verhandlungen, die in Osnabrück vornehmlich
mit den protestantischen Staaten geführt wurden,
wobei Schweden als einladende Macht dominiert, bringt dieser
Sammelband auch Beiträge von schwedischen Forschern sowohl
über die Operationen der letzten Kriegsjahre als auch
über den Anteil Schwedens am Friedenskongreß. Erklärlicherweise
treten die Verhandlungen zwischen Habsburg und
Schweden in den Vordergrund, wobei der Kaiser Schweden
durch die Überlassung Pommerns von den Glaubensgenossen
zu trennen sucht, Schweden andererseits nicht ohne Zutun
Brandenburgs es verhindert, daß der Kaiser allein den Frieden
im Reich diktiert. Neben den ausländischen Beiträgen(Schwe-
den, Schweiz und Holland) sind hervorzuheben die Darstellung
aus der Feder des Herausgebers „Osnabrück während
der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden" und die Abhandlung
von Emst Kochs „Die staatsrechtliche Gleichordnung
der Reformierten mit den Lutheranern". Freilich kann
nicht unerwähnt bleiben, daß letztgenannter Aufsatz durch
seine einseitige Stellungnahme Widerspruch herausfordert. Sowohl
in der Vorgeschichte des Verhältnisses von Lutheranern
und Calvinisten in Deutschland als auch in der Behandlung
der kirchenrechtlichen Fragen während der Friedensverhandlungen
fehlt es nicht an Verzeichnungen.

Die übrigen Aufsätze dieses Sammelbaudes liegen mehr
am Rande. Die Beiträge über Otto v. Gericke, über das Stift
Walkenried, über die Dichtung des Dreißigjährigen Krieges
und nicht zuletzt über Justus Moser bereichern den geschmackvoll
ausgestatteten Band.

Münster Robert Stupperich

Römer-Krusemeyer,Maria,Dr.:Adolf Donders. 1877—1944. Münster:
Regensberg 1949. 359 S. u. mehrere Taf. 8". Lw. DM 12.—.

Der im Jahre 1944 verstorbene Dompropst Prof. Dr. Adolf
Donders wirkt bis heute noch in Münster stark nach. Dafür
spricht schon die Tatsache, daß die örtliche Presse zum Aller-
heiligenfest 1949 seine Betrachtungen wieder abdruckte. Das
Werden und Wirken dieser nicht nur mit der Diözese Münster,
sondern mit dem gesamtdeutschen Katholizismus verbundenen
Persönlichkeit in einer Lebensbeschreibung festzuhalten, lag
daher durchaus nahe.

Die Verfasserin dieses Erinnerungsbuches hat mit großer
Sorgfalt und Genauigkeit das Material für ihre Arbeit gesammelt
. Außer dem gedruckten und brieflichen Nachlaß hat
sie Aufzeichnungen von Männern, die mit Donders durch Jahre
hindurch verbunden waren, ihrer Darstellung zugrunde gelegt.
Das Bild des bedeutenden Predigers ist mit großer Liebe und
Verehrung gezeichnet. Freilich muß die Frage gestellt werden,
ob es der Verfasserin möglich war, das innere Wesen dieser
priesterlichen Erscheinung voll zu erfassen. Es sind mehr die
äußeren Beziehungen betont als die inneren Anschauungen und
gestaltenden Lebenskräfte. Im Vergleich zum Mann der kirchlichen
Praxis kommt der akademische Lehrer zu kurz. Der
Theologe Donders tritt hinter dem weithin anerkannten Prediger
zu stark zurück. Auch wirkt die Darstellung, auch wenn
sie für einen weiteren Leserkreis bestimmt war, stellenweise zu
literarisch.

Immerhin, wenn Donders hier auch zu isoliert betrachtet
erscheint und seine Verbundenheit mit bedeutenden Zeitgenossen
noch nicht voll zur Geltung kommt, das Leben dieses
Mannes verkörpert so sehr ein Stück der neuesten deutschen
Kirchengeschichte, daß seine Biographie über Münster hinaus
die nötige Beachtung finden wird.

Mühst« Robert Stupperich

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Barth, Karl: Das christliche Verständnis der Offenbarung. Eine Vorlesung
. München: Chr. Kaiser 1948. 35 S. 8° = Theologische Existenz
heute. Eine Schriftenreihe, hrsg. v. K. O. Steck U. G. Eichholz. N. F. Nr 12
DM 1.60.

K. Barth bespricht in acht Abschnitten nacheinander:
1. das „Es gibt" als die Offenbarung im „allgemeinen Sinne"
des Begriffs, 2. das christliche Verständnis des Offenbarungsbegriffs
als die Selbstoffenbarung nicht des Seienden, sondern
des im Verhältnis zum Seienden Nicht-Seienden (transzendente
Offenbarung), 3. Gott, den „Einen, den Einzigen und
Einsamen" als das Subjekt seiner Offenbarung, 4. die Nachricht
davon in der biblisch bezeugten „Anschauung Jesu
Christi"; weiter 5. Jesus Christus als das Wort Gottes, 6. die
heilige Schrift der Propheten und Apostel als der „Nach-