Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1950 Nr. 6

Spalte:

343-348

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Hering, Jean

Titel/Untertitel:

La première épître de Saint Paul aux Corinthiens 1950

Rezensent:

Michaelis, Wilhelm

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3

Download Scan:

PDF

343

Theologische Literaturzeitung 1950 Nr. 6

344

b» "TITO"» r> 16 >>und a^e> die eintreten in die Ordensregel
der Einung" (irPfT "pD)> 5. 1 ».die Ordensregel für die
Leute der Einung" hmn i1233»b "pDil). die .4er Gemeinde
der Leute der Schlechtigkeit" (b"iyn "11233» n"T}>) gegenübergestellt
werden, 5, 2 „die sein sollten zur Einung in Thora und
Besitz" (yirm nTnairnbrrpnb). 5.2f- ..nach der Anordnung
der Mengeder Leute der Einung" (-rrPn "TOaS 21"! by). 5. 3
„zutun Wahrhaftigkeit, Einung undDemut" (ni3i?1 TTT1 WO»).
5,5 „in Einung" (uro), und „zur Einung eines ewigen Bundes
" (abiy I"P""0 "irt^b). 5> 6 >>und die sich ihnen in Einung
Anschließenden" ("rrP3 □ i~pbs> Q^lbsn). 5. 7 ..zur Einung
jedes, der eintritt in den Ratschlag der Einung" (sin b^ "TITO
"TflTI ni?i?b)> 5-IO ..die willig sind zur Einung in seiner Treue"
(H"M»b "TrP Q^msriTOn)- An all diesen Stellen taucht die Wurzel
f ]-p auf. Nicht immer freilich kaiin das Substantivuni Einung
gemeint sein, vielmehr muß zumindest zuweilen der Infinitiv Piel
Tl-p zu lesen sein. Das zeigt die Wendung "iri72»b trr Di21"T3rV)2n-

Hier stoßen wir auf eine Formel, die weder in den bisher zugänglichen
Stücken der „Kriege der Söhne des Lichts und der Söhne
der Finsternis", noch, soweit ich sehe, im Habakkuk-Kommen-
tar auftritt, die aber offensichtlich das wesentliche Anliegen der
Sekte umschreibt: Einung. Freilich ist noch unsicherer als die
Deutung der Form, in der die Wurzel hier auftritt, die Deutung
des Gehalts, die Bedeutung. Soll die Einung nur auf den engeren
Zusammenschluß der Mitglieder hinweisen, was wohl der alttes-
tamentlichen Verwendung der Wurzel am nächsten käme, oder
soll man hier eine Parallele zu den islamischen al-muwahhiduna,
den Eiuheitsbekeimern, erblicken, die als Al-Mohaden, von Marokko
kommend, in Spanien vorübergehend Herrscher stellten,
also Leute hier sehen, die das Sma' mit seinem -jn» miT gegen
jeden Synkretismus bekennen, oder soll man an das Anstreben
einer Unio mystica denken ? Ich möchte mir die erste
Erklärung zu eigen machen und darauf hinweisen, daß sich
diese Einung nach 5, 2 auf die Thora, d. h. ihre einmütige
Deutung und Anwendung und auf den Besitz erstrecken

soll, worunter doch wohl Verzicht auf Privateigentum und
Durchführung eines Gemeinbesitzes zu verstehen ist. Ja wahrscheinlich
ist auch die Fortsetzung dieser Phrase noch heranzuziehen
, wo vielleicht — der Text ist nicht ganz deutlich —
von„Ansiedlung auf Anordnung der Sadoqiden, der Priester,
die den Bund wahren, und auf Anordnung der Menge der
Leute der Einung, die den Bund festhalten", die Rede ist.

Nun kennen wir zwar gemeinsames Wohnen unter der Leitung
eines Vorstehers, wobei offensichtlich zumindest nach
außen hin, Gemeineigentum an dem Vermögen der Siedlung bestellt
, auch bei der Gemeinde des Neuen Bundes im Lande Damaskus
. Aber so weit ich sehe, tritt in der Handschrift A
dieses trP nicht auf, so wenig wie in den bisher veröffentlichten
Stücken der Sektenrolle der p"r:in mTJ2 auftaucht,
der in der Habakkuk-Rolle mehrmals begegnet. Aber die
Handschrift B der Damaskusschrift, die ja eine erweiterte
Umarbeitung von 7, 5 bis 8, 21 der Handschrift A ist,
kennt den -prPn !TVM. den viele irrig mit dem pT^n

miM zusammenschauern Sollte dieser "pj-prt !T"1"I73 etwa
nicht der „einzigartige" Lehrer, sondern der „Lehrer der
Einung" sein1? Und sollte etwa die Handschrift B davon
zeugen, daß die "pfPn 11233» und die Anhänger des rt"l"173
p"T2in irgendwann nach der Zeit, in der die Handschrift A
abgefaßt worden ist, eine Fusion eingegangen seien, zumal
gerade in Handschrift B der Damaskusschrift ein ähnliches
Sündenbekenntnis Neueiutretender in den alten Text interpoliert
ist2 ? Ich begnüge mich damit, diese Fragen aufzuwerfen
. Man wird abwarten müssen, was die Sektenrolle noch
enthält, bevor man über diese, wie mir scheint, nicht ganz
uninteressanten Probleme mit größerer Sicherheit urteilen
kann. So viel ist mir jedoch wahrscheinlich, daß die Sekte
der Einung und die Sekte, die dem „Lehrer der Gerechtigkeit
" anhing, ursprünglich kaum miteinander zu tun hatten,
wenn sie auch dem gleichen Mutterboden entsprossen sind und
sich wahrscheinlich später vereinigt haben3. Und abschließend
noch eine Frage. Hat etwa das Hohepriesterliche Gebet in
seiner wiederholten Mahnung „daß sie alle eines seien" ein Anliegen
dieser Sekte aufgenommen ?

') Miliar Burrows und A. Alt weisen mich eben freundlicherweise darauf
hin, daß S. M. Stern in JBL 69 (1950) S. 24 in der gleichen Weise den
"TOTTI miH als „Lehrer der Einung" und die "PTTil ""töSN als „Anhänger
der Einung" erklärt. Er möchte allerdings jahad lesen, während ich -prr
als plene geschriebenen Inf. piel deuten möchte.

2) Man kann die beiden Sündenbekenntnisse gegenseitig emendieren, wobei
sich herausstellt, daß der Text in Damaskusschrift B gegenüber dem des
Sündenbekenntnisses erweitert ist.

3) Wesentlich engere Beziehungen sehen Miliar Burrows, Stern a. a.
O. und Georg Kuhn (ThLZ 75 (1950) Sp. 81 ff.

NEUES TESTAMENT

HSring, Jean, Prof.: La premiere epitre de Saint Paul aux Corinthiens.

Neuchätel/Paris: Delachaux & Niestie [1949]. 157 S. gr. 8 = Commentaire

du Nouveau Testament VII. sfr. 9.50; geb. sfr. 12.50.

Die Kommentare des großen Neuenburger Theologen Fr£-
deric Godet, die seinerzeit zum Teil auch ins Deutsche übersetzt
worden sind und im französischen Sprachgebiet ihre Bedeutung
bis heute behalten haben (der vorliegende Band ist
dem Andenken Godets gewidmet), waren einzeln veröffentlicht
worden. An einem Kommentarwerk zum ganzen NT hat es
dem westschweizerischen und französischen Protestantismus
bisher gefehlt. Es ist daher ein erfreuliches Zeichen theologischer
Regsamkeit und Selbständigkeit, wenn diese Lücke
nunmehr durch den Commentaire du Nouveau Testament (als
Abkürzung wird sich CNT empfehlen) geschlossen werden soll.

Getragen wird das Unternehmen von dem rührigen Verlag Delachaux &
Niestie in Neuenburg und Paris, der bereits mit der Herausgabe der Cahiers
theologiques de Pactualite protestante (bisher 22 Hefte) Bedeutendes geleistet
hat. Außer dem CNT ist — ebenfalls ein Novum innerhalb des Protestantismus
französischer Sprache •—■ eine auf etwa drei Dutzend Bände berechnete
Reihe von Handbüchern und Grundrissen über die verschiedenen Gebiete der
theologischen Wissenschaft und kirchlichen Praxis geplant. Das Kommentarwerk
(CNT) soll 15 Bände umfassen. Als Mitarbeiter sind außer Jean Hering
(Prof. in Straßburg; 1. und 2. Kor.) beteiligt: Paul Bonnard (Prof. in Lausanne
; Matth., Gal., Phil., 1. und 2. Petr., Jud.), Oscar Cullmann (Prof. in
Basel und Paris; Joh., 1.—3. Jon., Apk.), Franz-J. Leenhardt (Prof. in Genf;
Rom.), Charles Masson (Prof. in Lausanne; Eph., Kol., 1. und 2. Thess., Phi-
lem.), Philippe-H. Menoud (Prof. in Neuenburg; Mark., Apg.), Theo Preiss
(Prof. in Montpellier; Luk., Hebr.) und Christophe Senft (Pfarrer in Fleurier;
Past., Jak.).

Als erster Band des CNT ist der vorliegende Band VII
erschienen. Er vermittelt daher zugleich einen Eindruck davon
, wie das ganze Werk gedacht ist. Es zeigt sich, daß mit
dem CNT nicht nur den Lesern französischer Sprache ein exegetisches
Hilfsmittel von großer wissenschaftlicher Gediegenheit
geschenkt werden wird, sondern daß auch die internationale
Kommentarliteratur überhaupt durch den CNT eine
wesentliche Bereicherung erfahren wird.

Was die äußere Anlage betrifft, so erinnert das Format an Lietzmanns
Handbuch; der Satzspiegel ist ein wenig höher (51 Zeilen) und fast 2 cm
breiter. Die meisten Seiten enthalten auch Anmerkungen in Kleindruck.
Mit jedem Kapitel wird eine neue Seite begonnen (man fragt sich, ob damit
der Kapiteleinteilung nicht ein größeres Gewicht beigemessen wird, als ihr
gerade in wissenschaftlichen Kommentaren zukommen sollte). Die Ubersetzung
wird jeweils oben auf der Seite geboten (in Kursivdruck), und zwar
abschnittsweise. Die Abschnitte sind zwar meist klein (z. B. 2, 1—5. 6—8.
9—10a. 10b—14); doch hat diese Anordnung zur Folge, daß, sobald die Abschnitte
etwas größer gewählt sind oder die Auslegung ausführlicher werden
muß, manche Seiten nur Auslegung enthalten.

Höring bietet (nach einem Vorwort S. 7L) zunächst eine
„Introduction" (S.9—12), in der die sog. Einleitungsfragen behandelt
werden. Das Problem der Teilungshypothesen wird
an den Vorschlägen von Joh. Weiß und Goguel illustriert, und

H. legt dann seinerseits eine Lösung vor. Er glaubt, daß

I. Kor. aus zwei Briefen zusammengesetzt ist: den Brief A,
der 1, 1—8, 13; 10, 23—11, r; 16, 1—4. 10—14 umfaßt, habe
der Apostel geschrieben, nachdem er durch die Leute der
Chloe über die Gruppenbildungen in der Gemeinde unterrichtet
worden war und (wohl durch Sosthenes) den Brief der Gemeinde
empfangen hatte; zu dem Brief B, dem 9, 1—10, 22;
11,2—15, 58; 16,5—9. 15—24 angehören (Kap. 13 hält H.
zwar für paulinisch, aber für eine Interpolation des Redaktors
), habe sich Paulus kurze Zeit später nach dem Empfang
alarmierender Nachrichten aus Korinth, die ihm Stephauas
überbracht habe, veranlaßt gesehen.

Da diese Annahme mit nur zwei Briefen rechnet und auch den 2. Kor.
nicht einbezieht, ist sie einfacher als etwa die Hypothesen von Weiß und
Goguel; auch ist die Aufteilung ganz geschickt vorgenommen. Immerhin ist
zu fragen, ob die Einwände gegen die Einheitlichkeit des 1. Kor., die H. als