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Ausgabe:

1950

Spalte:

321-330

Autor/Hrsg.:

Rendtorff, Heinrich

Titel/Untertitel:

Warum theologische Wissenschaft? 1950

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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. KURT ALAND, HALLE-BERLIN

NUMMER 6 FÜNFUNDSIEBZIGSTER JAHRGANG JUNI 1950

Spalte

Warum theologische Wissenschaft?

Von Heinrich Rendtorff.............. 321

Geschichtsdeutung als theologisches

Problem. Von Martin Burgwitz ...... 329

Zur Liturgiewissenschaft.

Von Leonhard Fendt................. 335

Der gegenwärtige Stand der Erforschung
der in Palästina neu gefundenen hebräischen
Handschriften.

11. Die Sektenrolle. Von Leonhard Rost 341
Alt haus: Der Friedhof unserer Väter. 4. Aufl.

(Gabriel)............................. 372

Asmussen: Das Recht des Irdischen (Burgwitz
) ................................ 333

Bauer: Griechisch-deutsches Wörterbuch zu
den Schriften des Neuen Testaments und
der übrigen urchristlichen Literatur. 4. Aufl.

1. —3. Lfg. (v. Campenhausen).......... 349

Bau mann: Der Traum im Werk von Jeremias
Gotthelf (Knevels)............... 365

Benckert: Gebetshilfe (Gabriel)......... 370

Bernhard von Clairvaux: Von Kreuzzug,
Krieg und den Juden (Kahler).......... 354

Bopp: Missa est. 2. Aufl. (Fendt)......... 338

Buder: Jesus Christus der Herr (Fendt)... 370

Einbaus: Wo stehen wir? Wohin gehen wir?
(Burgwitz) ........................... 333

Eßer: Das Testament des heiligen Franziskus
von Assisi (Erdmann).............. 352

Frank: Modern Science and its Philosophy
(Beth)............................... 357

Gnade und Wahrheit. Ein Jahrgang evang.
Predigten hrsg. v. W. Dress u. M. Loeser
(Fendt).............................. 369

Hartenstein: Der Kreuzzug des Herrn
(Fendt).............................. 370

Hasselblatt: Der moderne Mensch und das
Christentum (Burgwitz)................ 333

Heim: Die König«herrschaft Gottes nach
Texten aus dem Markusevangelium.

2. Aufl. (Fendt)....................... 370

Spalte

H6ring: La premiere epitre de Saint Paul

aux Corinthiens (Michaelis) ............ 343

Jungmann: Gewordene Liturgie (Fendt) . 337
Kirchenbuch, Das, für die Gemeinde(Fendt) 340
Klauser: Abendländische Liturgiegeschichte

(Fendt).............................. 336

Klein: Grundlegung und Grenzen des kanonischen
Rechts (Erler)................. 356

Kölln u. Altmann: Erhebet eure Herzen.

4. u. 5. Aufl. (Fendt).................. 340

Lerle: Christus und die Not unserer Zeit

(Burgwitz) ........................... 334

Lötz: Christliches Hausbuch (Fendt)..... 340

Merz: Die Verantwortung der Kirche für die

Ausbildung ihrer Pfarrer (Kruinmacher) .. 367

Mezger: Über Willensfreiheit (Eiert)..... 360

Muench: Theologische Grundgedanken zur

katholischen Landvolkbewegung (Holtz).. 372
Nachtwey: Christliche Entscheidung heute

(Burgwitz)........................... 336

Nestle: Novum Testamentum Graece. 18. u.

19. Aufl. (Aland)...................... 350

Nieden, zur: In der Stunde der Entscheidung

(Burgwitz) ........................... 333

Niesei: Um Verkündigung und Ordnung der

Kirche (Fresenius).................... 356

Nottarp: Gottesurteile (Mitteis)......... 354

Oudenrijn, van den: Der Traktat Jalags

arakkinoutheanc hoguojn. Von den Tugenden
der Seele (Landgraf) .............. 353

Phillips: The Transmission of the Faith

(Harms).............................. 368

Philosophen-Lexikon, hrsg. v. W. Ziegenfuß.

1. Bd. (Menzer).........^............ 358

Planck: Vom Wesen der Willensfreiheit.

5. Aufl. (Eiert)........................ 360

Radbruch: Theodor Fontane oder Skepsis

und Glaube. 2. Aufl. (Lerche).......... 362

Rang: Der Geist unserer Zelt (Burgwitz) .. 332
Reinhard: Ist das Abendland auf christlichem
Wege? (Burgwitz).............. 335

Spalte

Sander: Das Schicksal der Menschheit

(Burgwitz)........................... 336

Schlink: Der Erhöhte spricht (Fendt)____ 370

S c h 1 u n k: Eine Predigtreihe über das Vaterunser
(Fendt)......................... 370

Schneider: Stimmen aus der Frühzeit der
Kirche. Übers, u. erklärt (Fendt)....... 340

Stapelmann: Der Hymnus Angelicus
(Fendt).............................. 339

Stauffer: Christus und die Caesaren
(Preisker)............................ 348

Stöcker: Die hehre Feier der Fasten.
2. Aufl. (Fendt)....................... 339

Straubinger: Religionsphilosophie mit
Theodizee. 2. Aufl. (Hessen) ........... 362

[Tesselhoff:] Warum wir die Lehre der Allversöhnung
verwerfen (Hutten)......... 372

Thielicke: Weltanschauung und Glaube
(Burgwitz) ........................... 333

Vidier u. Whitehouse: Natural Law (Wolf) 355

Walz: Bibel und moderne Philosophie über
den Sinn des Lebens (Burgwitz)........ 334

Welte: Die Glaubenssituation der Gegenwart
(Burgwitz) ...................... 334

Wolf: Rechtsgedanke und biblische Weisung
(Erler).......................... 357

Wolff:DerBegriffderOffenbarung(Hermann) 359

Berichte und Mitteilungen:

Die „Rabbinischen Texte" (Rengstorf).. 373

Die Gießener Mischna (Rengstorf) ..... 375

Der Verein für Reformationsgeschichte

(Bornkamm).......................... 37g

Beiträge zur biblischen Landes- und Altertumskunde
........................... 378

Franz-Delitzsch-Preis.................. 378

Bibliographie:

Übersicht über die Publikationen im Zusammenhang
mit der Weltkirchenkonferenz
von Amsterdam ...................... 378

Zeitschriftenschau:

Altes Testament III (Steinborn)........ 380

Zum vorliegenden Heft............... 383

Warum theologische Wissenschah?

Von Heinrich Rendtorff, Kiel

Es mag bei der Behandlung des Themas zunächst das Verständnis
des Begriffes Wissenschaft zum Ausgangspunkt genommen
werden, das heute ziemlich allgemein ist. Wissenschaft
ist nicht eine Summe gesicherter Ergebnisse, sondern
ist primär der Prozeß methodischer Forschung, zielbewußter
Erkenntnisarbeit. Ihr Motiv ist das ursprüngliche Wissenwollen
. Ihr Ziel ist die Erkenntnis der unbedingten, der gültigen
Wahrheit. Sie ist darin grundsätzlich nach allen Seiten
offen, ist jeden Augenblick bereit, ihre Ergebnisse in Frage
stellen zu lassen und aus dieser Infragestellung den Antrieb
zu neuem Forschen zu gewinnen. Sie läßt sich grundsätzlich
nur von ihrer Sache, ihrem Gegenstande bestimmen. Sie sucht
ihn mit allen zu Gebote stehenden Mitteln, mit der höchsten
möglichen Exaktheit zu erfassen. Indem sie mit ganzer Hingabe
das ihr gegebene Einzelne erforscht, strebt sie dabei
immer über die Grenzen hinaus nach dem Ganzen, nach der
Einheit. Ihre entscheidenden Merkmale sind deshalb Gebundenheit
und Freiheit, die Gebundenheit an die Sache allein,
an die Wahrheit; die Freiheit zum Fragen, zum Forschen ohne
Vorbehalt.

321

Wenn heute wieder einmal die Frage unseres Themas gestellt
wird, dann geschehe es nicht in der Haltung der Verteidigung
, der Selbstrechtfertigung. Oft genug hat die Theologie
es erlebt, daß ihr der Charakter einer Wissenschaft bestritten
wurde bis hin zur Geringachtung und Beiseiteschiebung
der theologischen Fakultät. Nicht um Abwehr dieser Angriffe
geht es mir heute, sondern um einen Akt der Selbstbesinnung
der theologischen Wissenschaft und um eine Bezeugung
ihres Wesens, ihrer Aufgabe.

Wenn heute diese Aufgabe einen Vertreter der praktischen
Theologie zugewiesen ist, dann sollte dafür nicht die
Erwartung begründend sein, daß der praktische Theologe vielleicht
als ein der Praxis Nahestehender am ehesten bereit
sein könnte, Brücken zur Praxis zu schlagen und dabei von
dem strengen Anspruch der Wissenschaft etwas abzulassen,
zwischen Wissenschaft und Praxis warmherzig und entgegenkommend
zu vermitteln. Vielmehr möchte ich gerade als praktischer
Theologe ein Wort zu dem spezifischen Wissenschaftscharakter
der Theologie sagen. Ist es doch keineswegs die erste
Aufgabe des praktischen Theologen, den künftigen Pf arrer und

322

Ur'J.TUB.