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Ausgabe:

1949

Spalte:

705-714

Autor/Hrsg.:

Althaus, Paul

Titel/Untertitel:

Was ist Taufe? Leipzig, 1949

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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR LIC. KU RT ALAND, HALLE-BERLIN

NUMMER 12 74. JAHRGANG DEZEMBER 1919

Spalte

Was ist die Taufe? Zur Antwort an Karl
Barth. Von Paul Althaus ............ 705

Das Neue Testament und die menschliche

Existenz. Von Joh. Schneider....... 713

Nihilismus? Von Oerhard Oloege...... 723

Barth: Die Botschaft von der freien Gnade
Qottes (E. Schott).................... 742

Bartsch, H.W.: Kerygma und Mythos
(Michel).............................. 731

Benz: Westlicher und östlicher Nihilismus
in christlicher Sicht (Oloege)........... 723

Bornhäuser: Die Leidens- und Aufcr-
etenungsgeschichtc Jesu (Uckeley)...... 736

Bubnoff: Russische Frömmigkeit (Lud.
Müller) .............................. 738

Buddcnsieg: Morbus Sacer (Konrad) ... 750

Dokumente der orthodoxen Kirchen zur
ökumenischen Frage (Lud Müller)...... 739

Der Engel des Herrn (Qirkon) ........... 741

Entmythologisierung (Michel) ............ 731

Fjodorow: Die Religion In der UdSSR
(Lud. Müller)......................... 740

Frcmgen: Barmen und der Bau der Evangelischen
Kirche in Deutschland heute
(E. Schott) .......................... 743

— Ethik. I. (Wenning).................. 745

Spalte

Oeppert: Die Gefahr des religiösen Nihilismus
(Gloege) . ...................... 728

Oeulincx: Ethik oder Über die Kardinaltugenden
(Hans Köhler) .............. 748

Gravenkamp: Marienklage (Preuß) ..... 742

Gunsser: Worte der Weisheit aus heiligen
Schriften Indiens (Lehmann)........... 729

Hege: Fragen bäuerlicher Lebensführung
(Holtz) .............................. 752

Kirejewski: Rußland und Europa (Lud.
Müller) .............................. 738

Knorr: Zum Problem des Selbstmordes
(Hupfeld)............................ 750

Lange: Götter Griechenlands (Herter) .... 730

Lieb: Die Selbsterfassung des russischen
Menschen Im Werke Dostojewskijs und
Solowjews (Lud. Müller)............... 740

Lilje: Nihilismus (Gloege) .............. 724

Luther: Gestalt und Glaube (Heckel)..... 737

_ Der deutsche Psalter (Heckel)......... 737

Lutze: Das Mysterium der Kirche Christi
(Kruska)............................. 744

Meisen: Die heiligen drei Könige und ihr
Festtag im volkstümlichen Glauben und
Brauch (Holtz)....................... 751

Onasch: Geist und Geschichte der russischen
Ostkirche (Lud. Müller) .......... 739

_ Gott schaut dich an (Lud. Müller)..... 740

Spalte

Orthodoxie und Evangelisches Christentum

(Lud. Müller)----..................... 739

Otto: Das Heilige (Mensching)........... 731

Pfennigsdorf: Der Menschensohn (Oepke) 734
Praesent: Alles ist Wunder (Preuß) .... 738
Spuler: Die Gegenwartslage der Ostkirchen
In ihrer völkischen und staatlichen Umwelt
(Lud. Müller) .................... 739

Szylkarski: Solowjew und DostojewskiJ

(Lud. Müller)......................... 740

Vogel: Nihilismus und Nationalismus

(Gloege).........................____ 723

Weber: Die christliche Freiheit und der

autonome Mensch (Eiert) .............. 747

Weihrauch: Hans Baidung Grien (Möhle) 741

Berichte und Mitteilungen:

Theologenausbildung in England (Thimme) 751

Zu Luk. 17, 21 (Schrey) ............... 759

Eine neue Epoche in der Erforschung der

Gnosis............................... 760

Von Personen:

Karl Bornhäuser in memoriam (Uckeley) 761

Zeitschriftenschau:

Allgemeines, Bibelwissenschaft I (Steinborn
) ............................... 763

Zum vorliegenden Heft............... 767

Was isl die Taufe?

Zur Antwort an Karl Barth

Von Paul Althaus, Erlangen

1. „Taufen auf den Namen Jesu Christi"

Unser Streit mit Karl Barth» in Sachen der Taufe setzt
nicht erst bei der Frage der Kindertaufe ein, sondern schon bei
der allgemeinen Lehre von der Taufe, und zwar bei i"renl
ersten Satze. Barths erste These beginnt: „Die christliche
Taufe ist in ihrem Wesen das Abbild der Erneuerung des
Menschen durch seine in der Kraft des Heiligen Geistes
sich vollziehende Teilnahme an Jesu Christi Tod und Auterstehung
. . ." (S. 3)2. Der Begriff „Abbild" ist aus Rom. f>, .5
genommen Aber Barths These ist nicht paulinisch. Gewiß liat
die Taufhandlung nach Paulus auch den Charakter eines Abbildes
oder Zeichens für das, was die Gemeinschaft mit Christus
für den Menschen bedeutet. Aber ihr Wesen besteht nicht in
dieser Abbildlichkeit, sondern darin, daß in derglcichnishatten
menschlichen Handlung etwas geschieht, nämlich Gottes
Handeln am Menschen. Es ist also eine Rom. 6 widersprechende
petitio prineipii, das Wesen der Taufe auf ihren reichen
- oder Abbildcharakter zu reduzieren. .

Man wird, um das Wesen der Taufe zu erkennen, nicht
von dem Bildcharakter der äußeren Taufhandlung ausgehen
dürfen — ihn teilt die christliche Taufe mit außerchnstlichen
Riten —, sondern von der urchristlichen Formel „taufen aut
den Namen Jesu Christi". ,

Sie bedeutet: der Täufling wird durch den Akt der
Waschung, bei dem sein Name über ihm genannt bzw. angerufen
wird, Jesus Christus zugeeignet. (Das tritt m der

') Die kirchliche Lehre von der Taufe, 1947 (Theol. Existenz heute, N. F.
Nr. 4).

') Vgl. S. 17 unten: „Die Taufe Ist das Abbild, das Siegel, das Zeichen,
d|e Nachahmung, das Symbol unserer Errettung". S. 8: die Taufe „zeigt" dem
Menschen „jene objektive Wirklichkeit", zu der er selber gehört und deren
Zeichen sie Ist.

Tauflehre Barths ganz zurück.) Die Zueignung geschieht in
einer Handlung, die als solche gewiß auch Symbolcharakter
hat, etwas abbildet, aber eben doch nicht nur Bild, Zeichen,
sondern Akt der Zueignung ist. Diesem urchristlichen Verständnis
der Taufe als Zueignung an Jesus Christus entspricht
nun ganz die Wendung der Conf. Aug. Art. o: reeipi in gratiam.
Durch die Taufe wird der Täufling von Christus angenommen,
also in seine Gnade aufgenommen; die immer eine und gleiche,
welche besagt: Versetzung unter seine heilsame Herrschaft,
das heißt aber: Vergebung, Errettung aus der Gewalt des
Teufels, Einsetzung in die Kindschaft Gottes, zum Erben des
Lebens, Verleihung seines Geistes, damit Neuschöpfung der
Person — alles das als Anteil an Jesus Christus, Teilhabe an
seinem Leben. Wie er nun der Gekreuzigte und Auferweckte
ist, so ist alles Genannte für uns an seinen Tod und seine Auf-
erweckung gebunden und gibt uns teil an dem beiden: wir sind
durch die Zueignung an Jesus Christus in der Taufe als alter
Mensch vor Gott erledigt, als neuer Mensch ins Leben gerufen
. Die Taufhandlung bildet das ab, wie auch das Waschen
ein Bild dessen ist, was die Zueignung an Christus an uns
wirkt. Aber sie ist nicht nur ein Bild; sondern Gottes Todesurteil
und Berufung zum Leben, die beide in Christus grundsätzlich
an allen geschehen sind, treten durch den Taufakt
konkret in das Leben des Einzelnen ein.

Aber wie kann das von der Taufhandlung gesagt werden ?
Wir erörtern das, indem wir nach dem Verhältnis der
Taufe zum Evangelium fragen. Wir werden hier zweierlei
sagen müssen.

Zuerst: die Taufe ist eine Gestalt des Evangeliums.
Auch das im Worte verkündigte Evangelium eignet mich,
wenn ich es mir sagen lasse, Jesus Christus zu, gibt mir Anteil
an ihm, an allem, was er ist und hat. Auch im glaubenden
Hören des Evangeliums geschieht das reeipi in gratiam. Also

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