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Ausgabe:

1949 Nr. 9

Spalte:

561

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Dietrich, Suzanne de

Titel/Untertitel:

Le renouveau biblique 1949

Rezensent:

Jelke, Robert

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561

Theologische Literaturzeitung 1949 Nr. 9

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Feststellung, daß das Böse in der Tat existiert, bevor der
Mensch Gelegenheit zum Sündigen hat. Von Aufrollung
weiterer Fragen möchte ich absehen, da deren flüchtige Skizzierung
nicht jener großen Dankbarkeit entspräche, die wir
dem Verf. schulden für Ernst und Energie, womit er aus der
Fülle seines reichen und lebhaften Geistes diesen seinen sehr
beachtlichen Beitrag zu den theologischen Gegenwartsproblemen
geliefert hat.

Chicago Karl Beth

Die"trich,S.de:Le RenoUveaubiblique. Principes, methodes, applications
pratiques. Neuchätel: Delachaux & Niestie [1945]. 302 S. 8° = Collection
„L'actuaiite protestante". Schw. Fr. 5.50.

Die Arbeit ist eine der Veröffentlichungen der Collection
„L'actualite protestante" (ecclesia militans), die der Ökumenische
Rat der Kirchen herausgibt, um die Einheit der Kirchen
zu fördern. Jeder Kirche ist ihre besondere Gabe verliehen.
So hat jede der anderen etwas zu sagen; so soll eine von der
anderen lernen. Besonders gilt das von der Art der Kirchen,
sich von der Gegenwart des lebendigen Wortes Gottes bestimmen
und leiten zu lassen. So versteht man voll und ganz,
daß unsere Schrift im Ganzen der Schriftenreihe einen vornehmen
Platz beanspruchen kann.

Aber man versteht nicht nur dieses, man versteht auch
die Art und Weise, wie unser Thema behandelt ist. Alles über
die Bibel Gesagte ist nicht im Sinne einer Fortführung der
Probleme, die die Bibel stellt, gesagt, sondern hat den Zweck,
.die Universalität der Bedeutung der Schrift herauszustellen,
um mit der Gemeinschaftlichkeit der Bedeutung der Schrift
- in allen Kirchen zugleich die Gemeinschaftlichkeit des Glaubens
darzutun und damit den Sinn aller ökumenischen Bestrebungen
zu wecken und zu fördern. Erschöpfendes soll
kaum gesagt sein. Vielmehr wird der mehr suchende Leser
immer auf die betreffenden weiteren Hilfsmittel verwiesen,
die für die einzelnen Fragen in Betracht kommen. Umgekehrt
muß aber doch gesagt werden, daß damit das Ganze nicht
einer Oberflächlichkeit verfallen ist, die den Wert des Ganzen
fraglos zweifelhaft machen müßte. Im Gegenteil ist überall zu
spüren, wie dem gegenwärtigen Standpunkte der Einzelprobleme
sorgsam Rechnung getragen ist. Daher wird auch der
mit den Problemen Vertraute das Buch nicht ohne Anregung
und Gewinn lesen. Dem entspricht die Anordnung des Gebotenen
, in der das Prinzipielle, das Methodische und endlich
die Behandlung des Einzelnen getrennt werden.

Zuletzt ist dann als vierter Teil das Thema „Bibel und
Ökumene" behandelt, und hierbei die Bedeutung der Schrift
für die Glaubenseinigung im Blick auf die verschiedenen Kirchen
herausgestellt. Wer Bücher nach der Kraft des sie beherrschenden
Pathos beurteilt, wird an unserem Buche seinen
Gefallen finden. Immerhin wird auch das über die Behandlung
der verschiedenen Probleme in den verschiedenen Kirchen
Mitgeteilte auch dem nicht gerade besonders auf die Ökumene
Eingestellten wertvoll sein.

Heidelberg Robert Jelke

Pascher, Joseph: Theologie des Kreuzes. Ein Versuch. Münster: Aschen-
dorff 1948. 302 S. 8». Kart. DM8.—.

Die Arbeit P.s geht von der Anschauung aus, daß die
lebendige Mitte christlicher Religion das Opfer des Herrn ist,
^as er auf Golgatha dargebracht hat und das täglich beim
Kerrenmahle der christlichen Meßfeier gegenwärtig gesetzt
*ird" (5). In einem ersten Teil wird das Wirksamwerden des
dreieinigen Gottes in dem Opfer Christi geschildert, in einem
größeren zweiten Teil die Antwort auf dieses Opfer, und zwar
m fünf Abschnitten (I. Die Verherrlichung Christi, II. Die
Mitverherrlichung der Gläubigen, III. Die Kirche, IV. Die
Durchdringung der Welt, V. Das Ende und die Vollendung).
|?as Ganze ist eine Durchleuchtung des Sinngehaltes katholischer
Lehre und Kirchenwesens unter steter Bezugnahme auf
das Mysterium des Kreuzes und der mit ihm zusammengehörigen
Auferstehung. Eine solche Bezugnahme läßt sich
Natürlich bei der zentralen Bedeutung dieses Mysteriums unschwer
herstellen, auch wo sie nicht unmittelbar einsichtig ist.
°ie christozentrische Orientierung des Buches darf als ein bemerkenswertes
Zeichen für die Frömmigkeit des heutigen Katholizismus
in Deutschland betrachtet werden. Als ein Ausdruck
des Reformwillens kann auch die Forderung angesehen
^erden, „daß möglichst in jeder Feier des heiligen Opfers die
Lesungen in der Landessprache zu Gehör gebracht werden"
'98). Dem evangelischen Leser wird freilich noch mehr die
■jKirchlichkeit" des Dargebotenen auffallen. Die „Theologie
des Kreuzes" dient ersichtlich einer Vertiefung und Verinner-
uchung der Frömmigkeit, aber sie wird nicht in nennenswerter

Weise als kritischer Maßstab gegenüber der Uberlieferung verwandt
. „Die Kirche ist mit Recht der Uberzeugung, daß die
Bischöfe, wenn sie in ihrer gottgegebenen Ordnung unter dem
Nachfolger des Apostels Petrus zusammen das Wort Gottes
verkünden, so sehr Christus darstellen und mit ihm verbunden
sind, daß sie von der Wahrheit nicht abweichen können"
(100). Uber das Vaticanum lesen wir (101): „Diese ganze Erklärung
besagt im Grunde nichts anderes, als daß der Papst
als Haupt der Gesamtkirche und in dieser seiner Eigenschaft
das Wort Gottes rein verkündet". Eine liebevolle Deutung
erfährt auch das Ablaßwesen (224): „Was die Kirche im Bußsakrament
aus wahrer Vollmacht tut, das wirkt sie auch im
Ablaß. Sie macht die Christen aus der Liebe Gottes des Todes
und der Auferstehung des Herrn teilhaftig. Die kleine Buße,
die sie leisten, wäre es auch in der gnädigsten Form der Ablösung
, fügt sie ein in die Buße des Kreuzes und leitet sie
kraft der Buße des Herrn hinein in die immer größere Fülle
des Lebens und, was hier im Vordergrund beachtet zu werden
pflegt, in die Straffreiheit". Im Index der Kirche „offenbart
sich ihr Bewußtsein von Autorität und Verantwortung" (245).
Luther hat bekanntlich in seiner Frühzeit seine aus Paulus gewonnene
Theologie als theologia crucis der scholastischen
Theologie als einer theologia gloriae gegenübergestellt. Solchen
Konsequenzen steht das vorliegende Buch ganz fern. Das Problem
der natürlichen Theologie wird überhaupt nicht gestellt.
Der ganze Fragenkreis, der Luthers Kreuzestheologie das Gepräge
gibt (deus absconditus, opus alienum usw.), wird kaum
erörtert, jedenfalls nicht in seinem Gewicht erkannt. Nicht der
Infragestellung, sondern der Bestätigung der Schultheologie
dient die hier entfaltete Theologie des Kreuzes. Das ist an sich
nicht verwunderlich, zeigt aber erneut, wie verschieden die
Aufgabe der Theologie in den beiden Konfessionen gesehen
wird. Das ist um so bemerkenswerter, weil es sich bei der hier
vorgetragenen „Theologie des Kreuzes" um ein Werk vertiefter
und verinnerlichter Katholizität handelt.

Erlangen Walther v. Loewenich

KIRCHENMUSIK

Stier, Alfred, Landeskirchenmusikdirektor: Leitfaden für kirchenmusi-
kaliSChe Arbeit. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt [1947]. 47 S. gr. 8°.
Kart. DM3.—.

Alle Mittel offenen und versteckten Druckes hatten die
nationalsozialistischen Staats- und Parteistellen eingesetzt,
um die Lehrer-Kirchenmusiker zur Niederlegung ihres kirchenmusikalischen
Nebenamtes zu bewegen, und viele waren diesen
Methoden erlegen. Die auf den früheren Lehrerseminaren
selbstverständliche Vorbereitung der angehenden Lehrer auf
den kirchenmusikalischen Dienst war schon vorher aufgegeben
worden. Bedenkt man aber, daß die Lehrer jahrhundertelang
die Träger der kirchenmusikalischen Arbeit, zumal in den
Dorfgemeinden, waren, wird man sich nicht wundern können,
daß es in den letzten Jahren zu einem jähen Absturz der Kirchenmusikpflege
auf dem Lande gekommen ist. Die Kirchenleitungen
mußten sich deshalb nach anderen Mitteln und
Wegen umsehen, um einen genügend zahlreichen und hinlänglich
vorgebildeten Nachwuchs für die Betreuung der Dorf-
orgeln und -kirchenchöre zu gewinnen. Weithin wurden Vorbereitungskurse
eingerichtet, auf denen Gemeindeglieder mit
den wichtigsten praktischen, musiktheoretischen und liturgischen
Voraussetzungen für die Übernahme eines einfachen
Kirchenmusikeramtes vertraut gemacht werden sollen. Für
die Hand der Leiter dieser Kurse, aber auch zur Nacharbeit
für die Kursusteilnehmer selbst ist die Schrift des als Vorkämpfers
der Singbewegung weit bekannten, heute in Ilsen-
burg/Harz als Landessingwart wirkenden Landeskirchenmusikdirektors
Alfred Stier bestimmt. Sie stellt nicht nur eine
eiserne Ration für den Kirchenmusiker dar, sondern dadurch,
daß sie von der lebendigen und weisen Ganzheitsschau eines
Mannes getragen ist, der weiß, worauf es in der Kirchenmusik
„ankommt", ist uns mit dieser Schrift ein wirklicher Katechismus
der kirchenmusikalischen Arbeit geschenkt worden. Der
Stoff ist in die Kapitel: Singen, Vom Orgelspiel, Praktisches
Können auf Grund der „theoretischen" Fächer, Chorleitung
und Liturgisches gegliedert und stets auf das Wesentliche konzentriert
; wo er ein wenig entfaltet wird, wie in dem Abschnitt
über das Kadenzspiel, geschieht das aus wohlerwogenen pädagogischen
Gründen. Man mag darüber streiten, ob Stiers Leitfaden
wirklich das ganze Arbeitsgebiet der Vorbereitungskurse
zu umgreifen vermag, aber daran ist kein Zweifel möglich
, daß er jeden Teilnehmer in die Mitte, in das Herz der