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Ausgabe:

1949

Spalte:

449-458

Autor/Hrsg.:

Doerne, Martin

Titel/Untertitel:

Zur Dogmatik von Paul Althaus 1949

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üteonatsfdjrift für Da* aefamte 6ebiet Her Cfjeolooje und flUUötonsänffenfojaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR LIC. KURT ALAN D, HALLE-BERLIN

NUMMER 8 74. JAHRGANG AUGUST 1949

Spalte

Zur Dogmatik von Paul Althaus

Von Martin Doerne ................... 449

Die kirchenrechtliche Stellung von Bistum
und Kloster Sinai zur Zeit der
Entdeckung der Sinaibibel. Von Wilhelm
Hotzelt t....................... 457

Zinzendorfs Spiritualismus. Erwägungen
zu Gosta Hök: Zinzendorfs Begriff der
Religion. Von Peter Brunner.......... 469

Althaiis: Grundriß der Dogmatik I. 3.Aufl.
(Doerne)............................. 449

— Die christliche Wahrheit (Doerne)...... 449

Bavink: Das Weltbild der heutigen Naturwissenschaften
und seine Beziehungen zu

Philosophie und Religion (Mie).......... 493

Buri: Prometheus und Christus (Mülert)... 494
F°rck: „... und folget ihrem Glauben nach!"
(Fresenius)........................... 482

Spalte

Hök: Zinzendorfs Begriff der Religion

(Brunner)............................ 469

Kindt-Kiefer: Der Streit aller Menschen

um Gott (Koitzsch).................... 491

Die Kirche in der Welt. 1. u. 2. Lfg. (Rud.

Hermann) ........................... 484

Kopp: Palästina (Thomsen) ............ 480

Lauterwasser: Madonnen am Bodensee

(Möhle) ............................. 488

Müller, A. Dedo: Prometheus oder Christus

(Leese) .............................. 496

Müller, Aloys: Welt und Mensch in Ihrem

irrealen Aufbau. 3. Aufl. (Jacoby) ...... 490

Petersen: Vom Suchen und Heimfinden

(Hermelink).......................... 483

Pieper: Muße und Kult (Söhngen)........ 487

Schmauch: „Reaktion oder Bekennende

Kirche" (Fresenius) ................... 482

Schnell: Die Fürstäbtliche Residenz zu

Kempten und ihre Prunkräume (Jursch) 489

Spalte

Seeligmann: The Septuagint Version of
Isaiah (Eißfeldt)...................... 475

Trouw: Het Katastrofalc (Greeven)...... 492

Wein hold: Gaben und Kräfte der Hände
(Söhngen)............................ 489

Zacher: Heinrich von Hofstättcr (Hermelink
) ................................. 480

Berichte und Mitteilungen:

Die Geschichte der alten Kirche in der Darstellung
der sowjetischen Geschichtswissenschaft
................................ 497

Zur Genealogie des Übermenschenbegriffs
(Schrey)............................. 503

Zeitschriftenschau:

Zeitschrift der Savigny-Stlftung für
Rechtsgeschichte (Fendt)............... 504

Bibliographie:

Deutsche theologische Bücher 1947. Praktische
Theologie [Schluß] (Steinborn)____ 507

Zur Dogmatik von Paul Allhaus1

Von Martin Doerne, Rostock

Lehre nicht günstig waren. Die großen Stürme der Zeit gaben
der Theologie mächtige Impulse, aber sie waren der Sammlung
und Ausgewogenheit des theologischen Denkens, deren die
dogmatische Arbeit bedarf, nicht förderlich. Der entscheidende
Grund für die Schwerflüssigkeit der dogmatischen Produktion
ist aber das Übergewicht von Karl Barths ebenso großer ab
eigenwilliger Leistung. Wir haben nicht viele Systematiker,
deren Vollmacht ausreichte, um eine eigene Gesamtsicht der
christlichen Lehre neben oder gar gegen Barth zu behaupten.
Barth hat eine geschlossene Gefolgschaft hinter sich; aber
man spürt seinen Schülern auch dieses fast erdrückende Übergewicht
der Lehre des Meisters an, bis zur Gefahr der Sub-
alternität. Wiederum ist unter den nachwirkenden Traditionen
älterer Theologie keine einzige, die durch Barth nicht zu einschneidender
Überprüfung ihrer Grundlagen genötigt worden
wäre; wo diese unterblieb, fehlt der dogmatischen Aussage
die wirkliche Gegenwärtigkeit. Auch die entschlossenste Kritik
an Barths Wort-Gottes-Theologie findet sich vor neue Ansprüche
gestellt, die breite Bezirke jener älteren Überlieferung
einfach antiquieren.

Auf diesem Hintergrund ist „Die christliche Wahrheit"
von Paul Althaus zu betrachten und zu würdigen. Der hohe
Rang und die unentbehrliche Funktion, die dem Autor innerhalb
der systematisch-theologischen Arbeit unserer Zeit zukommt
, hat sich seit zwei Jahrzehnten schon vielfältig bezeugt
. Seine Eschatologie („Die letzten Dinge"), die demnächst
in 5. Auflage erscheinen soll, ist eines der wenigen
Meisterwerke dieser Epoche, die sonst im Fragenstellen und
Experimentieren größer ist als im Gestalten. In seinen zwei
Bänden „Theologische Aufsätze" und in einer Fülle von Abhandlungen
und Monographien zum Gesamtbereich der christlichen
Lehre hat Althaus, von seiner Fruchtbarkeit als Prediger
, als Apologet, nicht zuletzt als Ausleger des Neuen Testaments
ganz zu schweigen, eine systematische Lebensarbeit vollbracht
, der zur inneren Ganzheit nichts fehlte. Während sein
seit dem ersten Erscheinen (1929) bewährter „Grundriß der
Dogmatik" neu erscheint, bietet das zweibändige Lehrbuch
der Dogmatik jetzt die reife Zusammenfassung dieses Lebenswerkes
. Der Vergleich des „Grundrisses" mit der „Christlichen
Wahrheit" zeigt, wie recht der Autor tat, sich mit der zunächst
für seine Hörer bestimmten Kurzform des „Grundrisses" nicht

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. _ Seit einem Menschenalter steht die systematische Theologie
wieder im Mittelpunkt aller theologischen Arbeit. Es hat
jUr während dieses Zeitraumes an bedrängenden wie an beachtenden
Aufgaben nicht gemangelt. Karl Barths „Prole-
Spniena" von 1927 stellten den ersten gesamtdogmatischen
Entwurf im Zeichen der neuen, durch Barth selbst entscheidend
Mitbestimmten Lage dar. Es ist bemerkenswert, wie wenige
Darstellungen der Dogmatik seit diesem Neuanfang gewagt
forden sind. Auf W. Koepps „Einleitung in die evangelische
jJ°gmatik" (1934) un<i E. Hirschs „Leitfaden zur christlichen
Lehre" (1938), zwei in ihrer Art gewichtige, aber auch problematische
Hervorbringungen einer versuchungsreichen Stunde,
"■"auclit hier schon deshalb nicht Bezug genommen zu werden,
**u sie keine ausgeführten „Lehrbücher" sind. Die Vollendung
^cr überdimensionalen „Kirchlichen Dogmatik" K.Barths
wnd noch einige Jahre erfordern; auch E. Brunners Dogmatik

'°gt uns bisher nur mit ihrem ersten Bande (Gotteslehre) vor.
,.u vollständigen Darstellungen aus neuerer Zeit besaßen wir
waher nur W. Eiert, „Der christliche Glaube" (1940) und die
ä| Auflage von II. Stephans „Glaubenslehre" (1944). Neben

' n.e"kann der große systematische Wurf K. Heims (Der evan-
h 'lischt Glaube und das Denken der Gegenwart, 3 Bde, 1931
*rs.I(-W) und die ihm in der „apologetischen" Orientierung
«Otz tiefsten Unterschieden verwandte Arbeit von H. Thie-
g~Te (zuletzt „Der Glaube der Christenheit" 1947) nicht über-
L{!en. werden. Starke systematische Kräfte sind auch einer-
Sol i m <1"1 lebrgeschichtlichen Aufgaben (II. E. Weber, Edm.
j} ."k) investiert worden, andererseits in die vielschichtigen
„, eiche cincr neuen „Gemeindelehre" (Fr. Delekat, H. As-
««IttBea, H. Vogel) eingeströmt.

2ej P1'1" Eindruck drängt sich auf, daß diese letzten zwei Jahr-
^•ntejler Bemühung um eine ausgereifte Gestalt christlicher

D ') Althaus, Paul, Prof. D.: Die Christliche Wahrheit. Lehrbuch der
Kxiatik. Gütersloh: Bertelsmann [1947). Bd. I: X, 322 S., Bd. Iii X, 541 S.
sr'8'- Geb. DM40.—.

Res A,lnaus» Palll: Grundriß der Dogmatik. Erster Teil. 3., durch-
ev K'"e Aufl. Gütersloh: Bertelsmann |1947]. 110 S. gr. 8» = Grundrisse zur
Hr*"' ThcoloBic, hrsg. v. P. Althaus, Fr. Baumgärtel, C. H. Ratschow, H. 1.