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Ausgabe:

1949 Nr. 7

Spalte:

423-424

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Kinder-Psalter für Sonntagsschule und Haus 1949

Rezensent:

Lichtenstein, F. A.

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Theologische Literaturzeitung 1949 Nr. 7

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bauen" kann. Umgekehrt: haben wir die Eltern unter der
Kanzel, dann erreicht auch der Kinderunterricht sein Ziel.
Trotzdem ist der an die Kirche zurückgefallene Religionsunterricht
von nicht überschätzbarer Bedeutung und Verantwortung
, er kann gar nicht gut genug sein. Da er neben der
Grabrede fast der einzige der kirchlichen Verkündigung noch
offenstehende Zugang zum Ganzen des Volkes ist, hat er
Missionscharakter, und wie alle Mission mit Erlernung, ja Erfindung
einer neuen Sprache anfängt, so wird auch der Religionsunterricht
heute neuer Wege bedürfen, die zu erschließen
die forschende Praktische Theologie nicht müde werden darf.
Davon unberührt bleibt die Forderung, daß der Religionslehrer
im biblischen Stoff lebt und sich auskennt und daß er
das pädagogische Handwerk versteht, daß er also selbst gut
unterrichtet ist in Uberlieferung und Erfahrung des Religionsunterrichts
. Dazu ist das Schmidtsche Buch eine ganz vortreffliche
Hilfe. Unter Weglassung all der Selbstverständlichkeiten
und unfruchtbaren Abstraktheiten, durch die man sich in
solchen Büchern oft erst hindurchlangweilen muß, ist hier das
Notwendige, das Bewährte, das Brauchbare und darum auch
das Interessante zusammengestellt.

Was dabei zustandekommt, ist, obwohl wir „von allem
etwas" finden, doch nicht eine Kollektion von bibelkundüchen
Einzelheiten und pädagogischen Tricks, sondern echte „Anleitung
" zum Schöpfen aus der Heiligen Schrift und zum
Sprechen mit Hirn und Herz von Kindern. Alles ist hier knapp
und kurz, aber körnig. Man spürt in den theoretischen Partien
ebenso wie in den Unterrichtsbeispielen des Ver.s Wissen
und praktisches Können, sein selbständiges Denken und das
Berührtsein vom Akumen des uns aufgetragenen Dienstes.
Auch der Fachmann liest das Buch mit Gewinn und Genuß
und merkt sich dies und das an für seine Praxis. Bestimmt
aber ist die „Anleitung" für die Tausende, die heute mit Hingabe
und Fleiß, aber ohne theologische und pädagogische Vorbildung
, den Religionsunterricht tragen. Könnten recht viele
von ihnen so ein Buch haben, so wären wir einen guten Schritt
weiter.

Leipzig Fritz Koitzsch

Kinder-Psalter für Sonntagschule und Haus. Zweistimmige Ausgabe.

Witten: Bundes-Verlag 1941. 243 S. kl. 8". Hlw. DM 2.—.
— Textausgabe. Ebda 1948. 128 S. 16 Kart. DM—.50.
Ich singe dir mit Herz und Mund. Ausgewählte Lieder für den Kindergottesdienst
. Hrsg. v. d. Ev. Sonntagsschule Heidenheim a. d. Brenz. Ulm:
Tapper-Verlag o. J. 135 S. 16°. DM—.60.
Adrio, Adam: Die güldne Sonne. Evangelisches Jugendgesangbuch. l.Me-
lodieausg. Bildschmuck von Paula Jordan. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt
L1948J. 96 S. kl. 8°.= Edition Merseburger 316. DM 1.20.

Die drei Liederbücher, eins im allgemeinen Ziel, der Jugend- und der
Kinderandacht zu dienen, sind untereinander recht verschieden gestaltet und
darum auch verschieden zu bewerten. Zu der bereits 1941 erschienenen zweistimmigen
Ausgabe des „Kinderpsalters" erschien 1948 die Textausgabe.

Die über die einzelnen Abschnitte gesetzten Titelbilder sind aus der Nebenausgabe
übernommen, teils im Schnorrschen Stil, teils nach Rudolf Schäfers
Art, sicher das Kind ansprechend. Die Einteilung folgt dem Kirchenjahr und
dem Christen- und Kinderleben. Ausdrücke wie „Gnadenstand" ließen sich
als kinderfremd ebenso besser vermeiden, wie aus gleichem Grunde manche
Lieder; der deutschen Kinderseele volksfremd sind zahlreiche englische Gesänge
und Weisen; wir denken gewiß mit gutem Recht heute ökumenisch; das
hat bei der Zusammenstellung der Lieder 1941 noch nicht mitgesprochen;
aber schon Zauleck lehnte das Volksfremde ab; ist auch das Evangelium eins,
— die Form der Anbetung und des Bekennens hat in England und in Deutschland
ein Recht auf Eigenständigkeit.

Und wann stirbt das sachlich für unsere kirchlichen Verhältnisse doch
überlebte und also verkehrte Wort „Sonntagschule" (noch dazu hier sprachlich
falsch; es müßte heißen „Sonntagsschule")! Hier ist wirklich der Wurm,
der nicht stirbt, und die Flamme, die nie verlischtl — Promlscue mit „Kindergottesdienst
" findet es sich auch — wenigstens sprachlich richtig — auf dem
Titelblatt von „Ich singe Dir mit Herz und Mund". Schön, wenn ein einzelner
Kindergottesdienst die äußere u. innere Kraft hat, ein Liederbuch herauszubringen
. Andererseits ist's doch vielleicht aus dem Mangel an Gesangbüchern
gekommen. Können wir erst wieder nach Belieben drucken, dann gehört das
Schaffen von Gesangbüchern doch wohl größeren Kirchenverbänden zu; ob wir
freilich je ein wirkliches Einheitsgesangbuch erhalten werden? Vieles Liedgut
ist heimatverbunden — auch in der Kinderkirche. Vor allem muß es kinderverbunden
sein; und das ist wohl auch hier nicht bei allen Liedern der Fall.
Aber zu loben ist hier die reiche Fülle evangelischer Kernlieder. Unter den
Reiseliedern dürfte Flemings „In allen meinen Taten" nicht fehlen.

Unbedingt den Preis unter den drei Büchern müssen wir dem von Adam
Adrio zusammengestellten Heft „Die güldene Sonne" zuerkennen. Die Ausstattung
ist modern in Titelzeichnung und Beschriftung; klarer Druck, mit
Noten und mit dem schönen Bildschmuck von Paula Jordan versehen. Daß
Bibelworte beigefügt sind, erhöht den Wert. Die Auswahl der Lieder ist gut;
freilich ist sie für den Kindergottesdienst, namentlich in den Festzeiten zu gering
. Sie entspricht dem Entwurf für den von der Evangelischen Verlagsanstalt
, Berlin, vorgelegten „Lehrplan für die Evangelische Christenlehre";
etwa 30 weitere Lieder sind hinzugefügt. Das Heft ist gleichsam eine Vorarbeit
für das in Vorbereitung befindliche etwa 200 Lieder umfassende Gesangbuch
für Christenlehre und Kindergottesdienst, das unter dem Titel „In dir
ist Freude" im Verlag „Haus und Schule" möglichst im Laufe dieses Jahres
erscheinen soll. Durch Beifügung der Nummern dieses Gesangbuches wird es
neben diesem benutzt werden können. Wir freuen uns, daß wenigstens erst einmal
„Die güldene Sonne" aufgegangen istl —

Gern benutze ich die Gelegenheit der Besprechung der vorstehenden drei
Hefte, in Verfolg der Rezension (ThLZ 1948, Spalte 302) des bei dem geschätzten
Evangelischen Verlag von Reich und Heldrich In Hamburg
bereits im Frühjahr 1946 erschienenen Kinderliederbuches „Jesus heißt uns
leuchten", das ich ablehnte, darauf hinzuweisen, daß dieses Heft nach einer
mir zugegangenen Mitteilung des Verlages nicht dem Verlagsanliegen von
Reich und Heidrich entspricht; die Genannton stimmen meiner übrigens
auch von anderer Seite (Kathol. Kirchenblatt Nr. 22 —■ Freiburg bei Herder)
geteilten Kritik zu und haben das Buch nicht für den öffentlichen Buchhandel
gedacht.

Berlin F. A. Lichtenstein

BERICHTE UND

Neue Urkunden zur Ahnenreihe des Klosters

Die Forschung in aller Welt leidet schwer unter den Kreislaufstörungen,
die Krieg und Nachkriegsnot ihrem geistigen Austausch zugefügt haben.
Lesen zu können, was im Ausland seit 1939 produziert wurde, ist für den deutschen
Forscher noch jetzt ein Privileg. Es darf als Regel gelten, daß man
bestenfalls im eigenen Fachgebiet die ersten Anschlüsse zu legen beginnt. Für
Probleme aber, in denen sich viele Fächer schneiden, scheint der Mangel heillos
. Die Frage nach dem Ursprung von Askese, Kloster, Mönchtum in der altchristlichen
Kirche ist ein solches Problem. Wann wird der deutsche Historiker
der Alten Kirche erfahren, daß ein englischer Ägyptologe neue Urkunden veröffentlicht
hat, die für den Ursprung des Klosters bedeutsam sind? Und wie
soll ihm in naher Zukunft die Zeitschrift zugänglich werden, in der das geschah
? Es sei darum gestattet, die Urkunden hier mitzuteilen und einige
Folgerungen aus ihnen zu ziehen.

Der um das Studium des Demotischen hochverdiente Sir Herbert Thompson
ließ im Organ der englischen Ägypten-Wissenschaft, The Journal ojEgyp-
tian Archaeology, Bd. 26, 1940, S. 68 ff. einen Beitrag Two Demotic Seif-
Dedications erscheinen. Die Urkunden, die er darin publiziert, hatte er bereits
1937 dem Papyrologcn-Kongreß zu Oxford in Übersetzung mitgeteilt; in den
Actes du V. Congres International de Papyrologie, S. 497 f. (Brüssel 1937)
wurde der Vortrag gedruckt, doch ist die geschichtliche Bedeutung der Urkunden
jedenfalls von der deutschen Wissenschaft nicht beachtet worden;
über einen Widerhall in der ausländischen Fachwelt ist mir aus den eingangs
genannten Gründen nichts bekannt. Die Texte, die Thompson veröffentlicht,

MITTEILUNGEN

gehören zu einer Gruppe von 37 demotischen Papyrus-Urkunden des Britischen
Museums (B.M.Eg. 10618/39); ein kleinerer Teil ist datiert, und zwar
vom 10. Jahr Ptolemaios' V. Epiphanes (195 v. Chr.) bis zum 33. Jahre Ptole-
maios' IX. Euergetes' II. (137 v.Chr.). Die Papyri wurden durch Kauf erworben
; ihrem Inhalte nach stammen sie aus dem Tempel des Krokodilgottes
Suchos von Tebtynis im Faijum. Die Urkunden bezeugen durchweg einen
Vertrag von der Art, die Thompson den Titel „Self-Dedication" wählen ließ:
Ein Mensch macht sich selbst dem Gotte (Suchos von Tebtynis) zum Diener;
er verpflichtet sich, im Tempel zu wohnen, ja ihn niemals zu verlassen und
eine Monatsrente zu zahlen; dafür erwartet er den Schutz des Gottes gegen
böse Geister aller Art. Die Urkunden nennen in der Mehrzahl (30) als Kontrahenten
desGottes einen (männlichen oder weiblichen) Einzelnen. In sieben Füllen
davon werden beide Eltern des Dedikanten genannt, in den 23 anderen is'
der Vater unbekannt, und derDedikant wird als (männlicher oder weiblicher)
Jugendlicher bezeichnet. Griechische Namen scheinen in der Minderzahl z"
sein. Thomson hat von jeder der beiden letztgenannten Gruppen ein datiertes
Exemplar veröffentlicht, transkribiert und übersetzt.

Im ersten, vom 23. Mechlr des Jahres 137, gelobt die Dcdikantln:
„Es hat gesagt die weibliche Dienerin (bk.t s-hm.t) Tanebtynis, Tochter des
Sokmenis, deren Mutter Iswere ist, vor meinem (sie!) Herrn Suchos, Herrn von
Tebtynis, dem großen Gott: Ich bin deine Dienerin (bk.t) samt meinen Kindern
(und) Kindeskindern. Ich wurde nicht in der Lage sein (rh), frei zu sein (r"1
h-nmh) in deinem Hause (pr) für immer und ewig, und du wirst mich
schützen und mich bewahren und mich hüten und mich gesun»! sein lassen und
mich schützen vor jedem männlichen Geist (3hj), jedem weiblichen Geist (3)ß