Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1949 Nr. 7

Spalte:

415

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Hartig, Michael

Titel/Untertitel:

Die Benediktinerabtei Tegernsee, 746 - 1803 1949

Rezensent:

Hermelink, Heinrich

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

415

Theologische Literaturzeitung 1949 Nr. 7

416

Einigung" mit einem Konvertitenverzeichnis enthielten. Auch
aus ihnen hat der Herausgeber noch 68 kurze Aphorismen mitgeteilt
.

So ist uns dank der Sorgsamkeit des Herausgebers ein
vollständiges Bild vom Leben und der Schriftstellerei des
interessanten Mannes übermittelt, der so gründlich vergessen
war, daß selbst der „Große Herder" seinen Namen nicht mehr
nannte. Der bleibende Eindruck ist der, daß dieser aufgeklärte
Katholizismus, im wesentlichen unberührt vom deutschen
Idealismus der Zeit, in der klassischen Antike des Griechentums
seine Stütze zur nutzbringenden Pflege der Religion gesucht
und gefunden hat.

Direkt falsche Nachrichten Kornmanns, wie z. b. die, daß Alexander
d. Gr. auf Anstiften Antipaters vergiftet worden sei (S. 128) hätten zur Orientierung
des Lesers einer korrigierenden Anmerkung bedurft.

München Heinrich Hermelink

Hartig, Michael, Dr.: Die Benediktinerabtei Tegernsee 746—1803.

Kurzer Uberblick über ihre Geschichte und ihre Verdienste um Wissenschaft

und Kunst. Zur Zwölfhundert-Jahrfeier v. 15.—22. Sept. 1946. München
: Dr. Schnell u. Dr. Steiner [1946]. 96 S. 8*. DM4.50.

Das Büchlein enthält zunächst eine gedrängte Geschichte
der Abtei, in ihren drei Perioden: das erste Tegernsee von
seiner Gründung, die neuerdings auf etwa 746 angenommen
wird, bis zur ersten Säkularisation unter Herzog Arnulf im
Jahr 925 und bis zum Brand des Klosters 975. Das zweite
Tegernsee, wieder errichtet mit Hilfe der Reformkongregation
von Gorze bis Metz, erlebte seine Blüte als adeliges Reichskloster
von Kaiser Otto II. bis zum Ende der Hohenstaufen -
herrschaft; von da an setzte der Niedergang ein bis zum Zusammensturz
des Chors der Abteikirche im Jahr 1424. Die
Reformbewegung von Melk leitet den Beginn des dritten, nunmehr
bürgerlichen Tegernsee ein. Durch die gefährlichen Klippen
des Reformationsjahrhunderts und durch den Einbruch
der Schweden im Jahr 1632 konnte sich das Kloster hindurch-
retten. Von 1636 an beginnt die neue Blütezeit, die unter Abt
Gregor I. Piaichshirn (1705—1762) den Höhepunkt erreichte.
Wissenschaften und Künste kommen zur Blüte; mit den
übrigen Benediktinerklöstern Bayerns wird ein wissenschaftlicher
Austausch gepflegt. Die Benediktinische Universität in
Salzburg wird unterstützt und ausgenützt. Kirche und Kloster
werden von Meistern des Barock neu umgestaltet und mit
Kunstwerken aller Art bereichert. Aber seit 1796 zogen sich
schwere, immer dunklere Wolken über Tegernsee und über
allen anderen Benediktinischen Klöstern zusammen. Durch
die Säkularisation von 1803 kamen die Klostergebäude in den
Privatbesitz eines Freiherrn von Drechsel, von dem sie 1817
durch König Max I. um 12000 fl. erkauft wurden. Die daran
sich anschließenden Umbauten verwischten immer mehr den
kirchlichen Charakter der Gebäude: aus dem Kloster wurde
ein Schloß.

In den folgenden Abschnitten werden die Verdienste des
Klosters um Schule und Wissenschaften, sowie die Kunstgeschichte
von Tegernsee geschildert. Der Schlußabschnitt
gibt eine Ubersicht über die heute noch erhaltenen Bauwerke.
Alles in allem: eine sehr dankenswerte, dem neuesten Stand
der Forschung, deren Literatur zum Schluß zusammengestellt
ist, entsprechende Zusammenstellung, die nicht nur für das
Jubiläumsjahr, sondern für alle Zeit ihren Wert zur Einführung
behalten wird.

München Heinrich Hermelink

Leitgeb, Guido b.: Insel der Seligen Irmingard von Frauenwörth im

Chiemsee, Äbtissin. Leben und Wirken nach amtlichen Quellen desStifts-
archives der Abtei OSB. Anno 782 bis 1929. Epische Dichtung. Zeichnungen
von F. Nockher. Rosenheim: Obb. Druckerei 1947. 123 S. m. Textabb.,
1 Titelb. 16°.

— Münster Frauenwörth und seine Heiligtümer. Kunstgeschichtliche

Einführung. Rosenheim: Ebda. iii, 42 S., 9 Taf. 16«. Kart. DM2.50.

— Frauenwörth. Lesebogen, Freunden gewidmet. Als;Manuskript gedruckt.
Rosenheim: Ebda 0. J. 16 S. 16°.

Eine dichterische und eine kunstgeschichtliche Einführung
in die Geschichte von Frauenwörth im Chiemsee. Der
„Lesebogen" enthält lyrische Dichtungen vom Chiemsee. Die
poetische Geschichtsschreibung wird über den „Klostersturm"
von 1803 („mit Minister Montgelas' Intrigen konnte diese
Staatsenteignung siegen") bis zur päpstlichen Bestätigung der
Verehrung der Seligen Irmengard im Jahr 1928 fortgeführt.

München Heinrich Hermelink

Werner, Oeorg Andreas: Ergebnisse der Württembergisch-Badischen

' Familienforschung. Hrsg. im Benehmen mit dem Verein für Familien-
und Wappenkunde in Württemberg und Baden. Sechs Aufsätze: Martin
Müller, Über den Ursprung der Sippe von Kapff. — K. E. v. March taler,
Abzugsgeldzahlungen 1650—1659 im Amt Tuttlingen. — Alfred Lederle,
Barbara Schlabatz, geb. Kraus, eine Freiburgerin des 16. Jahrhunderts. —
J. Haller, Die Familie d'Attrln in Württemberg 1636—1862. — E.V.
Bressensdorf, Familiengeschichte heute? Versuch einer neuen Deutung.
— L. Duncker, Kirchenbücherverluste in Württemberg 1939—1945. Ulm:
Aegis Verlag 1947. 48 S. gr. 8". DM3.50.

In dem ersten Aufsatz sucht M. Müller mit großer Gründlichkeit
den Zusammenhang der Sippe von Kapff mit den
Schenken von Limpurg und damit den Anschluß der Sippe
an die mittelalterlichen Dynastien bis zu Karl dem Großen
und seinem Geschlecht nachzuweisen.

v. Marchtaler weist aus den Jahresrechnungen der
Kellerei Tuttlingen von 1651—1697 die örtliche Seßhaftigkeit
der Familiennamen des alten Amts Tuttlingen und das Hin
und Her der Geschlechterbeziehungen nach in den heute
württembergischen Ortschaften Tuttlingen, Aldingen, Neuhausen
ob Eck, Schura, Schwenningen, Talheim, Trossingen,
Tuningen — und den badischen Biesingen, Oberbaldingen,
Ofingen, Sunthausen.

A. Lederle nimmt den Freiburger Kirchenbucheintrag
vom 20. Februar 1590 über die Trauung des,, Petrus Schlabatz,
juris utriusque Doctor" und der „Barbara Krausin von Freiburg
" zum Ausgangspunkt, um über deren Nachkommenschaft
in Südbaden und Schwaben zu referieren. Im ganzen
zeigt die sehr eingehende Untersuchung eine „beachtenswerte
Festigkeit und Beständigkeit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Lage" der Patriziergeschlechter bis ins 20. Jahrhundert
hinein. Von einem Verfall kann im allgemeinen nicht
geredet werden.

J. Haller hebt die Nachrichten über die Familie d'Attrin
in Württemberg aus dem Zwielicht der Legende in das Licht
der Geschichte. In zum Teil sehr interessanten Darstellungen
gibt der Verf. kurze Viten des Untervogts von Urach, Antonius
d'Attrin, der Uracher, der Neckartenzlinger, der Gäckinger
Linie.

Grundsätzliches enthält der Aufsatz von Bressensdorf.
Er weist die Fehlentwicklung der Familienforschung in der
Hitlerzeit mit ihren einseitigen und tendenziösen Zielen nachdrücklich
ab. Ihre Bedeutung in der demokratischen Ordnung
wird aufgezeigt an der Art, wie z. B. der Amerikaner seine
Familiengeschichte sieht und hochhält. Sie überwindet überhebliche
Vorurteile und übertriebenen Nationalismus ebenso
wie sie gestattet, die Zusammenhänge der Weltgeschichte
unter ganz neuen Gesichtspunkten zu betrachten. „Die Kulturhöhe
des Kontinents ist ein Ergebnis von Rassenmischungen."
„Das Gemeinschaftsgefühl, das der einzelne gegenüber seinen
Verwandten empfindet, überträgt sich leicht auf größere
Menschengruppen und ganze Nationen." Die Familiengeschichte
bringt gegenseitiges Verstehen und bewahrt vor der
Entwurzelung mit ihren verhängnisvollen Folgen. „Im Grunde
waren sämtliche nationalsozialistische Größen gesellschaftlich
entwurzelt." Das Ziel der Verantwortlichen von heute, die
Forderung nach der „Unteilbaren Welt", soll der Leitfaden
der Familienforschung sein.

Ein Nachtrag zum Verzeichnis der verlorenen württem-
bergischen, evangelischen und katholischen Kirchenbücher
von L. Duncker schließt das inhaltsreiche Heft.

Heidelberg Fritz Hauß

CHRISTLICHE ARCHÄOLOGIE

Küppers, Leonhard: Unterirdisches Rom. Von den Anfängen der christlichen
Kunst. 2. Aufl. Düsseldorf: Bastion-Verlag 1946. 104 S., 20 Taf. u.
1 färb. Taf. kl. 8». DM. 4.20.

— Dasselbe. Düsseldorf: Ges. f. Buchdruck, u. Verlag 1942. 110 S. mit Abb.
kl. 8"= Vom Reichtum christl. Wirklichkeit Bd. 8. DM2.75.

Das Büchlein ist als Band acht der Reihe „Vom Reichtum
christlicher Wirklichkeit" erschienen und ist bestimmt, weitere
Kreise kirchlich interessierter und gebundener Menschen in die
Welt der Katakomben einzuführen. Es will nicht die Wissenschaft
fördern, sondern soll deren Ergebnisse einem breiteren
Publikum zugänglich machen. Die Form, in der das geschieht,
fordert zur Auseinandersetzung mit den vorgetrageneu These»
heraus.

Nach einem einleitenden, etwas novellistisch-sentimental gehaltenen
Kapitel „Gedanken am Wege", das an das Erlebnis der römischen Kata"
komben heranführen soll, folgen im 2. Kapitel „Stätte des Friedens" Angaben
über Ursprung, Verbreitung, Anlage und Geschichte der Katakomben. Zu-