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Ausgabe:

1949 Nr. 7

Spalte:

401-403

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Hamel, Anton G. van

Titel/Untertitel:

Mythe en historie in het oude Ierland 1949

Rezensent:

Greeven, Heinrich

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Theologische Literaturzeitung 1949 Nr. 7

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anderer ist Phil. lic. Efraim Andersson1 — wie er nicht wenige
von den 1400 Missionaren kennzeichnet, die Schweden heute
auf seinen Missionsfeldern in Afrika, Indien, China und Südamerika
hat. Durch ihre Aufzeichnungen über Glauben und
Sitte, Bekehrmigsmotive und Kirchenzucht u. a. wird Material
gesammelt, das gute Möglichkeiten für die schwedische
Missionswissenschaft bietet. Sie steht immer noch in ihren
Anfängen, aber die Zukunft ist vielversprechend.

RELIGIONS WISSENSCHAFT

Hartmann, Hans: Über Krankheit, Tod und Jenseitsvorstellungen

in Irland. T. 1: Krankheit und Fairyentrückung. Halle: Niemeyer 1942.
188 S. 8« = Schriftenreihe der Deutschen Oesellschaft f. keltische Studien
. H. 9.

Zuverlässige Materialsammlungen waren von jeher für
die vergleichende religionswissenschaftliche Forschung von
hohem Wert; und so sind wir auch dem Verf. der vorliegenden
Studie über Krankheit und „Fairyentrückung", die den ersten
Teil einer Gesamtarbeit „Uber Krankheit, Tod und Jenseits-
Vorstellungen In Irland" bildet, sehr dankbar, da sie aus der
Folklore Commission in Dublin hervorgegangen ist, die es sich
zur Aufgabe gemacht hat, das heute noch erreichbare volkskundliche
Material zu sammeln und zu sichten. Fast zwei
Jahre hat der Verf. beratend und organisierend mitgeholfen
u_nd uns auf diese Weise durch sorgfältiges Zusammenfügen
einzelner Tatsachen einen lehrreichen Einblick in das irische
Volkstum und seine Vorstellungswelt vermittelt. Durch seine
Verbindung mit der Irish Folklore Commission stand ihm
auch die einschlägige Literatur in reichstem Maße zur Verfügung
, so daß er vergleichende Hinweise zu weiterem Studium
belegen konnte. Denn „jedem Kenner anderer Gebiete der
Volkskunde wird sofort klar sein, daß man im einzelnen Hunderte
von Parallelen aus Europa und der ganzen Welt anführen
könnte". Es wird ihm aber auch nicht entgehen, „daß
viele Vorstellungen, die anderswo nur in Rudimenten zu
fassen sind, noch heute in Irland in urtümlicher Lebendigkeit
bestehen". Es ist darum auch verständlich, weshalb der Verf.
Von einer Vergleichung des irischen und außeririschen Materials
abgesehen hat.

In folgende Abschnitte wurde das Material eingegliedert:
"Krankheit und Tod, hervorgerufen durch Emanation oren-
uistischer Kräfte" (u.a. Orenda des Priesters und Schmiedes;
Orenda des Toten); „Krankheit und Tod durch Zauber"
(Schädigung durch Emanation von Orenda, durch Analogiezauber
usw.). Und in einem weiteren Abschnitt: „Doppelgängerseele
und Fairyentrückung" (u. a. Entrückung von
Buldern, bei Niesen und Schlafen, am 1. Mai, in den Pfingst-
*agen und am Novemberabend, Sargentrückung, Entrückung
Qes Sterbenden und Zurücklassung eines Wechselbalges). In
einem leider sehr kurzen Abschnitt berührt der Verf. einzelne
"Ethnologische Parallelen und religionsgeschichtliche Erkenntnisse
für Irland" (S. 185 ff.) und spricht darin die Verblutung
aus, daß wahrscheinlich die Vorstellung von der Ent-
rUckung der Sterblichen „ins Fairyparadies in uralte Zeiten
furückgeht. In den Erzählungen der britannischen und irischen
gelten erscheint das Elysium niemals als ein Land der
^ oten, sondern es wird uns geschildert als Wohnsitz der Unsterblichen
, in das Günstlinge der Götter gelegentlich zu Lebzeiten
gelangen können" (Mac Culloch, The Religion of the
^neient Celts, S. 43 und 370). Hoffen wir, daß es dem Verf.

a'd möglich seht wird, weitere Teile seiner wertvollen Mate-
1, lsaininlunjr zur Volkskunde und Religionsgeschichte Irlands
^auszugeben.

München R.F.Merkel

^m16'' A(nton) o(erardus) van: Mythe en historie in het oude Ierland.

Mythus und Oeschichte im alten Irland.) Amsterdam: Noord-Hollandsche
Ui'gevers Maatschappij u. Leipzig: Harassowitz 1942. 37 S. 8'= Sonderdruck
aus Mededeclingen der Nederlandsche Akademie van Wetenschappen,
A'd. Letterkunde, N. R. Deel 5, Nr. 10. fl.—.78.
. Die knappe, aber gehaltvolle Studie des Utrechter Ordi-
Ui f1US' *ur t»ernianistik und keltische Philologie unternimmt
nj er Zusammenfassung eigener und fremder Forschungsergeb-
ii'TL" das Verhältnis von Geschichte und Mythologie Altirlands
eii k ZU bestimmen. Die Eigenart der Uberlieferung stellt hier
jj 1 besonderes Problem: Was die irischen Mönche vom 7. Jahrist
• r* uli als Geschichte Irlands niedergeschrieben haben,
^_^ejiöchst eigenwillige Mischung von geschichtlichen Er-

') Dieser hat u.a. geschrieben: Afrikanen väljer Kristus, 1943.

innerungen, Mythen und freier Erfindung, die der Absicht
dient, Irland einen festen Platz in der Menschheitsgeschichte,
vor allem in Zusammenhang mit der biblischen Geschichte zu
geben, v. H. zeigt in einem ersten Abschnitt an einem entscheidenden
Beispiel, wie sich aus dieser „synchronistischen"
Pseudohistorie trotz allem mythisches Material herausschälen
läßt. Es handelt sich um die Legendenkreise, die sich mit dem
Berggeist Oengus befassen. Seine Herkunft, seine Schicksale,
sein eigener Sitz werden in den verschiedenen Quellen nicht
übereinstimmend wiedergegeben; vor allem sind sie, was bei
diesen nicht als Götter anzusehenden Lokalgeistern schwer
ins Gewicht fällt, verschieden lokalisiert, v. H. macht es
höchst wahrscheinlich, daß eine Verlegung des legendären
Geschehens von Uisnech in Mittel-Irland nach Tara und
Brug-na-Böinne im Osten der Insel erfolgt ist, und bringt sie
mit der Machtausbreitung des Königsgeschlechts der Ui Neill
in direkte Verbindung, die zu gleicher Zeit und in gleichem
Sinne erfolgte. Dabei wird diese Verbindung keineswegs auf
ein nachträgliches Abbilden historischer Fakten durch mythologische
Erzählungen eingeschränkt; es wird auch die Möglichkeit
betont, daß die Mythen dem Handeln der Menschen die
Richtung gewiesen haben (das altirische Wort für Anrufung
der Götter bedeutet wörtlich: „an etwas erinnern").

Aus der Fülle des verarbeiteten Materials sei eine religionsgeschichtlich
besonders Interessante Einzelheit herausgegriffen. In einer Vorgeschichte zur
„Zerstörung von DäDerga's Burg", dem Hauptstück des Sagenkrelses um
KönigConaire den Großen, wird ausführlich eine Königsprobe beschrieben. Der
durch eine Art von Inkubations-Traum zum König designierte Conaire muß
u. a. den Königsmantel anlegen, der Ihm nicht zu groß sein darf. Dann muß er
mit dem Königswagen zwischen zwei Steinen, Blocc und Bluicne genannt,
hindurchfahren. Ist er nicht der rechte König, so lassen sie ihn nicht durch.
Danach fährt er mit dem Königswagen an einem hochstehenden Stein, dem
Lla Fäil, vorbei, der einen Schrei hören lassen muß. Dabei geht Conaires Mutter
vor ihm her. Nachdem der Schrei ertönt ist, rufen die Umstehenden laut:
„Fäl hat ihn angenommen!" v. H. glaubt, In dieser Königsprobe ein Geburtsritual
erkennen zu können. Der Mantel, der genau passen muß, bezeichnet
den Zustand vor der Geburt, das Durchzwingen des Wagens zwischen den
beiden Steinen die Geburt selbst. Der Lla Fäil sei als phallischer Stein zu
deuten, so daß mit dem Schrei der Neugeborene durch den Vater anerkannt
werde. Das nach altirischer Auffassung feststehende sakrale Wesen des Königs
entsteht durch eine neue Geburtl

In einem zweiten Teil untersucht v. H. die in dem „Buch
der Eroberung" erhaltenen Reste altirischer Mythologie. Hier
kann man, da die örtliche Begrenzung fehlt, mit Vorbehalt
von „Göttern" sprechen. In dieser Uberlieferungsschicht
treten sie freilich bereits ausschließlich in „euhemerisierter"
Gestalt auf, d. h. als überragende, aber durchaus todverfallene
, in die Menschengeschichte eingespannte Recken und
Zauberer. Auch hier zeigt sich eine bemerkenswerte Unein-
heitlichkeit. Das Kernstück des Buches, „die zweite Schlacht
von Mag Tuired", zeigt die Tuatha T>6 Danann (die „Götter")
als vorletzte Eroberer der Insel, denen als letzte später die
eigentlichen Iren folgen, im Kampf mit den Fomore, den
dämonischen Urbesitzern des Bodens. Ihr König Nuada verliert
dabei das Leben. Aus ihrer Schar tritt besonders Dagda,
der „gute Gott", hervor. In Konkurrenz mit diesen beiden
erscheint aber ein anderer, nicht zu den Tuatha De" Danann
zählender Gott, Lug, der sich ebenfalls im Kampfe mit den
Fomore befindet, v. H. zeigt, wie genauen Entsprechungen
auf der einen Seite Rivalitäten und Kämpfe zwischen diesen
Gottheiten auf der anderen gegenüberstehen. Er hält es für
unbeweisbar, daß sich hier altheidnische Mythen erhalten
haben, und bietet statt dessen eine näherliegende Erklärung
an: Diese „Götter" spielen eine große Rolle in den Stammes-
genealogien. Hier sieht man nun Lug in deutlichem Vordringen
gegen Nuada und auch wohl Dagda. Die wachsende
Popularität von Lug beweist auch der angeblich von ihm gestiftete
Herbstjahrmarkt zu Tailltiu (Telltown) mit dem
Namen Lugnasad. Die Rivalität dieser Götter erklärt sich aus
dem Vordringen Lugs in der genealogischen Poesie. So hätte
auch hier eine pseudowissenschaftliche Tendenz, nun aber
nicht die synchronistische, sondern eine genealogische, das
heutige Uberlieferungsbild geschaffen.

Ohne genaue Kenntnis der literarischen Grundlagen und
der gesamten Mythologie ist die Haltbarkeit der Thesen v. H.s
schwer nachzuprüfen. Man wird sich darauf beschränken
müssen, aus methodisch verwandten Gebieten geläufige Fragen
seinen Ergebnissen gegenüber zu stellen. Ist es nicht möglich,
daß die „große Linie", die v. H. hinter den einzelnen Uberlieferungen
aufzuspüren sich bemüht, gegenüber den in diese
Linie eingefluchteten Einzelüberlieferungen eine sekundäre
Tendenz vertritt ? Und daß die eigentliche Bemühung, nachdem
diese Tendenz erkannt ist, sich nun darauf richten müßte,