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Ausgabe:

1949

Spalte:

321-330

Autor/Hrsg.:

Fendt, Leonhard

Titel/Untertitel:

Exegese und Verkündigung 1949

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#)onatsfd)rift für i)0!5 gesamte (Bebtet bet Cfieologte und Keltöionsünffenfdjaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR LIC. KURT ALAND, HALLE-BERLIN

NUMMER 6 74. JAHRGANG JUNI 1949

Spalte

Exegese und Verkündigung. Von Leonhard
Fendt ......................... 321

Akropolls und Golgatha. Von Yrjö

Alanen.............................. 329

Gertrud von le Fort. Von Bemt von Hei-

«eler................................ 333

Auer: Alttestamentliche Frömmigkeit

(Fendt).............................. 326

Bannach: Wir fragen die Bibel (Fendt)... 326

Bartning: Der Weg zum Sinai (Fendt)... 327

Böhmer: Eugene Delacroix (Goldammer).. 349
Bredow: Sittlicher Wert und Realwelt

(Menzer)............................. 353

Brix: Qott — Welt — Mensch (Fendt)---- 327

B"ri: Kreuz und Ring (Mulert).......... 357

Etzold: Vom neuen Hören auf den Römerbrief
(Fendt) ......................... 329

Fiedler: Wird Gott erhören? (Fendt)---- 328

Flügge; Propheten (Fendt) ............. 325

Puchs: Die Aufgabe der neutestamentllchen

Wissenschaft (Fendt).................. 326

°as Heilige Land. Palästinajahrbuch 1948

(Jeremias) ........................... 344

K'ltmüller: Engel und Dämonen (Fendt) 328
~~ Die Wiederkunft Christi und die damit In

Verbindung stehenden Ereignisse (Fendt). 328

Spalte

Heller: Oottes Wunder Inder Wüste(Fendt) 324
Keppler: Die Marienkirche in Reutlingen

(Möhle).............................. 349

Keseling: Christliches Ethos (v. Loewenich) 346
K levinghaus: Die theologische Stellung der

Apostolischen Väter zur alttestamentlichen

Offenbarung (v. Campenhausen)........ 344

Künneth: Der große Abfall (Mulert)...... 355

Kuhaupt: Der neue Himmel und die neue

Erde (Fendt) ......................... 328

Langenberg: Der 2. Thessalonicherbrlef

(Fendt).............................. 326

Lenz: Vorschule der Weisheit (Reisner).... 352
Metz: Der Stifterchor des Naumburger

Doms (Hamann-Mc Lean)............... 346

Niebuhr: Jenseits der Tragödie (Schrey) 354
— Die Kinder des Lichts und die Kinder der

Finsternis (Schrey).................... 354

Nink: Philosophische Gotteslehre (Reisner) 350

Rudolph: Jeremla (J. Herrmann) ....... 341

Spanneut: Recherches sur les Ecrlts d'Eu-

stathe d'Antioche (Altaner)............ 345

Stählin: Freu dich, Begnadete! (Fendt)... 328
Thaidigsmann: Ich suche meine Brüder

(Fendt).............................. 324

Spalte

Thaidigsmann: Gethsemane und Golgatha
im Lichte des Hebräerbriefs (Fendt) 325

— Propheten wider Willen in der Passionsgeschichte
(Fendt)..................... 325

— Zeitenwende, eine Bibelhilfe aus dem
Danielbuch (Fendt).................... 325

Thieme: Jeremias (Hertzberg)........... 343

Turoczy: Am Brunnen (Fendt).......... 328

Walter: Das Gebet des Herrn (Fendt)____ 329

Wenzl: Philosophie der Freiheit (Lange).. 350
Wilhelm-Kästner: Der westfälische Lebensraum
in der Baukunst des Mittelalters
(Girkon)............................. 348

Berichte und Mitteilungen:

Velut ille ad Rombum (Stange) ........ 359

Ein neuer schwedischer Kommentar zum
Neuen Testament..................... 362

Zeitschriftenschau:

Philosophie und Religionsphllosophle, Systematische
Theologie (Steinborn)....... 363

Bijdragen (Fendt)..................... 373

Bibliographie:

Deutsche theologische Bücher 1947. Philosophie
und Religionsphllosophle, Systematische
Theologie (Steinborn)............ 375

Exegese und Verkündigung1

Von Leonhard Fendt, Wertingen

c. , Darin herrscht heute In der Theologie Einheit nach vielem
£c"wanken: die Kirche ist es, welche die Bibel des Alten
es>tamentes aus Christusgründen in Besitz nahm, das NT
tis Christusgrüiidcn autoritativ sammelte, den Kanon aus
^-'instusgründen absteckte, der Christenheit die Bibel dar-
rU1C« c Ulu' darroicht, a's Verkünderin der Christustatsache
e Sunnue|der Bibel im Bekenntnis umschrieb und umschreibt,
Ii'} i Kündigung der Männer und Frauen des Wortes an die
fa lf Dnidet, nach der biblischen Norm den wesentlichen Gern
Li Verkündigung bestimmt, im Bekenntnis die Syste-
atik dieses wesentlichen Gehaltes aufzeigt. Was folgt aber
SttS0! f-"r *^'e Exe8ese r Zweierlei Folgerungen sind möglich:
) JJie Kirche ist es auch, welche als Verkünderin der Christussett
° aft tlen Sinn dcr ßibel autoritativ erhebt; b) die Kirche
den c?erade deshalb die Exegeten in Arbeit, weil sie nur so
Reb nu fler Ui,x>1 fhiden und der Verkündigung an die Hand
v en kann. Die zuerst genannte Folgerung könnte dahin miß-
aber ■ " werden. als stehe die Kirche über der Bibel, muß
Kir l 1 so geno»imen werden. Denn in der Tat lebt die

soiirt nicht erst seit I9*5 aus der Bibel und in der Bibe1'
ciini m VOU inrcn Anfängen an (was für die allererste Zeit

.Krano salis zu verstehen ist); so hat die Kirche ein
sehnt CS Antlitz". eine" biblischen Charakter erhalten, der
wofür- t" lllUl fÜr sich wegweisend ist- Es fragt sich aber,
kam SiS" bil,1ische Charakter der Kirche wegweisend sein
CliH t SSerUch fur die stadien des Reiches Gottes, also der
Oes« f ci arung in der üibel. also für das, was wir den
^ samt-Skopus der Bibel, wiederum den Gesamt-Skopus des
Gesa«f*ncVCSaint"SkoPus (les NT- nennen können, wie solcher
muß iV- pUS <k'r Verkündigung zugrunde gelegt werden
Kirri jSer Gesamt-Skopus, erwachsen aus der Mission der
nun V Reich Gottes in Christo zu verkündigen, kann
den St'1Ue 0i,ltiKkcit in der Bibel selbst nachgeprüft wer-

- an den einzelnen Büchern der Bibel, an den einzelnen

Stellen der einzelnen Bibelbücher. Soll bei dieser Nachprüfung
das Resultat schon von vornherein feststehen — oder ist die
Forschung frei ? (wenn sie nur zugibt, daß die Kirche ihre»
Haupt-Skopus nicht willkürlich, sondern als Verkündigeriii
der Christusbotschaft hat). Man wird nicht darum herumkommen
, daß die Forschung frei zu sein hat; denn die Kirche
hat nicht bloß den gewordenen biblischen Charakter, sondern
muß auch allzeit (ja das zuvörderst) offen sein für die von
Akt-zu Akt geschehende Einwirkung der Bibel auf die Kirche.
Die Gewordenheit aber könnte mit der Offenheit in Konflikte
kommen — darum die freie Nachprüfung. Z. B. fehlte im Ge-
samt-Skopus der Kirche, den sie der Verkündigung reichte,
in gewissen Epochen (und wir kommen aus einer solchen) die
Betonung des eschatologischen Momentes, das heute in dem
Trompetenstoß ,,Reich Gottes" erklingt; wodurch kam nun
der Umschwung? Durch die Exegeten! (Freilich erst, als die
Systematiker diese Exegese aufnahmen.) Indem die Exegeten
den von der Kirche den Verkündigern dargereichten Haupt-
Skopus in der Bibel nachprüfen, vervollständigen, umakzentuieren
, auf Grund der Forschung über die einzelnen biblischen
Bücher, über die einzelnen Bibelstellen, verhindern
sie das Uberwiegen des gewordenen biblischen Charakters
der Kirche über die lebendige Dynamis der Bibel in der Kirche.
Und dazu muß die Forschung frei sein. Das hat seine Gefahren,
ja; aber das Gegenteil hat noch größere Gefahren — für eine
Bibelkirche, für die Christuskirche mit der Bibel, überdies:
auch die freie exegetische Forschung anerkennt das praktische
Prius der Kirche (wo es anders war, wurde man heimatlos
und auch bald gegenstandslos); es ist also nur Oberflächenanschein
, als verlöre sich die Exegese in Einzelheiten, als löse
sie die große Linie in Punkte auf, als verwirre sie das Bild, als
fälsche sie, als setze sie an die Stelle der Christusbotschaft
der Kirche eine Philologie und den Historismus subjektiver
Sicht, und wie die Vorwürfe alle heißen. Freie exegetische
Forschung aber heißt Benützung aller zum Verständnis eines
Buches (und nun dieses Buches) zur Verfügung stehenden

') II. Stück, vgl. ThLZ 1948, 5, Sp. 259 ff.

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