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Ausgabe:

1949

Spalte:

295-296

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Böhme, Kurt

Titel/Untertitel:

Texte zur Geschichte der ökumenischen Bewegung 1949

Rezensent:

Diestel, Max

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295

Theologische Literaturzeitung 194g Nr. 5

296

eignet, auf Rosegger hinzuweisen (den sie allerdings als Dichter weit überschätzt
), auf die Lektüre seiner Schriften vorzubereiten und den Leser für die
„sittlichen Tendenzen" des Werkes Roseggers aufzuschließen. Die Angabe des
Inhalts der Dichtungen Roseggers ist ausgezeichnet, dagegen bedürfte die
Religiosität Roseggers einer tiefergehenden Untersuchung und Deutung, die
bislang überhaupt noch fehlt.

Berlin Wilhelm Knevels

PrOSCll, C. v.: Berufene Gottes. Gestalten aus hundert Jahren Geschichte
der Christlichen Vereine Junger Männer. 2. Aufl. St. Gallen: Schweizerischer
CVJM-Vlg. 1946. 72 S. kl. 8». Geb. Schw. Fr. 2.80.

— George Williams, der Vater der Christlichen Vereine Junger Männer.
Zur Hundertjahrfeier der CVJM. 2. Aufl. Ebda 1946. 62 S., 1 Taf. kl. 8°.
Geb. Schw. Fr. 2.80.

Neben das ausführlichere Lebensbild George Williams (1821
—1905) als des Gründers des (Londoner) YMCA (1844) treten
knappe Biographien typischer Mitarbeiter aus dem ersten
Jahrhundert seiner Geschichte: Robert Mc. Burney (1837—
1898; New York), Eberhard von Rothkirch (1852—1911;
Berlin), Dr. Karl Fries (1861—1943; Schweden und Weltbund
in Genf), Samuel Williamson (1878—1918; Frankreich). Kennzeichnend
und gemeinsam ist ihnen das Autodidaktische im
evangelistischen Dienst unter der entfremdeten Mannesjugend
und die Bewährung im qualifizierten bürgerlichen Beruf. In
diesem Sinne bezeichnen sie jene Blütezeit des CVJM, da
dieser noch ernsthaft „Laiendienst" (im vollen Sinne des
Wortes also unter Ausschluß auch des berufsmäßig ausgebildeten
Jugendsekretärs) war und eindeutig vom erwecklichen
Pietismus der Mitte des 19. Jahrhunderts bestimmt wurde.

Auf die starken inneren und äußeren Wandlungen, die
seitdem das Bild des YMCA geprägt haben, geht die Darstellung
nur vorsichtig andeutend ein.

Kassel Erich Stange

KIRCHENKUNDE

Böhme, Kurt, Dr.: Texte zur Geschichte der ökumenischen Bewegung.

Verlautbarungen der Weltkirchenkonferenzen 1910—1947 hrsg. Berlin: de
Gruyter 1948. 96 S. kl. 8»= Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen,
begründet v. Hans Lietzmann, hrsg. v. Kurt Aland. Nr. 171. Kart. DM 3.50.

Der verdienstvolle Herausgeber der „Kirche" hat als eine
Handreichung für Studenten und Dozenten in der von Hans
Lietzmann begründeten und von Kurt Aland fortgeführten
Serie akademischer Hilfsmittel Texte zur Geschichte der ökumenischen
Bewegung im Verlag von Walter de Gruyter & Co.
herausgegeben. Bei dem Mangel an zuverlässigen Wiedergaben
der Verlautbarungen seitens der Weltkirchenkonferenzen
dieses Jahrhunderts ist dies kleine Heft eine willkommene
Erleichterung für spezielles Festhalten der in steter
Bewegung befindlichen ökumenischen Abläufe, deren wissenschaftliche
Ausarbeitung sich so leicht der exakten Auswertung
entzieht.

Das Vorwort des Herausgebers deutet die technischen
Schwierigkeiten und die textlichen Beschränkungen an, denen
er unterworfen war. Um so dankbarer darf man ihm sein, daß
er sich der ihm gesteckten Aufgabe unterzogen hat.

Er bespricht die ökumenische Bewegung nicht eigentlich
selbst, aber er läßt seine Leser sehen, wo einige der größeren
Konferenzen Wegzeichen in ihren Verlautbarungen hinterlassen
haben. Diese Wegzeichen erscheinen an den Kreuzungen
bedeutender geopolitischer, kultureller und sozialer
Gefahrenpunkte in der Umgestaltung, die unsere Welt in den
letzten 50 Jahren über sich ergehen lassen mußte. Daß die
Texte nicht genau in der zeitlichen Linie der Weltkirchenkonferenzen
entnommen sind, soll nur andeuten, daß in der
ökumenischen Bewegung die Ereignisse nicht rein nach
menschlichem Ermessen sich aneinanderreihten; es sind andere
Faktoren am Werke gewesen, die das kollektive Handeln der
Kirchen ebenso bedingt haben wie ihre aus der Ewigkeit
stammenden letztlichen Zielsetzungen.

Das Echo, das in den einzelnen Ländern und Kirchen die
Verlautbarungen der einzelnen Konferenzen gefunden haben,
war verschieden. Je näher Völker und Kirchen, Länder und
Kontinente den geopolitischen Gefahrenpunkten lagen oder
gar sich in unmittelbarer Nähe der Welterschütterungszentren
fühlten, desto ernster nahmen sie diese Verlautbarungen, die
im Grunde von apokalyptischem Geiste erfüllt sind. Aber wie
der Alltagsmensch von den letzten Dingen nur ungern hört,
so sind auch die Zeugnisse der großen Konferenzen vielfach
verrauscht, wenn der Sturm vorüber war. Die ernste und bedeutsame
Arbeit, die hinter diesen Konferenzen steckt, sowohl
in ihrer Vorbereitung, wie in ihrer Ausführung, wartet
noch auf ihre breite Wirkung in den Gemeinden. Es genügt

nicht, wenn eine Auswahl von Teilnehmern an der einen oder
anderen Weltkonferenz von den erhaltenen Erfahrungen,
seien sie freudiger oder schmerzlicher Art, hier und dort gelegentlich
berichtet in Wort und Schrift. Die Erweiterung
und Vertiefung des geistlichen Lebens in der Christenheit, die
Umschaltung des privaten Gebetslebens in die ökumenische
Weite wird nur erfolgen können, wenn eine lebendige Berührung
des ganzen matten und siechen Kirchenkörpers durch
die heilende Hand des Herrn erfolgt ist. Darum sei dies Büchlein
auch allen empfohlen, die als Seelsorger und Prediger mit
dem geistlichen Leben der Gemeinde verantwortlich zu tun
haben. Daß über diese Konferenzen noch sehr viel mehr zu
sagen wäre, als in ihren Verlautbarungen hörbar wird, und
in ihnen sich mehr vollzog, als die Teilnehmer schwarz auf
weiß nach Hause nahmen, braucht kaum erwähnt zu werden.
Allein, es wäre undankbar gegen den Herausgeber des Heftes,
wenn nicht viele Amtsträger sich veranlaßt sähen, den seltsamen
und wunderbaren Weg der Christenheit in ihren
Kirchen in Ost und West, Nord und Süd in diesem Zeitalter
der großen Umwälzungen im Geiste nachzuwandern und in
den Niederungen des täglichen Lebens sich von dieser Höhenluft
anwehen zu lassen.

Stuttgart-Degerloch Max Diestel

Das Glaubensgespräch der Kirchen. Die zweite Weltkonferenz für Glauben
und Kirchenverfassung, abgehalten in Edinburg vom 3.—18. August 1937.
Bearbeitet von Leonard Hodgson, D.D., D. C. L., Sekretär der Konferenz
. In deutscher Übersetzung hrsg. von Ernst Staehelin. Zollikon-
Zürich: Evang. Verlag 1940. 416 S. 8».

Der Weltkonferenz der Kirchen, die vom 12.—26. Juli
1937 m Oxford zusammengetreten war, um über „Kirche,
Volk und Staat" zu beraten, folgte das Glaubensgespräch in
Edinburg, über das in dem genannten Buch berichtet wird.
Die Schweizer Veröffentlichung ist um so wichtiger, als über
beide ökumenische Tagungen des Jahres 1937 sonst kaum
deutsches Material zur Verfügung steht. Der Abordnung der
deutschen Evangelischen Kirche war von dem damaligen
nationalsozialistischen Regime die Teilnahme unmöglich gemacht
worden. An die deutsche Presse waren „Weisungen"
ergangen, die viele kirchliche Blätter von vornherein auf jede
Berichterstattung verzichten ließen. So ist in der ökumenischen
Literatur eine bis heute spürbare Lücke entstanden,
die auch nicht geschlossen werden kann durch die wenigen
Exemplare des „Glaubensgesprächs", die sich in öffentlichen
oder privaten Bibliotheken innerhalb Deutschlands befinden
mögen.

Das Ergebnis der i4tägigen Beratungen ist der über
40 Druckseiten umfassende Konferenzbericht, den die in Edinburg
versammelten 414 Vertreter von 122 christlichen Kirchen
aus 43 Ländern in der Schlußsitzung nemine contradicente
entgegennahmen. Das Einleitungskapitel „Zehn Jahre Fortschritt
" gibt einen Rückblick auf die Einigungsarbeit seit der
Weltkirchenkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung in
Lausanne (1927):

„Die heute im Gang befindlichen Einigungsbewegungen erreichen eine
eindrucksvolle Gesamtzahl. Nahezu die Hälfte von ihnen sind in Nordamerika
entstanden, und diese Tatsache spiegelt die außerordentlich große Zahl der
schon lange bestehenden Spaltungen wider, die der Heilung bedurften. In
Asien ist die Zahl der Einheitsbewegungen fast ebenso groß wie in Europa;
diese Tatsache findet ihre Erklärung zum Teil in dem ungeheuer starken
Druck von selten der nicht-christlichen Kulturen, durch den die Kirchen zusammengezwungen
werden, und zum Teil in den praktischen Notwendigkeiten
der Lage. Die Mehrzahl der bisher erreichten Einigungen hat also zwischen
Kirchen stattgefunden, die nicht zuvor durch tiefergehende Unterschiede in
ihren theologischen oder kulturellen Uberlieferungen voneinander getrennt
waren. Volle Einheit ist also bisher im allgemeinen nur in den leichteren Fällen
erreicht worden.

Die Gruppe der Einheitsbewegungen, die dem in Frage stehenden Zeitabschnitt
das Gepräge geben, stellen ganz verschiedene Stufen des Fortschritts
dar. Einige haben erst die Stufe allgemeiner oder vortastender Erkundigung
erreicht. Andere sind bereits zu klar umgrenzten Verhandlungen über Ziel
und Bedingungen der Vereinigung gekommen. Wieder andere, wie sie In den
jüngsten Besprechungen zwischen der Kirche von England und der Kirche von
Schottland samt den mit ihnen verbundenen Kirchen vorliegen, erlitten das
Schicksal unbegrenzten Aufschubs. Einige mußten sogar aufgegeben werden.
Eine etwas größere Anzahl ist zum vollen Abschluß gekommen. Es gereicht
uns zur größten Befriedigung, feststellen zu können, daß all die Zusammenschlüsse
, die lange genug bestehen, um beurteilt werden zu können, in den
Augen der in erster Linie Beteiligten ein ausgesprochener Erfolg gewesen sind."

Konkret gesprochen: Übereinkunft zwischen Kirchen der Anglikanischen
Kirchengemeinschaft und den Altkatholischen Kirchen über die volle Kirchengemeinschaft
, Verständigung zwischen der Kirche von England und der Kirche
von Finnland, Wiedervereinigung der schottischen Preshyterianlschcn Kirchen
und der englischen Methodisten, Vereinigung von drei Kirchen In Kanada, die