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Ausgabe:

1948

Spalte:

98

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Fries, Willy

Titel/Untertitel:

Die Verkündigung von Auferstehung und Gericht 1948

Rezensent:

Jursch, Hanna

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Analyse der „geistigen Struktur" verdienstvoll gewesen. Das
innere Leben der lutherischen Frauenklöster ist ein Gebiet, das
bei der neueren Kirchengeschichtsschreibung noch wenig Beachtung
gefunden hat. Man hörte gern mehr über die klösterlichen
Gottesdienste, in denen noch bis 1722 lateinische Lieder
gesungen wurden, über das klösterliche Schulwesen und das
sonstige Gemeinschaftsleben, schließlich auch über die Faktoren
, die zur Auflösung des geistlichen Charakters der Klöster
führten. Material dazu dürften die Archive bieten.

Adelebsen Ph. Meyer

Urkundenbucll der Stadt Wetzlar. Bd. 2: 1214—1350, bearb. v. Meinhard
Sponheimer. Marburg: Elwcrt (in Komm.) 1943. XVI, 326 S. 4« - Ver-
öffentl. d. Hlst. Komm. f. Hessen u. Waldeck. 8, 2. RM 12.—.

Dem von Ernst Wiese im Jahre 1911 herausgegebenen
ersten Band des Urkundenbuches der Stadt Wetzlar fogt mit
Nachträgen und Berichtigungen zu Bd. I der vorliegende
Band, der die lange Reihe der verdienstlichen und inhaltsreichen
Veröffentlichungen der genannten historischen Kommission
fortsetzt. Welche Summe geschichtlichen Stoffes dank
der gelehrten Arbeit des Bearbeiters damit neu erschlossen
wird, erhellt schon aus dem umfangreichen Personen- und
Ortsregister. Hinsichtlich der archivalischen Überlieferung,
der Vorarbeiten usw. ist selbstverständlich alles Wissenswerte
gesagt.

jena Friedrich Schneider

GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Eich, Emst: Fürstenbildnisse einer religiösen Darstellung aus dem

Mittelalter der Lenzburger Sammlung. Studie 11. Sonderdruck aus den

Lenzburger Neujahrsblättern 1941. 23 S. 34 Abb. gr. 8«.
Portraits de princes d'un tableau religieux du moyen äge dans la collec-

tloil Eich a Lenzburg. Etüde parue dans Vie, Art & Cite decembre 1940.

20 p. 55 fig.

Die französische Übersetzung enthält die erste und zweite Studie,
während im deutschen Text nur die zweite vorliegt. Die erste Studie gibt
eine genaue Beschreibung eines sehr kostbaren kleinen Gemäldes der Lenzburger
Sammlung, das die Anbetung der Könige zum Thema hat. Es wird
als Vorlage des späteren Ortenberger Altarbildes erwiesen. Durch Urteile von
Matejcek wird die große kunstgeschichtliche Bedeutung des Werkes sichergestellt
und seine Entstehung im Bereich Karls IV. wahrscheinlich gemacht.
Im Mittelpunkte des Bildes steht der junge König Wenzel, und der Oedanke
ist nicht von der Hand zu weisen, daß das Gemälde zu seiner privaten Erbauung
gedient hat.

In der zweiten Studie handelt es sich um die Datierung des Gemäldes
auf das Jahr 1376; der Verf. läßt das Bild anläßlich der Krönungsfeier Wenzels
zum römisch-deutschen König entstanden sein. Die Studie ist dem Einzelnachweis
dieses Resultates gewidmet. Der Verf. identifiziert den stehenden
König mit Kaiser Karl IV. durch Vergleich mit zeitgenössischen Darstellungen
und bemüht sich, die Attribute — es handelt sich dabei vor allem um das kirchturmähnliche
Weihgeschenk und um das große Schwert — in ihrer Symbol-
haftigkeit zu erfassen und die einzelnen Symbole in ihrem historischen Ursprung
zu erhellen. So wird nicht nur das Bild lebendig, sondern auch die
wcchselvolle Geschichte Karls IV. in all ihren politischen Verflechtungen.
Daß die Entdeckerfreude zuweilen mehr sieht als der nüchterne Betrachter,'
sei nur am Rande bemerkt: nicht immer kann man den kühnen Hypothesen
folgen. Die beiden Reichsäpfel an der Weihgabe — wenn es überhaupt solche
sind — werden kaum mit der zweifachen Romreise in Verbindung gebracht
werden können. Trotz mancher Überspitzungen Ist aus der Studie viel zu
lernen, gerade auch In der Heranziehung heraldischer Motive bei der Deutung
im einzelnen, hier verfügt der Verf. über eingehende Kenntnisse.

Jena Hanna Jurscli

Vogel, Prof. D. Heinrich: Der Christ und das Schöne. Stuttgart: W. Kohlhammer
Verlag 1947. 64 S. 8'= Kirche für die Welt. 10. Heft

Seitdem durch S. Kierkegaard das Ästhetische in den Gesichtskreis
der Theologie gerückt war, ist dieses fruchtbare
Thema lange Zeit wieder vergessen gewesen. Erst neuerdings
gewinnt es wieder, vorwiegend durch die Neubesinnung auf
das Wesen der Kirchenmusik (E. Sehlink!) an Interesse. Die
vorliegende kleine Studie Vogels ist nicht die erste Veröffentlichung
des Verf.s zum Thema. In zwei Abschnitten (,,Rühmung
" und „Christliche und religiöse Kunst") fördert V., wie
ich glaube, ganz entscheidende Gesichtspunkte über die Theologie
der Kunst ans Licht. Zunächst ist es erstaunlich, daß
das lange liegen gebliebene Problem der Schönheit wieder einmal
untersucht wird. V. zeigt, daß das Schöne als Gestalt
einem Gesetz der Vollkommenheit gehorchen muß, deren
Wesen Wahrheit, freie Erfüllung organischer Harmonie und
das Geheimnis eines Unsichtbaren hinter allem Hörbaren und
Sichtbaren ist. Die Kunst verwandelt den Stoff gewissermaßen
auf ein Ziel hin. Um dies zu verdeutlichen, greift V.

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von Rilke her den seltsamen und doch aufschlußreichen Begriff
der „Rühmung" auf, an dem sich entscheidet, was der
Künstler in seinem Werke meint. Meint er sich oder Gott ?
Aber an der Verborgenheit Gottes in der Knechtsgestalt
Christi tritt diese Gestaltwerdung des Schönen in eine Krise.
Nicht so, daß letztlich keine Kunst mehr möglich wäre, sondern
vielmehr deshalb, weil das, was in unseren Händen zur
Unmöglichkeit wird, über Gottes Selbstkundgabe erneut zurückgewonnen
wird und in einem neuen und anderen Sinne
erst möglich wird. — Im zweiten Teil wird das nun in einer
ausgezeichneten Kritik des Begriffes der religiösen Kunst
durchgeführt. In einigen lehrhaft klaren Sätzen wird sie als
Offenbarungsmittlerin, als priesterlich und schöpferisch gezeigt
, nur daß dabei der sie tragende Gottesgedanke völlig
im Dunkeln bleibt^-Demgegenüber ist christliche Kunst die
Kunst, die den in Christus offenbaren Gott glaubt. Nicht
eigentlich ihre direkt verstandenen „Inhalte" machen sie
christlich, sondern vielmehr ihr Menschenverständnis, ihr
offenes Kreaturbewußtsein, ihre Einfalt, ihre tröstliche Kraft
(„Kirchlichkeit") und ihre eschatologische Haltung, d. h. ihr
Warten auf jene Offenbarung, die sie selbst noch nicht haben,
vor allem nicht sein kann. Da diese Kennzeichen in der ganzen
Breite auch auf die „weltliche" Kunst zutreffen können, ist
dieser Ansatz zu einer theologischen Ästhetik so besonders
fruchtbar.

Ob diese Ansätze nun zu einer expliziten theologischen
Ästhetik (z. B. unter Differenzierung der Kunstarten) ausgestaltet
werden können, das wäre eine lohnende Frage.

Oöttingen Wolfgang Trlllhaas

Fries, Willy: Die Verkündigung von Auferstehung und Gericht.

Eine Einf. in die Olasmalerei der Abdankungshalle St. Gallen. St. Gallen:
Fehr 1942. 22 S., zahlr. Abb. 8°. RM 2.40.

Der Künstler nimmt hier selbst das Wort zu seinem Werk,
einer Glasmalerei von fast 50 qm in der Abdankungshalle hi
St. Gallen. Der Text läßt der theologischen Besinnung eine
Deutung des Bildes folgen und schließt mit einer Erörterung
über die Grundlagen der (Masmalerei. Es ist ein gutes Zeichen
für die religiöse Kunst der Gegenwart, wenn man nicht nur
dem Kunstwerk, sondern auch den Worten des Künstlers das
Bemühen, dem Menschen in seiner Not mit dem Evangelium
zu dienen, so stark abspürt. Das Thema der Verkündigung
von Auferstehung und Gericht wird in drei Sphären — vom
thronenden Christus über die Engel herab zu den Menschen —
durchgeführt, denen ein Wandel in der Farbgebung vom
Lichten zum Düsteren entspricht. Leider kann auch die sorgfältige
Beschreibung des Künstlers eine farbige Wiedergabc
nicht ganz ersetzen. Problematisch ist und bleibt in jeder religiösen
Neuschöpfung die Gestaltung des Christusbildes. Hier
ist das alte Thema der maiestas doniini wieder aufgenommen
und im traditionellen Sinne gestaltet. Aber wenn auch das
Christusbild selber der Schranke eines jeden neuen Versuches
unterworfen bleibt, so ist doch das Gesamtkunstwerk ein Beweis
dafür, daß auch in der Gegenwart christliche Kunst immer
wieder neu aus den Tiefen des Evangeliums erwächst.

Jena Hanna Jurscli

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Thiel Icke, i'rof. d. Dr. Heimut: Fragen des Christentums an die
moderne Welt. Eine christliche Kulturkritik. Genf: Verlag: Olkumene
[1945]. VII, 263 S. 8«.

— Dasselbe. Untersuchung zur geistigen und religiösen Krise des Abendlandes
. Tübingen: J. C. B. Mohr 1947. XV, 275 S. 8". RM4.80; geb. 7.20.

Die Eigenart dieses Buches ist eher durch den Untertitel
als durch seinen Haupttitel wiederzugeben. Es sind nicht
eigentlich Fragen, die das Christentum an die moderne Welt
richtet, sondern die Gewißheiten des Christentums machen
die moderne Welt und ihre Größenordnung fraglich. Und
nicht nur das : Die Gewißheiten des Christentums — das zeigt
Verf. auf — enthüllen die ganze Verfallenheit der modernen
Welt. —

Bereits die Anlage dieser Kulturkritik ist ungemein interessant
. Das erste Kapitel mit dem analytischen Sondieren
am säkularen Menschen hat sein Widerlager im zweiten
Kapitel: „über Kirche, Dogma und Bindung". Beide Kapitel
geben den Unterbau, auf dem das dritte Kapitel: „Technik
und Zivilisation" steht. Hiermit ist die eigentliche Analyse
der modernen Welt abgeschlossen. Das vierte Kapitel: „über
die Wirklichkeit des Dämonischen" ist als zusammenfassender
| Gesamtaspekt zu verstehen, der von den Gründen redet. Das

Theologische Literaturzeitung 1048 Nr. 2