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Ausgabe:

1948 Nr. 2

Spalte:

91-93

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Hintze, Otto

Titel/Untertitel:

Geist und Epochen der preussischen Geschichte 1948

Rezensent:

Lerche, Otto

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Theologische Literaturzeitung 1948 Nr. 2

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ist = ,,Gesproß" Obertitel für ntpy und yjJ- Aramais-

men sind nur sehr vereinzelt festzustellen. „Wir haben unser
Augenmerk des öfteren auf die Ubersetzungen, vor allem
LXX und Vulg. gerichtet. Mehrfach erwies sich dabei, wie
treffend Hieronymus oft recht schwierige Stellen wiedergibt,
während die LXX nicht sehr genau ist und einige Male geradezu
falsch übersetzt" (S. 79). Mit Recht macht Rüthy
darauf aufmerksam, daß sich trotz der Fülle der hierhin gehörenden
Vokabeln in der Gruppierung starke Verschiedenheiten
zeigen, die wohl darauf beruhen, daß uns das AT nur
einen oft zufälligen Ausschnitt des tatsächlich vorhanden gewesenen
althebräischen Wortschatzes bietet. Das Material
stammt hauptsächlich aus den prophetischen und lehrhaften
Texten (Hiob), und zwar durch bildliche Wendungen und
Gleichnisreden. Getreide-, Wein- und Obstbau sind die Dinge,
die dem Volk der Ackerbauern ja besonders nahe liegen. Die
hier nur in Auswahl mitgeteilten Einzelbeobachtungen stellen
den eigentlichen Wert der gründlichen und dankenswerten
Studie dar.

Mainz K.Galling

Lindblotn, Jon.: Psaltaren 1560. (Der [schwedische] Psalter von 1560.)
Lund: C. W. K. Gleerup; Leipzig: Harrassowitz [1943]. 32 S. gr. 8" = Studier
tili 1541 ärs bibel = Lunds Universitets Arsskrift. NF. Bd. 38. Nr. 6.
RM 1.— ; skr. 1.50.

1560 erschien in Stockholm eine schwedische Neuausgabe

KIRCHENGESCHICHTE: ALLGEMEINES

Hintze, Otto: Zur Theorie der Geschichte. Leipzig: Koehier <SAmeiang

[1942]. 237 S. gr. 8°. Hlw. RM 8.—.

— Geist und Epochen der preußischen Geschichte. Ebd. [1943.]

682 S., 1 Taf. gr. 8". Hlw. RM 17.—.

= Hintze, Otto: Gesammelte Abhandlungen, hrsg. von Friedrich Härtung,
Bd. 2 und 3.

Die bei der Anzeige des ersten Bandes dieser Abhandlungen
(Theol. Lit. Ztg. 1943 Nr. 7/8) geäußerten Wünsche
nach einer Erweiterung dieser Auswahl aus den Schriften
Hintzcs sind mit den beiden vorliegenden Bänden in bester
Form erfüllt.

Der zweite — oben an erster Stelle genannte — Band mit
dem Titel „Zur Theorie der Geschichte" befaßt sich mit grundsätzlichen
Problemen der Geschichtsauffassung und -Deutung,
die sich an die Namen Karl Lamprecht, Ernst Troeltsch,
Werner Sombart, Johann Gustav Droysen und Gustav v.
Schmoller knüpfen. Es ist reichlich ein Jahrhundert deutscher
Geschichtsschreibung und Sinndeutung geschichtlichen Geschehens
, das mit den sieben hier zusammengefaßten Aufsätzen
durchmessen wird. Mit Werner Sombart kreuzt Hintze
zweimal die Klinge. Mit den beiden 1929 erschienenen Aufsätzen
„der moderne Kapitalismus als historisches Individuum
" und „Wirtschaft und Politik im Zeitalter des modernen
Kapitalismus" nimmt er Stellung sowohl zu Sombarts Hauptwerk
„der moderne Kapitalismus", 1902 in 2 Bänden erstmalig
erschienen und ergänzt durch „das Wirtschaftsleben im
Zeitalter des Hochkapitalismus" 1927, wie auch zu Sombarts
antikritischer Auseinandersetzung von prinzipiellem Charakter
in der Economic Histor. Review 2. 1929. Mag man Wirtschaftsgeschichte
und politische Geschichte aueh noch so
sauber voneinander trennen: Staat und Wirtschaft liegen auf
derselben Ebene, die Politik ist weithin auf die Wirtschaft
angewiesen und die Wirtschaft an sich kann die Dynamik des
politischen Geschehens nicht meistern. Die Politik aber hat
das Primat in der Geschichte. —

Auch seinem Lehrer Johann Gustav Droysen sind zwei
Aufsätze Hintzes gewidmet: einmal die schöne kurze Biographie
, abgedruckt aus der „Allgemeinen Deutschen Biographie"
Bd. 48, 1904, und sodann der Aufsatz „J. G.Droysen und der
deutsche Staatsgedanke im 19. Jahrhundert". In dem Nachruf
auf seinen anderen Berliner Lehrer Gustav v. Schmoller (1919)
bemüht sich H. die Spannung zwischen Schmoller und Heinrich
v.Treitschke mit allzuleichter Hand zu bereinigen. Treitschke
war als unbedingter Anhänger des Idealismus der Meinung,
daß, wo viel Licht ist, auch starker Schatten sein dürfe, daß
also da, wo eine Auslese der Nation am Kulturschaffen und
Kulturgenießen beteiligt sei, auch viele Millionen in harter
Fron mit einein wenig begünstigten Dasein zufrieden sein
müßten. Schmoller dagegen, einer der Warmherzigsten und
S ympathischsten unter den Kathedersozialisten, wollte einem
möglichst weiten Kreise aus allen Schichten der Nation einen

des Psalters Davids mitsamt den üblichen Cantica aus den
Apokryphen und dem N.T. Dieser Psalter von 1560 unterscheidet
sich vom Psalter der schwedischen Bibelübersetzung
1541 und vom schwedischen Psalter 1536. Lindblom untersucht
nun in mustergültiger Weise, ob der Psalter von 1560
etwa die Lutherübersetzung der Bibel von 1545 wiedergibt;
ob er etwa die Vulgata zur Vorlage hat; ob die LXX; ob die
Umarbeitung der Vulgata durch Andreas Osiander 1522; ob
die lateinischen Neuübersetzungeu des 16. Jahrhunderts
(Pagninus, Seb. Münster, Leo Judae, Castalio). Lindblom
kommt zu dem Resultat: Der Psalter von 1560 hat Berührungen
mit Luthers Bibel von 1545, mit Schweden 1541,
mit der Vulgata und der Septuaginta, aber nicht mit dem
Psalter von 1536 und nicht mit den lateinischen Neuübersetzungen
des 16. Jahrhunderts, auch nicht mit Andreas
Osiander. Der Psalter von 1560 sollte den Text von 1541 aus
dem Hebräischen verbessern, nach dem Prinzip: Von Luther
zum Urtext! Doch waren die hebräischen Kenntnisse des Neu-
herausgebers nicht sehr groß, immerhin konnte er mit dem
hebräischen Lexikon von Seb. Münster (Dictionarium hebrai-
cum 1523) einigermaßen auskommen. Es scheint, daß ihm die
intuitive Erfassung des Inhalts wichtiger war als eine wörtliche
Wiedergabe. Schließlich tritt Lindblom der Tradition
bei, daß der Ubersetzer von 1560 kein anderer war als der Erz-
bischof Laurentius Petri selbst.

Wertingen Leonhard Fendt

UND TERRITORIALKIRCHENGESCHICHTE

möglichst großen Anteil am Genuß der Kulturgüter geben
(vgl. dazu etwa Willi. Lütgert: Die Religion des deutschen
Idealismus, Bd.4. 1930. S.ii4ff.). — Die beiden Aufsätze
über Karl Lamprecht (Kulturgeschichte) und Ernst Troeltsch
(Historismus) gehen den Kircheilhistoriker in hervorragender
Weise an, und zwar Wort für Wort, so daß es nicht tunlich
ist, etwa einzelne Sätze zu zitieren. Der 1927 erschienene Aufsatz
Hintzes über Troeltsch und die Probleme des Historismus
(„Der Historismus und seine Probleme" — 1922 — und
„Der Historismus und seine Überwindung" posthum — 1924) ist
vier Jahre nach dem Tode von Troeltsch veröffentlicht. Dieser
Aufsatz ist eine der bedeutendsten Stellungnahmen zu den
bahnbrechenden Gedanken des großen Kulturphilosophen der
Nachkriegszeit, der alle Nöte jener Jahre und das unsägliche
Leid der Menschheit bewußt miterlebte und aus diesem Miterleben
immer wieder neue überzeugende Möglichkeiten für
das Christentum und damit auch für Theologie und Kirche
schöpfte. Hintze konnte den neuidealistischen Optimismus
von Troeltsch nicht ganz teilen, aber er hielt ihn im Interesse
des Volksganzen für förderlicher als den nur zu weitverbreiteten
Pessimismus Spenglers. In welchem Maße selbst trügerische
Hoffnungen und sogar Illusionen einem Volke Auftrieb
zu geben vermögen, das haben wir seitdem mit Schmerzen
erlebt.

Der Titel des dritten — oben an zweiter Stelle genannten
Bandes von Hintzes gesammelten Abhandlungen ist einem
1903 im Hohenzollern]ahrbucli veröffentlichten Aufsatz entnommen
, mit dem der Verfasser zeigt, „daß er die Droysensche
Ideologie wie jede andere borussische Legende, die die Hohen-
zolleru und Preußen mit, anderen Maßstäben beurteilt als die
anderen deutschen Staaten, endgültig überwunden hat." Der
Herausgeber weist dem vorliegenden Schlußbande der Sammlung
die bescheidene Aufgabe einer Ergänzung des 1915 erschienenen
Buches „Die Hohenzollern und ihr Werk" zu. Indessen
bringt gerade dieser Band mit seinen 14 Aufsätzen,
die vielfach über das in der genannten Darstellung Geboteue
hinausgehen, eine Fülle wertvoller Spezialdarstellungen zur
preußischen Geschichte, aus denen wir etwa hervorheben „Die
Hohenzollern und der Adel" (S.38—63). „Staat und Gesellschaft
unter dem ersten König" (S.347—452), „Preußens
Entwicklung zum Rechtsstaat" (S.105—171) und „Das preußische
Staatsministerium im 19. Jahrhundert" (S.563—652).
Wir begrüßen aber in diesem Bande besonders den Wiederabdruck
zweier kirchengeschichtlich beachtenswerter Aufsätze
: „Die Epochen des evangelischen Kirchenreginients in
Preußen (1906)" und „Calvinismus und Staatsräson in Brandenburg
zu Beginn des 17. Jahrhunderts (1931)". Gewiß finden
wir die Grundgedanken von dem landesherrlichen Kirchen-
regiment in dem Festbuch von 1915 wieder. Aber die leitenden
Ideen zu dem erst 1931 erschienenen zweiten Aufsatz verdankt
Hintze den Anregungen, die ihm von der Beschäftigung mit