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Ausgabe: | 1948 Nr. 11 |
Spalte: | 675 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Mittelalter |
Titel/Untertitel: | Nicolaus de Cusa, Über den Frieden im Glauben 1948 |
Rezensent: | Landgraf, Artur Michael |
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Theologische Literaturzeitung 1948 Nr. it.
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nischem Boden war schon bekannt. Beides wird durch das
Werk Försters erneut deutlich. Wichtig ist, daß hier der
„stark internationale Charakter" der damaligen englischen
Kirche dokumentarisch belegt wird, denn aus allen Ländern
des Mittelmeerkreises sind Reliquien in großer Zahl zusammengetragen
. Die geringe Zahl einheimischer Heiliger ist, besonders
wenn man mit fränkischen Zuständen vergleicht, demgegenüber
geradezu auffällig.
Wer über die Frühzeit der englischen Kirche arbeitet,
wird an Försters Werk nicht vorübergehen dürfen.
Hermannsburg Kurt Dietrich Schmidt
Möhler, Ludwig: Über den Frieden im Glauben. De pace fidei. Leipzig*
Felix Meiner [1943]. 253 S. 8°= Schriften des Nikolaus von Cues. Im Auftr.
d. Heidelberger Akademie der Wissenschaften in deutscher Übersetzung
hrsg. von Ernst Hoffmann. Heft 8: Der Philos. Bibl. Bd. 223. DM5.80;
geb. DM6.80.
Die von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
herausgegebene deutsche Übersetzung der Werke des Nikolaus
Cusanus erfährt in dem vorliegenden handlichen Band eine
wertvolle Bereicherung. Der leider nicht mehr unter den
Lebenden weilende Herausgeber hat sich besonders dadurch
ein Verdienst erworben, daß er in der umfangreichen Einführung
einen ersten Versuch einer Darstellung der Geschichte
der religiösen Toleranz, so wie sie im Schrifttum zutage tritt,
gibt. Hier werden neben dem „Octavius" des Minucius Felix
das Buch ,,A1 Chazari" des Jehuba ben Halevi (um 1080),
und dann vor allem des Abaelard Dialogus inter philosophum,
iudaeum et christianum, die Werke des Roger Bacon, des
Raimundus Lullus Liber de gentili et tribus sapientibus und
des Nikolaus Cusanus De pace fidei analysiert. Sodann wird
De pace fidei auch auf seine Quellen und auf sein Nachwirken
geprüft.
De pace fidei ist eine kirchenpolitische Utopie. Der Kardinal
wollte ideell die Möglichkeit und das Bild einer Universalreligion
entwerfen. Da sein Denken ein völlig christliches
war, konnte er die ihm vorschwebende Religion nur vom
christlichen Standpunkt aus zeichnen.
Die Ubersetzung des Textes ist glatt und leicht verständlich
. Besonders wertvoll sind die Anmerkungen, in denen nicht
bloß die Zitate verifiziert werden, sondern auch Parallelstellen
in den Werken des Cusanus nachgewiesen, dunkle Stellen erklärt
und wo es nicht klar ist, der Standpunkt des Kardinals,
z. B. in der Rechtfertigungslehre dargelegt werden. Sehr zu
begrüßen ist auch, daß neben einem Namenverzeichnis ein
Index der wichtigsten in der lateinischen Vorlage stehenden
lateinischen Termini mit ihrer Übersetzung gegeben wird.
Entgangen ist dem Herausgeber, daß der Dialogus des
Abaelard auch innerhalb seiner Schule nachgewirkt hat in der
Ysagoge Odonis, die sich auch an die Juden wendet und
hebräische Texte bietet.
Bamberg A.M.Landgraf
Koch, Josef: CusanUS-Texte. IV. Briefwechsel des Nikolaus von Cues*
1. Sammlung hrsg Heidelberg: C. Winter 1944. 127 S. gr. 8» = Sitzungsberichte
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Philos.-hist. Klasse.
Jg. 1942/43. 2. Abhandl.
Es liegt durchaus im Wesen der Sache, daß mau um eine
vollständige Erfassung des Briefwechsels des großen Kardinals
Nikolaus von Cusa bemüht ist. Koch hat hier vor allem ein
Verzeichnis der bisher nachweisbaren Briefe bis zum Ende
1450 zusammengestellt, die aber leider nicht mehr alle auffindbar
, oder wenigstens wie die in Köln liegenden, nicht mehr
zugänglich waren. Was aber davon erreichbar und bisher
nicht veröffentlicht war, wird hier mitgeteilt. Sodann finden
sich die während der Legationsreise 1451 anfallenden Briefe,
die sich mit der Reform des Ordens- und Weltklerus beschäftigen
, sowie der Briefwechsel des Kardinals mit den
Sircker Herren über die Lütticher Pfründen. Wir haben es
so mit 37 Schreiben zu tun, deren Adressat oder Verfasser
Nikolaus ist. Zu begrüßen sind sodann die kritischen Beiträge
zu dem bereits von Vansteenberghe veröffentlichten Briefwechsel
des Kardinals mit dem Kloster Tegernsee.
Besonders aufschlußreich über die Einstellung des Nikolaus
zum Papsttum ist das Schreiben Nr. 4, in dem einem
Kartäuserkloster das Verhalten während des Schismas in der
Weise vorgeschrieben wird, daß man sich nicht mit einer
Neutralität begnügen könne, sondern sich für den rechtmäßigen
Papst zu entscheiden habe.
Die Textedition ist, wie man es bei J. Koch gewohnt ist,
mit großer Sorgfalt besorgt. Die Anmerkungen geben beinahe
erschöpfend über alles Erforderliche Aufschluß.
Mit dankenswerter Ausführlichkeit hat der Herausgeber
die benutzten Handschriften, Akten und Urkunden mitgeteilt.
Da aber Briefe sich an den unmöglichsten Stellen finden
können, wäre es nur zu wünschen, wenn der Herausgeber auf
irgendwelche Gelegenheitsfunde hingewiesen würde.
Bamberg A.M.Landgraf
Madoz, P. Jos6, S. J., Decano y Profesor de Teologia en la Facultad de
Oha: EpistolariO de Alvaro de Cordoba. Ediciön critlca. Madrid 1947.
301 S. = Consejo Superior de Investigaciones cientlficas, Institute Francisco
Suarez, Monumenta Hispaniae Sacra, Serie Patristica vol.I.
Alvarus von Cordoba (gest. um 860) ist der hervorragendste
Laientheologe und Repräsentant der im 9. Jahrhundert
relativ hochstehenden christlichen Kultur Spaniens,
das damals unter islamischer Herrschaft stand. In verschiedenen
Schriften stritt er als Apologet gegen den Mohammedis-
mus und das Judentum und bekämpfte polemisch den Adoptia-
nismus und andere häretische Gedankengänge. 1943 erschien
als Dissertation der Katholischen Universität Washington
eine umfangreiche Monographie über ihn von C. M. Sage,
P. Albar of Cordoba, Studies on Iiis Life and Writings, 239 S-j
vgl. Rev. d'Hist. Ecclös. 1948, 300 f. Hier wird das Leben und
die literarische Hinterlassenschaft gewürdigt und besondere
Aufmerksamkeit wird der von ihm verfaßten Vita s. Eulogu
gewidmet. Das vorliegende Werk von J. Madoz ist der neueste
bedeutende Beitrag zur Aufhellung der in mancher Beziehung
recht merkwürdigen Persönlichkeit. M. gilt mit Recht als der
beste Kenner der altchristlichen und frühmittelalterlichen
Literatur Spaniens.
Wegen seiner ausgezeichneten methodischen Schulung und
großen Literatur- und Quellenkenntnis ist Madoz der rechte
Mann, um uns eine kritische Ausgabe des Corpus der 20 zum
Teil recht umfangreichen Briefe, von denen 13 von Alvarus
selbst und 7 von 4 seiner Korrespondenten stammen, zu
schenken: Die bis heute einzige Ausgabe von E. Florez,
Espana sagrada XI 81—218; darnach Migne, PL 121, 411—517
wimmelt von Fehlern und Ungenauigkeiten.
Die ausführlichen Prolegomena (S. 13—86) orientieren i'1
5 Kapiteln über das Leben und die literarische Tätigkeit des
Alvarus und über die Uberlieferung und die Chronologie der
Briefe. Es folgt eine Einführung in den Inhalt, eine Würdigung
der literarischen Qualitäten der Dokumente und Untersuchung
der darin benützten Autoren. Schließlich werden
editionstechnische Fragen behandelt. Das nur durch eine einzige
Handschrift erhaltene Corpus der Briefe (saec. 10) bietet
einen sehr verderbten Text. Der jetzt gebotene Text ist nicht
zuletzt dadurch wesentlich emendiert worden, daß Madoz erstmals
zahlreiche Zitate verifizieren und durch Heranziehung
des Originaltextes verbessern konnte. Der textkritische Appa'
rat ist von einem sehr umfangreichen, besonders dankbar zu
begrüßenden quellenkritischen und historischen Kommentar
begleitet. Mit diesem ist dem Benützer die wertvollste Gabe
geschenkt. Die Verifizierung der Zitate ist für den Verf. 0w
der Anlaß zur Aufdeckung von interessanten und ergebnisreichen
literarhistorischen Zusammenhängen.
Die literarische Kultur der Briefschreiber steht, wie jetzt
klar zu erkennen ist, auf einer beachtlichen Höhe. Zahlreich6
altchristliche Autoren werden zum Teil sehr häufig und au*'
giebig herangezogen. Der am häufigsten zitierte Schriftstell^
ist Hieronymus. Daneben spielen Origenes, Ambrosius, Augustinus
Eucherius von Lyon, Fulgentius von Rüspe, Gregor d-GT-»
dieCollectioHispana, ferner Isidor von Sevilla, Julian vonToled.
und Beatus von Li^bana eine große Rolle. Hervorgehoben sei.
daß Madoz in der Ep. 4, 3 (S. 73, 142 f.) ein Zitat aus üj*
von G. Morin erstmals edierten Tractatus in Psalmos 3. Hicf?'
nymi nachweisen kann. Damit ist das erste direkte ZeugiV
für die Autorschaft des Hieronymus gewonneii; denn Morl
argumentierte nur auf Grund innerer Kriterien für die Ve '
fasserschaft des Kirchenvaters. . e
Ein Beweis für die Gründlichkeit und wissenschaftlich
Akribie des Verf.s sind auch die reichen vierfachen Indize -
mit denen M. seine Edition ausgestattet hat.
Würzburg Berthold Altancr
LITURGIE WISSENSCHAFT
Kunze, Gerhard: Die gottesdienstliche Schriftlesung. Teil I: Stand ufl<j
Aufgaben der Perikopenforschung. Göttingen: Vandcnhoeck & R"Prec
1947. 8, 224 S. gr. 8° = Veröff. der evang. Gesellschaft für Liturg
forschung H. 1. DM 9.50. ?
Indem Gerhard Kunze in diesem Bande den Stand UÖ
die Aufgaben der Perikopenforschung darlegt und überall <Jj
Gesichtspunkt der Methodik dieser Forschung festh'11 ■
schenkt er uns nicht weniger und nicht mehr als ein Leu