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Ausgabe:

1948

Spalte:

641-652

Autor/Hrsg.:

Schlink, Edmund

Titel/Untertitel:

Die Kirche in Gottes Heilsplan 1948

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jT5onatsfdjrift für das gefamte (bebtet Der €I)eologte und Kcltgtonsünffenfrijaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR LIC. KURT ALAND, HALLE-BERLIN

NUMMER 11

Spalte

Die Kirche in Gottes Heilsplan. Die Ergebnisse
der ersten Sektion der Weltkirchenkonferenz
in Amsterdam. Von Edmund
Schlink....................... 641

Die Kindertaufe und das Neue Testament
. Von Theo Preiß............... 651

Heilsgeschichte und Geschichte, zu Oscar

Cullmann, Christus und die Zeit. Von Rudolf
Bultmann....................... 659

Althaus: Der Brief an die Römer übers, u.
erklärt. 5. Aufl. (Stauffer).............. 673

Barth: Der Augenzeuge (Käsemann)...... 665

Cullmann: Christus und die Zeit (Bultmann
) ............................... 659

Dehn: Unsere Predigt heute (Doerne) .... 684
— Dasselbe. Erweiterte Fassung (Doerne).. 684
Förster: Zur Geschichte des Reliquienkultes
in Altengland (Kurt Dietrich

Schmidt)............................. 674

Fridrichsen u.a.: Coniectanea Neotesta-
mentica IX. (Klostermann)............. 672

73. JAHRGANG

Spalte

Haug: Ehescheidung oder Erneuerung der
Ehe (Hupfeld) ....................... 686

Koch: Cusanus-Texte. IV. (Landgraf)..... 675

Kunze: Die gottesdienstliche Schriftlesung.
I. (Fendt) ........................... 676

Leenhardt: Le Mariage chretien (Hupfeld) 686

Madoz: Epistolario de Alvaro de Cordoba
(Altaner) ............................ 676

Masson: Les Paraboles de Marc IV. (Bornkamm
) .............................. 670

Meinertz: Die Oleichnisse Jesu. 4. Aufl.
(Jeremias) ........................... 671

Meyer-Benfey: Tolstois Weltanschauung
(Stupperich) ......................... 683

Möhler: Über den Frieden im 01auben(Land-
graf) ................................ 675

Rochedieu: La personnalite divine (Schrey) 682

Schniewind: Die geistliche Erneuerung des
Pfarrerstandes (M. Fischer)............. 685

Schrenk: Geistliche Vollmacht heute
(M. Fischer).......................... 688

NOVEMBER 1948

Spalte

Thomas: Geschichte der Philosophie in Portugal
. I. (F. Schneider)................ 680

Berichte und Mitteilungen:

Zum Macariustext (E. Klostermann)---- 687

Handschriftenfund in Palästina (Thomsen) 690
Zur Exegese von „Velut ille ad Rombum"
in Luthers De servo arbitrio (E. Schott) .. 690
Aus dem Nachlaß von Pastor Kühnhold/

Braunschweig (Nestle)................. 692

Franz-Delitzsch-Preis.................. 692

Von Personen:

Alfred Bertholet 80 Jahre.............. 691

Zeitschriftenschau:

Religionswissenschaft — Bibelwissenschaft
— Altes Testament — Neues Testament

(Steinborn) .......................... 693

Nederlandsch Theologisch Tijdschrift

(Fendt).............................. 701

Svensk Exegetisk Arsbok IX (1944)
(Fendt).............................. 703

Die Kirche in Gottes Heiisplan
Die Ergebnisse der ersten Sektion der Weltkirchenkonferenz in Amsterdam

Von Edmund Schlink, Heidelberg

In dem „Umriß" der Vorbereitungen1 vom September
1946 sind der L Kommission die folgenden „4 Hauptfragen"
gestellt worden: „1. Wie weit können wir in der Frage, was
nach Gottes Willen seine Kirche sein soll, eine weite und tiefe
Ubereinstimmung der Christen erkennen ? 2. Können wir das
Versagen der Kirche im Gehorsam gegen Gottes Forderungen
so herausstellen, daß sich daraus eine Wendung zur Buße
und Besserung ergibt ? Was können wir über die Stärke oder
Schwäche der Kirche aussagen, wenn wir erkennen, wie sie
ihr allgemeines Leben in besonderen und örtlichen und Einzelformen
führt ? 4. Welche Bedeutung haben die weltumfassenden
christlichen Bewegungen unserer Zeit für die Una Sancta
der Glaubensbekenntnisse sowohl in ihren großen Taten als
auch in ihren Unterlassungen ?" Diese 4 Fragen wurden in der
I. Kommission in den vergangenen 3 Jahren in vielen Beiträgen
vorbereitend bearbeitet, die dann in Amsterdam der
I. Sektion als Unterlagen für ihre Beratungen und Be-
schließungen zugrunde lagen. Das Ergebnis derselben, der
I. Sektionsbericht2, wurde dann von der Vollversammlung
einmütig angenommen.

Wenn hier über die Vorarbeiten und das Ergebnis berichtet
werden soll3, so möge eingesetzt werden bei der letzten
dieser 4 Fragen, und zwar bei einigen wichtigen Feststellungen,
die Visser't Hoofts ebenso behutsamer, wie grundsätzlich
tiefgehender Beitrag „Der ökumenische Rat der Kirchen,
seine Eigenart und seine Grenzen" gemacht hat.

Hier wird einmal klar herausgestellt die eigenartige
Dialektik der Tatsachen: a) Die Gewißheit der einen
Kirche, wie sie sowohl in Oxford („unsere Einheit in Christus
ist nicht nur das Thema einer anzustrebenden Entwicklung,

') Ein Bericht über die Vorarbeiten, den ich vor der deutschen Delegation
Im April 1948 zu erstatten hatte, erschien bereits in der evangelisch-lutherischen
Kirchenzeitung (Jahrg. 2 Nr. 14).

») Vgl. ThLZ 1948 Sp. 564 ff.

3) Gleichzeitig erscheint dieser Bericht in englischer Sprache tn der
„Ecumenical Review".

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sie ist Erfahrungstatsache") als auch in Edinburgh (vgl. die
feierliche Erklärung der Einheit) ausgesprochen worden ist.
b) Das Unterschiedensein, ja das Geschiedensein der Kon-
fessionskirchen untereinander, das am stärksten darin zum
Ausdruck kommt, daß zwischen vielen von ihnen keine Abendmahlsgemeinschaft
besteht; ja das konfessionelle Bewußtsein
hat sich in den letzten Jahren in den meisten Ländern verstärkt.

Ferner wird klar herausgestellt die Dialektik des
Selbstverständnisses: a) Der ökumenische Rat ist nicht
die Una Sancta. Wenngleich der griechische Titel lautet
„koinonia ton ecclesion", ist der ökumenische Rat keine
koinonia im Sinne des Neuen Testamentes, b) Der ökumenische
Rat ist nicht nur ein Büro, ein konfessionskundliches
Institut, eüi Gesprächsort oder ein Hilfswerk.

Auch wäre hinzuweisen auf die Dialektik der theologischen
Basis: a) ,, . . . die Gemeinschaft der Kirchen, die
unseren Herrn Jesus Christus als Gott und Heiland anerkennen
". Diese Anerkennung ist ein gemeinsames Bekenntnis,
b) Und trotzdem braucht diese Basis keineswegs Ausdruck der
Glaubensgemeinschaft in Christus zu sein, denn die Auslegung
der Basis bleibt jeder Kirche überlassen (vgl. die Verhandlungen
mit dem Schweizer Kirchenbund). Zudem ist die
Basis unzureichend, sie kann z. B. antitrinitarisch, nämlich
modalistisch-patripassianisch verstanden werden. Somit ist die
„Kirche" hier ein phänomenologischer Begriff, kein theologischer
; denn er beschränkt sich auf die Feststellung des Selbstverständnisses
der betreffenden Religionsgemeinschaft als Kirche.

Diese Dialektik hat auf der Weltkirchenkonferenz in
Amsterdam keine Auflösung gefunden. Sie ist geblieben, ja sie
ist noch schärfer als zuvor bewußt geworden und in dem Bericht
der I. Sektion in Erscheinung getreten: a) einerseits wird
auf das stärkste die Erkenntnis bezeugt, „daß wir in Jesus
Christus eins sind" (1); „indem wir gemeinsam nach der
Kirche fragen, entdecken wir unsere Einheit untereinander in
der Verbindung mit dem, der ihr Haupt ist" (3). b) Andererseits
aber werden nicht nur eine Fülle offener theologischer
Fragen, sondern auch „grundlegende Verschiedenheiten" (4ff.)

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