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Ausgabe:

1948 Nr. 10

Spalte:

601-603

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

The Westminster historical atlas to the bible 1948

Rezensent:

Thomsen, Peter

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Theologische Literaturzeitung 1948 Nr. 10

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Man kann hier und da anderer Meinung sein als der Verf.,
etwa seinen Versuch, Richter 5, 20; Jos. 10; 1. Sam. 14, möglichst
rational zu erklären, als abwegig beurteilen und den
dichterisch-sagenhaften Charakter dieser Erzählungszüge
stärker betonen, als er es tut. Aber aufs Ganze gesehen, gilt
es ohne Zweifel, daß es dem Verf. wirklich gelungen ist, unter
völliger Wahrung des Anspruches der kritischen Bibelwissenschaft
gezeigt zu haben, daß und wie die Bibel für unsere
Gegenwart Bedeutung hat und behält. Wohltuend berührt
hier namentlich auch dies, daß — charakteristisch für das englische
Christentum! — wiederholt auf die Verpflichtung der
christlichen Religion, an den großen Aufgaben von Volk und
Menschheit mitzuarbeiten, nachdrücklich aufmerksam gemacht
wird. S. 141, 143 f., 163 f., 186 wollen da besonders
beachtet sein, auch unter dem Gesichtspunkt, daß dies 1944,
auf dem Höhepunkt des zweiten Weltkrieges, geschriebene
Buch unchristlich-chauvinistischer Haltung ganz fern bleibt
und Worte wie diese aussprechen kann: „Wenn der Konflikt
vorbei ist und die Zerstörung beendet, dann wird alles von
der Art des zu schließenden Friedens abhängen . . . Durch
ständiges Gebet, daß unsere Feinde mit uns das Verlangen
Uach einer Welt, in der Gottes Wille geschieht, teilen, können
Wir der Welt einen großen Dienst erweisen" (S. 144).

Das zweite Buch Rowleys, „The Relevance of Apoca-
lyptic", ist vom selben Geiste getragen wie das erste, unterscheidet
sich aber von ihm dadurch, daß es viel mehr geehrten
Stoff bringt als jenes und daher geradezu als eine
vorzügliche „Einleitung" in die jüdischen und christlichen
Apokalypsen der letzten beiden Jahrhunderte vor und des
ersten Jahrhunderts nach Christi Geburt bezeichnet werden
kann, die auch unseren Theologie-Studierenden gute Dienste
p tun vermag. In der „Universitas", Jahrgang 3, 1948,
^■327—329 habe ich von diesem Buch eine ausführlichere
Würdigung gegeben, auf die hier verwiesen werden darf.

Halle/Saale OttoEißfeldt

The Westminster Hlstorical Atlas to the Bible. Ed. by George Ernest

Wright, Associate Professor of Old Testament, McCormick Theological
Seminary [Chicago], and Floyd Vivian FllSOfl, Professor of New Testament
Literature and History, McCormik Theological Seminary. Wlth an
•ntroduetory Article by William Foxwell Albright, Professor of Semitic
Languages, Johns Hopkins University [Baltimore]. Philadelphia: Westminster
Press 1945. gr. 2'. 114S., 33 Ktn. auf 11 Taf., Abb. $3.50.
Zu der ungemein schwierigen Arbeit, einen neuen Bibel-
atlas herzustellen, haben sich seit 1942 zwei jüngere amerikanische
Forscher verbunden, die sich inzwischen durch hervorragende
Leistungen bekannt gemacht haben. Daß ein solches
Werk nötig war, hat Albright in seiner „The Recovery of the
Biblical World" überschriebenen Einführung mit aller Deutlichkeit
dargelegt. Die meisten im vorigen Jahrhundert veröffentlichten
Bücher über Geschichte und Geographie des
Pten Morgenlandes, insbesondere Palästinas, sind veraltet, für
Zahlreiche seit 1900 geschriebene Darstellungen fehlten den
jerfassern die zuverlässigen Kenntnisse. Das ist kein Wunder;
?eiin ein wirkliches Verständnis des Alten Orients, seiner Völker
und seiner Sprachen wie auch einer zutreffenden Zeitrechnung
ist erst durch Entdeckungen und Erkenntnisse der
{etzteii Jahrzehnte erreicht worden. Selbst Quellenveröffent-
"cliungen (z. B. der assyrisch-babylonischen Texte) sind jetzt
n°ch mangelhaft. Bei Grabungen im Morgenlande ist oft mehr
{verdorben als gefördert worden (siehe Sichern und vgl. S. 104).
■*UUerbin haben Organisationen wie der Palestine Exploration
Fund, das Department of Antiquities in Palestine, das
fEJ*tttal Institute in Chicago und die American Schools of
~riental Research in Jerusalem und Baghdad in ernstem Beruhen
so viel Stoff geliefert und verarbeitet, daß eine Zu-
.auiinenfassung der Ergebnisse möglich ist. Eine solche, in der
*Miswcrtung und Verbindung von Geographie, Geschichte und
^[chäologie in vorbildlicher Weise geschehen ist, wobei über
allem die Entwicklung der Religiosität, die ja dem kleinen
rrdenwinkel Palästina seine besondere Bedeutung verliehen
?,at. als höchstes Ziel verfolgt wird, legen die Verf. in ihrem
^oelatlas vor. Das Geographische steht durchaus im Vorder-
jpuiid und wird durch ganz ausgezeichnete Karten veran-
'Cliaulicht, daneben werden die Geschichte der morgenlän-
a!sdien Völker und Staaten und die Ergebnisse der archäolo-
Mschen Forschung nicht nur benutzt, sondern auch zusammenhangend
dargestellt. Die Zeitrechnung von 500000 v. Chr.
7«a in einer dankenswerten Ubersicht S. 15 f. dargeboten.
2* Karten erscheinen: I. eine Reliefkarte von Palästina, die
's Unterdruck für die folgenden verwertet wird; II.Die Welt
88 Patriarchen (Nebenkarte: die hebräische Völkertafel);
de I)ie großen Weltreiche um 1500 v. Chr.; IV. Kanaan vor
r Landnahme der Israeliten; V. Der Auszug aus Ägypten;

VI. Palästina zur Richterzeit; VII. Die Reiche Davids und
Salomos, Israel und Juda zur Zeit des Elias, Juda zur Zeit
Jesajas, Juda unter Nehemia; VIII. Nordpalästina; IX. Mittelpalästina
; X. Südpalästina in biblischer Zeit; XI. Die großen
Reiche in israelitischer Zeit (Assyrien bis zu den hellenistischen
Herrschaften); XII. Die Makkabäer und Herodianer; XIII.
Das Römische Reich bei der Geburt Jesu; XIV. Palästina
während Jesu Tätigkeit; XV. Die Reisen des Paulus; XVI.
Ausbreitung des Christentums (sehr anschaulich!); XVII. Geschichte
Jerusalems (in 4 Sonderkarten); XVIII. Die Stätten
der Grabungen in Palästina. Dazu kommen vorzügliche Bilder
von Landschaften (z. B. der Paß von Megiddo, die Kilikischen
Tore), Denkmälern und einzelnen Orten. Den gesamten
reichen Inhalt fassen zwei Indices zusammen, in denen die
alten Ortsnamen durch die heute üblichen Bezeichnungen erläutert
werden.

Für alle Angaben ist die neuere Literatur in einem geradezu
staunenswerten Umfange herangezogen und selbständig
kritisch verwertet worden, so daß der Leser das Gefühl unbedingter
Zuverlässigkeit bekommt. Dabei ist Palästina-
Syrien nie aus dem trotz aller natürlichen Hindernisse allezeit
starken und regen Zusammenhang mit der übrigen Welt
gelöst. Deshalb sind auch die Ergebnisse der Grabungen in
den benachbarten Ländern (z. B. in Mari, Ur, Nuzi u. a.), soweit
sie jetzt schon greifbar sind, eingehend verwertet. Nur
bei der geschichtlichen Darstellung wird vielleicht mancher
Bedenken tragen, mit den Verff. die Patriarchen (auch Joseph)
als historische Persönlichkeiten, die Berichte über den Auszug
in allen Einzelheiten für geschichtlich zutreffend zu
halten. Die Ausstattung des Atlas ist hervorragend schön und
offensichtlich von der Druckerei R. R. Donnelley & Sons in
Chicago mit besonderem Eifer und Interesse ausgeführt worden
, so daß ein prächtiges Werk entstanden ist, das Wissenschaft
und Technik, Karte, Bild und Wort wunderbar verbindet
und dem Leser die beste Auskunft über alle einschlägigen
Fragen gibt. Mit besonderen Erwartungen sieht man
deshalb dem Erscheinen weiterer Bände der mit dem Atlas
begonnenen Sammlung „Westminster Aids to the Study of
the Scriptures" entgegen, z. B. dem Westminster Dictionary
of the Bible von John D. Davis.

Die nachfolgenden Bemerkungen sollen keineswegs die eben ausgesprochene
Anerkennung mindern, sondern nur Vorschläge für etwaige Ergänzungen
in einer neuen Auflage sein. S. 16b lies Septimiusfür Septimus. S. 18a:
Die Phoiniker haben ihr Gebiet nicht nur bis 'akka ausgedehnt, sondern auch
Dor und sogar Marissa im Süden besetzt. Deshalb wäre S. 104 ein Hinweis auf
J. P. Peters and H. Thiersch, The Palnted Tombs in the Necropolis of Marissa,
London 1905, nützlich gewesen. S. 20: Der Jarmuk ist im AT nicht genannt,
aber doch wohl Gen. 31, 11; 2. Sam. 8, 3 gemeint. Für die Völkertafel der
Genesis (Karte V) hätte sich nach dem Vorbild von H. Guthe, Bibelatlas* 1926,
eine nach den Quellen (Jahvist und P) getrennte Darstellung empfohlen.
S. 38: Zu der Behauptung, daß die Israeliten von Ägypten nicht entlang der
Küste des Mittelmeeres gewandert seien, verweise Ich auf M. Noth, Der Schauplatz
des Meerwunders, in Festschrift Otto Eißfeldt, Halle 1947, S. 181 ff.,
wonach Ex. 14, 2 gerade dorthin, d. h. an den Sirbonischen See, die Ereignisse
verlegt. Für die Stationen des Wüstenzuges hat Noth Im Palästinajahrbuch
(PJb) 36 (1940) S. 5 ff. gezeigt, daß der Aufzählung Num. 33 eine Liste der
Orte an dem Wallfahrtsweg von Palästina nach dem Sinai zugrunde liegt.
Bei dem Namen des Berges der Gesetzgebung ist die Quellenscheidung (J, P:
Sinai; Horeb E, D) nicht berücksichtigt. S. 39 ist die Schwierigkeit, daß der
Befund der Grabung in Jericho sich nicht mit den Angaben der Bibel vereinen
läßt, dadurch beseitigt, daß Jericho bereits im 14. Jahrhundert von
anderen israelitischen Stämmen zerstört worden sei. Vgl. dazu die lichtvollen
Ausführungen von M. Burrows, What mean these Stones 1941 S. 78 ff. S. 49
wird für die Schlacht vom Jahre 853 v. Chr. der Ort (Karkar) nicht angegeben.
S. 55 hätten die Römerstraßen des Haurän eine Erwähnung verdient, wenn
«ie auch erst in nachbiblischer Zeit entstanden sind. S.55: Für Galiläa konnte
man ein Eingehen auf die vor allem am Karmel gefundenen vorgeschichtlichen
Reste (Neandertaler) erwarten (vgl. jedoch S. 106b). S. 90 wird mit Recht
die Spanienreise des Paulus und die Authentizität der Pastoralbriefe bezweifelt
. S. 99 wird die Grabeskirche als wirkliche Stätte von Golgotha wegen
des Laufes der zweiten Mauer nicht anerkannt. S. 100 ist das 1938 gezeichnete
Panorama des heutigen Jerusalem sehr eindrucksvoll. S. 104 konnten Guthes
Grabungen in Jerusalem 1881 erwähnt werden.

S. 107: Abel 1. Sam. 6, 18 ist nach LXX und Klostermann kein Ortsname
, sondern Textfehler für 'eben. Für Abel-shittim ist richtiger Abel
hsch-schittim zu schreiben. Zu Alammelech hat R. Dussaud, Topographie
1927 S. 7 melkije vorgeschlagen, für Aphekah A.Alt PJb 28 (1932) S. 17
chirbet ed-darrame, für Aruboth 1. Reg. 4, 9 Alt PJb S. 31 ff. teil el-asäwir,
für Arumah Jdc. 9, 41 PJb 23 (1927) S. 14 el-örme, für Azal Sach. 14, 5 F.-M.
Abel, Revue bibl. 45 (1938) S. 385 ff. wädl jäsül. S. 108: Oegen Albrights Vorschlag
Beth-anath-(dschelamet) el-ba'ne hat Alt, PJb 24 (1928) S. 5 Bedenken
erhoben. Für Beth bara schlägt Guthe Bibelwörterbuch 1903 S. 84 die Furt
machädet 'abära vor, für Beth peor M. Noth ZAW. 60 (1944) S. 51 chirbet
esch-schech dschäjll. Bizjothjah Jos. 15, 28 ist verderbt aus benothaeha. Es