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Ausgabe: | 1948 |
Spalte: | 513-520 |
Autor/Hrsg.: | Barth, Karl |
Titel/Untertitel: | Die Unordnung der Welt und Gottes Heilsplan 1948 |
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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR LIC. KU RT ALAN D, HALLE-BERLIN
NUMMER 9
Spalte
Die Unordnung der Welt und Gottes
Heilsplan. Von Karl Barth............ 513
Das christliche Zeugnis in derWelt. Von
Martin Nicmöller.................... 519
Die Grundlage der ökumenizität nach
lutherischem Verständnis. Von Anders
Nygren ............................. 523
Die Lehre der Reformation von der Erlösung
im Verständnis des englischen
Protestantismus. Von Nathan. Micklem 525
Zur Überlieterungsgeschichte der Prophetenbücher
des Alten Testaments.
Von Otto Eißfeldt ................... 529
Berggrav: Nathan Söderblom (Ording) ... 539
Blumenkranz: Die Judenpredigt Augustins
(v. Campenhausen) ................... 537
Bogler: Mönchtum und Liturgie (Heussi) .. 542
Bolkovac: Seelsorge und Sprache (Melzer) 553
Bornkamm: Die Gerichte Gottes und der
Weg des Glaubens (Schweizer).......... 551
"Ittrich: Le dessein de Dien (Schweizer).. 552
angen: . . .daß sie Alle Eines seien (Lau) 540
^aulhaber: Das christliche Bild des Menschen
(Trillhaas) ...................... 550
F'sch: Beichtspiegel (Fischer)............ 554
raenger: Hieronymus Bosch, Das Tausendjährige
Reich (Wessel) ................. 543
Willing: Das Bild vom Menschen in bib-
Uscher Sicht (Trillhaas)................. 550
73. JAHRGANG
Spalte
Giottodi Bondone: Die Geschichte von
Joachim und Anna (v. Loewenich)...... 545
Gräbke: Der Reformationsteppich der Universität
Greifswald (v. Loewenich) ...... 545
Graf: Psalmen zum Anbeten, Danken,
Bitten (Kunze) ....................... 543
Grünewald: Die Erasmus-Mauritius-Tafel
(v. Loewenich)........................ 545
Heuer: Rogate (Kunze)................. 542
Jacob: Die Verkündigung der Kirche in der
gegenwärtigen Not (Trillhaas)........... 553
Konrad: Schicksal und Gott (Kinder)..... 546
Der Kunstbrief (v. Loewenich)............ 545
Kunz: Aus der Formenwelt des gregorianischen
Chorals. H. 1 u. 2 (Dohmes)..... 541
Mantegna: Die Madonna della Vittoria
(v. Loewenich)........................ 545
Mowinckei: Prophecy and Tradition (Eißfeldt
) ................................ 531
v.Rad: Deuteronomium-Studien (Noth)... 536
Raffael Santi: Die Verklärung Christi (v.
Loewenich) .......................... 545
Richter: Die hl. Genoveva (v. Loewenich). 545
Riemenschneider: Die Beweinung in Maidbronn
(v. Loewenich) .................. 545
Schäffauer: Das Münster in Schwäbisch
Gmünd (Girkon)...................... 546
Snaith: The Jewish New Year Festival
(Rowley) ............................ 533
Tischleder: Das rechte Bild vom Menschen
(Trillhaas)............................ 550
SEPTEMBER 1948
Spalte
Tyciak: östliches Christentum (Wunderle) 540
Vogel: Katholische Kirche und evangelischer
Glaube (E. Schott)............... 539
Wentzel: Die Christus-Johannes-Gruppen
des XIV. Jahrhunderts (v. Loewenich)... 545
Berichte und Mitteilungen:
Bericht des Mitgliedes des Verfassungsausschusses
Oberlandeskirchenrat Brunotte-
Hannover auf dem Kirchentag der EKiD
in Eisenach.......................... 555
Verfassung der Vereinigten Evangelisch-
Lutherischen Kirche Deutschlands, beschlossen
v. d. Oeneralsynode der VELKD
am 8. 7. 1948 ......................... 560
Wort der Bischofskonferenz und der Oeneralsynode
der Vereinigten Evangelisch-
Lutherischen Kirche Deutschlands an die
Gemeinden........................... 564
Der Bericht der Sektion Lder Weltkirchenkonferenz
von Amsterdam ............. 564
Von Personen:
In memoriam Odo Casel (Neunheuser).. 567
In memoriam Richard A. Hoffmann
(Lambertz)......................... 569
Bibliographie:
Englische theologische Bücher 1939—1945.
II. (Steinborn)....................... 569
Zum vorliegenden Heft............... 575
Die Unordnung der Welt und Gottes Heilsplan
Von Karl Barth, Basel
Indem wir an unser Hauptthema herantreten, blicken wir
auf eine Vorbereitung zurück, deren geschickte Organisation
Unseren aufrichtigen Dank und deren mannigfaltige und auf
al'e Fälle lehrreiche Ergebnisse unsere ernste Anerkennung
verdienen.
Meine Aufgabe in dieser Eröffnungsrede kann nicht in der
Entfaltung eines eigenen Entwurfs zu diesem Thema, sie kann
aUch nicht darin bestehen, der Diskussion irgendeines der
Uns vorgelegten Fragenkomplexe vorzugreifen. Erlauben Sie
?*Jj* statt dessen einige Anmerkungen zum Ganzen, die sich
jnir beim Studium des Vorbereitungsmaterials aufgedrängt
,laben. Der Kreis, dessen Inhalt unsere vier Sektionen schon
Peschäftigt hat und in diesen Tagen neu beschäftigen wird,
nat einen Rand und hat eine Mitte. Es wird bei Ihnen stehen,
D Sie das, was ich Ihnen jetzt sagen möchte, als Randbe-
nerkinijren oder als Zentralbemerkungen verstehen wollen.
*w werden es mir jedenfalls glauben, daß das nun eben meine
Jrt sein soll, mich der Verantwortung zu unterstellen, die wir
ler gemeinsam auf uns genommen haben,
j . ,,Die Unordnung der Welt — und Gottes Heilsplan." Darf
J'ire Aufmerksamkeit zunächst auf die Frage richten, ob
Ir dieses Thema nicht in seiner Gesamtheit und in allen seinen
.uizelnen Aspekten von hinten nach vorn betrachten und be-
j^ndeln müssen >. Es heißt ja, daß wir am Ersten nach dem
Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit trachten sollen, damit
^us dann alles das, was wir im Blick auf die Unordnung der
w nötig haben, hinzugefügt werden möge. Dürfen und
oflen wir mit dieser Reihenfolge nicht Emst machen ? Der
j^Üsplan" Gottes ist oben — die Unordnung der Welt aber
ncl so auch unsere Vorstellungen von ihren Gründen, so auch
613
unsere Vorschläge und Pläne zu ihrer Bekämpfung, das Alles
ist unten. Was es mit diesem ganzen Wesen (unser eigenes
kirchliches Wesen mit eingeschlossen!) auf sich hat, das kann
uns, wenn überhaupt, nur von droben, nur von Gottes Heilsplan
her, sichtbar und greifbar werden. Wogegen es von der
Unordnung der Welt und auch von unseren ihr zugewendeten
christlichen Analysen und Postulaten her keinen Ausblick und
Ausweg gibt hinauf zu Gottes Heilsplan. Wir sollten in keiner
unserer Sektionen dort drunten anfangen wollen : nicht bei der
Einigkeit und Uneinigkeit unserer Kirchen, nicht bei der Art
und Unart des modernen Menschen, nicht bei dem Schreckensbild
einer nur noch technisch orientierten und nur noch auf
Produktion bedachten Kultur, nicht bei dem des Zusammenstoßes
eines gottlosen Westens mit einem gottlosen Osten,
nicht bei der drohenden Atombombe und erst recht nicht bei
den paar Überlegungen und Maßnahmen, mit denen wir all
diesem Unheil zu begegnen gedenken. Man hört in dem uns
vorgelegten Material doch zu viel Stimmen mühsam unterdrückter
Sorge und Angst und andererseits zuviel Stimmen allzu
freundlicher Illusionen, als daß wir nicht gewarnt sein müßten.
Sie sind Symptome dafür, daß die Frage nach dem rechten
Weg, der von oben nach unten führt, nicht gleichgültig ist.
Wir haben gewiß recht, wenn wir unseren Bruder, den
modernen Menschen, auf die Hut setzen wollen davor, vor
lauter wissenschaftlich-technischen Problemen und Problemlösungen
zu vergessen, daß er selbst ein Teil des Übels ist,
das er auf diesem Weg überwinden zu können meint — zu vergessen
, daß er nicht Richter sondern Angeklagter ist — zu
vergessen, daß die menschliche Existenz keinen Sinn hat ohne
den Glauben an eine transzendente Wahrheit, Gerechtigkeit
514