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Ausgabe:

1948 Nr. 8

Spalte:

459-474

Autor/Hrsg.:

Rowley, Harold H.

Titel/Untertitel:

Die internationale Arbeit am Alten Testament 1940-1947 1948

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Theologische Literaturzeitung 1948 Nr. 8

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übermittelnd 18 ff., 103, darum pflegt sie den Kultus als den
vornehmlichen Ort, wo die Kirche sich „realisiert" 76, mit dem
heiligen Mahl als Zentrum 80, 71, in der Gegenwart Gottes
67 f., darum ist sie nicht zu verwechseln mit ihrer Organisation
15, darum lebt sie in der Spannung (tension) mit der
Welt und der Spannung von Gegenwart und Zukunft 95, 7
und so im eschatologischen Ausblick 25 ff., darum muß sie
„wachen" über dem Wort, über den Sakramenten, über dem
Nächsten im Dienst der Liebe 127 ff., darum steht sie notwendig
in der „Offensive" Gottes, die ganz „enthalten" ist
in der Person Jesu Christi, mit ihrer Existenz, ihrem Wort, ihrer
Aktion, d. h. auch ihrer politischen und sozialen Verantwortlichkeit
85 ff. Zahlreiche politische Anspielungen belegen, daß
auch oder gerade in der Schweiz ohne sie Verkündigung
scheint's nicht aktuell sein kann (97 Churchill! 33 f. Atombombe
); wir wollen nicht streiten über die angesichts der
Empirie doch wohl etwas peinliche Wertung der Kirche als
des maquis du monde 26 und anerkennen, daß die, die „sich
weiden an den atrocites nazies", in ihrem „Pharisäismus" gewarnt
werden: „ein Sieg über die Nazifront bedeutet nicht
den Sieg" 99. Unser Aufmerken richtet sich auch in der
aktuellen Anwendung auf das theologische Verständnis. Es
kann das calvinische Erbe nicht verleugnen. Das zeigt die
Mittlerrolle des Geistes, durch den Gott die Kirche gründet
auf Jesus Christus 20 vgl. 48, 79 f. Aber nicht auch die Betonung
der Gerechtigkeit, die, mit unverhohlener politischer
Anwendung im Blick auf die Tyrannei, als die „Freiheit
", die von „Gott dem Gerechten" zu erwarten ist, sosehr
als das Problem für diese Welt erscheint, daß „man nicht
mehr begreift die klassische Unterscheidung der Liebe und der
Gerechtigkeit" 35 ?! Fällt von da aus nicht das Licht auf die
wirklich weitgehende Würdigung der „größten menschlichen
Hoffnung" der Zeit, der kommunistischen Hoffnung einer cit6
fraternelle, die ^tonnamment ähnlich sein soll der Hoffnung
der Kirche, nur mit dem Unterschied, daß Jesus Christus ersetzt
sei durch das Proletariat. 37 ff. ?! Wer urteilen muß, daß
hier das Geheimnis der praesentia Christi, aber auch das Geheimnis
der Liebe Christi in rationaler Verständigkeit gebunden
ist, wird auch in diesem „christozentrischen" Entwurf
noch den Aufruf zur — Durchführung des Christozen-
trismus empfinden.

VI.

Die Kirche ist theologisch nur von der Christologie her zu
verstehen. Bedeutsam, wie sich diese Einsicht — gegenüber
der pneumatologischen Sicht — einem Denker aus der Ostkirche
aufdrängt (Florowsky). Reformatorische Theologie
sollte darin eigenstes Erbe erkennen. Das Geheimnis, das
Wesen, die Wirklichkeit der Kirche Christi ist das Gegenwärtigwerden
, das Wirksamsein Christi als immer
neues Ereignis, eben durch den Dienst des Wortes, in und
mit seiner Wirkung in der „Gemeinschaft der Heiligen".
Damit ist die Gefahr gebannt, daß der Geist, in vermeintlich
echt „trinitarischem" Denken, Christus abdrängt, sei es in
die geschichtliche Vergangenheit, sei es in die himmlische
Transzendenz, und daß so der Geist selber, nicht aus dem
Gegenwärtigwerden Christi verstanden, als das „göttliche
Leben" in der Kirche oder der christliche Gemeingeist, hier

mehr sakramental in der Kirchenanstalt, dort mehr idealistisch
in der freien Gemeinde gesehen,, dem Abgleiten in allerlei
menschliche Postulate und Ideale verfällt. Mit dem Geheimnis
wird die Haltung des Glaubens gewahrt, der sich an das
Wort hält und auf die Zukunft Gottes ausschaut, darum auch
Kirche und Kirchentum unterscheidet und so doch gerade
die Verantwortung gegenüber dem Kirchentum als dienendem
Organ der Kirche begründet. Allein das darf nun wirklich
nicht heißen, daß das Mysterium Christi wegen seiner Unfaß-
barkeit, seiner Irrationalität in die Unbeachtetheit, in theologische
und praktische Bedeutungslosigkeit entschwinde, daß
es untertauchen könne in Existenzerhellung und Menschwerdung
oder in dem bloßen Wort, gerade dem Wort vom
Kreuz, für das die Vollmacht der Verkündigung und wohl gar
die „Gegenwart Christi im Wort" in Anspruch genommen
wird, ohne daß in und mit der Verkündigung der lebendige
Herr als der Träger des Wortes hervortreten und seine Gegenwart
kund tun soll, oder aber in einer Geschichtstheologie,
in der Christus nur das Heilsereignis in der Mitte und etwa
am Ende ist, oder in einer Gnosis der Kirche mit alten und
neuen Theologumenen über Sakrament, Amt, sukzessio oder
schließlich im kirchlichen System, seiner Autorität, seinem
„Dienst". Es ist gerade die kirchliche Praxis, die die theologische
Besinnung fordert mit ihrer Problematik; in der Praxis
hat sie ihre Einsicht zu erproben, an der Aufgabe des Dienstes
am Wort in Verkündigung und Sakrament, an der sozialethischen
Anwendung und Bewährung, an der rechten Einschätzung
des Dienstes der Leitung.1

') Sollte Amsterdam nicht auch Bestätigung, Veranschaulichung bieten
— mit seiner Botschaft, aber auch mit der ungelösten, bleibenden Aufgabe?
Die Einheit der Kirche Ist Christus. Ist diese Einsicht nicht gerade zu erproben
an den Schwierigkeiten und Spannungen, die aufsteigen müssen, wenn
die Kirche von ihrer Gestaltung, vom Kirchentum, d.h. aber doch letztlich
vom Menschen her, anthropozentrisch, gesehen wird? Kann das „Amt" etwas
anderes sein wollen als „Dienst" des gegenwärtigen Christus, das Wort, das
verkündigt und gelehrt wird, etwas anderes als das Wort, in dem Christus
gegenwärtig wird als der lebendige Herr, die Gemeinde etwas anderes als die
lebendige Gemeinde dieses lebendigen Herrn? Ist so aber das Neben-, vollends
das Gegeneinander nicht aufgehoben, wo das Zentrum wirklich beherrschend
ist? Eben der Blick auf Christus — und nur er, d.i. der Christus, auf den
sie blickt — kann der Kirche ihren Dienst an der Welt klären und über die
Ohnmacht bloßer Ideale hinausleiten. Sie soll helfen, die Verfallenheit an die
sozialen Systeme zu durchbrechen, in allen das Grundproblem zu sehen, W
entschlossenem Kampf gegen das Böse hier wie dort die „ethischen" Werte
zu vereinen, um soziale und politische Gerechtigkeit zu ringen, so wie sie i"
dieser Welt zu erringen ist, im Angehen gegen das soziale und politische Un*
rechtl Aber sie wird ihren Dienst nur tun können als Kirche Christi, und
das heißt: Indem sie in der Liebe, die ihr in Christo als Gottes rettende
Liebe Wirklichkeit geworden ist, die mit Verkündigung und Leben zu bezeugen
hat, das In Wahrheit „revolutionierende", „umkehrende" „Ideal •
nein, die allein schöpferische Macht ergreift, ohne die alle „Gerechtigkeit .
well letztlich doch gehalten, gebunden in der Selbstbehauptung, alles Ringe«
um Gerechtigkeit doch Im Unrecht gefangen bleibt, wenn nicht untertauch .
und Indem sie ihren „geschichtlichen" Dienst, immer wieder durch ihr Versagen
gerichtet, versteht im Ganzen von Gottes Heilsgeschichte, mit de"1
Blick auf Gottes Ziel.

Die internationale Arbeit am Alten Testament 1940-1947

IV. Exegese, Nachbiblisches Judentum, Altes Testament und Neues Testament

Exegese

Ducros, P.: La Bible et la mithode historlque. Imprlmerie Libournaise
1945. 3 s. 6d.

• v,Eine kurze> aber wertvolle Abhandlung über den histo-
au1 c? Zugan8 zur Bibel mit besonderer Bezugnahme auf das
Alte Testament, in dem es den Dienst zeigt, den es dem
Glauben erwiesen hat, und seine tiefere Bedeutung für das
Verständnis der Inspiration der Bibel. Der Verf. untersucht
die Beziehungen zwischen den beiden Testamenten und bietet
eine Verteidigung für das Festhalten der Christen am Alten
1 estament, nicht nur als Vorbereitung für das Neue, sondern
als unentbehrlich für die Offenbarung, die ihren Höhepunkt
im Neuen findet, zusammen mit einer kurzen Untersuchung
der Autorität der Schrift. Das Ganze beruht auf einer durchwegs
ausgewogenen Auffassung, die ebenso das buchstäbliche
Verständnis wie die neue allegorische Methode vermeidet und

gleicherweise auch einen trockenen Rationalismus vermeide •
Nach der Meinung des Verf.s ist die Autorität der Bibel nie'
die Autorität eines Dokuments, sondern eher die Autorit
Gottes, der in der Bibel durch die Geschichte und durch rt
Menschen spricht und dessen Wort nur verstanden werd
kann, wenn es in dem Zusammenhang gelesen wird, in d£g
es kam, und besonders wenn es durch die Auferstehung Chn
bezeugt wird.

Manchester H. H. Rowley

Alfrlnk, B. J.: Over „Typologlsche" Exegese van het Oude Tes<9

ment. Nijmegen: Dekker und van de Vegt l'J45.

Diese interessante Behandlung des typischen Sinnes,
er in der Schriftauslegung verwendet wird, war der Gegeö3t**£j
der Antrittsvorlesung Alfrinks (23. II. 1945), als er '
Heinisch als Professor für Altes Testament an der
lischen Universität in Nijmegen nachfolgte. Es ist ein kl"