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Ausgabe:

1948 Nr. 7

Spalte:

437-438

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Die ältesten Seelenstandslisten (1651/52) des katholischen Kirchspiels Gütersloh 1948

Rezensent:

Meyer, Philipp

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Seite 1

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437

Theologische Literaturzeitung 1948 Nr. 7

438

eine eigene Note. Wirkten in ihr nicht Männer wie Kepler,
Serpilius. Hat sie nicht jahrzehntelang den vielen flüchtenden
Glaubensgenossen aus dem Osten ein schützendes Obdach geboten
? Auch die Literaturübersicht auf S. 81 läßt das einzige
Werk, das die Reformationsgeschichte der Stadt in wissenschaftlich
vollendeter Weise schildert, die Arbeit von Theobald,
vermissen. Der Verf. behandelt nur die Geschichte der katholischen
Gemeinde von Regensburg. Nur von dieser will er eine
„kleine Geschichte" geben. Ist diese Aufgabe lösbar? Handelt
es sich doch um eine der ältesten Christengemeinden in
Deutschland; sie reicht nachweisbar bis in die Zeit der Christenverfolgungen
. Hat sie nicht mannigfaltige, wechselnde Geschicke
erlebt, stand sie nicht wiederholt im Brennpunkt des
kirchlichen und politischen Lebens Deutschlands ? Und dann

— es gibt trotz der mannigfachsten Literatur noch keine nach
wissenschaftlichen Methoden gearbeitete Geschichte der katholischen
Gemeinde Regensburg. Der Verf. löst diese Aufgabe
durch den Zweck, den er mit seinem Büchlein verfolgt. Er
will eine Art Heimatbüchlein für die katholische Gemeinde
schreiben, von wissenschaftlichen Erörterungen sieht er bewußt
ab. Er beschäftigt sich nur mit den Punkten, die konstitutiv
für das Leben der katholischen Gemeinde Regensburgs
in der Gegenwart sind und führt diese von ihren Anfängen
bis zur Gegenwart vor Augen. Das sind, vom ig. Jahrhundert
abgesehen, wo die Vereinstätigkeit in den Mittelpunkt tritt,
die Bauwerke, vor allem Kirchen, Klöster, Spitäler, Orden.
Das Büchlein ist reich bebildert. Er möchte jedem Gliede der
Gemeinde zeigen, was diese Denkmale vergangener Zeiten bedeuten
. Der Fernstehende kann allerdings die Verbindung
von Text und Bild nicht ohne weiteres finden, es fehlt die
Unterschrift. Vom psychologischen Standpunkt aus kann man
diese Lösung wohl verstehen; um so mehr, als überall das umfassende
Wissen und die sichere Führung zu spüren ist. Aber
ist dies die einzige Lösung dieser Aufgabe ? Dem die Bedeutung
Regensburgs für die Kirchengeschichte vor Augen
steht, scheint es doch nicht ganz zu entsprechen, wenn die
Wirksamkeit eines Berthold von Regensburg, eines Albertus
Magnus so wenig hervortritt. Eine Kirchengeschichte der
katholischen Gemeinde Regensburg führt in eine Reihe höchst
wichtiger kirchenrechtlicher, kirchenpolitischer Fragen ein,
deren Lösung auch von allgemeinem Interesse ist und deshalb
auch in einer „kleinen" Kirchengeschichte wenigstens einigermaßen
berücksichtigt werden sollte. Anderes soll übergangen
werden. Allerdings müßte wohl, um solchen Anforderungen
genügen zu können, erst einmal die wissenschaftliche
Erforschung und Darstellung der ganzen Materie erfolgen.
Und dazu dürfte der fachkundige Verf. am besten befähigt
sein.

S.68 Z. 12 v. o. wohl 1782 statt 1872. Über die ersten Zeiten der Gemeinde
wissen wir doch recht wenig. War in Regensbnrg wirklich eine Bischofskirche
? Die Zustände S. 54 sind nicht von der Gegenwart her verständlich; so
war die Katnpfesweise im 16. Jahrhundert in allen kirchlichen Lagern. Den
Arianismus als Sekte zu bezeichnen (S. 11), dürfte wohl nicht ganz entsprechend
sein.

Nürnberg Karl Schornbaum

Flaskamp, Franz Xaver, Dr., Archivar: Die ältesten Seelenstandslisten
(1651 ff.) der Kirchspiele Wiedenbrück und St. Vit (Stadt Wiedenbrück
und Bauerschaften Ems, Lintel, Batenhorst-Steppentrup, Röckinghausen,
Bokel; Bauerschaften Geweckenhorst und Rentrup), hrsg. u. erläut. Münster:
Regensberg 1946. 48 S., 1 Taf. 8» = Quellen und Forschungen zur Natur
und Geschichte des Kreises Wiedenbrück 61. H. RM 4.50.

— Die ältesten Seelenstandslisten (1651 ff.) der Kirchengemeinde
Langenberg, hrsg. u. erläut. Münster: Regensberg 1946. 24 S. 8°
Quellen und Forschungen zur Natur und Geschichte des Kreises Wiedenbrück
62. H. RM 2.50.

— Die ältesten Seelenstandslisten (1651/52) des Katholischen Kirchspiels
Gütersloh, hrsg. U. erläut. Münster: Regensberg 1946. 24 S., 1 Taf.
8* = Quellen und Forschungen zur Natur und Geschichte des Kreises
Wiedenbrück 63. H. RM 2.50.

— Die ältesten Seelenstandslisten (1651 ff.) der Kirchengemeinden

Herzebrock-Clarholz, hrsg. U. erläut. Münster: Regensberg 1946. 32 S.

8* ■ Quellen und Forschungen zur Natur und Geschichte des Kreises

Wiedenbrüek 64. H. RM 3.—.

Der Herausgeber der Quellen und Forschungen zur Natur
und Geschichte des Kreises Wiedenbrück, der geschichtlich
aus dem Hochstift Osnabrücker Amt Reckenberg, der Herrschaft
Rheda und der Grafschaft Rietberg erwachsen ist, hat
stets der Veröffentlichung von Quellen kirchlichen Ursprungs
sein besonderes Interesse zugewandt. So begegnen uns unter
den Veröffentlichungen des vergangenen Jahrzehnts zahlreiche
Tauf-, Trau- und Totenbücher, weiter Pfarrbücher, Bruderschaftsbücher
und ein Provisorenbuch vorzüglich aus den

Kirchspielen Wiedenbrück und St. Vit. Die vorliegenden
Hefte, mit denen die Arbeit nach der Unterbrechung durch
den Krieg wieder aufgenommen wird, bieten vor allem Seelenstandslisten
, Verzeichnisse von Firmlingen und Berichte über
die Osterkommunionen, meist aus den Jahren 1651 und 1652,
weiter auch einen Visitationsbericht von 1644 und eine Zusammenstellung
der Kommunikantenzahlen der katholischen
Gemeinden der Diözese Osnabrück von 1685. Die Geschichte
der Familien, der Höfe, der Bevölkerungsbewegung und der
sozialen Verhältnisse wird an erster Stelle durch die neu erschlossenen
Quellen Förderung erfahren. Aber auch die Beantwortung
viel erörterter kirchengeschichtlicher Fragen, wie
z. B. der nach der bekenntnismäßigen Zusammensetzung der
Osnabrücker Diözese zu Beginn der mit dem Westfälischen
Frieden einsetzenden Konsolidierung findet hier sichere statistische
Grundlagen. So gibt das Protokoll der Kirchenvisitation
des Kirchspiels Gütersloh von 1644 ein anschauliches
Bild des bekenntnismäßigen Durcheinander zur Zeit des
Pfarrers Kuipius (habet circiter 2500 animarum; catholici
circiter 600; utitur Missali Romano . . . catholici et haeretici
veniunt ad ecclesiam . . . catholici et haeretici simül sepeliun-
tur . . . templarii duo, unus catholicus et alter hereticus . . .
Sacristanus ibidem Henricus Coesfelt . . . est Augustanae con-
fessionis . . . habet scolam utramque, catholicorum et Luthe-
ranorum . . .). Nach dem Westfälischen Frieden trat dann die
Scheidung in eine katholische und eine lutherische Kirchen-
gemeinde ein. Die katholische Seelenstandsliste vom 15. Juli
1651 zeigt uns, wie erstere ihren Hauptbestand im Recken-
berger Anteil des Kircheuspiels hatte. Wir lernen die bekenntnismäßige
Haltung der Bewohner jedes Hofes kennen. Nur
wenige Katholiken, die sich vom Sakrament zurückhalten,
und Lutheraner sind darunter, während in Gütersloh selbst
und im Rhedaer Teil des Kirchspiels nur 60 katholische Seelen
gezählt werden. Dies Beispiel mag genügen. Eine kurze Einführung
und zahlreiche Anmerkungen, die von der Beherrschung
des ganzen Stoffs durch den Herausgeber zeugen, sind
jedem Hefte beigefügt und erleichtern die Benutzung.

Adelebsen Ph. Meyer

Inventar des Archivs der Evangelischen Gemeinde Duisburg mit einem

Anhang über das Archiv des Katharinenklosters zu Duisburg. Unter Mitarbeit
von Walter Schmidt bearbeitet von Carl Wilkes. Duisburg: O.
Hecker 1941. XXXI, 455 S., 4 Lichtbilder. 8' - Inventare nichtstaatlicher
Archive der Rheinprovinz. Im Auftrage der rheinischen Provinzialverwal-
tung hrsg. von der Archivberatungsstelle der Rheinprovinz. 1. Bd.

Kurz vor dem zweiten Weltkrieg hat die im Jahre 1929
eingerichtete Archivberatungsstelle der Rheinprovinz die
Aufgabe in Angriff genommen, ein umfassendes Inventarwerk
des nichtstaatlichen Archivguts in der Rheinprovinz
herauszugeben. Als erste Frucht dieses weiten Plans konnte
die vorliegende Veröffentlichung noch in den ersten Kriegsjahren
fertiggestellt werden. Das inzwischen durch Kriegseinwirkung
zum größten Teil vernichtete Archiv der
Evangelischen Gemeinde Duisburg beansprucht noch heute
ein besonderes Interesse durch die Fülle der Urkunden,
die in ihm erhalten sind. Unter den 708 Urkunden, die
das Inventar aufführt, gehören 218 der Zeit vor 1500 an.
Nur ein Teil ist als kirchliche Urkunden anzusprechen,
unter denen im Mittelalter die Urkunden betreffend Rechtsgeschäfte
der Salvatorkirche, der Marienkirche, der Lieb-
frauenbruderschaft und des Hospitals an Zahl hervortreten.
Zahlreiche Stücke beziehen sich dagegen auf städtische Angelegenheiten
und mögen in Kriegszeiten der Kirche zur Aufbewahrung
anvertraut worden sein. Den Regesten dieser Urkunden
ist der umfangreichste Teil der vorliegenden Veröffentlichung
gewidmet (S. 1—196). Bewährte Grundsätze
sind bei der Bearbeitung befolgt. Jedes Regest läßt nicht nur
das in der Urkunde festgelegte Rechtsgeschäft, sondern auch
alle in ihr vorkommende Personen-, Orts- und Flurnamen erkennen
. Einige Urkunden sind auch im Wortlaut wiedergegeben
. Uber die Registrierung dieser Urkunden hinaus gestatteten
zwei im Archiv der Evangelischen Gemeinde aufbewahrte
Archivinventare des 1655 aufgehobenen Franziskanerinnenklosters
St. Katharinen in Duisburg eine Rekonstruktion
des Klosterarchivs. Sie wird als Anhang zu dem
Inventar der Urkunden geboten (S. 197—260) und umfaßt
mehr als 300 Regesten von Urkunden, deren Originale bis auf
einen Rest von 31 im Staatsarchiv in Düsseldorf und im Stadtarchiv
in Duisburg liegenden Stücken verloren sind.

Neben dem Urkundenarchiv war auch das Aktenarchiv
nicht ohne Bedeutung. Es spiegelte die bewegte Geschichte
einer zeitweise im Vordergrund stehenden reformierten Gemeinde
des Rheinlands wieder. Gehörte auch die Hauptmasse
der Akten den letzten Jahrhunderten an, so_reichten doch die