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Ausgabe:

1948 Nr. 7

Spalte:

415-424

Autor/Hrsg.:

Söhngen, Oskar

Titel/Untertitel:

Der kultische Raum nach lutherischem Verständnis 1948

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Theologische Literaturzeitung 1948 Nr. 7

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Eerdmans, B D. 1 The Religion of Israel. Leiden 1947.

Dies Buch kann ebensogut eine besondere Einleitung in
das Alte Testament wie eine Geschichte der Religion Israels
genannt werden. Nach einer Untersuchung der Quellen beschreibt
sie die religiöse Oedankenwelt Israels von den Ereignissen
am Sinai an bis zu den Anfängen des Christentums.
Zusätzlich zum Inhalt der holländischen Ausgabe von 1930 —
seit vielen Jahren vergriffen — bietet diese überarbeitete englische
Ausgabe eine kritische Uberprüfung mehrerer in den
letzten Jahren erschienenen Abhandlungen. Das Buch zeichnet
sich aus durch eine sorgfältige Auslegung zahlreicher Teile
der hebräischen Bibel und durch seine klare Analyse verschiedener
Bücher des Alten Testaments. Im allgemeinen folgt
der Verf. nicht dem System der anderen, sondern folgt seiner
eigenen Richtung, die man aus seinen eingehenden Untersuchungen
zum Pentateuch (Alttestamentliche Studien I—IV,
1908—1912) und aus anderen Abhandlungen kennt, die in verschiedenen
Zeitschriften veröffentlicht wurden. Das Buch ist
ein wertvoller Beitrag zur Literatur über Israel wegen seiner
aufhellenden exegetischen und geschichtlichen Diskussionen.
Als Kompendium der Ergebnisse eines Lebenswerkes ist es eine
willkommene Gabe und reife Frucht.

Leiden P. A. H. de Boer

Frederiksson, 11 : Jahwe als Krieger. Lund: Gleerup 1945.

Eine Zusammenstellung des alttestamentlichen Materials
über Jahwe und den Krieg. Der erste Teil sammelt die Belege
über Jahwe als den Anführer von Heeren — den Heerscharen
Israels oder ausländischen Streitkräften, die seinem Willen
unterworfen sind, von eschatologischen Heeren, von Dämonen,
von himmlischen Streitkräften und den Kräften der Natur.
Der zweite Teil handelt von Jahwe als einem Einzelkämpfer
gegen menschliche oder Ubermenschliche Feinde, und von den
Waffen seiner Rüstung, die die Metapher ihm beilegte. Es ist
nichts überraschend Neues, aber man muß dem Verf. für das
Ordnen und Klassifizieren dessen danken, was das Alte Testament
über diesen Gegenstand zu sagen hat.

Manchester H. H. Rowley

Hanson, R. P. C, and B. Harvey: The Lootn Of God. Dublin and Belfast:
Association for Promoting Christian Knowledge 1945. 3 s. 6 d.

Der Untertitel beschreibt dies Werk als „Eine Einführung
in das dogmatische Studium der Bibel". Tatsächlich befaßt
es sich hauptsächlich mit dem Alten Testament. Der erste
Teil bietet einen schlichten Bericht über den modernen Zugaug
zum Alten Testament und zeigt, daß dieser in keiner
Weise feindlich gegenüber seinem religiösen Wert eingestellt
ist. Dann folgt „die thematische Studie", in der etliche Hauptgedanken
des Alten Testaments kurz vintersucht werden, zusammen
mit ihren neutestamentlichen Gegenstücken. Vieles
ist gut gesagt und das Ganze könnte weithin nützlich sein,
wenngleich es darnach strebt, das Alte Testament zu sehr
vom Standpunkt des Neuen aus zu betrachten, und der
Rezensent den Gebrauch des Terminus „dogmatische Studie"
im Hinblick auf die Bibel ablehnen möchte.

Manchester H. H. Rowley

Kohnstamm, Pb.l Het Oude Verbond: ein Inleiding in Oudtestamenti-
sche Theologie. Amsterdam: Ten Have 1945.

Der Verf. verteidigt zuerst das Festhalten der christlichen
Kirche am Alten Testament gegen die neumarcionitische
Haltung und zeigt dann, wie das Alte Testamerft auf verschiedene
Weise eine Vorbereitung für das Neue war. Er
zeigt kurz, wie viele der grundlegenden Ideen des Alten Testaments
fortdauernd in Kraft sind, aber neigt dazu, dies in einer
übertheologischen Weise zu sehen. Der Rezensent hätte gerne
die vorhergehende Seite dieser Sache mehr unterstrichen und
entwickelt gesehen. Das Alte Testament lebt aus eigenem
Recht und nicht nur als Vorbereitung auf das Neue. Es hätte
auch deutlicher herausgestellt werden sollen, daß zu seinem
Verständnis ein geschichtlicher Sinn nötig sei. Während alt-
testamentliche Theologie verschieden von der Geschichte der
alttestamentlichen Religion ist, kann sie nie richtig verstanden
werden ohne eine Ahnung von dieser.

Manchester H. H. Rowley

Möbius, K.: Die Aktualität der Eschatologie bei den alttestamentlichen
Propheten. Steinbach 1940.

Das Buch ist nur das erste Kapitel einer Dissertation
der Universität Jena, die 1934 angenommen wurde. Es bewegt
sich auf dein Feld der aittestamentlichen Theologie. Das
Problem von Zeit und Ewigkeit ist in die Mitte gesetzt statt
unserer Geschichtsvorstellung. Man kann unmöglich das
Urteil der Propheten auf dem Hintergrund einer empirischen
Welt verstehen, im Gegenteil muß die Welt von der anderen
Seite, vom Ende her betrachtet werden. Eine wirkliche Würdigung
des Buches kann erst dann gegeben werden, wenn es
vollständig vorliegt.

Kopenhagen Aage Beutzen

North, c. r.: The Old Testament Interpretation of History. London:
The Epworth Press 1946 = Fernley-Hartlcy Lecture. 10 s. 6 d.

Das Thema dieses geschickten Buches ist im Titel angegeben
und man kann es zuversichtlich als eine der anregendsten
neueren Diskussionen dieses Themas empfehlen.
Es zerfällt in zwei Hauptteile. Zuerst behandeln eine Reihe
von Kapiteln nacheinander die Deutung der Geschichte in den
Sagen, bei den Propheten, dem Deuteronomisten, den Priestern,
(z. B. in P, der Chronik-Esra-Nehemia) und bei Daniel. An
zweiter Stelle diskutiert Prof. North in den drei letzten
Kapiteln eine Anzahl wichtiger Begriffe; man darf dies als den
originellsten und anregendsten Teil seines Buches betrachten.
Er beweist, daß die hebräische Auffassung von göttlicher Persönlichkeit
die notwendige Grundlage eines ethischen Monotheismus
ist, und daß die Geschichte, in der Gott der Haupt-
wirkende ist, an sich selbst erlöst und nicht nur die Schale
ist, die eine übergeschichtliche Erlösung verhüllt. Das hervorragendste
Wunder des Alten Testaments ist das prophetische
Selbstbewußtsein, das mit Heschel als das göttliche
Pathos definiert wird. Der Hauptmangel im Alten Testament
ist der, daß es ihm an einer angemessenen Konzeption vom
Heiligen Geist fehlt.

Edinburgh N. W. Porteous

DAS GESPRÄCH: DER KULTISCHE RAUM

Der kultische Raum nach

Von Oskar Sö

I.

„Nichts ist beständiger als der Wechsel." Wer befürchtet,
gleich in dem ersten Thema unseres Kongresses einem Ladenhüter
zu begegnen, kann zwar den Augenschein dafür ins Feld
führen, — es dürfte in der Tat kaum eine Tagung für Kirchbau
gegeben haben, auf der nicht auch die Fragen des kultischen
Raumes behandelt oder wenigstens gestreift worden
sind —, aber der sei eingeladen, einmal schärfer zuzusehen
und die Berichte von den letzten Kirchbaukongressen vor
rund 20 Jahren mit der Fragestellung und Themenbehandlung
von heute zu vergleichen. Lassen Sie mich diesen Wandel einleitend
nur an zwei Punkten deutlich machen, um damit zu
erhärten, ein wie notwendiges Unternehmen es darstellt, die
geistigen Fundamente für den umfassenden Neuaufbau zu
legen, der als die verpflichtende Aufgabe der Zukunft vor uns
steht.

utherischem Verständnis

Ilgen, Berlin

Auf den Tagungen nach dem ersten Weltkrieg war meist vorn protestantischen
Kirchbau, vom evangelischen Kultraum schlechthin die Rede; und wo
es sich gar nicht vermeiden ließ, daß man auch auf die Sonderbekenntnisse"
zu sprechen kam, da geschah das nur am Rande. Sie paßten nicht recht in das
Koordinatensystem der theologischen und architektonischen Erörterungen
hinein und galten meist als unbequeme ungelöste Reste, mit denen man sich
aber ebenso fertigzuwerden getrauen durfte wie vergleichsweise mit einem Querstand
im musikalischen Satz. Heute gehen wir von der konfessionellen Differenziertheit
des Baugedankens bei der Darstellung des Kultusraumes aus. Denn
das scheint zu dem bleibenden Ertrag des hinter uns liegenden Kirchenkampfes
zu gehören, daß uns das konfessioneile Problem wieder wichtig geworden ist.
Wir wollen hier keineswegs die Frage aufrühren, die augenblicklich die kirchliche
Öffentlichkeit stark beschäftigt, wie sich die Einheit der Evangelischen
Kirche in Deutschland mit dem Zusammenschluß der konfessionellen Lager,
insbesondere der lutherischen Kirchen, vereinbaren läßt. Wie immer man zu
ihr steht, ob man nun die Ausgangsgrundlage des Bekenntnisses oder das Ziel