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Ausgabe:

1948

Spalte:

363-364

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Schellbach, Martin

Titel/Untertitel:

Stehet im Glauben 1948

Rezensent:

Ruhland, F.

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1948 Nr. 6

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Da aber jeder Unterricht sich in einer bestimmten Form
Vollzieht, müssen die „Probleme der Methodik der Evangelischen
Unterweisung . . . auf das gewissenhafteste durchdacht
werden" (S. 3). Gegen die vielen Reformversuche der
ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts, die unsachgemäß auf
den Religionsunterricht angewendet wurden, herrscht vielfach
ein ,.grundsätzliches Mißtrauen". Aber aus dem ,,Chaos dieser
Methoden" scheine eine ,.Methodik" der „neuen Schule", die
„Reformpädagogik", zu erwachsen, die den „wirklichen
Menschen" in seinen Möglichkeiten und Begrenzungen, der
„Kraft menschlicher Schöpfungsgabe" und der „Gewalt der
Sunde" (S, 7) meint und bilden will. So deutet der Verf. eine
Richtung in der gegenwärtigen Pädagogik und untersucht ihre
Bedeutung für die Evangelische Unterweisung.

Abgelehnt werden die Eormalstufen Herbarts als „besonders
ungeeignete Methode", weil sie auf bloß rationelle Erfassung
des Lehrgehalts ausgerichtet ist: aber nicht „Verkündigung
eines theoretischen religiösen Systems, sondern
Verkündigung der aktuellen Anrede Gottes" (S. 9) ist Aufgabe
der Evangelischen Unterweisung.

Von reformpädagogisehen Methoden werden untersucht:

Der „Arbeitsschulgedanke", bei dem sich zwar das
Evangelium „nicht erarbeiten läßt" (S. 11), wohl aber alles
„natürliche" Verständnis der heiligen Schrift, und „durch diese
hindurch" kann die „geistliche" Erkenntnis geschenkt werden.
Der „Erlebnisunterricht" wird abgelehnt, weil keine
„Methode das Erlebnis der Begegnung des Menschen mit Gott
und Christo" herbeizuführen vermag. Das „freie Unterrichtsgespräch
" stellt in der Gefahr zum Schwätzen über
religiöse Dinge zu veranlassen, kann aber auch in „wirklicher
Wahrhaftigkeit" geschehen von dem, „was die Schüler vor
Gott bewegt oder nicht bewegt", „was er von den Geheimnissen
der Heiligen Schrift ahnt" (S. 14). Allerdings wird
jedes methodische Mittel in der Evangelischen Unterweisung
„durch die Einsieht relativiert, daß es keine methodisch
zwingende Einführung zum Evangelium gibt, sondern daß
Gott seinen Geist gibt, wann und wo er will" (S. 15). Die
Reformpädagogik erfaßt nun das ganze Sehulieben und will
von der „Lernschule" weg zu einer neuen Schule führen, in
der der „wirkliche Mensch wieder in Erscheinung tritt" (S. 16).
In einer solchen Schule besteht eine ganz andere Möglichkeit,
das Evangelium aktuell zu sagen. „Solches Schulleben" gibt
„Beispiele durch das Leben selbst" (S. 16), wie konkret die
10 Gebote die Schulgemeinschaft treffen, daß sie „keine
ethische Theorie" bleiben, sondern zur Verkündigung des die
„menschliche Wirklichkeit treffenden Willens Gottes" (S. 18)
werden. In dieser Verantwortung stehend, wird die Verfehlung
als Wirklichkeit der Sünde erfahrbar, als „Existenzgefährdung
", an der „Werk und Liebe" zerbrechen (S. 18).
Was sich nicht dotieren läßt, daß durch das Gesetz „Erkenntnis
der Sünde" kommt, „wird in einem wirklichen Schulleben
einsichtig", und damit ist Entscheidendes für die Verkündigung
des Evangeliums von der Vergebung geschehen" (S. 19). So
erfährt das Kind „in seinem Bezirk Gesetz und Evangelium
als Lebensmacht" (S. 20).

Gerade das letztere ist so bedeutsam, aber in der Praxis
des Religionsunterrichts in den öffentlichen Schulen fast ganz
zurückgetreten, daß dem Verf. „die historische Kontrolle"
dieser Ergebnisse zu danken ist. An Erziehungseinrichtungen
und -gedanken der „schöpferischen evangelischen Pädagogik"
(S. 46) (Wichern, Zinsendorf, Franke, Luther) zeigt er auf, wie
das Anliegen der Reformpädagogik überall da vertreten wurde,
wo „schöpferische Kräfte aus evangelischem Glauben erzieherisch
wirken" (S. 21).

In beiden Arbeiten wird vom Verf. kräftig die Linie der
Wirkung des heiligen Geistes als bestimmendes Element der
Evangelischen Unterweisung ausgezogen. Die Wirklichkeit
des durchweg volkskirchlich ausgerichteten Religionsunterrichtes
au öffentlichen Schulen zwingt dazu, ebenso konsequent
der Linie einer Gewöhnung in kirchliche Formen und
der Übermittlung des Stoffes nachzugehen, in dem Vertrauen
, daß das Wort der Schrift zu seiner Zeit, wenn Gott
es will, in Meuschenherzen wirksam wird.

Nierenhof, Ruhr W. Esken

Schellbach, Martin, Lic: Stehet im Glauben. Eine Wegweisung für den
Konfirmandenunterricht. 5., verb. Aufl. Halle: Akad. Verlag o. J. 40 S. 8°.
RM —.30.

Die Schrift ist bereits in der 5. Auflage erschienen. Ein
Beweis für ihre weite Verbreitung. Sie klärt zunächst Begriffe
wie Kirche, Glaube, Sünde und Buße. Dieses Dolmetschen
muß in der kirchlichen Unterweisung unermüdlich
geübt werden, wenn diese über den weitverbreiteten begrifflichen
Leerlauf hinauskommen soll. Daß Gottesdienst und

Kirchenjahr gleich zu Beginn des Unterrichtes behandelt
werden, ist dazu notwendig, damit die Teilnahme der Konfirmanden
am Gottesdienst einen größeren Tiefgang bekommt.
Nur wäre zu wünschen, daß die Deutung der Liturgie für die
Konfirmanden auch sichtbar würde. Am Schluß des einleitenden
Teils steht die Behandlung der Bibel. Daß diese als
„Lebensbuch des Glaubens" bezeichnet wird, ist bestimmt
eine kindertümliche Formulierung, die ein richtiges Werturteil
über die Bibel enthält, jedoch ist dieses zu subjektiv, denn
auch in der Unterweisung muß es deutlich werden, daß die
Bibel das Zeugnis von den „großen Taten Gottes" ist. Der
1. Hauptteil der Schrift behandelt „Jesu Leben und Werk".
In diesem ist in der Tat das Wichtigste zusammengestellt,
teilweise, wie z. B. bei der Darstellung der Gleichnisse, in besonders
guter Formgebung. Daß eine Ubersicht über „die Geschichte
der Kirche" der Darstellung „der Jünger und Apostel"
folgt, entspricht einem tiefgehenden Bedürfnis. Die Kirche
darf nicht geschichtslos werden, sonst verfehlt sie die Aufgaben
der Gegenwart und wird ihrem Wesen entfremdet.
Zu begrüßen ist, daß diese Darstellung der Kirchengeschichte
bis zu den Werken der Kirche in der Gegenwart reicht. Der
letzte Teil der Schrift von Lic. Schellbach gibt Richtlinien für
den Katechismusunterricht. Diese sind so gehalten, daß sie
meistens auf den Mittelpunkt der einzelnen Hauptstücke zustreben
. In dem Abschnitt von der Erlösung kommt sowohl
im Text als auch im Spruchgut das Opfer Jesu zu kurz. Bei der
„Heiligung" könnte die Darstellung vielleicht Luthers Formulierung
im Großen Katechismus berücksichtigen. „Darin ist
der heilige Geist gegeben, uns solchen Schatz und Erlösung
heimzubringen." Nicht gerade wörtlich, aber inhaltlich. So
wird „die Heiligung" gesichert gegen das Mißverständnis des
falschen Vollkoinmeiiheitsgedankens, der in den Sekten stets
aufs neue auftaucht. Daß im Hauptstück vom Gebet dieses
auch als ein „Mit-Gott-Wirken" ausgelegt wird, liegt durchaus
auf der Linie des lutherischen Betens. Daß die Bitten des
Vaterunsers in Parallele zu den Geboten gesetzt werden, entspricht
ebenfalls der Auffassung Martin Luthers, besonders
im Großen Katechismus, einer von den vielen Hinweisen darauf
, daß es falsch ist, die Evangelische Unterweiusng einseitig
im Bereich des Gesetzes festhalten zu wollen. Bei der
Behandlung der Sakramente ist es besonders dankenswert,
daß die Gleichnisbild er der Taufvorstellung den Konfirmanden
gedeutet werden: „Ohne Wasser kein Leben." Dies um so
mehr, da es sich nicht um „schlicht Wasser" handelt,sondern
um Wasser „mit dem Wort Gottes". Das Unter- bzw. Hinein-
tauchen wird dahin gedeutet, daß wir durch die Taufe „ganz
und gar" . . . „in Gottes Schutz, Gnade, versöhnende Barmherzigkeit
und erlösende Liebe hineingestellt" sind. „Und
endlich: die reinigende Eigenschaft des Wassers, d. h. aus der
Gemeinschaft mit Gott erhalten wir die Kraft rein zu werden
und rein zu bleiben." Das sind in der Tat Anschauungsbilder
von der Taufe, die eine tiefgehende, die Herzen der Konfirmanden
treffende Deutung ermöglichen. Abschließend läßt
sich sagen: In „der Wegweisung" von Lic. Schellbach für den
Konfirmandenuuterricht ist eine praktische, zugleich aber den
wesentlichen Inhalt des Evangeliums enthaltende Hilfe für
eines der wichtigsten Arbeitsgebiete der Kirche gegeben.
Mainz F. Ruhland

Endres, Hermann: Kleine Hilfen für den kirchlichen Unterricht.

München: Kaiser 1947. 30 S. 8*.

Es geht Hermann Endres darum, „neben dem Hören das
Sehen in den kirchlichen Unterricht einzubauen". Zweifellos
bedürfen die vorhandenen Anschauungsmittel einer Ergänzung
, besonders deswegen, weil sie vielfach sowohl für den
Katecheten als auch für das Kind schwer zu beschaffen sind.
Deswegen ist der Vorschlag, in der evangelischen Unterweisung
ein „Arbeitsheft" anzulegen und in dieses Bilder,
Symbole usw. zeichnen zu lassen, recht zeitgemäß. Daß dies
besonders für den Katechismusunterricht gefordert wird, ist
zu begrüßen. Daß durch die Selbsttätigkeit des Kindes die
Freude am Unterricht gesteigert wird, ist richtig. Daß gleichzeitig
dem Kinde Gedächtnishilfen gegeben werden, ist nicht
zu unterschätzen, denn diese sind ein „Reproduktionsmotiv",
durch das der Inhalt der Unterweisung wieder vergegenwärtigt
wird. Daß gerade durch die Anlage solch eines Arbeitsheftes
der Unterricht teilweise auf das Elternhaus verlagert wird,
gehört zu den Umständen, durch die die Familie für die Sache
der evangelischen Unterweisung interessiert wird. Der von
Endres beigefügte Uuterrichtsplan ist wertvoll, weil er die verschiedenen
Unterrichtsstufen berücksichtigt und andeutet,
wie sich überhaupt der Einbau des Sehens in den kirchlichen
Unterricht auswirkt. Zu fragen ist, ob „die Marterwerkzeuge"
gerade in den Anschauungsbereich des ersten Schuljahres auf-