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Ausgabe:

1948 Nr. 6

Spalte:

353-355

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Orr, William G.

Titel/Untertitel:

A sixteenth-century Indian mystic 1948

Rezensent:

Lehmann, Arno

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Theologische Literaturzeitung 1948 Nr. 6

354

McCown, c. C: The Ladder of Progress in Palestine. New York and
London: Harper 1943. $3.50.

Ein ausgezeichnetes Handbuch der palästinischen Archäologie
, weithin um Gegenstände und Ortslagen gruppiert.
Da sind Kapitel über die Methode, die Vorgeschichte, die Entwicklung
des Alphabets und eine Anzahl ausgewählter Ortslagen
— Jericho, Teil Beit Mirsim, Beth-shan, Samaria, Jerusalem
, Gerasa und andere. Ein kurzer Bericht über die Lachisch-
Briefe steht in einer Übersicht über die Randstädte der Sche-
phela. Das Ganze beruht auf guten Quellenkenntnissen und
ist mit guten Abbildungen ausgestattet. Es stellt eine gute
Einführung in die palästinische Archäologie dar, wenn auch
in der Auswertung der Bedeutung des Materials nicht mit
Burrows What Means these Stones ? zu vergleichen.

' Manchester H. H. Rowley

Van den Oudenrijn, a.: Les fouilles de Lakis et l'etude de l'Ancien
Testament. Fribourg en Suisse: Univcrsitätsverlag 1942.

Rektoratsrede bei der Eröffnung des Studienjahrs 1942;
sie diskutiert die Bedeutung der Lachisch-Briefe für Text- und
Literarkritik des AT. 14 Seiten enthalten nützliche Anmerkungen
.

Cambridge J. N. Schofield

Picard, L.: Structure and Evolution of Palestine. Jerusalem: Hebrew

University 1943.

Geologischer Uberblick über Palästina, ursprünglich für
einen mittelöstlichen Geologenkongreß geschrieben und als
Bd. IV des Bulletin of the Geological Department of the
Hebrew University in Jerusalem veröffentlicht. Teil 1 beschreibt
den geologischen Aufbau des Landes und Teil 2 vergleicht
es mit benachbarten Ländern und deutet Entwicklungslinien
an.

Cambridge J. N. Schofield

Poidebard, a.. Tyr, un Grand Port Disparu: recherches ae"riennes et

SOUsmarines, 1934—1936. Paris: Geuthner 1939.

Zwei Bände, einer mit Karten und 29 Tafeln und der
andere eine sorgfältige Feststellung der Ergebnisse von Forschungen
an der Stätte des alten Tyrus. M. L. Cayeux, der
ein ähnliches Unternelimen in Delos durchführt, diskutiert
die Funde des Verf.s und fügt eigene Schlüsse bei.

Cambridge J. N. Schofield

Pritchard, J. B -. Palestine Figurines in relation to certain goddesses
known through literature. New Häven: American Oriental Society 1943.

$1.75.

Band 24 der American Oriental Series führt 294 nackte
weibliche Figuren, die bei Ausgrabungen in Palästina gefunden
wurden, auf und untersucht sie, vergleicht sie mit
anderen, anderswo bei Ausgrabungen oder in Büchern gefundenen
und erwägt eine mögliche Identifizierung mit einer
der weiblichen Göttinnen von Ras Schamra.

Cambridge J. N. Schofield

Liebermann, s.: Greeli in Jewish Palestine. New York: jewish Theolo-
gical Seminary of America 1942. $ 3.—.

Der Untertitel ist „Studies in the Life and Manners of
Jewish Palestine in the II—IV Centuries C. E." und die folgenden
Gegenstände werden untersucht: Das Griechische der
Rabbinen, das Griechische der Synagoge, Heiden und Halb-
Proselyten, Vergnügungen und Ängste, Eide und Gelübde,
griechische und lateinische Sprichwörter in der rabbinischen
Literatur und mißverstandene Ausdrücke. Der Autor diskutiert
, bis zu welchem Ausmaß die hellenistische Kultur die
verschiedenen Schichten der palästinischen Judenschaft — die
gebildete Schicht der Rabbinen, die Mittelklasse und die
niedere Schicht — durchdrungen hat. Ein guter Teil seiner
Beobachtungen, wie etwa die über die griechischen Übersetzungen
des AT außer der LXX (S. 47 ff.) oder über die verschiedene
Art, wie derselbe Prediger an den gleichen Text
herantrat je nach dem Durchsclmittsniveau seiner Zuhörerschaft
(S. 161 ff.), sollte von den Neutestamentlern beachtet
werden. Gelegentlich sind Vermutungen als Gewißheiten dargestellt
. Aber der Autor verfügt über gewaltige Kenntnisse
auch von weniger bekannten Quellen, und zwar ebenso
jüdischen als nichtjüdischen; und er ist sorgfältig bei Fragen,
bei denen viele andere es nicht sind, z. B. indem er zwischen
gelehrtem und volkstümlichem Material unterscheidet. Dies
ist eine der interessantesten neuen Veröffentlichungen auf dem
rabbiuistischem Gebiet.

Cambridge David Daube

Dussaud, R.: De"couvertes de Ras Shamra et l'Ancien Testament.

2. Aufl. Paris: Geuthner 1941.

Die erste Auflage erschien 1937 vor M. Schaeffers abschließenden
Ausgrabungen 1938 und 1939 und ist hier erweitert
und neu bearbeitet. Sehr enge Beziehungen zwischen
Ras Schamra und dem AT werden behauptet, die, falls angenommen
, bedeutende Auswirkungen auf die Auslegung des
AT haben werden. Eine vollständige kritische Ausgabe der
Texte ist notwendig, damit die Parallelen durchwegs belegt
werden können.

Cambridge J. N. Schofield

Glueck, N.: The River Jordan. Philadelphia: Westminster Press and
London: Lutterworth Press 1946.

Das Buch ist wesentlich volkstümlicher gehalten als seine
archäologische übersieht über das Ostjordanland und von den
268 Seiten bringen 113 ganzseitige Abbildungen. Der Terminus
„Jordanfluß" ist sehr weit gefaßt und die Bilder schließen
Cäsarea am Meer und Amman in Ostjordanland ein; viel wird
zitiert: aus dem Alten Testament, aus dem Neuen Testament,
osephus, dem Talmud, den apostolischen Vätern und
lassischen Schriftstellern. Das Buch enthält viel für Bibelwissenschaftler
; aber die Sprache, so malerisch wie die Szenen,
die beschrieben werden, hält den Durchschnittsleser nicht
weniger gefangen. In seinem Streben nach einer dramatischen
Darstellung des Gewaltmarsches Abrahams, nimmt er das
Auftreten des gezähmten Kamels zu einem früheren Zeitpunkt
an, als es üblicherweise geschieht. Er unterstreicht mit Recht
die erstaunliche Geschicklichkeit und Energie der römischen
Ansiedler und behauptet gegen Adam Smith, daß das Jordantal
nicht eine leere Wildnis, sondern eines der reichsten Gebiete
des alten Palästina gewesen war.

Cambridge J. N. Schofield

RELIGIONSWISSENSCHAFT

Orr, w. G.: A Sixteenth-Century Indian Mystic. With a Foreword by
Dr. Nicol Macnico!. London: Lutterworth Press 1947. 238 S. 18 s.

Dr. W. G. Orr-Edinburgh, früher Missionar der Kirche
von Schottland im nordindischen Rajputana, hat mit diesem
Werk und seiner reichen Quellenerschließung der Mystikforschung
, der Indologie und der Kenntnis der Bhakti-Reli-
gion im besonderen einen dankenswerten Dienst getan. Der
nordindische Mystiker ist Dadu, 1544—1603, ein Zeitgenosse
Akbars des Großen (1556—1605), „der größer war als der
Kult, der (noch heute) seinen Namen trägt".

Nach einer Kennzeichnung des Akbar-Zeitalters, das der
• religiösen Verfolgung ein Ende brachte und einen „göttlichen
Glauben" erstrebte, in dem „das Prinzip der religiösen Toleranz
zur Würde eines Glaubensbekenntnisses erhoben werden
sollte", und nach einer Erhellung des religiösen Hintergrundes
wendet sich der Verf. in längeren und, wie es uns scheinen
will, gründlichen Ausführungen der Darstellung der Lebens-
geschichte dieses „zweiten Kabir" zu, der der westlichen

Religionswissenschaft, mit Ausnahme etwa einer Erwähnung
in der Encyclopaedia of Religion and Ethics und der Darbietung
eines Liedes bei Otto v.Glasenapp (Ind. Gedichte aus
vier Jahrtausenden p. 111/112; Berlin 1925), bisher unbekannt
geblieben ist. Was die wunderreiche Tradition darbietet
, wird einer eingehenden Prüfung unterzogen. Dadu ist
als Mohammedaner, also nicht als „Sohn eines Brahmanen"
(O. v. Glas., p. 168), geboren worden, und wurde doch der
Gründer einer Hindu-Sekte. Seine Vorfahrtn mögen erst eine
oder zwei Generationen vor seiner Geburt zusammen mit
vielen anderen en masse und gewaltmäßig zum Islam bekehrt
worden sein, so daß Dadu vielmehr als von mohammedanischen
Ideen vom Hinduismus beeinflußt worden ist. „Seine
Lieder sind in die Sprache des Vedanta getaucht. Sein ganzes
Denken ist gründlich gefärbt von den charakteristischen
Hindu-Begriffen Maya, Karma und Seelenwanderung. Seine
Psychologie . . . wurzelt in den Samkhya-und Yoga-Systemen
Selbst sein Monotheismus hat mehr Verwandtschaft mit der
glühenden Hingabe des Hindu-Bhakta als mit der starren
Lslamlehre von der Einheit Gottes." Dadu ist ein Verehrer
des Rama. Aber auch ihm ist der Gottesname letztlich Schall