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Ausgabe:

1948

Spalte:

343-354

Autor/Hrsg.:

Rowley, Harold H.

Titel/Untertitel:

Die internationale Arbeit am Alten Testament 1940-1947 1948

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Theologische Literaturzeitung 1948 Nr. 0

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Die internationale Arbeit am Alten Testament 1940-1947

II. Einleitungswissenschaft, Geschichte Israels, Alter Orient,Archäologie und Landeskunde Palästinas

Einleitungswissenschaf t

Jacob, F.: La tradition historique en Israel. Montpellier: Faculte de
Theologie Protestante 1Ü46. Fr. 120.—.

Eine sehr interessante Diskussion der geschichtlichen
Uberlieferung der Hebräer, die in mancher Weise ähnlich und
bis zu einem gewissen Umfang ergänzend zu Professor Noths
Monographie über das gleiche Thema ist. Beträchtlicher
Raum wird der mündlichen Tradition eingeräumt, weiter der
Natur des Mythus — der Verf. besteht darauf, daß der Mythus
auf einem geschichtlichen Moment beruht und nicht die
Schöpfung kultischer Riten ist — und der Rolle, die die
Priester an den Heiligtümern, die Propheten und die Hof-
annalisten bei der Weitergabe der geschichtlichen Überlieferung
spielten. Es handelt sich um eine sehr schätzenswerte
Studie über spezifisch israelitische Technik der Geschichtsschreibung
.

Die verschiedenen Werke von geschichtlicher Synthese
werden besprochen. In seinem Abschnitt über den
Jahwisten deutet der Verf. an, daß er der Ansicht von Volz
und Rudolph über den „Elohisten" zuneigt. Er hat interessante
Dinge über die Entwicklung der autobiographischen
Schriftstellern in prophetischen Kreisen zu sagen und vergleicht
diese mit den Memoiren des Esra und Nehemia. Ein
wirklich bedeutendes Buch.

Edinburgh N. W. Porteous

Mowinckel, S.: Zur frage nach dokumentarischen Quellen in Josua

13—19. Oslo: Dybwad 1946. Kr. 3.—.

In diesem kurzen Werk bietet Mowinckel seine Gründe
für die Verwerfung der Ansichten Alts und Noths, die er sorgfältig
prüft, und behauptet, die Kapitel seien von dem Verf.
von P auf Grund von Überlieferungen zusammengestellt worden
und stammten daher aus der nachexilischen Zeit. Er ist
der Meinung, daß in der Richterzeit ein Zehnstämmesystem
vorhanden gewesen sei, und daß das Zwölfstämmesystem
nicht in die Zeit vor David zurückreiche. Der Charakter der
Listen in diesen Kapiteln unterscheide sich von dem der aus
anderen Quellen bekannten Verwaltungslisten. Insbesondere
findet Mowinckel, daß die Behandlung von Ephraim und
Manasse die Hand eines Schreibers verrate, der sie Samarien
und den schismatischen Samaritanern zurechne. Er findet,
daß der Verf. mit Richter I bekannt war, leugnet aber im
übrigen, daß er literarische Quellen verwendet habe.

Manchester H. H. Rowley

Steinmueller, j. e., and k. Sullivan: A Companion to the Old

Testament. New York: Wagner, und London: Herder 1946. $4.50.

Ein einfaches Handbuch für katholische Leser, das kurz
von der Inspiration des Alten Testaments, seinem Kanon und
Text und Archäologie handelt, worauf eine kurze Übersicht
in fünf Kapiteln folgt, die die durch das Alte Testament im
römischen Kanon eingeschlossene Geschichte behandelt, ein
einziges Kapitel über die Propheten, ein Kapitel über hebräische
Dichtkunst, weithin ihrer Technik und ihren Formen gewidmet
, ein Kapitel über das Buch Hiob und ein abschließendes
Kapitel über die Weisheit. Der Platz, der dem Hiobbuch
gewidmet ist, scheint unproportioniert zu sein und es besteht
etlicher Mangel an Ausgewogenheit in dem Kapitel über die
Propheten, wo ein einziger Paragraph für ihre Moral und ihre
geistliche Botschaft genügt und 40 Seiten der messianischen
Weissagung gewidmet sind. Der Verf. stellt verwundert fest,
daß es 38 Bücher im protestantischen Alten Testament gebe.
Die Bibliographie enthält nur katholische Titel, abgesehen von
dem Abschnitt über Archäologie. Trotz dieser Begrenzungen
bietet es eine nützliche, wenn auch unkritische Übersicht über
mehrere Seiten der alttestamentlichen Wissenschaft, und an
mehreren Punkten bringt es Material, das auch für nichtkatholische
Leser von Wert ist.

Manchester H. H. Rowley

Steinmueller, J. E.: A Companion to Scripture Studies. Vol. II. Special
Introduction to the Old Testament. New York: Wagner 1942.

Dieses Textbuch der speziellen Einleitung folgt den
üblichen Linien und scheint keinerlei Verbesserung gegenüber
verschiedenen Werken katholischer Verf. in lateinischer, französischer
und deutscher Sprache zu sein, besonders gegenüber
dem,, Introductionis Compendium" des verstorbeuenDoniHilde-

brand Höpfl. Wie Höpfl hat auch Dr. Steinmüller seiner
Bibliographie große Aufmerksamkeit geschenkt, aber er Lst
gleich hilflos bei ihrer Benützung. Der Haupteindruck, den
dieses Werk vermittelt, ist der der Zuständigkeit, aber es
zeigt sich wenig oder keine Andeutung von Scharfsinn oder
Originalität.

West Drayton J. M. T. Barton

Pfeiffer, R. h.: Introduction to the Old Testament. New York: Harper

1941. »4.—.

Ein monumentales Werk, in viel größerem Maßstab als
das von S. R. Driver, wenn auch sich an ein weniger exklusiv
gelehrtes Auditorium wendend. Es ist unschätzbar wegen
seiner Bekanntschaft mit einem weiten Gebiet moderner
Arbeit und seiner Ubersicht über eine Vielfalt von Lösungen,
die für verschiedenartige Fragen dargeboten werden. Es ist
daher ein unerläßliches Werkzeug, selbst für die, die an
manchen Stellen nicht den Lösungen des Verf.s zustimmen
mögen. Die Kapitel über den Kanon, über den Text und die
Übersetzungen und über die Gesetzeskodizes im Pentateuch
(wobei das letzterwähnte stark abhängig von Alt ist) sind besonders
erwähnenswert. Natürlich gibt es einige Unausgeglichenheiten
; aber die enzyklopädische Qualität des Buches
zeigt nur selten einen Mangel. Im Pentateuch findet Pfeiffer
eine edomitische Quelle S, die mehr oder weniger mit Eiß-
feldts L zusammenstimmt, wenn sie sich auch nicht ganz
damit deckt. In Reaktion gegen neuere Bestrebungen datiert
der Verf. die Mehrzahl der Psalmen in die Zeit von 400—100
v. Chr., Hiob dagegen (ohne die Elihu-Reden) wird einem edo-
mitischen Weisen um 600 v. Chr. zugeschrieben.

Manchester H. H. Rowley

Martin, H.: The Meaning of the Old Testament. 7th Ed. revised.

London: S. C. M. 1946. 2s.6d.

In seiner überarbeiteten Gestalt will diese nicht fach«
wissenschaftliche Einleitung in das AT ihre Nützlichkeit erneuern
, die durch ihre zahlreichen Ausgaben bewiesen ist. Sie
bespricht die Inspiration der Bibel und behandelt dann
gruppenweise Geschichte, Gesetz, Prophetie, Psalmendichtung
, Weisheit, Apokalyptik — die Bücher des AT, indem sie
dem Durchschnittsleser eine ausgezeichnete kurze Darlegung
der modernen Auffassung gibt.

Manchester H. H. Rowley

Colwell, E.C.: The Study of the Bible. 3. Aufl. University of Chicago
Press 1945.

Der Präsident der Universität von Chicago gibt in diesem
kleineu Werk einen frisch und lebendig geschriebenen Bericht
über den Vorgang der Kanonisierung, der uns die Bibel
schenkte, über die Textgeschichte und seine Uberlieferung,
über die aufeinanderfolgenden Ubersetzungsversuche und
schließt mit drei Kapiteln über Auslegung. Er vertritt, in
Gegensatz zu dem, was er die „modernisierende" Methode
nennt, die historische Methode, die sich der literarischen und
geschichtlichen Kritik bedient, und bestimmt das letzte Ziel
der Bibelauslegung als Enthüllung des wesentlichen religiösen
Lebens Israels und der urchristlichen Kirche. Damit sind Wert
und Grenzen des Buchs gesetzt.

Edinburgh N. W. Porteous

Brinker, R.: The Influence of Sanctuaries in Early Israel. Manchester:

University Press 1946. 21 s. 0 d.

Ein weiterer Versuch, eine befriedigendere Synthese herauszubringen
als die mit dem Namen Wellhausen verbundene.
In Übereinstimmung mit dem neuen Werk von Professor
Edward Robertson, der ein empfehlendes Vorwort schreibt, findet
der Verf., daß das Deuteroiiomium von Samuel mit Hilfe
der frühen Prophetengilden als Verfassung für ein vereinigtes
Israel zusammengestellt worden sei, während P sich als nichts
anderes als die thorah des alten kanaanäischen Heiligtums von
Gibeon herausstellt. Das Buch enthält ohne Zweifel eine Reihe
von scharfsinnigen und belangreichen Beobachtungen; aber
auf das Ganze gesehen ist es schwierig, es zu würdigen, da
die kritischen Richtlinien des Verf.s oft etwas verschieden zu
sein scheinen von denen, die der Schreiber dieser Zeilen anwendet
.

Cartrefle A. R. Johnson