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Ausgabe:

1948 Nr. 5

Spalte:

283-286

Autor/Hrsg.:

Krummacher, Friedrich-Wilhelm

Titel/Untertitel:

Kirche und Theologie 1948

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Theologische Literaturzeitung 1948 Nr. 5

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haben, aber daß, selbst wenn er nicht das letzte Wort zu diesem
Gegenstand gesagt hat, er einen anregenden Beitrag dazu gegeben
hat, der künftige Arbeiten anregen könnte.

Oxford G. R. Driver

Liber Psalmorum cum Canticis Breviarii Romanii. Nova e textibiis
primigeniis interpretatio latina cum notis criticis et exegeticis Professorum
Pontificii Institut! Biblici edita. Rom: Pontifical Biblical Institute 1945.

Lire 180.—.

Zum richtigen Verständnis der Gründe, die die Herstellung
dieser neuen Ubersetzung des Psalters gefördert haben,
sollten Interessierte den autoritativen Artikel zu Rate ziehen,
den Augustin Bea, S. J., in Biblica, Bd. 26, H. 3, 1945, S. 203
—237 veröffentlicht hat. Eine englische Ubersetzung dieses
Artikels ist in The Catholic Biblical Quarterly, Vol. 8, Nr. 1
(Jan. 1946), S. 4—35 zu finden. Es war bekannt, daß des
Hieronymus Psalterium Gallicanum an zahlreichen Stellen
kaum verständlich und sein Latein weit entfernt vom Klassischen
war. Große Anerkennung schuldet man den Ubersetzern
der neuen Version (deren Namen auf S. 103 des CBQ.
zu lesen sind) und nicht zuletzt seiner Heiligkeit dem Papst,
der ihnen jegliche Ermunterung gab und dem ganzen Ablauf
mit gespanntem Interesse folgte. In dem vorliegenden in der
Reihenfolge des Psalters geordnetem Band sind Anmerkungen
enthalten und die Textverbesserungen sind in Transkription
zusammengestellt. Es gibt auch eine andere Ausgabe ohne
Anmerkungen, in der Ordnung des römischen Breviers angeordnet
und eingerichtet für die Rezitation des Offiziums.

West Drayton J. M. T. Barton

Robinson, h. w. (ed. by): The Bible in its Ancient and English Versions
. Oxford: Clarendon Press 1940. 12s. 6d.

Eine wichtige Sammlung von Aufsätzen über die Hebräische
Bibel (vom Herausgeber), die griechische Bibel (W. F.
Howard), die syrische Bibel (T. H. Robinson), die lateinische
Bibel (H. F. D. Sparks) und die englischen Ubersetzungen
(Wyclif: Sir William Craigie; 16. Jahrhundert: J. Isaacs;
Authorized Version und nachher: C. J. Cadoux) mit einem abschließenden
Aufsatz des Herausgebers über „die Bibel als das
Wort Gottes". Die anderen alten Ubersetzungen erhalten nur
unbedeutende gelegentliche Erwähnung. Obwohl das Werk
daher als Handbuch der Textkritik des AT und NT unvollständig
ist, sammelt es eine gewaltige Menge wertvollen
Materials, das anderswo gewöhnlich nicht gesammelt wird,
und etliche der Kapitel — besonders das von Isaacs über die
Übersetzungen des 16. Jahrhunderts — sind brillant dargestellt
.

Manchester H. H. Rowley

Zarb, S.M.: II testO BibliCO. Rom: Pontifizio Istituto „Angelicum" 1939.

Enthält sieben nützliche, aber schlichte Vorträge über den
Text und die Übersetzungen der Bibel, jedoch ohne zu versuchen
, ein Handbuch der Textkritik zu geben. Der erste Vortrag
überprüft in Eile alte und neue Übersetzungen der Bibel,
während die beiden nächsten den hebräischen Text des AT
behandeln. Ein großer Teil davon wird von einer Übersicht
über erhaltene nichtbiblische kanaanäische, hebräische und
aramäische Texte aus vorchristlicher Zeit eingenommen, und
es findet sich keine Diskussion der Probleme des hebräischen
Textes oder eine Darlegung der Verschiedenheit der Fehlertypen
, die zu entstehen pflegen. Das nächste Kapitel diskutiert
den Urtext des NT und darauf folgen Kapitel, die die Septua-
ginta und die Vulgata behandeln. Ein großer Teil des Kapitels
über die Septuaginta wird durch einen Bericht über den
Aristeasbrief und die Frage seiner Echtheit beansprucht.

Manchester H. H. Rowley

Zorell, F..S.J.: Psalterium ex hebraeolatinum. Rom: Pontifical Biblical
Institute 1939.

Die Originalausgabe dieses ausgezeichneten Psalters erschien
1928. Er wird nun mit etlichen Berichtigungen und
Verbesserungen in handlichem Taschenformat neu herausgegeben
. Die Verdienste dieses Werkes sind ernsthaften Forschern
am Psalter bereits bekannt. — Eine überaus klare
Ubersetzung des hebräischen Textes ins Lateinische, eine Zusammenfassung
des „Inhalts" jedes Psalms und eine sehr angemessene
Ausstattung mit Anmerkungen. Die meisten der
semitischen Wörter sind in Umschrift wiedergegeben. Aber
es gibt einen langen Abschnitt mit dem Titel „Crisis Textus
Hebraici", in dem, wie zu erwarten, das Hebräische mit den
eigenen Schriftzeichen und andere semitische Sprachen in
Umschrift zitiert werden.

West Drayton J. M. T. Barton

DAS GESPRÄCH: KIRCHE UND THEOLOGIE

Kirche und Theologie.

1. Die Kirche, der die Verkündigung des Evangeliums
aufgetragen ist, hat um dieser Verkündigung willen eine
Theologie nötig, die selbst im Glauben der Kirche wurzelt
und die der ständigen Selbstreinigung der Kirche für ihre
gegenwärtige Verkündung und für ihr gegenwärtiges Handeln
dient. Diese notwendige Theologie muß um der Wahrheit
willen frei sein.

2. Die Lehrer an den theologischen Fakultäten und
Hochschulen sind selber ein Stück Kirche, sofern sie ihren
Beruf aus kirchlicher Bindung an die in der Heiligen Schrift
bezeugte Gottesoffenbarung treiben.

3. Der Kirchenleitung ist aufgetragen, in ständiger
kirchlicher Selbstbesinnung auf Zusammenfassung aller lebendigen
kirchlichen Kräfte zu gemeinsamem Dienst hinzuwirken
. Deshalb ist auch die Theologie, gerade als eine Funktion
kirchlicher Selbstreinigung, eine Aufgabe, die der Sorge
der Kirchenleitung anbefohlen ist.

4. Konkrete Konflikte sind zwischen Kirche und Theologie
nicht zu befürchten, sofern beide sind, was sie ihrem
Wesen nach sein müssen; wohl aber kann es Konfliktspunkte
zwischen der Kirchenleitung und den theologischen Lehrern
geben. Der Konflikt entsteht entweder dadurch, daß eine
Kirchenleitung sich selbst mit der Kirche identifiziert, eine
bestimmte Theologie verabsolutiert und dabei vergißt, daß
der Kirchenleitung die Zusammenfassung aller lebendigen
kirchlichen Kräfte zu gemeinsamem Dienen aufgetragen ist.
Oder aber der Konflikt entsteht dadurch, daß ein theologischer
Lehrer aus einem falschen Wissenschaftsbegriff heraus
eine kirchenfremde Theologie betreibt und vergißt, daß er
selbst in seinem Lehramt ein wesentliches Stück Kirche sein
sollte.

5. Da Kirche und Theologie aneinandergebunden sind,
muß zwischen der Kirchenleitung und den theologischen
Lehrern an Stelle eines gegensätzlichen Konfliktes die lebendige
Spannung treten, die zu ständigem gegenseitigen
Hören führt, um beide Seiten vor einer unbiblischen Selbst-
sicherheit zu bewahren. Daraus sollte sich die konkrete und
praktische Zusammenarbeit beider Teile von selber ergeben
.

6. Aus dieser sachlich gebotenen Zusammenarbeit heraus
hat die Kirchenleitung ihr Ja zu den theologischen Fakultäten
an den staatlichen Universitäten zu sprechen und sich
gegen ein etwaiges freiwilliges Ausscheiden der Theologie aus
der Universitas litterarum zu wenden. Denn auch die Kirchenleitung
ist an der universalen Ausrichtung des theologischen
Auftrages im Gesamtgefüge der Wissenschaften sachlich
interessiert.

7. Die Kirchenleitung sollte deshalb auch dafür eintreten
, daß die Verbindung von Lehre und Forschung im
H a up t amt des theologischen Lehrers die Regel bleibt und daß
die theologische Lehr- und Forschungsstätte nur ausnahmsweise
nebenberuflich durch Männer des praktischen kirchlichen
Lebens besetzt wird. Die Kirchenleitung sollte auch
wissen, daß die theologische Fakultät heute im Gesamtgefüge
der Universität einen Dienst für die echte, gewissensgebundene
Freiheit persönlichen Forschens, Lehrens und Lernens auszurichten
hat. (Dazu gehört z. B. auch die Freiheit der Studierenden
zum Wechsel des Studienortes).

8. Die Kirchenleitung vertraut darauf, daß der theologische
Hochschullehrer sich im Lehramt der Kirche weiß
und deshalb zwar nicht freiwillig, wohl aber zwangsläufig aus
der staatlichen Universität ausscheiden wTürde, sobald ihm die
wissenschaftliche Freiheit des Lehrens und Forschens und die
legitime kirchliche Bindung der Theologie ernsthaft beschränkt
oder bestritten würden. Denn die wesensnotwendige Freiheit
der Theologie kann heute — anders als früher — weniger
durch die Kirchenleitungen als durch unwissenschaftliche oder
außerkirchliche Faktoren bedroht werden.

9. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen einer
Kirchenleitung und einer theologischen Fakultät sollte, um des