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Ausgabe: | 1948 Nr. 4 |
Spalte: | 227 |
Kategorie: | Ökumenik, Konfessionskunde |
Titel/Untertitel: | Katholisches Religionsbüchlein für die unteren Klassen der Volksschulen des Erzbistums Freiburg 1948 |
Rezensent: | Schott, Erdmann |
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Theologische Literaturzeitung 1948 Nr. 4
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wähl ist auf Vielseitigkeit Wert gelegt. Auf drei Kreuzzugslieder
(7) folgen Stellen aus den Schriften der Mystiker (9) und
aus mittelalterlichen Ordensregeln (13). Mittelalterliche Bibelübersetzungen
, biblische Dichtungen (19) und Volkspredigten
(24), mittelalterliche Herz-Jesu-Verehrung (29), Wall- und
Bußfahrtsfrömmigkeit (43) und Marienverehrung (55) sind in
einer Anzahl von Zeugnissen vertreten. Unter dem Stichwort
„Gott und die Seele" lernen wir mittelalterliche Gottesminne
(71), unter „Zeit und Ewigkeit" mittelalterliche Totentänze
und verwandte Dichtungen kennen (81). Teils wird der
Urtext geboten (in Antiqua), teils neuhochdeutsche Ubersetzungen
(in Fraktur), in Einzelfällen auch beides nebeneinander
(z.B. S. 81 ff.). Durch sorgfältige Angaben von Quellen
ist der wissenschaftliche Charakter der Arbeit gewahrt. Dem
evangelischen Leser fällt auf, daß die Bibelübersetzungen und
biblischen Dichtungen mit nur sechs Seiten ziemlich kurz wegkommen
, während z. B. der Herz-Jesu-Verehrung vierzehn und
dem Marienlob sechzehn Seiten eingeräumt werden, obwohl
Verf. in der Einleitung betont, daß die Heilige Schrift „kein
.unter der Bank' liegendes, sondern das am weitesten verbreitete
und den tiefsten Einfluß ausübende Buch" war (4).
11. Das Katholische Religionsbüchlein enthält eine kurze
Erklärung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, der
10 Gebote Gottes, der 5 Gebote der Kirche, der 7 Sakramente,
des Vaterunsers, des Englischen Grußes, die Geheimnisse des
Rosenkranzes und einen Beichtspiegel. Es folgt ein zweiter
Teil, der eine kurze biblische Geschichte mit 46 Abbildungen
enthält.
12. Das kleine Laien-Credo von M. Echelmeyer schließt
sich wirkungsvoll an das Apostolikum an. Die Sprache ist
knapp, klar und von echter Begeisterung getragen. Auch inhaltlich
können wir weithin zustimmen. Unser Widerspruch
muß vor allem dort wach werden, wo die Kirche mit dem
fortlebenden Christus identifiziert, infolgedessen die Unfehlbarkeit
der Kirche dem Glauben zur Auflage gemacht und ihm
so die Unmittelbarkeit zu Gott bestritten wird (25). Auch die
Beschränkung der Sündenvergebung auf das Bußsakrament
(28) darf nicht zugestanden werden. Desgleichen bleiben die
evangelischen Bedenken gegen Marien- und Heiligenverehrung
in Kraft. — Eine kleine Berichtigung: Verf. schreibt das
Zitat: „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir"
fälschlich Augustin zu (7); es findet sich bereits Acta 17, 28.
Greifswald E. Schott
ülsson, Bror: Fran Martin Luther tili Sven Lidman. En historiskt över-
sikt över andaktsbökerna i svenska fromhetsliv. (Von Martin Luther zu Sven
Lidman. Eine Übersicht über die Andachtsbücher im schwedischen Frömmigkeitsleben
.) Lund: C. W. K. Oleerups förlag 1943. 185 S. 8«. Kr. 5.—.
Olsson, Bror:Äldre Andaktslitteratur. Biografisk hjälpreda. (Ältere Erbauungsliteratur
. Biographisches Hilfsmittel.) Lund: Oleerup 1944. 31 S.
8". = Meddelanden frän kyrkohistoriska arkivet i Lund 5.
Pleljel, Hilding: Bouppteckninganias bokbestand. Historiskt-principieiia
synpunkter. (Der Buchbestand der Wohnverzeichnisse. Historisch-prinzipielle
Gesichtspunkte.) Lund: Gleerup 1944. 9 S. 8° = Meddelanden frän
kyrkohistoriska arkivet i Lund 4.
G iersow, Krister: Lunds domkapitels arkiv, summarisk förteckning. (Das
Archiv des Domkapitels Lund, summarisches Verzeichnis.) Lund: Gleerup
1943. 15 S. 8'= Meddelanden frän kyrkohisteriska arkivet i Lund 3.
Der Professor der Kirchengeschichte an der Universität
Lund, Hilding Pleijel, setzte ein Unternehmen in Gang,
welches das schwedische Volksleben von der Seite der Volksfrömmigkeit
her erforscht, also zur „schwedischen Volkskunde
" die „kirchliche Volkskunde" fügen will (vgl. Hilding
Pleijel, Svensk Lutherdom, 1944, S.9—24). In diesem Rahmen
legte Pleijel selbst zwei Arbeiten vor: „Die Bibel in der schwedischen
Frömmigkeit" (1941) und „Der Katechismus als
schwedisches Volksbuch" (1943); Bror Olsson schrieb 1942:
„Das Gesangbuch als Volksbuch" und 1943 das uns hier beschäftigende
Werk „Von Martin Luther zu Sven Lidman"
(Sven Lidman ist ein vielgelesener freikirchlicher Prediger).
In diesem Werke von Bror Olsson (der in Lund Oberbibliothekar
ist) handelt es sich um die schwedische Erbauungsliteratur
(Gebetbücher, Predigtbücher), deren Einfluß bis auf
die Zeit des Rundfunks gewaltig war. Für die Erforschung
dieses Einflusses hat Pleijel auf die in den schwedischen
Kreisarchiven liegenden Wohnverzeichnisse (bouppteckningar)
hingewiesen, in welchen Angaben über die vorhandenen
Bücher zu finden sind; der Wegweisung auf diesem Gebiete
dient Pleijels Schriftchen „Bouppteckningnarnas bokbestand
" (während Giersows Schriftchen über das Archiv
des Domkapitels zu Lund eine Einübung zur Forschung
in Archiven überhaupt darstellt, also eine Vorübung für den
von Pleijel gewiesenen Weg). Olsson hat den Pleijelschen
Direktiven gemäß ein dreifaches Anliegen: 1. die vom Volke
wirklich gelesenen und gebrauchten Erbauungsschriften nach
Verfassern, Titeln und Inhalten zu verzeichnen; 2. die Resonanz
anzugeben (Leserkreis — Auflagenhöhe); 3. die Ab-
hängigkeitsreihen (Frömmigkeitsgeschichte, Ideengeschichte)
zu skizzieren. Für die Auffindung der vom Volke wirklich gebrauchten
Erbauungsbücher gab Olsson 1944 ein neues Hilfsmittel
heraus, „Ältere Andachtsliteratur", worin er die eigentlichen
und ebenso die populären Titel der Erbauungsbücher
alphabetisch, mit Angabe der Verfasser, einem Stichwort- und
Namenregister bringt (welches Schriftchen auch deutschen
Forschern Hilfe zu leisten vermag).
Es erweist sich, daß die schwedische Privatfrömmigkeit
stark von der jeweiligen deutschen beeinflußt war (als der des
Stammlandes Luthers und des Luthertums) — und daß die
schwedische Privatfrömmigkeit mit besonderem „Takte" an
der echten Substanz des Christentums festhielt, Verderbnis oder
Auflösung der christlichen Substanz immer wieder abzulehnen
wußte, so daß die „Neologie" der Aufklärung bloß eine kurze,
auf ganz bestimmte Kreise beschränkte Etappe sein konnte.
Dagegen hat der Einfluß des Pietismus, der Brüdergemeinde,
englischer Frömmigkeit, Gossners, in Schweden Sympathie erfahren
dürfen. Im 19. und 20. Jahrhundert treten in der privaten
Erbauungsliteratur Luther, Arndt, Scriver zurück zugunsten
genuin schwedischer Autoren: Schartau, Rosenius,
Waldenström, G. Billing, Eklund, Hammarsten, Beskow,
Ricard, Hallesby, Sven Lidman. Nur sind es immer gewisse
Kreise, die ihren Lieblingsautor pflegen, so die Leute vom
„Missionsverband" Waldenström, die „Evangelische Heimatstiftung
" Hallesby, die Kirchlichen Billing und Eklund usw.
Doch hatten die Rundfunkandachten eine „katastrophale
Minderung" des Absatzes von Erbauungsliteratur zur Folge.
Olssen empfiehlt dem Rundfunk öftere Benützung gerade der
Erbauungsliteratur für seine Andachten.
Vgl. David Lindquist, Studier tili den svenska evangelieboken. En liten
bönbok. (Kyrkohistorisk Ärsskrift 1943, ed. Gunnar Westin, S.83—127): Seit
1920 Gebete aus anderen Kirchenprovinzen als der deutschen, und aus der
Gegenwartsfrömmigkeit — also die allgemein-kirchliche Gebetstradition rückt
vor. Das besonders 1941. Olsson selbst führt an: Sigfrid Esborn, Evangelische
schwedische Gebetbücher im Reformationszeitalter, 1929; David Lindquist, Studien
über die schwedische Andachtsliteratur In der Großmachtzeit, 1939; E. Lld-
gren, Alte Andachtsbücher („Gemeindeblatt" 1929). Aus der deutschen Literatur
nennt Olsson: H. Beck, Die religiöse Literatur der evangelischen Kirche
Deutschlands, 1891; derselbe: Die Erbauungsliteratur der evangelischen Kirche
Deutschlands, 1883; und C.Grosse: Die Alten Tröster, 1900 — aber nicht die
Schriften des älteren Paul Althaus! Gerade Althaus hat den „katholischen
Unterstrom" der Erbauungsliteratur, den Olsson auch für Schweden konstatiert
, besonders deutlich aufgezeigt.
Im Hintergrunde der Ausführungen von Olsson stellt die
beachtenswerte These: Die vom Volke wirklich gelesenen
Bücher sind einflußreicher als die von der Literaturgeschichte
erhobenen, die wirklich benützten Erbauungsbücher stärker
als die von der Theologie gepriesenen — in Summa: der tatsächliche
Glaubensstand der Kirche eines Landes ist die Wirklichkeit
, in welche die Theologie eintritt, falls sie nicht in
einem leeren Räume sich erschöpfen will. Aber darin liegen
nun viele Probleme verborgen.
Wertingen Leonhard Fendt
Wunderle, Georg, Prof. D. Dr.: Zur Psychologie des hesychastischen
Gebets. 2., erweit. Aufl. Würzburg: Augustinus-Verlag 1947. 63 S. gr. 8» =
Das östliche Christentum. N. F. H. 2. kart. RM 2.90.
Der Reiz dieser Untersuchung, die durch die neueste, vor
allem auch ausländische Literatur gründlich fundiert ist, besteht
darin, daß sie in ihren Mittelpunkt nicht irgendeinen
„Klassiker" des Hesychasmus stellt (vgl. Heft 6/7 und Heft 8
der ersten Folge), sondern das Zeugnis eines schlichten, allen
Exaltationen abholden russischen Menschen, welches R. von
Walter unter dem Titel „Ein russisches Pilgerleben" (Berlin
1925) übersetzt hat (russischer Originaltitel: Oktrovennye
razkazy strannika duchovnomu ocu svoemu, Kasan 1883).
Neben der Ikonographie stellt das hesychastische Gebet eines
der intimsten und schwer zugänglichen Frömmigkeitsphänomene
der Ostkirche dar. Gerade an Hand des „Pilgerlebens"
ist dem Verf .eine sehr anregende Darstellung gelungen. Dem
Gegenstande der Untersuchung angemessen ist die religionspsychologische
Verknüpfung mit der Gestaltpsychologie. Ihr
Grundgesetz ist der Primat des Ganzen über die Teile auch und
gerade in sittlicher Hinsicht. Aus emotionellen, ungeordneten
und d. h. vorsittlichen Erlebniszuständeu eines oder einiger
Teile soll der Weg zur sittlichen Gesamtpersönlichkeit gegangen
werden. Dabei wurde gerade in der rein psycholo-