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Ausgabe:

1948 Nr. 4

Spalte:

226

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Krabbel, Gerta

Titel/Untertitel:

Mutter und Sohn 1948

Rezensent:

Schott, Erdmann

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Theologische Literaturzeitung 1948 Nr. 4

226

sehen vor seinem Gott, hier um die Gabe der Mutter Kirche
an ihre Kinder.

Katholica

1. G.Hasenkanip erklärt in dem Aufsatz „Die Antwort
des Glaubens" für das eine Notwendige in unserer gegenwärtigen
deutschen und Weltnot, daß wir „alle unsere Kräfte
zur Wiedereingliederung der aus ihren Bahnen gerissenen Welt
unter Christus als dem Haupte anspannen" (9). Infolgedessen
fordert er allgemein die Absage an den Fortschrittsglauben
zugunsten der eschatologischen Sicht (10), im einzelnen in der
gegenwärtigen Stunde Rückkehr zur christlichen Ehe (n), die
Erfüllung der priesterlichen Aufgabe der Kirche, Deutschland
wieder gesund zu machen im Heiligen Geist (19), Gerechtigkeit
für Völker und Klassen (19 ff ), Aufrichtung der wahren
Richtbilder von Idee und Sittlichkeit (22 ff.), Wiedervereinigung
im Glauben (27). — In dem zweiten Aufsatz „Die
Stunde des Opfers" führt H. den Gedanken durch, daß „alles
darauf ankommt, daß die ungeheuren Opfer dieser Zeit in der
Hingabe unserer Herzen und Leiber dem einen, allversöhnenden
Opfer eingewandelt werden durch Gottes Annahme und
Tat" (39). „In denen, die das heiligste Sakrament empfangen
und dadurch dem Leibe des Herrn eingekörpert werden",
wird „die Menschwerdung fortgesetzt" (49). Wie in der
römischen Meßfeier etwas Wasser dem Weine des Opferkelchs
beigemischt wird — ein Sinnbild des Anteils der menschlichen
Natur am Opfer Christi —, so „müssen auch die Wasser der
Leiden dieser Zeit einfließen in den zur Wandlung des Opfers
bereiteten Kelch" (59). — Wir achten besonders auf das, was
zur Wiedervereinigung im Glauben bemerkt wird. H. spricht
zu Katholiken und stellt an sie die Forderung, ihre Praxis zu
überprüfen auf das, was berechtigten Anliegen der Protetestanten
widerstreitet (30), vor allem hinsichtlich des praktischen
Vollzugs der Heiligenverehrung, der Werkfrömmigkeit
und der Überschätzung des Mengenmäßigem im Gebet (30).
Wenn er dann aber weiter sagt: „Vor allem aber . . . muß die
katholische Selbstdarstellung auf dem verheißungsvoll begonnenen
Wege fortschreiten, die zentrale Tatsache des gottmenschlichen
Lebens der Kirche, wie sie im heiligen Opfer
und in dem sakramentalen Prinzip gegeben ist, als den alles
beherrschenden Mittelpunkt der christlichen Wirklichkeit zu
erweisen" (31), so hält er damit gerade den entscheidenden
Anstoß des evangelischen Christen am katholischen Kirchen-
tum verstärkt aufrecht. Denn eben dieser Anspruch der
Kirche, Fortsetzung der Inkarnation zu sein, tritt der Einmaligkeit
der Offenbarung Gottes in Christus sowie der Unmittelbarkeit
des Glaubens zu diesem in Christus offenbaren
Gott zu nahe. — Daher müssen wir auch zu den Gedanken des
zweiten Aufsatzes kritisch stehen, so sehr wir damit einverstanden
sind, daß H. nicht die heute bei uns bis zum Überdruß
wiederholte These vom Gottesgericht variiert. U. E. findet der
Gerichtsgedanke nicht im Opfergedanken, sondern in dem der
Bewährung und der Heimsuchung seine sinnvolle Ergänzung.

2. B. Kraft entwickelt beherzigenswerte hermeneutische
Grundsätze, lehnt Allegorese entschieden ab (10), fordert den
Rückgang auf den Urtext (16) — die Vulgata habe nur juridische
, nicht kritische Autorität (19) — begründet das Recht
der Kritik an den naturwissenschaftlichen und historischen
Daten der biblischen Uberlieferung trotz der Irrtumslosigkeit
der Schrift im ganzen (21. 27ff., 31 ff.) und stellt abschließend
fest, daß (a) der tiefste Wahrlieits- und Offenbarungsgehalt
der Schrift „im Glauben an einen persönlichen, vor- und überweltlichen
Gott" liege (50), woraus (b) die sittliche Werterkenntnis
folge, „da eine solche immer auf der Seinserkenntnis
beruht" (52); als dritte Grundidee sei (c) die christo-
zentrische Tendenz der Bibel anzuführen (54). — K. würdigt
die Schrift als Fundort der Glaubenswahrheiten „und — in
gleichzeitiger Verbindung mit der lebendigen Lehrverkündigung
der Kirche ... — ... als Regula fidei" (7). Für den
Theologen und Christen „stellt die Bibel ein angewandtes
Lehrbuch des göttlichen Weltplanes und übernatürlicher
Mysterien, eine praktische Richtschnur in den Bereichen des
Seins, der Naturhaftigkeit und Lebensfülle dar, überhaupt ein
leuchtendes Prinzip der Wahrheit und Schönheit, das den
Wert und Erfolg des religiös-sittlich bewegten Daseins und
schließlich überhaupt der Kultur begründet" (7 f.). — Aber
kommt dabei nicht die Einzigartigkeit der Schrift zu kurz, daß
sie den Glauben weckendes und begründendes authentisches
Zeugnis der Selbstoffenbarung Gottes ist?!

3. J. Blinzler schließt mit seiner Monographie eine
Forschungslücke. Er kommt in vorsichtig abwägenden und
im ganzen überzeugenden Darlegungen zu folgenden Ergebnissen
: 1) Matth. 14, if. par, der Ausspruch: „Johannes der
Täufer ist wieder auferstanden", stellt im Munde des hellenistisch
gebildeten Antipas ein ironisches Bildwort dar (9).
2) Mark. 8,15, mitdem Sauerteig der Pharisäer und desHerodes
ist das „politisch-irdische Denken und Hoffen" gemeint,
das auch für den Messiasglauben der Jünger eine Gefahr war
(14). 3) Luk. 13, 31, es handelt sich um eine von Jesus durchschaute
verschleierte Landesverweisung (18). 4) Luk. 23, 6ff.,
die Szene ist, gerade weil sie nichts Charakteristisches bietet
und im Verlauf des Prozesses keinen Einschnitt darstellt,
historisch (25). 5) Die Wellhausensche Vermutung, daß Jesu
Wanderungen in der letzten galiläischen Periode aus der Absicht
, sich den Nachstellungen durch Herodes zu entziehen,
zu erklären seien, ist unhaltbar (26 ff.).

4. L. Volkers Schrift ist der 2. Bd. eines dreibändigen
Werkes über „die Werke der Barmherzigkeit". Bd. 1 behandelt
„die Barmherzigkeit und das Almosen", Bd. 3 „die
geistlichen Werke der Barmherzigkeit" (4). V. erläutert in
recht praktischer eindringlicher Sprache die sieben leiblichen
Werke der Barmherzigkeit gemäß Matth. 25, 35t. und Tobias
1, 20: Speisen, tränken, bekleiden, beherbergen, Gefangene erlösen
, Kranke besuchen, begraben. Den Evangelischen befremden
nur einige Wendungen, z. B. „Werk übernatürlicher
Ordnung" (27).

5. J. Casper schildert Jesus als Mann und wendet sich in
erster Linie an christliche Männer. Auf Grund der biblischen
Zeugnisse zeichnet er ein Charakterbild Jesu, dessen Umrisse
durch folgende Stichworte angedeutet werden: Jesus im
schlichten Leben kleiner Leute, — als Mann unter dem Volke,

— der treue Freund und Meister, — gradlinig und unbeirrt, —
dessen Wesen alle bezwang, Frauen um Jesus, Jesus der
Mann höchster Liebe und Reinheit zugleich, — adelt die
Frauen. Der Grundgedanke des Schriftchens wird in der Einführung
ausgesprochen: „Seine Menschheit war in das gleiche
Wagnis gestellt, in das auch wir gestellt sind; aber Er zerbrach
nicht daran, weil Er der Gottmensch war" (7).

6. R. Svoboda verdeutlicht die christliche Liebespflicht
sehr eindrücklich mit reichem biblischen Material an Christus
. Bedenklich ist die Zielsetzung, die er dem sittlichen
Handeln gibt: „Das irdische Ziel liegt vielmehr in uns selber —
es ist die sittliche Persönlichkeit selber: die Barmherzige
Schwester, der echte Christ, der Heilige" (48); — wodurch
unterscheiden wir uns dann von den Pharisäern ? Auch der
Satz, „daß die Sünde in seinem (des Christen) Leben eine
vereinzelte Seltenheit ist" (75), rechnet mit einem Sündenbegriff
, dem die Tiefe der neutestamentlichen Erkenntnis abgeht
.

7. D. Westemeyer feiert Franz von Assisi als Vorbild
für unsere Zeit. Er beginnt mit drei „Trostgedanken": Armut
als Freiheit (3), Arbeit als Adel (4), Leid als Quelle der
Freude (6), um anschließend das „Beispiel des Heiligen Franziskus
für den Aufbau der Ordnung von morgen" zu erläutern,
und zwar seine rückhaltlose Hingabe an Gott und Christus(i4),
seine auf Ehrfurcht gründende Verantwortung für alle Geschöpfe
(17), seine demütige Unterwerfung unter die Kirche
(21), seine innere Wahrhaftigkeit (24). Wenn Verf. schließlich
so weit geht, Franz als „zweiten Christus" zu bezeichnen (15)

— übrigens unter Berufung auf eine päpstliche Kundgebung
(29), so zeigt er damit schlaglichtartig, welche Gefahr für den
Glauben in der Heiligenverehrung liegt.

8. F. Boesmiller, Konvertitin, setzt dem langjährigen
Leiter der Münchener Männerkongregation, Pater R. Mayer,
ein ehrendes Denkmal. Ein sympathisches Bild von einem
aufrechten, mutigen, warmherzigen Mann und Seelsorger ersteht
vor uns. Bezeichnend ist, daß Pater M. als erster
deutscher Feldgeistlicher im Weltkrieg 1914/18, in dem er sein
linkes Bein verlor, das Eiserne Kreuz 1. Klasse erhielt. Seine
reiche Tätigkeit in München wurde am 5. Juni 1937 jäh unterbrochen
: Er wurde zum erstenmal verhaftet, weil er sich im
Einverständnis mit seinen kirchlichen Oberen einem Predigtverbot
der Gestapo nicht gefügt hatte (58). Verurteilung, Freilassung
, neuerliche Verhaftung, Konzentrationslager Sachsenhausen
folgten. Das Jahr 1945 brachte ihm die Rückkehr in
seine Münchener Arbeit, aus der er bereits am 1. November
1945 durch einen plötzlichen Tod vor dem Altar abberufen
wurde.

9. G. Krabbel stellt zusammen, was Augustin in den
Bekenntnissen über seine Mutter sagt. Sie benutzt dabei die
Ubersetzung in der Ausgabe von Georg Freiherrn von Hert-
ling (Verlag Herder). Das Büchlein ist für christliche Frauen
und vor allem für christliche Mütter bestimmt (5). Ein knapper
verbindender Text dient dem Verständnis.

10. U. Rieds Arbeit erscheint in „Aschendorffs Lese-
heften zur Deutschkunde und Geschichte". Bei der Stoff aus-