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Ausgabe:

1947

Spalte:

1

Autor/Hrsg.:

Schneider, Carl E.

Titel/Untertitel:

- 10 Oekumenische Verständigung zwischen dem amerikanischen und deutschen Protestantismus Leipzig, 1947

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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR LIC. KURT ALAND, HALLE-BERLIN
NUMMER 1 72. JAHRGANG JULI 1947

Spalte

Oekumenische Verständigung zwischen
dem amerikanischen und deutschen

Protestantismus. Von Carl E. Schneider 1

Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der
byzantinischen Kunstgeschichte während
der letzten 20 Jahre, von Philipp

Schweinfurth.......................... 9

Die Vorlagen zu Luthers Übersetzung des
Neuen Testaments. Von Heinrich Bornkamm
................................ 23

Callewaert: Sacris erndiri (Casel)......... 44

Coornhert: Zedekunst dat is wellevenskunste
(van Rhijn)............................ 38

Diebolder: Wilhelm von Montfort-Feldkirch
(Staehelin) ............................ 34

Oinneken: De Nachvulging van Christiis
(Heussl)............................... 35

Spalte

Heim: Die Königsherrschaft Gottes nach
Texten aus dem Markusevangelium(Fascher) 31

Klostermann: Symeon u. Macarius (Völker) 32

Kullendorff: Textkritische Beiträge zu Vere-
cundus Iuncensis (Altaner).............. 33

Lake: Family 13 (W. Bauer).............. 29

van der Loos: Jezus Messias-Koning (M. Di-
belius)................................ 30

Möhler: Kardinal Bessarion als Theologe,
Humanist und Staatsmann. Bd. 3. Aus Bes-
sarions Gelehrtenkreis (Stupperich)....... 43

Perez de Urbel: San Pablo, Apöstol de las
gentes (Fendt)......................... 30

Portogruaro: Storia dei Cappucini Veneti
(Seppelt).............................. 35

Rusche: Die Eschatologie in der Verkündigung
des schwäbischen und niederrheinischen
Biblizismus des 18. Jahrh. (Stephan) 39

Spalte

van Schelven: Het Calvinlsmegedurendezijn
bloeitijd (O. Weber)..................... 36

Tyciak: Die Mysterien Christi (Stupperich). . 43

Väczy: Die Anfänge der päpstlichen Politik
bei den Slawen (Spuler)................. 42

Zachariades: Tübingen und Konst.antinopel
(Alivisatos)............................ 40

Berichte und Mitteilungen:

Neue Origenes-Funde................... 47

Eine französische Nietzsche-Gesellschaft .. 47
Amerikanische Theologie der Gegenwart .. 48

Zeitschriftenschau: Aus deutschen Zeitschriften
............................. 51

Bibliographie: Theologische Literatur der
Schweiz 1940-1946 .................... 53

Ende 1944 wurde die Theologische Literaturzeitung gezwungen, ihr Erscheinen einzustellen. Dank dem Entgegenkommen
und der Unterstützung der zuständigen Stellen ist es ihr möglicli, jetzt wieder zu erscheinen, und zwar in verstärktem
Umfang und vergrößerter Auflage (monatliche Erscheinungsweise, in Heften von möglichst je 32 Seiten Umfang).
Die Theologische Literaturzeitung wird dabei bemüht sein, nach besten Kräften den ihr in der gegenwärtigen Situation
zufallenden Aufgaben gerecht zu werden. Neben den Buchbesprechungen und zusammenfassenden Sammel- und Leitaufsätzen
bringt sie jetzt auch Aufsätze ohne Rezensionscharakter zu wichtigen Problemen der theologischen Wissenschaft wie
des kirchlichen Lebens. Dabei sollen auch aktuelle theologische und kirchliche Fragen in der Form einer Aussprache behandelt
werden. Der Nachrichtenteil, die Zeitschriftenschau wie die Bibliographie sollen erheblich ausgebaut werden. Bei
allen diesen Absichten n eiden Herausgeber und Verleger der Theologischen Literaturzeitung bemüht sein, die Zeitschrifi
unter Wahrung ihres bisherigen Charakters noch mehr als früher zu einem Bindeglied zwischen der deutschen und internationalen
Theologie zu machen.

Die ausgefallenen Jahrgänge 70 und 71 werden durch ein Gesamtregister über Band 1—69 ersetzt, das sich in
I brbereitung befindet und allen wissenschaftlich Arbeitenden ein erwünschtes Hilfsmittel sein wird.

Redaktion und Verlag der Theologischen Literaturzeitung.

Oekumenische Verständigung zwischen dem amerikanischen und deutschen Protestantismus

Von Carl E. Schneider, Eden Theological Seminary, U.S.A.1

Der Weltprotestantismus rüstet sich zum religiösen Wiederaufbau
des Nachkriegs-Europa. Da stellt sich mit neuer
Eindringlichkeit die Frage nach dem Wesen und der Funktion
der Kirche. Der Wiederaufbau muß nach zwei Seiten hin erfolgen
. Einerseits müssen die dringendsten materiellen Bedürfnisse
befriedigt werden. Andererseits erheben sich geistliche
Ziele und Aufgaben so gewaltig, daß wir mit rein historischen
Erwägungen nicht mehr durchkommen. Bei der Aufgabe und
ihrer Inangriffnahme durch die Kirchen in Europa muß darum
immer unterschieden werden zwischen den soziologischen
Realitäten und den dabei initauftauchenden nicht faßbaren
religiösen Faktoren. Das aber ist unmöglich, ohne daß die
Frage nach der Kirche neu gestellt wird.

I.

Die religiöse Durchführung der europäischen Aufgabe hat
zum Ausgangspunkt ein Verständnis der Kirche, wie es sich
aus dem Neuen Testament ergibt und in der ehrwürdigen alt-
testamentlich-christlicheu Überlieferung begründet ist. Ohne
eine eingehende theologische Interpretation geben zu wollen,
darf mau sagen, daß die Kirche ein Geschenk der Gnade
Gottes ist, ausgerichtet auf die Erlösung des Menschen und
vom Glauben her erkannt als die weltumspannende Gemeinschaft
der Gläubigen, deren mystischen Charakter der Apostel
Paulus als den Leib Christi beschreibt. Zu einem solchen religiösen
Verständnis der Kirche gehören unerläßliche, bestimmte
, absolut gültige Folgerungen und theozentrische Be-

1

gründungen. Wo Christus gegenwärtig ist im Wort, im Sakrament
oder im Geist, da ist Kirche. Sie ist nicht von der Welt.

Die Auffassung von der im Glauben begründeten Kirche
darf aber nicht in einer so überspitzten Weise vertreten
werden, daß darüber die Bedeutung der sozialen Faktoren
übersehen wird. Obschon nicht von der Welt, lebt die Kirche
durchaus doch in der Welt. Die religiöse Gemeinschaft manifestiert
sich in einer areligiösen Umgebung. Und diese doppelte
Perspektive steigert die einzigartige Aufgabe und die schwierige
Sendung der Kirche — namentlich in krisenhaften Zeiten.
So haben sich endlose Spannungen zwischen ihrer religiösen
Zielsetzung und ihrer empirischen Funktion entwickelt. Denn
die Kirche ist augenscheinlich in diesem Sinne niemals ein
Ding an sich, sondern stets auf eine bestimmte soziale und
historische Situation bezogen, in der sie sich auswirken muß2.

') Vgl. den Aufsatz The Ecumenical Rapprochement of American and
German Protestantism, Christendom 11, 1946, 1 des Verfassers, der im Mal
1947 nach zweijährigem Aufenthalt in Europa nach Amerika zurückkehrte.

■) Es ist interessant zu sehen, wie dieser Unterschied in einem der von
den Vereinigten Nationen für die Militärregierung in Deutschland herausgegebenen
Handbücher zum Ausdruck kommt. Es heißt dort, daß „die Protestanten
in Deutschland wie alle andern unterscheiden zwischen der wahren
Kirche, zu der alle Gläubigen gehören, die aber von keinem Menschen wirklich
erschaut werden kann..., und den von Menschen geschaffenen irdischen
Organisationen, die in ihrer Unvollkommenheit die wahre Kirche auf Erden
darstellen ..."

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