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Ausgabe:

1947

Spalte:

43

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Tyciak, Julius

Titel/Untertitel:

Die Mysterien Christi 1947

Rezensent:

Stupperich, Robert

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4.'!

44

Bestrebungen nach Einführung der slawischen Liturgie letztlich
nur in Byzanz, von wo er ausgegangen war. So steht sein
Lehenswerk in einem gewissen Zwielichte.

Abschließend sei hervorgehoben, daß Väczy unsere Muttersprache —
von einigen wenigen Härten abgesehen — meisterhaft handhabt. — Zu
ändern ist: H. Schraeder (S. 26, Anm. 64 und S. 30, Anm. 69) in H. Schaeder
(richtig S. 33, Anm. 77), duxes in duces (S. 12, Z. 9) und Hyppolit (S. 53,
Z. 14 und 21) in Hippolyt.

München, z. Zt. Göttingen Bertold Spuler

Tyciak, Julius: Die Mysterien Christi. Von sakramentaler Wirklichkeit. —
Paderborn: Bonifacius-Druckerei 1943. (167S.) kl.8". RM 3.30.

Der Verfasser, der sich bisher durch seine Forschungen
auf dem Gebiet der ostkirchlichen Theologie und Frömmigkeit
ebenso wie durch seine Unionsarbeit bekannt gemacht hat,
unternimmt in seinem neuen Buch den Versuch, einer zentralen
kirchlichen Gegenwartsaufgabe nachzukommen, nämlich
dem Leser das katholische Sakramentsdogma nahezubringen
. Die Situation kennzeichnet der Verf. mit folgenden
Worten: ,.Heute, wo die reformatorisch bestimmte (Feistigkeit
abklingt, wo die Gefahr eines Einbruchs Unberufener in
die von Gott geheiligten Bereiche des amtlichen Priestertums
nicht mehr bestellt, seitdem die kristallene Glaubensformu-
lierung des tridentiuischen Konzils jede unberechtigte Grenzüberschreitung
verhindert und die leidenschaftlichen (Haubenskämpfe
sich gelegt haben, gewinnen wir für die altchristliche
Wahrheit ein tieferes Verständnis" (S. 113).

Da die Sakramente christozentrisch gedeutet werden
sollen, ist es erklärlich, daß der Verf. i.Tim 3,16 zum Ausgangspunkt
nimmt. „Wir stehen vor der erstaunlichen Tatsache
", schreibt er (S.2), „daß Christus selbst Sakrament genannt
wird". Aus dieser Quelle ergießt sich der siebenfache
Gnadenstrom. Das Inkarnationswunder wirkt in den Sakramenten
ex opere operato nach. Damit ist das objektive Geschehen
aufs stärkste betont, und der Verf. selbst meint, sich
dem Vorwurf der Verdinglichung des Sakraments ausgesetzt
zu haben. Und doch liegt sein eigentliches Anliegen auf der
anderen Seite. Auf S.141L heißt es: „Es ist wohl heute die
Zeit gekommen, wo wir im Begriff sind, den mechanistischen
Amts- und Sakramentsbegriff zu überwinden. Leider war die
Theologie der letzten Jahrhunderte vom mechanistischen Zeitgeist
angegriffen. Wir müssen wieder zu der organischen Theo-
logieauffassung der Väter und des frühen Mittelalters zurück."
Dabei ist es bezeichnend, wie der Verf. die katholische Grundauffassung
mit Anschauungen der morgenländischen Kirche
verbindet, die er immer wieder als Beispiel hinstellt (vgl. S.40,
54, 90L, 99, 110 u.ö.).

Das Bemühen des Verf. muß Anerkennung finden, seine
Darstellung biblisch zu untermauern und besonders bei der
Lehre von der Taufe, Buße und vom allgemeinen Priestertum
evangelische Gedanken zu vermitteln. Der Verf. warnt vor
einer Überbewertung des Amtlichen (S. 59) und gebraucht teilweise
gewagte Formulierungen. Ob ein tieferes Verständnis
gelehrt wird, als es die Reformation lehrte, bleibt freilich zu
entscheiden.

Münster Robert Stupperich

Moliler, Ludwig: Kardinal Bessarion als Theologe, Humanist und
Staatsmann. Bd. 3. Aus Bessarions Gelehrtenkreis. Abhandlungen,

Reden, Briefe von Bessarion, Theodoros Oazes, Michael Apostolios, Andro-
nikos Kallistos, Georgios Trapezuntios, Nlccolo Perotti, Niccolo Cap-
ranica. Paderborn: Ferd. Schöningh 1942. (XII, 649 S.) gr. 8'. - Quellen
und Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte Bd. 27.

Als Ludwig Möhler vor 20 Jahren den i.Band seines
Bessarion-Werkes (Quellen und Forschungen Bd.20) veröffentlichte
, konnte er mit Recht auf die Tatsache hinweisen, daß
zahlreiche neuerschlossene Quellen eine Neubearbeitung der
Bessarion-Biographie gefordert hätten. S.Merkle beanstandete
zwar damals schon, daß die Darstellung der Quellenedition
vorweggenommen wurde, aber Möhler konnte diesen Einwand
mit persönlichen und sachlichen Gründen beantworten.

Die neue Biographie ließ tatsächlich den berühmten Humanisten
und Kirchenpolitiker stellenweis in neuem Lichte
erscheinen. Seine gesamte Wirksamkeit wird aus dem Bestreben
abgeleitet, die organische Einheit der christlichen Kulturwelt
wiederherzustellen. Dieses wesentliche Anliegen will
der Verf. schon aus Bessarions Lebensgang ablesen. Trotz
einiger notwendiger Abstriche ist das von Moliler entworfene
Bild beachtlich. Bessarion soll freilich bei ihm vom Makel des
„konfessionellen Überläufers" befreit werden. Seinen Übertritt
zu den Lateinern sucht er aus Bessarions Grundsatz abzuleiten
, daß mau „um der Wahrheitserforschung willen auf

eigene liebgewordene Ansichten verzichten müßte". In diesem
Lichte wird auch sein Kampf mit Markos Eugenikos und
anderen theologischen Führern der Griechen gesehen. Erst
nach dem Versagen des Bischofs von Ephesos sei Bessarion in
Florenz in den Vordergrund getreten. Möhlers Darstellung umreißt
ebenso den Kampf um das Unionsdekret, als dessen Urheber
Bessarion angesehen werden muß, wie seine ganze spätere
Wirksamkeit als römischer Kardinal und als Haupt der
Humanistenschule. Sie gab auch den Rahmen für die folgenden
Texteditionen ab.

Im 2. Bande seines Werkes brachte Möhler 1927 den griechischen
Text von Bessarions Hauptwerk „In calumniatorem
Piatonis", das bisher nur in seiner lateinischen Fassung bekannt
war. 15 Jahre später ließ er gleichsam als Nachlese den
( Band mit kleinen Beiträgen folgen.

Aus diesem vorliegenden Bande ist besonders die Sammlung
der Briefe Bessarions hervorzuheben, die in dieser Vollständigkeit
zum ersten Mal geboten wird. Daneben sind kleine
Schriften des gelehrten Humanisten selbst und seiner Schüler
und literarischer Gegner zu nennen. Bedauerlicherweise hat
der Hrsg. Bessarions Jugendschriften zurückgestellt. Eher
hätte man auf ein anderes Stück dieser Sammlung, wie z.B.
die Leichenrede auf Bessarion, verzichtet, zumal die Jugend-
schriften für Bessarions angegebene Grundposition wesentlich
sein müssen.

Während die lateinische Fassung der kleinen Schriften
bisher bei Migne zugänglich war, werden wir hier mit dem
griechischen Original bekannt gemacht. Die kritische Bearbei-
tung ist einwandfrei. Was an Handschriften dem Hrsg. bekannt
geworden ist, wurde herangezogen und mit Sorgfalt verarbeitet
. Einige dieser Schriften sind auf diese Weise zum
ersten Mal überhaupt in ihrer ursprünglichen Form faßbar geworden
. Gerade die kleinen Schriften bringen Bessarions Eigenart
zum Ausdruck. Für sie ist seine versöhnende Art in philosophischer
Hinsicht ebenso wie hinsichtlich seiner praktischen
Folgerungen besonders kennzeichnend. Die Übereinstimmung
zwischen Piaton und Aristoteles nachzuweisen, erscheint ihm
ebenso wichtig wie die durch das praktische Leben geforderte
Kinigung der Kirchen.

Außer Bessarions eigenen Schriften enthält dieser Band
zahlreiche Beiträge von seinen Freunden und Gegnern, deren
Kenntnis für die von Bessarion ausgehende Atmosphäre und
allgemein für die Geschichte der italienischen Renaissance
nicht unwichtig ist. Daß es Möhler vergönnt war, sein Lebenswerk
in dieser Weise abzurunden, wird jeder dankbar empfinden,

Münster Robert Stupperich

LITURGIE WISSEN SC HA FT
/ -

Callewaert, C, J.C. D.: Sacris erudiri. Fragmenta liturgica collecta a
monachis Sancti Petri de-Aldenburgo in Steenbrugge ne pereant. Steen-
brugge: Abtei S. Petri de Aldenburgo 1940. XXIII,741 S. gr.8".

Die Benediktiner der Abtei Steenbrugge bei Brügge in
Flandern haben sich ein großes Verdienst erworben, als sie
in einem auch äußerlich sehr ansprechenden Bande die wichtigeren
kleinen Beiträge des führenden flämischen Forschers
C.C. (1866—1943) zur Liturgiegesehichte sammelten, so daß.
man nun neben seinem systematischen Werke „Liturgicae I11-
stitutioues" (ersch. bis III 1; III2 ist druckfertig) die reiche
Ernte eines langen, besonders der Erforschung der abendländisch
-römischen Liturgie gewidmeten Lebens leicht verwerten
kann. Der Titel „Sacris erudiri" war der Wahlspruch
C.s; der römischen Liturgie entnommen, soll er jene Bildung
bezeichnen, die durch den lebendigen Vollzug der heiligen
Handlungen erlangt wird. C. war nicht nur Forscher, sondern
als religiöser Mensch ein Beter und Mitwirker der Liturgie,
was seiner Arbeit eine wohltuende Wärme verleiht; er war
36 Jahre lang Führer des liturg. Kreises in Brügge, außerdem
lange Vorsitzender der seit 1911 sich folgenden „Niederländ.
liturg. Wochen". Seine Arbeiten zeichnen sich aus durch eine
nüchterne und exakte Methode, die gerade durch die Beobachtung
auch der kleinsten Dinge zu sicheren und klaren
Ergebnissen führt. Am wertvollsten sind wohl seine Forschungen
über die spezifisch römische Liturgie, die ja allmählich
sich im ganzen Abeudlande durchsetzte und dalier noch heute
lebendig ist; so diente C.s Lebensarbeit auch der sog. liturg.
Bewegung, deren unbestrittener Führer er für Flandern war,
wo er seit 1903 in Brügge und Löwen als Professor der Liturgiegesehichte
wirkte. Aus seiner Stellung erklärt es sich, daß
die 58 Beiträge dieses Bandes teils in einem leichtverständlichen
Neu-Latein, teils flämisch, teils französisch geschrieben
sind; ein Beitrag ist in die italienische Sprache übersetzt.