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Ausgabe:

1947

Spalte:

36-38

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Schelven, Aart A. van

Titel/Untertitel:

Het Calvinisme gedurende zijn bloeitijd in de 16e en 17e eeuw 1947

Rezensent:

Weber, Otto

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mit König Rudolf von Habsburg und brachten es schließlich
dahin, daß Wilhelm durch ein geistliches Gericht abgesetzt
und vom König in die Reichsacht erklärt wurde. Nach dem
Tode Rudolfs konnte Wilhelm die Abtei zurückgewinnen,
indem er den Bürgern von St. Gallen eine Handfeste bestätigte
. Im Kampf zwischen Adolf von Nassau und Albrecht
von Österreich stellte sich Wilhelm auf die Seite des ersteren;
als aber Albrecht die Krone gewann, geriet er in neue Not.
Am 16. Oktober 1301 kam es endlich zwischen Vertretern
des Abtes und Vertretern des Königs zu einem Friedensschluß
. Aber bereits am 11. Oktober war Wilhelm gestorben;
,,nun hätte ich alle meine Not überwunden; aber nun bin
ich so siech und krank, daß ich es nicht werde aushalten
können", hatte er einige Tage vorher gesprochen.

All diese Vorgänge sind von Diebolder klar und anschaulich
dargestellt.

Basel Ernst Stachelin

Portogruaro, P.Davide M. da, 0. F. M. Cap.: Storia dei Cappucini

Veneti. 1.011 Inizi 1525—1560. Venezia-Mestre: Curia Provinciale dei
FF. MM. Cappucini 1941. XXIV, 394 S. in. Abb. gr. 8°.

Das vorliegende Werk ist der erste Band einer auf sechs
Bände geplanten Geschichte der venetianischen Ordensprovinz
der Kapuziner, zu der noch ergänzend ein Nekrolog und ein
Schriftstellerkatalog der Provinz hinzukommen soll. Auf Grund
eines reichen ungedruckteu Materials aus Archiven und Bibliotheken
, und ausgiebiger Heranziehung der einschlägigen Literatur
wird die Entwicklung der einzelnen Niederlassungen der
Provinz bis 1560 und das Leben einzelner bedeutender Mitglieder
derselben in großer Breite und Ausführlichkeit dargestellt
. Das Werk darf aber über die lokalgeschichtliche Bedeutung
hinaus Anspruch auf Beachtung erheben, nicht nur
weil die venetianische Kapuzinerprovinz eine der ersten,
größten und wichtigsten und die Mutterprovinz mehrerer
anderer gewesen ist, sondern vor allem, weil der Verfasser Veranlassung
hatte, näher auf die neuerdings mehrfach auf Grund
neuer Quellen Publikationen behandelten, aber im einzelnen
noch nicht völlig geklärten Anfänge des Kapuzinerordens einzugehen
, die mit ihren dramatischen Zwischenfällen von eigenartigem
Interesse sind. So befaßt sich der Verfasser ausführlich
mit der Persönlichkeit des Matteo da Bascio, von dem der erste
Anstoß zur Gründung des neuen Ordens ausging, der ihn aber
wieder verließ, und dessen Verhalten bis zu seinem Tode in
Venedig im Jahre 1552 nicht völlig aufgehellte Rätsel aufgibt.
Weiter war über Paolo da Chioggia zu handeln, dem von seinem
ältesten Biographen, dem Musiker und Mathematiker Zarlino
die Initiative zur Gründung des Kapuzinerordens zugeschrieben
wird, was aber, wie zutreffend dargelegt wird, nicht
richtig ist, der aber jedenfalls in den Anfängen des Ordens
eine beträchtliche Rolle gespielt hat. Schließlich mußte auch
die entscheidende Wendung im Lehen des Bernardino Ochino
erörtert werden; denn seine Fastenpredigteu in Venedig im
Jahre 1542 gaben den ersten Anstoß zur Bezweiflung seiner
Rechtgläubigkeit und zu seiner Vorladung nach Rom, durch
die sein Entschluß zum Bruch mit dem Orden und der katholischen
Kirche veranlaßt wurde.

Dem Werk sind ein Urkundenanhang S. 337—385 sowie
Indices beigegeben.

München Franz Xaver Seppelt

De Nachvolging van Christus naar de oudste teksten in de autiientieke
volgorde bewerkt door Jac. van Ginneken S. J. Amsterdam: N.V.Noord-
Hollandsche Uitgevers Maatschappij 1944. 120 S. 8" = Mededeelingen
der Nederlandsclie Akademie van Wetenschappen, Afdcellng Letter-
kunde, Nieuwe Reeks, Deel 7, No. 1. Fl. 2.70.

Diese Veröffentlichung bietet in ihrem Hauptteil (S. 9 —
113) in moderner holländischer Übersetzung die bekannte, gewöhnlich
Thomas von Kempen zugeschriebene Imitatio
Christi. Die Textform, die mit der uns geläufigen nicht einfach
identisch ist, aber auch nicht allzu stark von ihr abweicht,
ist nach dem Herausgeber die älteste erreichbare Gestalt. Und
zwar handelt es sich, wie er in der Einleitung (S. 1—-6) ausführt
, überraschender Weise um Fragmente eines geistlichen
Tagebuches von keinem geringeren als dem bekannten G e e r t
Groote, das dieser niederländisch verfaßt, aber alsbald selber
ins Lateinische übersetzt haben soll; ein Späterer, uns Unbekannter
, hat aus diesem Tagebuch ein in der Gesamtstimmung
wesentlich sanfter gehaltenes Erbauungsbuch gemacht, die
Imitatio Christi. Das i.Buch dieses Erbauungsbuchs umfaßt
die drei ersten Fragmente des Grootschen Tagebuchs, verfaßt
von 1370 ab; das II.Buch enthält das vierte, 1377 und 1378
verfaßte Bruchstück; Buch III, Teil 1 (22 Kapitell entspricht
dem fünften, 1379/83 entstandenen Fragment, Buch III, Teil 2

(26 Kapitel) dem sechsten Fragment, das aus der Zeit des Predigtverbotes
für Groote und seiner Verkennung 1383—84
stammt. Das über die Eucharistie handelnde IV. Buch schließt
drei verschiedene Stücke des Tagebuchs aus sehr verschiedenen
Zeiten zusammen; Groote selbst hat diese Stücke zu
einem kleinen Buch de communione vereinigt.

Angeregt ist van Ginneken durch Paul Hagen (11922
und 1926), der zuerst die Unvereinbarkeit gewisser Abschnitte
der Imitatio Christi mit dem uns bekannten Schrifttum des
Thomas von Kempen behauptet hat. Hagen verfocht aber die
Ansicht, daß Thomas der Redaktor der Imitatio Christi sei,
eine These, die van Ginneken eine Zeitlang für richtig gehalten,
aber jetzt aufgegeben hat. Thomas von Kempen kann nicht
einmal der Redaktor sein, denn bereits rund um 1400 — zu
einer Zeit, da Thomas kaum zwanzig Jahre alt war — fertigte
sich Heinrich von Kalkar vom dritten Buch in dessen späterer
Anordnung eine Abschrift au. — Eine kritische Stellungnahme
zu den Aufstellungen van Ginnekens ist nur dem möglich, dem
die von van Ginneken benutzten Handschriften zugänglich
sind. Man darf gespannt sein, ob die schier endlose Debatte
um Thomas von Kempen als Verfasser der Imitatio Christi
nun ihr Ende finden wird.

Jena Karl Heussl

KIRCH ENGESCHICHTE: NEUZEIT

vanSchelven,A. A.: Het Calvinisme gedurende zijn bloeitijd. 1. Band:
Cieneve-I'rankrijk. Amsterdam: W. ten Have 1943. 352 S. 8''. PL 6.90.

Das vorliegende Werk ist der erste von vier Bänden, in
denen die Geschichte des Calvinismus während des 16. und 17.
Jahrhunderts dargestellt werden soll. Dabei ist, entsprechend
einer weitverbreiteten und auf jeden Fall für den erwähnten
Zeitraum zutreffenden Terminologie, unter Calvinisnius nicht
einfach die reformierte Kirche, sondern zugleich alles das verstanden
, was an ,,philosophischen, sozialen und politischen
Erscheinungen" in geschichtlichem Zusammenhang mit der
kirchlichen Bewegung steht. Ja, dies letztere steht für die
Darstellung völlig im Vordergrund. Kirchen- und Theologie-
geschichte im engereu Sinne werden nur geboten, soweit es
das Verständnis der anderen Erscheinungen erfordert. Unter
diesen Umständen war es von selbst geboten, die Darstellung
regional zu ordnen. Im vorliegenden ersten Bande werden
Genf und Frankreich behandelt, die folgenden Bände sollen
die Niederlande und Deutschland, die übrigen vom Calvinisnius
berührten Gebiete des europäischen Festlandes und endlich
die angelsächsische Welt umfassen. Ein großes Unternehmen
, zu dem die ganze überragende Sachkenntnis des Verfassers
und viel Mut gehört! Das Werk ist in seiner Aufgaben
Stellung ohne Vorbild und verdient schon deshalb besonderes
Interesse. Die dargestellten Tatbestände sind natürlich größtenteils
bekannt. Der Verfasser erwertet umsichtig und mit
der seinem hohen wissenschaftlichen Rang entsprechenden
Selbständigkeit eine ungeheure Literatur, beweist aber auf
Schritt und Tritt seine Fähigkeit, Ergebnisse der bisherigen
Forschung an den Quellen nachzuprüfen, und rückt eine Fülle
von Tatsachen in ein neues Licht. Die Darstellung ist äußerst
lebendig, plastisch, eindrücklich, wenn auch manchmal weniger
straff, als man wohl wünschen möchte.

Ein starkes Drittel des Buches ist Genf gewidmet. Eine
maßgebende Gestaltung des städtischen Lebens durch den
Calvinismus ist erst seit 1555 wahrzunehmen. Sie stellt sich
inhaltlich zunächst als „Bibliokratie" dar, die nicht in der
Nachahmung biblischer Zustände und Institutionen, sondern
im „Rechnen mit biblischen Grundsätzen" besteht. Der ge
läufige Terminus ,,Theokratie" wird mit Recht als ungeeignet
bezeichnet. Es ist von Vorteil, daß der Verfasser aber auch
die innere Problematik seines eigenen Terminus empfindet:
er sieht, daß die Genfer Spannungen zu einem wesentlichen
Teil daher kommen, daß auf der gemeinsamen — ,,bürokratischen
" — Basis nun im einzelnen ausgemacht werden muß,
wer denn nun für diese oder jene Angelegenheit zuständig sei,
der Rat oder die V6n<§rable Compagnie bzw. Calvin. Das ist
aber eine schon aus dem Mittelalter herkommende Problematik
. Die „Bibliokratie" führt auf den verschiedensten Gebieten
zu einer „Puritanisierung" des Lebens— wobei indessen
durch den Verfasser die verbreiteten Übertreibungen mit
Recht zurückgewiesen werden. Politisch hat die Wirksamkeit
Calvins keine Demokratisierung des Genfer Verfassungslebens
mit sich gebracht, sondern vielmehr eine Verstärkung des
aristokratischen, ja oligarchischen Charakters des Stadtstaates.
Wirtschaftlich: es liegt dem Verfasser besonders daran, die
eigentümliche Stellung Calvins zum mittelalterlichen Zinsver