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Ausgabe:

1947

Spalte:

30-31

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Pérez de Urbel, J.

Titel/Untertitel:

San Pablo, Apóstol de las gentes 1947

Rezensent:

Fendt, Leonhard

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Theologische Literaturzeitung 11/47 Nr. 1

30

NEUES TESTAMENT

Lake, Kirsopp and Silva: Family 13 (The Ferrar Oroup). The Text ac-
cordlng to Mark with a Collation of Codex 28 of the Oospels. London: Chri-
stophers; Philadelphia/Pa.: Univ. of Pennsylvania Press 1941. (XII, 161 S.,
2 Tal.) 4" = Studiesand Documents XI.

In diesem Buche setzt Kirsopp Lake in Verbindung mit
Silva Lake seine so überaus förderlichen Studien über die Frühgestalt
des Evangelientextes fort. Frühgestalt, nicht Urgestalt;
denn er ist mit Recht der Überzeugung, daß diese uns wohl
für immer unerreichbar bleiben wird. Es kann sieh nur darum
handeln, gewisse Etappen auf dem Wege zu erhellen, den der
Evangelientext vom dritten Jahrhundert bis zur Erfindung
der Buchdruckerkunst zurückgelegt hat.

Im Jahre 1902 hatte K.Lakes Buch Codex 1 of the Oospels
and its Allies den wichtigen Fund mitgeteilt, daß die Evan-
gelienminuskel 1 mit einigen anderen eine zusammengehörige
Gruppe bilden (Familie 1), die einen besonders altertümlichen
Text bietet.

Die mit Familie 1 nahe verwandte Familie 13, mit der
sich die neue Schrift beschäftigt, war schon lange bekannt
als die Ferrargruppe, den Namen führend nach ihrem Entdecker
, dem Dubliner Philologen W.H. Ferrar (gest. 1871).
Dieser war bei seiner Arbeit freilich auf vier Handschriften
beschränkt gewesen, während unsere Verf. ihrer neun gebrauchen
konnten und sogar noch von einer zehnten wußten,
die in den Wirren des ersten Weltkrieges in Verlust geraten
war.

Die wissenschaftliche Bemühung um die Ferrargruppe
hat eine wechselvolle Geschichte, die im ersten Kapitel der
Introduction dargestellt wird. Nicht nur wuchs der Bestand
der hierher gehörigen Einheiten immer mehr an. 1886 gelang
J.P.Martin die Feststellung, daß die Ferrarmanuskripte aus
Süditalien stammten. j<»<>7 trat Hermann v. Soden mit dem
Nachweis hervor, daß sie bei näherem Zusehen keineswegs
eine vollkommene Einheit bildeten, sondern sich in drei Untergruppen
aufspalteten, die auf einen gemeinsamen Ahnen zurückführten
.

v. Soden sah in der Ferrargruppe einen der besten Zeugen
für seinen I-Text. Und von diesem wiederum glaubte B.H.
Streeter auf Grund des Studiums des Markusevangeliums, es
wäre jener Text gewesen, den Origcnes im palästinischen Caesarea
vorfand (1924). Doch stellte sich bald heraus, daß dies
nicht ganz zutreffend war. K.P. Blake nämlich brachte heraus,
daß der Text von Caesarea aufs engste mit der Vorlage der
georgischen Übersetzung zusammengehöre; und gemeinsame
Arbeit mit K. und S.Lake ergab, daß die Handschriften 9,
565, 700 ein gleich nahes Verhältnis wie sie zu den dem Mk.
entnommenen Anführungen des, in Caesarea schriftstellerisch
tätigen, Origcnes und des Eusebius von Caesarea aufwiesen.
Die Ferrargruppe (------ Fam.13) gehört ebenso wie Fam.i, die

Großschrift W und die Minuskel 28 wohl auch hierher, jedoch
in weiterem Abstand.

Die Frage, wie sich das erkläre, beantwortete 1933 F.Ke-
nyons Veröffentlichung des ehester Beatty Pap. 45, der im
Markusevangelium den zuletzt genannten Zeugen in höherem
Maße glich, als den Repräsentanten der durch Origenes und
Eusebius für Caesarea festgelegten Gestalt des Mk. Der ehester
Beatty Pap. 45 aber ist älter als Origenes und darf mit Zuversicht
für Ägypten in Anspruch genommen werden.

Der Sachverhalt scheint also folgender zu sein: Pap.45,
sowie W, Farn. 1, Farn. 13 und 28 geben den alten ägyptischen
Text wieder, den Origenes nach Caesarea mitbrachte, und der
dann dort durch Bearbeitung die Form annahm, auf die das
gemeinsame Zeugnis der georgischen Übersetzung, der Handschriften
<•>, 565, 700 und der Zitate bei Origenes und Eue-
bius führen. , ,

Um den Tatbestand im einzelnen genau zu ermitteln und
gegen jede Vergewaltigung sicherzustellen, erwies sich eine
Sonderausgabe der Familie 13 als notwendig, die das vorliegende
Buch für das Markusevangeliuni bietet. Der Text ist
in seiner Urform rekonstruiert, und im Apparat kommen die
Varianten ausführlich zu Wort. Angeschlossen sind eine neue
Kollation der Evangelienminuskel 28 für alle Evangelien, sowie
eine solche für Mk. in den Kodd. 174 und 124, die beide
zur Untergruppe b der Farn. 13 gehören, von denen aber 174
für Mk. eine besondere Stellung einnimmt.

Doch vor Text und Apparat schieben sich noch einige
zusammenhängende Darlegungen ein. Von Kap. 1 der Introduction
haben wir schon gehört. Kap, 2 führt die Handschriften
der Farn. 13 vor und schildert ihre Schicksale. Kap. 3 berichtet
, wie ihr Stammbaum ermittelt wurde und wie er aller

Wahrscheinlichkeit nach aussieht. Kap. 4 zdgt an einzelnen
Beispielen die besonderen Schwierigkeiten, die der Feststellung
der Urgestalt entgegenstehen. Sie bedingen für die Entscheidung
gewisse Unsicherheiten. Das Kap. endlich handelt
von Zeit und Herkunft der zur Familie^ gehörigen Manuskripte
.

Das Ganze macht, wie zu erwarten, einen überaus soliden
Eindruck und hat ja auch lange genug zur Reife gebraucht.
Der Grad der Sicherheit, den die Verf. für ihre Feststellungen
in Anspruch nehmen, überträgt sich auf die Leser, unter denen
es kaum einen geben dürfte, der in gleichem Maße mit den
Dingen vertraut und somit zu einer wirklichen Kritik berufen
wäre. Aber auch der minder Unterrichtete wird durch das,
was ihm hier nahegebracht wird, stark gefesselt sein und sich
darauf freuen, den Verf. bei ihrer schwierigen und sicher entsagungsvollen
aber auch so ergiebigen Arbeit wieder zu begegnen
.

Göttingen w. Bauer

Van der LOOS, Hendrik: JezilS Messias-Koning. Een speciaal onderzoek
naar de vraag of Jezus van Nazaret politieke bedoeiingen heeft nagestreefd.
Academisch Proefschrift Utrecht. — Assen, van Gorkum &Comp. (G. A. Hak
& H.J.Prakke.) 1942. (279 S.) 8".

Eine Dissertation, die sich mit der immer einmal wieder
gestellten Frage befaßt, ob Jesus politische Ziele gehabt habe,
kann nach den Hypothesen von Eisler als wünschenswert erscheinen
. Aber die besondere Schwierigkeit für eine Anfänger-
Arbeit liegt auf der Hand. Das Thema zwingt den Verfasser,
viele schwierige Probleme der Leben-Jesu-Forschung anzuschneiden
, ohne daß er die Möglichkeit hat, sie im Rahmen
einer Dissertation grundlegend zu behandeln. Der Verf. hat
sich denn auch bei einer ganzen Anzahl dieser Fragen mit der
Feststellung begnügt, daß politische Bestrebungen Jesu auf
keinen Fall festzustellen seien. So werden die Problem-Komplexe
Messiasgeheimnis, Versuchung, nichtchristliche Berichte
über Jesus und manche andere behandelt, ohne daß die Sache
wirklich abgehandelt wird. Vielfach beschränkt sich der Verf.
auch darauf, gegenüber neueren Versuchen von Eisler, Klausner
, aber auch von Ed. Meyer, Rudolf Otto und von den „Es-
chatologeu", ältere Positionen wieder herzustellen.

Bei der Behandlung des Themas „Reich Gottes" verbaut
er sich m.E. den Weg zu fruchtbarer Untersuchung durch die
von vornherein vorgetragene Annahme, Jesus habe den Begriff
Reich Gottes in einen anderen Sinn gefaßt als die Juden
damit verbanden. Das ist eben die Frage! Kein Zweifel, daß
Jesus seine Hörer auf einen anderen Weg führt — aber eine
Umdeutung des Begriffs ist in keinem Jesus-Wort ausdrücklich
proklamiert.

Ich nenne noch einige Lösungsversuche besonderer Art.
Der Täufer soll nach van der Loos Jesus für den Messias gehalten
, aber doch von ihm ein Auftreten im Sinn der herrschenden
Messias-Erwartung gewünscht haben. — Menschen-
Sohn hat immer Beziehungen zur Macht Jesu (gegen Schweitzers
eschatologischc und Ottos Deutung auf das Leiden). —
Im Zinsgroschcn-Wort wird das Recht des Kaisers anerkannt,
der politische Messiasbegriff verworfen. — Bei der Stelle von
den zwei Schwertern wird aller Nachdruck auf das Zitat
Jes. 53 gelegt, nach dem Jesus „unter die Übeltäter gerechnet
werden" soll. Zu einem Übeltäter, der sein eigenes Recht
sucht, gehöre ein Schwert. Ist es nicht viel nahe liegender
anzunehmen, daß Lukas ein überliefertes eschatologisches
Wort Jesu — „wer nichts hat, verkaufe seinen Mantel und
kaufe ein Schwert" — dialogisiert hat, um eine glaubhafte
Einführung für den Schwertschlag wider den Knecht des
Hohepriesters zu schaffen ?

Der Verf. hat viel Literatur benutzt. Aber es ist mir aufgefallen
, daß einiges Wichtige fehlt, so Jean Herings Buch
über das Reich Gottes, Lohmeyers über den Täufer; auch die
hypothesenreiche Schrift des Amerikaners Victor E.Harlow,
Jesus' Jerusalem Expedition (Oklahoma City 1936) wäre besonders
für dieses Thema von Belang gewesen.

Heidelberg Martin Dibellus

Pe"rez de Urbel, j.: San Pablo, Apöstol de las gentes. Madrid: Fax

1941. 346 S. kl. 8". Pes. 12.—.

Der Verfasser dieses Buches verfolgt mit seinem Werke
einen dreifachen Zweck. Die Hauptsache ist ihm, der Jugend
seines Landes ein aufrüttelndes und begeisterndes Leben Pauli
vor die Augen zu malen. Dazu kommt die Absicht, die Pauluszitate
der liturgischen Texte, über deren Dunkelheit, ja Un-
verständlichkeit er die Freunde klagen hört, durch Einbau in
das Paulus-Leben verständlich zu machen. Und schließlich lag
dem Verfasser auch das am Herzen, gegen die „psychologi-