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Ausgabe:

1947 Nr. 5

Spalte:

277-278

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Lauha, Aarre

Titel/Untertitel:

Zaphon 1947

Rezensent:

Noth, Martin

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Seite 1

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277

Theologische Literaturzeitung 1947 Nr. 5

278

arabischen, die nichts anderes als Varianten der ursprünglich
beduinischen Jinn's sind, jedoch erfuhr auch ihre Natur unter
dem Einfluß des neuen Milieus wieder einen gewissen Wandel.
Bad Oodesberg W. Kirfel

Machek, Vaclav: Name und Herkunft des Gottes Indra. Sonderabdmck

aus: Archiv Orientälnf. Jg. 12, Nr. 3/4 (1941), S. 143—145. gr. 8«.

Von den vedischen Götternamen hat wohl kaum einer
seiner etymologischen Erklärung solche Schwierigkeiten bereitet
wie gerade der des Götterkönigs Indra, der „mehrere
charakteristische Züge in sich vereinigt". Und tatsächlich
haben alle bisherigen Versuche, den Namen KU deuten, etwas
Unbefriedigendes. In dem vorliegenden Aufsatze stellt der
Verf. all diese Erklärungsversuche zusammen und diskutiert
ihre Gültigkeit, und damit hat er sich unstreitig um die Erforschung
der vedischen Religion schon ein Verdienst erworben.
Schließlich schlägt er S. 147 eine neue Erklärung des Namens
vor, die an „die alte Etymologie Roth's (P.W. s. v.)" anknüpft
und denselben mit slav. jedr, d. i. etwa „kräftig, stark", in
Verbindung bringt. Das Wort Indra würde demnach also „der
Starke" bedeuten, ein Sinn, der ja auch durch „seine Epitheta
sakra-, satakratu u. a." zum Ausdruck kommt. Seinen neuen
Deutungsvorschlag schränkt der Verf. allerdings mit der Bemerkung
ein, daß die Sprachwissenschaft „natürlich das Wort
ausführlich zu erklären" habe, „und zwar so, daß die Erklärung
sowohl dem indischen, als auch dem slawischen Worte Genüge"
leiste. Zusammenfassend bezeichnet er schließlich das Wort
Indra als „ein Adjektivum indo-europäischer (ursprachlicher)
Herkunft" mit der Bedeutung „stark, kräftig".

Doch dann macht Machek einen Sprung und erklärt das
adjektivische Wort Indra als „eine Ersatzbenennung" für den
alten Ilimmclsgott Dyaus-Zeus-Diespiter, die „mit der Zeit
selbst zum alleinigen Namen" geworden sei. Zur Stützung dieser
Annahme beruft ersieh u. a. auf Äußerungen Benfeys, Breals,
Ludwigs und Max Müllers, dahin lautend, „daß Indra den
Dyaus überdeckt oder verdrängt habe". Daß „Indra auch
einige bei Zeus nicht vorhandene Eigenschaften" besitzt, sucht
er dadurch zu erklären, „daß eine genaue detaillierte und endgültig
festlegende Anthropomorphisierung Indras erst nach der
Trennung der Arier von den übrigen Indoeuropäern erfolgt"
sei. Trotz allem herangezogenen Beweismaterial ist die These
einer Gleichung Indra-Dyaus nicht bewiesen und vielleicht
aucn nie beweisbar. Der historische Indra und der historische
Zeus sind eben komplexe Gestalten, die offenbar Züge verschiedener
Provenienz in sich vereinen. Nichtsdestoweniger
verdient die vorliegende Abhandlung Beachtung, insofern sie
die Mannigfaltigkeit und Schwierigkeit eines etymologischen
Problems zeigt, das nicht nur für die Beurteilung der vedischen
Religion, sondern sogar für die Geschichte der ganzen indo-
arischon Kultur von grundlegender Bedeutung ist.
" Bad Godesberg W. Kirfel

ALTES TESTAMENT

I- a U h a, Aarre: Zaphon. Der Norden'und die Nordvölker im Alten Testament.
Helsinki 1943. 96 S. gr.8« « Annales Academiae Scient. Fennicae, B XLIX, 2.
Der Verf. hat sich die zweifellos dankbare Aufgabe gestellt
, die im Alten Testament mit dem Norden als Himmelsrichtung
und Erdscheibensektor verknüpften Vorstellungen
monographisch zu untersuchen. Nach einem einleitenden Abschnitt
über die hebräischen Worte für „Norden", der die
Frage der Erklärung von säphön offen läßt, werden zunächst
die alttestamentlichen Angaben über die im Norden wohnenden
Völker und Stämme erörtert. Dieser Abschnitt ist der am
wenigsten befriedigende der ganzen Arbeit, weil der Verf. mit
den Einzelheiten der historisch-geographischen Verhältnisse
Syriens nicht so recht vertraut ist und weil er weiter die Völkertafel
Gen. 10, deren Japhetitenteil er in diesem Zusammenhang
genauer bespricht, weder literarisch noch nach den für
sie bzw. ihre verschiedenen Schichten beherrschenden Gesichtspunkten
analysiert. Das Schwergewicht der Arbeit liegt
freilich erst auf den nunfolgenden Abschnitten. Unter der Überschrift
„Der heilige Norden" werden die verhältnismäßig
wenigen und späten Stellen des Alten Testaments besprochen,
die vom Norden als Gottessitz und Mittelpunkt der Welt
sprechen, und gewiß zutreffend als Spuren einer Übernahme
altorientalischen mythologischen und kosmologischen Vorstellungsgutes
erklärt. Im Unterschied davon erscheint „der
unheildrohende Norden" als ein in seiner vorliegenden Ausprägung
dem Alten Testament und speziell der alttestamentlichen
Prophctie eigener Gedanke. Im einzelnen werden in
chronologischer Folge die Prophetenstellen besprochen, die

von einem „Feind aus dem Norden" reden oder zu reden
scheinen. In dem Schlußabschnitt über „den Ursprung der alt-
testamentlichen Vorstellungen vom Norden" wird für diese
Vorstellung vom „Feind aus dem Norden" einerseits die Herleitung
aus dem altorientalischen kosmologischen Gedanken
vom Norden als dem Bereich der Unterwelt abgelehnt, da sachliche
Beziehungen dazu im einzelnen in der Tat nicht nachweisbar
sind, andrerseits aber auch die Erklärung aus zeitgenössischen
geschichtlichen Vorgängen, da geeignete Vorgänge
nicht aufzuzeigen seien. Vielmehr sieht der Verf. — und das
ist das eigentliche Ziel und die originelle These seiner Arbeit —
in der Vorstellung vom „Feind aus dem Norden" eine Weiterentwicklung
und jeweils neue Vergegenwärtigung der Uberlieferung
von dem „Seevölker"-Einbruch um 1200 v Chr

Die Beweisgrundlage für diese These freilich ist fragwürdig
. Der Verf. geht von der Behauptung aus, daß der „Feind
aus dem Norden" zu dem von den Propheten bereits überkommenen
„eschatologischen Begriffsvorrat" (S. 58) gehöre
daß er einen schon vor den Propheten „fertigen, feststehenden
Typus des Unheilbringers im israelitischen eschatologischen
Denken" (S. 72) darstelle. Nicht zufällig wird Greßmanus
Messias in der Arbeit besonders häufig zitiert. Daher müsse
der Ursprung dieser Vorstellung in sehr alter Zeit gesucht
werden. Gerade das aber ergibt sich aus der Analyse der vom
Verf. herangezogenen Prophetenstellen nicht. Bei genauem Zusehen
zeigt sich nämlich, daß Arnos (5, 27; die Stelle 6, 14
sollte als mindestens mehrdeutig besser außer Betracht bleiben)
und Jesaja in Wirklichkeit offenbar die von Norden her andringende
zeitgenössische assyrische Macht im Auge haben,
daß auf der anderen Seite Micha, Zephanja und — wenn man
ihn in diesen Zusammenhang stellen will — Habakuk über die
Augriffsrichtung des drohenden Feindes überhaupt nichts aussagen
(die Angabe Hab. 1, 9 scheint eher gegen den Norden
als Ausgangspunkt zu sprechen). Erstmalig bei Jeremia läßt
sich der geheimnisvoll und schrecklich drohende „Feind aus
dem Norden" positiv nachweisen. Statt mit einem unbewiesenen
Element eines altüberlieferten „eschatologischen Begriffsvorrats
" von vornherein zu arbeiten, wäre nach dem
Textbefund sachgemäß vielmehr die Frage zu stellen, wie das
Auftauchen des „unheildrohenden Nordens" erst — soviel wir
sehen — bei Jeremia zu erklären sei; und von da aus würde
wahrscheinlich auch die Antwort auf die so gestellte Frage
anders lauten, als der Verf. sie gibt.

Bonn Martin Not Ii

Eising, Hermann, Dr. theoi.: Formgeschichtliche Untersuchung zur

Jakobserzählung der Genesis. Emsdetten: Heinr. u. J. Leclite 1040.
XVII, 457 S. gr. 8". RM 20.—.

Diese umfangreiche Untersuchung über die zweite Hälfte
der Genesiserzählung setzt sich zum Ziel, die formgeschichtliche
Methode zur Aufhellung der literarischen Struktur der
Jakobs- und Josephsgeschichte in sorgsamer Einzelunter-
suchung anzuwenden und durch möglichst konseqileute Durchführung
der formgeschichtlichen Prinzipien über die Mängel
der Quellenhypothese hinaus und zu einem organischeren Verständnis
der ganzen Erzählungsreihe zu gelangen. Einleitend
skizziert der Vf. die Aufgabe und den dabei einzuschlagenden
Weg, wobei er die formgeschichtliche Forschung in völliger Selbständigkeit
gegenüber Literarkritik und religionsgeschicht-
licher Methode anwenden möchte und sie auch streng von der
Aufgabe der historisch-kritischen Forschung abgrenzt. Dann
breitet er auf fast 400 Seiten die eindringende Untersuchung
von Gen. 25—50 vor uns aus, die bei jeder Einzelerzählung die
Personen, das Ziel der Handlung, den szenischen Aufbau und
den Stil einer genauen Betrachtung unterzieht, um am Schiuli
jedes größeren Abschnitts eine Zusammenfassung der Ergebnisse
zu bieten. Dabeifällt der Hauptnachdruck auf den Jakob-
Esau-Laban-Komplex, der drei Viertel des Ganzen in Anspruch
nimmt, während die Josephgeschichte mehr in großen
Zügen und unter dem Gesichtspunkt der Bedeutung Jakobs
in diesem Teil der Genesis behandelt wird. Der Vf. stellt nicht
geringe Anforderungen an das willige Mitgehen des Lesers,
doch versteht er es ausgezeichnet, die Probleme der Formgeschichte
am Einzelbeispiel zu entwickeln und in flüssiger
Darstellung nahe zu bringen, so daß man seiner Darstellung
mit wachsender Spannung folgt. Die sorgsame Durchforschung
des Textes, die liebevolle Versenkung in alle Einzelheiten verbunden
mit einem offenen Blick für die Mängel in Formung
und Verbindung der einzelnen Szenen und mit einem wohl abgewogenen
Urteil, das sich von allen Übertreibungen fern hält,
lassen auch den kritischen Leser mit Zutrauen dem Gang dieser
soliden Arbeit folgen und die Förderung des Verständnisses der
ganzen Erzählungsart der Vätersagen dankbar annehmen, die
ihm hier angeboten wird. Das Ergebnis der Untersuchung, da«