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Ausgabe:

1944

Spalte:

182-184

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Schleiermacher, Friedrich

Titel/Untertitel:

Friedrich Schleiermachers Dialektik 1944

Rezensent:

Mulert, Hermann

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Theologische Literaturzeitung 1944 Nr. 7/8

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•für den praktischen Gebrauch eingerichtet: mit Format, Umfang
und Einband, wie mit der Anordnung (Text und BMd einander
gegenüber) und der Beigabe einer geographischen Karle und eines
Verzeichnisses von Fachausdrücken. Ein jedes Bauwerk erscheint
im Bilde, auch in mehreren, in durchweg ausgezeichneten Aufnahmen
(die meisten aus dem Marburger kunstgeschichtlichcn Seminar
die anderen aus französischen Quellen). Der Vf. stellt eine knappe
baugeschichtliche Übersicht nach Landschaften voraus und gibt zu
einer jeden Kathedrale die einzelnen Baudaten, die eingehende Beschreibung
von Grundriß und Aufbau, vom Äußern und Innern
sowie eine Kennzeichnung ihrer Besonderheit, auch ihrer Lage,
und — in der Nähe wie der Ferne — ihrer kunstgeschichtlichcn Zugehörigkeit
. Es begreift sich, daß fast nur das Architektonische
einbezogen ist; die Denkmäler der Plastik und der Glasmalerei
sind ja beinahe alle geborgen. Für das wenige Sichtbare wären
statt der allgemeinen Angaben sachlich bestimmte willkommen. Also
2. B. in Bourges: „Tore mit typischer Dekoration" — worin besteht
diese? Oder bei Amiens: „Die übliche Königsgalerie" — was
stellt sie dar und wo ist sie „üblich"? Dieser, die Patrozinien einschließende
Wunsch, die sachlichen Inhalte zu ihrem Rechte kommen
zu lassen, was jetzt auch die deutsche kunstgeschichtliche Betrachtung
endlich wieder so wie es nötig ist, zu beachten beginnt,
steht im Zusammenhange mit dem andern: gerade bei diesen Groß-
werken des Mittelalters, in denen sich die konzentrierende Tendenz
und Kraft des französischen Geistes in überwältigender Wirkung sichtbar
darstellt, der Oeistesgescbichte, zumal der religiös-kirchlichen,
den ihr gehörenden Anteil, wenigstens in ausreichenden Fingerzeigen
zu erkennen. Der strahlende Glanz dieser Denkmale erhält dann erst
sein volles Licht, wenn sie von diesen Lichtquellen umfaßt werden.
Halle a. S. Johannes F ick er t

Hasse, Max: Der Flügelaltar. |Diss.l Dresden: Dittert 8t Co. 1941.
(143 S.) 8°. RM 2.40.

Der Titel ist tinvollständig: es wird „der Flügelaltar in der
deutschen Kunst" behandelt. Nachdem in einer Einleitung die
„Voraussetzungen" für die Aufstellung von geschnitzten und
gemaKen Bildern auf dem Altar der christlichen Kirche kurz
überblickt sind, stellt der Verfasser die Anfänge des Flügelaltars
als Kunstform im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert
dar, geht dann zu den geschnitzten und gemalten
Altartafeln dieser Zeit über und verfolgt die Entwicklung
weiter über die großartigen Leistungen der deutschen Schnitzer-
und Malerwerkstätten des fünfzehnten Jahrhunderts bis zu
ihrem jähen Ende im Rcformations-Zeitalter. Der Schluß bringt
eine Charakterisierung der deutschen Kunstlandschaften in Je i
letzten Jahrzehnten vor der Reformation.

Der Verfasser hat mit großem Fleiß und gutem Überblick
und Urteil das riesige Material durchgearbeitet und damit dem,
der sich auf diesem Gebiet orientieren will, nützliche Vorarbeit

feieistet. Was zur Kritik zu sagen wäre, sagt er selbst in der
urzen Vorbemerkung. Das Thema ist zu bedeutend für eine
Dissertation. Der Stil einer solchen und der Charakter der
Erstlingsarbeit führen notwendig dazu, daß zuviel in den
Rahmen der knappen Ausführungen gepreßt werden muß und
dabei einerseits das Einzelne sich nicht entfalten kann, andererseits
die großen Linien der Oesamtdarstellung nicht klar
genug heraustreten. Virtuell ist aber beides vorhanden — so
wäre zu wünschen, daß der Verfasser später Gelegenheit erhält
, in einem größeren Abbildungswerk die Geschichte des
Flügelaltars in Deutschland so zu behandeln, daß Entstehung,
Entfaltung und Ende dieser für die Kunst wie für das religiöse
Leben gleich bedeutungsvollen Erscheinung anschaulich
werden und die landschaftliche Differenzierung in ihrer tieferen
Notwendigkeit erkennbar wird.

Köln-Klettenberg " Otto H. Förster

Otto-Dorn, Katharina: Das islamische Iznik. Mit einem quellcn-
kundlichen Beitrag von Robert Anhegger. Berlin: Dt. Archäol. Institut
1941. (XVI, 209 S., 52 Taf., 58 Textabb., 1 Plan.) 4° = Istanbuler
Forschungen. Bd. 13.
Nach Fertigstellung der von H. Lietzmann angeregten
Aufnahme der Landmauer von Konstantinopel entschloß sich die
Abteilung Istanbul des Deutschen Archäologischen Instituts
die nächstbedeutende und ähnlich gut erhaltene Stadtbefestigung
von Iznik aufzunehmen. Im J. 1935 schloß sich die
Verf. den mit den abschließenden Arbeiten beschäftigten Herren
A. M. Schneider und W. Karnapp an, um, von ihnen unterstützt
, im Auftrag des Instituts in diesem und im folgenden
Jahre die islamischen Denkmäler der Stadt zu untersuchen; die
Bearbeitung der zum Teil nur in Skizzen und Notizen vorliegenden
Pläne übernahm der vielfach bewährte Referent der
Zweigstelle Istanbul, R. Naumann. Dankenswerter Weise entschloß
sich O.-D. trotz der Erschwerungen, welche die Zeit-
verhäitnisse schon der letzten Vervollständigung der Aufnah-

i men wie auch der schließlichen Ausarbeitung entgegenstellten,
die Veröffentlichung nicht länger aufzuschieben.

Nach einem einleitenden Überblick über die Geschichte

; der Stadt seit der osmanischen Eroberung am 2. März 1331

— die seldschukkische Besetzung zwischen 1080 und ca. 1105
(beachte den Nachtrag auf S. 208!) bildet nur eine Episode,
die in der monumentalen Überlieferung der Stadt außer einigen

I Grabsteinen keine erkennbaren Spuren hinterlassen hat —
| werden im 1. Hauptteil die frühosmanisehen Baudenkmäler be-
| handelt, für uns besonders erwünscht, weil bisher nur für einen
) kleinen Teil derselben ein kurzer Aufsatz von C. Ourlitt
(Oriental. Archiv 3, 1912/13, 49—60 mit 34 Abb. im Text
j und auf Tafeln) zu Gebote stand, der bloß skizzenhaften
Charakter hatte, da G. seine Aufnahmen ohne besondere
Vorbereitung und Ausrüstung und unter mancherlei Hindernissen
gemacht hatte; deshalb muß auch die Verf. einzelne
FlüchtigKeitsversehen in seinen Angaben und Zeichnungen verbessern
, ohne diese völlig entbehrlich machen zu können, da
I manche Abbildungen und Zeichnungen einen besseren Erhaltungszustand
veranschaulichen. Die osmanischc Bautätigkeit
setzt unmittelbar nach der Eroberung ein und dauert bis
gegen die Mitte des 15. Jh. fort, wo Konstantinopel als neue
Hauptstadt alle Kräfte an sich zog. An erster Stelle steht die
Umwandlung der christlichen Hauptkirche der göttlichen Weisheit
, in der das bilderfreundliche Konzil des J. 787 getagt
hatte, in eine Moschee trotz ihrer geringen Eignung für diesen
Zweck, da sie als geostete Pfeilerbasilika das Mihrab In der sö.
Ecke des Seitenschiffes erhalten mußte. Es folgen acht weitere
Moscheen, darunter als schönste die Grüne Moschee (Yesil
Cami) 1387/91, Wohltätigkeitsanstalten (Imaret), Einsiedlcrzcl-
len (Zawije, entsprechend dem griech. Kalybe), Klöster (Tekke,
entsprechend dem griech. Koinobion), Rechts- und Gelehrten-
schulen in Verbindung mit Privatmoscheen (Medresse), Grabbauten
(Türbe) und Badeanstalten für Männer und Frauen
(Hamnratn); von den zweifellos einst vorhandenen Palästen

— Nikaia-Izuik war in spätbyzantinischer und frühosmanischer
Zeit vorübergehend Residenz — ist nichts über dem Boden erhalten
. Die Wichtigkeit der vorgeführten Baudenkmäler liegt
darin, daß sie in fast allen Gattungen die ältesten erhaltenen
Vertreter der osmanischen Baukunst darstellen, die deren bau«
geschichtliche Eigenart im Verhältnis zu der auf sie einwirkenden
seldschukkischen und byzantinischen Tradition bereits in
klaren Zügen ausprägen, wie die Verf. am Schluß der Einzel-
untersuchungen noch einmal zusammenfassend darlegt.

Der 2. Hauptteiil gilt Untersuchungen zur Iznikkcramik. Wie
Nikaia eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste Zentrum
der spätbyzantinischen Seidenweberei geworden war, so wurde Iznik
zweifellos für lange Zeit die bedeutendste Fertigungsstätte kunstvoll
dekorierter türkischer Keramik. Vor allem geht die umfangreichste
dazu gehörige Gruppe, die lange Zeit fälschlich sogenannte „Rhodosware
", in Wirklichkeit auf Iznik zurück und es hätte darauf hingewiesen
werden dürfen, daß der entscheidende Ans'oß für die Durchsetzung
der richtigen Erkenntnis von O. von Falke ausgegangen
ist. Die Verf., die diesem Teil ihrer Arbeit sichtliche Liebe zuwendet
und die einzelnen Typen nach Form, Farbe und Dekor genau
charakterisiert, greift dabei über den Rahmen des Themas hinaus,
indem sie auch anderwärts, besonders in Istanbul, erhaltene Denkmäler
und den gesamten Ablauf der Entwicklung, auch wo er sich sicher
nicht mehr in Iznik vollzieht, in ihre Untersuchungen und Abbildungen
einbegreift; über das gleiche Oebiet reicht auch der
wertvolle Beitrag von R. Anhegger: Quellen zur osmanischen Keramik.
Beachtenswert ist der Hinweis darauf, daß sichere Anhaltspunkte dafür
gegeben sind, daß die byzantinische Keramik der islamischen am
Orte selbst vorausging und die islamische zunächst an die byzantinische
anknüpfte, ferner daß die Frage der Fabrikationsorte der
islamischen Keramik nur durch umfassende, auf diesen Zweck ausgerichtete
Grabungen endgültig gelöst werden kann; wann solche
Grabungen einmal möglich sein werden, ist nicht abzusehen, was an
Vorarbeit einstweilen geleistet werden kann, ist hier in umsichtiger
Weise geschehen.

Prag E. Weigand

PHILOSOPHIE UND RELIGIONSPHILOSOPHIE

Schleiermacher, Friedrich: Dialektik. Im Anftr. d. Preuß. Akad.

d. Wiss. auf Grund bisher unveröff. Mat. hrsg, v. Rudolf Odebrecht'

Leipzig: J. C. Hinrichs 1942. XXXIX. 550 S. 8°.
Baur, das spätere Haupt der Tübinger Schule, und andre-
Zeitgenossen Schleiermachers haben dessen Theologie, dem
Geist jener idealistisch-spekulativen Zeit entsprechend, ccesent-