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Ausgabe:

1944

Spalte:

167

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Hajabáts, Márta

Titel/Untertitel:

Árpádházi szent Erzsébet hagyománya a német irodalomban 1944

Rezensent:

Rost, Leonhard

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Ifi7

Theologische Literaturzeitung 1944 Nr. 7/8

168

lung zu einem um die Wahl des Erzbischofs von Uppsala i
ausgebrochenen Streit, in dem die Interessen des dänischen
Königs und diejenigen des Domkapitels zu Uppsala einander I
gegenüberstanden, und verfocht hierbei stark die Rechte der j
Kirche. Nach dem Bruch zwischen Papst und Konzil und der
Auflösung des letzteren hielt die dänische Kirche auch weiterhin
eine Zeit lang — bis 1443 — am Konziliarismus fest und |
pflegte keine näheren Beziehungen zur Kurie. Besonders wäh- I
rend der Herrschaft des energischen Erzbischofs Laxmand kam !
die Stellung Dänemarks derjenigen eines ,,nationalen Kirchen- j
Staates" nahe. Auch von diesen Jahren liegt eine Sammlung
kirchlicher Statuten vor, die Lindhardt ebenfalls durchgearbeitet
hat. Es sind die Aarhus-Statuten des Bischofs Stygge. In
noch höherem Maß als die Kopenhagener Statuten sind diese I
jedoch von älteren Vorbildern abhängig. In den liturgischen
Teilen befolgen sie im wesentlichen die Konstitutionen des 1
Pariser Bischofs Odo, was auch im einzelnen vom Verfasser |
nachgewiesen wird. Einflüsse vom Konzil in Basel sind dagegen
in den Aarhus-Statuten nicht nachzuweisen.

Lindhardts Studien kommen somit im Bezug auf die Bedeutung
der Konzile zu Konstanz und Basel für Dänemark im j
großen und ganzen zu einem negativen Ergebnis. (Mit Pisa
hat er sich nicht beschäftigt). Da er in seiner Arbeit besonderen
Wert auf die Untersuchung der Kopenhagener und Aarhus-
Statuten legt, wäre zu fragen, ob wirklich der Titel „Danmark
og Reformkoncilierne" dem Inhalt seines Buches ganz entspräche
. Lindhardts Untersuchung ist jedoch mit Fleiß durchgeführt
und ein anregender Beitrag zur dänischen Kirchengeschichte
im Spätmittelalter.

Abo Wolf sang Schmidt

Hajabäts, Märta. Arpädhäzi szent Erzs6bet hagyomänya j
a nein et irodalomban. (Die Überlieferung von der Heiligen Elisabeth j
ans dem Hause Arpad in der deutschen Literatur.) Budapest: Netnet
Intfeet 1938. 100 S. gr. 8° = Minerva-Könivtär, Heft 122. Pengö 2-.

Die Verfasserin teilt in 8 Kapiteln, deren Oberschriften und
Inhalt in Stichworten auf S. 971. auch deutsch wiedergegeben
werden, den Ertrag einer gründlichen Beschäftigung mit der
in Deutschland entstandenen oder deutschsprachigen Elisabethliteratur
mit. Die ersten 6 Kapitel beurteilten die einzelnen
Werke von den Heiligsprechungsakten bis A. Volmer
und Asztrik Gabriel (1937) in zeitlicher Reihenfolge meist
sehr kurz nach ihrem Inhalt, ihrer Abhängigkeit, Zuverlässigkeit
und stilistischen Eigenart, während der vorletzte Abschnitt
die geschichtlich glaubwürdigen Daten und Begebenheiten
des Lebens der heiligen Elisabeth, der letzte die legendären
Züge näher untersucht und festlegt. Nur gelegentlich I
werden ungarische literarische Erzeugnisse herangezogen, wobei |
nicht immer erkennbar wird, wie weit es sich um magyarische
oder ungarländische Verfasser handelt. Es ist viel Fleiß auf
die kenntnisreiche Arbeit, verwendet worden, die in fast betonter
Schlichtheit und Sachlichkeit geschrieben ist. Der Rahmen
ist freilich doch etwas eng gezogen, und die Sicherheit
des Urteils hätte gewonnen, wenn etwa die deutsche und
die ungarische oder noch besser die deutsche und die nichtdeutsche
literarische Beschäftigung mit der Gestalt der heiligen
Elisabeth einander gegenüber gestellt worden wäre, auch wenn
die Zeithintergründe deutlicher herausgearbeitet und so die Anliegen
, die die einzelnen Bearbeiter des Stoffes leiteten, klarer
erfaßt worden wären.

Zwei Seiten Quellenangaben, drei Seiten Verzeichnis gelehrter
Literatur und eine zeitgeschichtlich angeordnete Tabelle
von Elisabethliteratur zwischen 1808 und 1932 geben
erwünschte rasche Übersicht.

Man wird der Verfasserin für ihr Bemühen, deutsche Arbeit
an der Gestalt der heiligen Elisabeth in Ungarn zur
Kenntnis zu bringen, danken dürfen, nicht zum wenigsten
auch für die sympathische Art dieses Bemühens.

Oreifswald Leonhard Rost

Tiecke, Joannes Oerardus Jozef: De werken van Geert Groote. !

Nimegen-Utrecht: Dekker & van de Vegt 1941. VIII, 300 S. 8°. fl. 2.90.
Mulders, M. H., Dr.: Geert Groote en het huwelijk. Uitgave

van zijn tractaat De Matiimonio en onderzoek naar de brennen.

Nimegen-Utrecht 1941. XV, 184 S. 8°. fl. 3.60.

Es wird allgemein freudig begrüßt werden, daß die Säkularfeier
der Geburt von Geert Groote (geb. 1340) in den Niederlanden
, speziell an der katholischen Universität Nijmegen,
den Plan zu einer kritischen Ausgabe seiner Werke reifen ließ.
Die Dissertation von Tiecke, eine für eine Erstschrift sehr an- |
erkennenswerte Leistung, legt nun eine Bestandaufnahme vor, I
was denn überhaupt an echten Schriften in Frage kommt und
was als unecht ausgeschieden werden muß, welche Handschrif- I

ten und welche Drucke existieren. Ein erster Teil sammelt die
Zeugnisse der ältesten Groote-Biographien, ein zweiter die
Nachrichten der Bibliographen, anhebend mit Trithemius: De
scriptoribus ecclesiasticis, ein dritter verzeichnet die Handschriften
und ordnet kritisch ihren Inhalt; zum Schluß folgt
eine Liste der Literatur über Groote. So hat man das ganze
Material in kritischer Sichtung beisammen, dem Verfasser gebührt
Dank für diese neue Grundlegung zur Forschung über
einen Mann, der durch Nikolaus von Cues, Erasmus, Luther
u. a. immer wieder in den Blickpunkt rückt.

Schon beginnt Mulders mit der Ausführung des erwähnten
Planes, wenn er Grootes Traktat de Matiimonio in kritischer
Ausgabe unter Zugrundelegung der in Groningen befindlichen
Handschrift und Notierung der Varianten der anderen Handschriften
vorlegt. Aber nicht genug damit, daß in üblicher
Weise die vorkommenden Zitate aus Bibel und Patristik eruiert
werden, M. hat seine Ausgabe ausgestaltet zu einer lehrreichen
Monographie über die Auffassung der Ehe am Ausgang
des Mittelalters, insbesondere in den Niederlanden. Groote,
der in seinem Traktate die Anfrage eines älteren Heiratslustigen
beantwortet, verficht äußerst rigoristische Ansichten, die unmittelbar
der Angst entspringen, aber M. kann zeigen, daß
dieser Standpunkt nicht für die Brüder vom gemeinsamen
Leben verallgemeinert werden darf, vielmehr bei Groote eine
besondere Reaktion gegen die „Ketzer vom freien Geiste" anzunehmen
ist. Aber die ganze Gequältheit des Eheproblems
für den mittelalterlichen Menschen wird auch aus den beigebrachten1
Zeugnissen für eine „freiere" Auffassung deutlich.

Heidelberg W. Köhler

KIRCHENGESCHICHTE: REFORMA TIONSZEIT

Ritter, Gerhard: Luther. Gestalt u. Tat. 3., neubearb. u. venu.
Aufl. München: Bruckinann 1943. 291 S., 1 Titelb. 8°. RM 4 — .
Über die Entwicklung seiner 1923 erschienenen Charakterskizze
zu der vorliegenden dritten Auflage seines „Luther"
berichtet der Verfasser selbst am Schlüsse des Buches in
einem Nachworte. Die neue Auflage ist eine Neubearbeitung
und Vermehrung, und in welcher Richtung sie sich bewegt, deutet
die Veränderung des ursprünglichen Titelzusatzes: Gestalt
und Symbol in: Gestalt und Tat an. Es ist, der Zeitlage entsprechend
, das Heroische und Dämonische, die Kämpfernatur
Luthers — „die Haltung des geborenen Kämpfers" S. 274 u. ö.
— wuchtiger herausgearbeitet, und die Parallele zu Bismarck
ist häufiger gezogen (S. 93, 193, 272), ohne daß der auf der
Linie des politischen Ethos liegende Unterschied verkannt
wäre (S. 95). „Symbol" ist darum Luther doch geblieben,
als „der ewige Deutsche" (S. 238). Die Disposition des
Buches ist nicht geändert, aber auf Schritt und Tritt merkt man,
daß die Lutherforschung genau verfolgt ist, bis herunter zu
Deutelmoser (vgl. die Anspielung S. 235), und der Verfasser
sich mit ihr auseinandersetzt. Von besonderer Bedeutung ist
die große Auseinandersetzung am Schlüsse zu der Frage der
kulturellen Weltwirkung Luthers, die sehr wirkungsvoll den
persönlichen Gegensatz zwischen Erasmus und Luther zum
Hintergrund wählt und von ihm aus weltanschauliche Verschiedenheit
entwickelt. Das mit mitreißender Begeisterung
geschriebene Buch steht durchaus nicht kritiklos dem Reformator
gegenüber, unmißverständlich wird gesagt, daß Luther
nicht den mittelalterlichen Gedankenkreis zerstörte, daher auch
die Idee des corpus Christianum nicht aufspaltete und den
christlichen Charakter der Obrigkeit festhielt. Wohltuend gerecht
ist auch das Urteil über Zwingli (S. 213 ff., doch stimmt
S. 215, wonach Calvin die politische Einheit unbeschadet
gewisser Lehrunterschiede vertrat, nicht ganz mit S. 219,
wonach Zwingli schon diesen Gedanken hatte). Hingewiesen
sei noch auf die eingehende Darlegung der Entstehung der
Kirche von Luthers Voraussetzungen aus (S. 194 ff.). Kurz
dieses Lutherbild zeigt allenthalben die Probleme, vergegenwärtigt
die unvergängliche Gabe, die in Luther dem deutschen
Volke geschenkt wurde, und führt weiter. —

Ein paar Kleinigkeiten: daß „der schwerblütige Deutsche Martin
Luther Visionen nie erlebt hat" (S. 24) stimmt nicht; er hat die
Realpräsenz Christi im Abendmahl visionär gesehen, vgl. Kolde:
Analecta Lutherana S. 72. S. 86 ist das scharfe päpstliche Breve
vom 23. August 1518 „Verdanimungsibulilc" genannt, S. 124 die
Bannandrohungsbulle „Bannbulle"; im De capüvitate babylonica cc-
clesiae läßt Luther neben Abendmahl und Taufe noch die Buße
als Sakrament gelten (zu S. 112); gegen die übliche Zurückführung
des Mißgriffes Luthers in der Frage der landgräflichen Doppelche
auf „den Stil eines mittelalterlichen Beichtvaters" hat Lortz (II,
S. 248) berechtigten Einwand erhoben; seine Erklärung ist freilich
auch nicht die richtige, vielmehr muß die 1km Luther fehlende klare