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Ausgabe:

1944

Spalte:

165-166

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Auer, Johann

Titel/Untertitel:

Die Entwicklung der Gnadenlehre in der Hochscholastik 1944

Rezensent:

Geyer, Bernhard

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1944 Nr. 7/8

166

Geschichte der Metapher) 2. Bd. München 1006, Vorwort:
„Die armseligen Sammhingen von Metaphern und Oleichnissen,
die meist von Doktoranden vorgenommen wurden, mit schablö- I
nenhafter Einreihung unter Kategorien, geben docli nur ein
höchst unzulängliches Bild der anschaulichen Kraft der betref- j
fenden Meister."

Um diesem strengen Urteil zu entgehen, hat der Verf.
sich schon bei der Sammlung der einzelnen Stellen ständig bemüht
, tiefere Erkenntnisse zu gewinnen. So hebt er mit vollem
Recht den starken Einfluß hervor, den die Bildersprache
der Hl. Schrift auf Basilius ausgeübt hat. Auch sonst merkt
er oft an, ob es sich im gegebenen Fall um eine allgemein ;
gebräuchliche Wendung handelt oder um original-basilianisches I
Denkgut. Vor allem aber ist in dieser .Beziehung die geschlossene
Untersuchung hervorzuheben (S. 271—310), in welcher der
Verf. aus der Wahl der Bilder sehr interessante Aufschlüsse
über die Persönlichkeit und seelisch-geistige Art des hl. Basilius
gewinnt. Basilius erscheint uns als durchaus selb- i
ständig denkender Mensch von starker Vorstellungskraft, der '
— ohne Dichter im eigentlichen Sinn des Wortes zu sein —
doch ein offenes Auge für die Außenwelt und vor allem einen
scharfen Blick für innere seelische Vorgänge hat. Ueberall er- j
weist er sich als der „geistliche" Lehrer, dem die Belange
des übernatürlich-christlichen Lebens im Vordergrund stehen
und der selbst zuerst dieses Leben in vorbildlicher Weise lebt.
(Von 825 festgestellten Vergleichen dienen nicht weniger als i
548 — 66,5o/o der Veranschaulichung „geistlicher" Dinge). Im ;
Gebrauch der Bilder erweist sich Basilius stets zielbewußt,
klar, selbstbeherrscht, als Mann ohne Umschweife.

Damit wäre das eigentliche Thema abgeschlossen gewesen.
Aber der Verf. hat geglaubt, seinen Darlegungen noch eine 1
gründliche Abhandlung über den Begriff der Metapher und
des Vergleichs, wie ihn die bedeutendsten Rhetoren und
Philosophen des Altertums gefaßt haben, vorausschicken zu
sollen (S. 9—85). Vor allem kommen Aristoteles und Cicero
Zur Behandlung.

Die ganze Arbeit trägt den Stempel wissenschaftlichen
Ernstes, selbstloser Hingate, unanfechtbarer Methode, unbeirrbarer
Gründlichkeit. Daher können unsere Ausstellungen
nur Einzelheiten treffen; das aber soll grundsätzlich hier unterr 1
bleiben. Nur einer Anregung möchten wir zum Schluß noch
Ausdruck geben: Der Verf. hat zweimal Anlaß genommen,
in Echtheitsfragen seine Kenntnis der Bildersprache mit be- ,
sonnener Nüchternheit in die Wagschale zu werfen. Ich würde
gerne erfahren, was er von diesem Gesichtspunkte aus zu der
Echtheit der sog. Basiliusliturgie meint, eine Frage, die 1931
durch meine Untersuchungen zum eucharistischen Hochgebet
der Basileiosliturgie neu angeregt und kürzlich durch M. J.
LubatschiwsU in der Innsbrucker Zeitschrift für kath. Iheolo-
gie 66 (1942) 20—38 mit Leidenschaft aufgegriffen wurde.

St. Blasien, Schwarzwald H. Engberdim

KIRCHENGESCHICHTE: MITTEL A LT ER

Auer, Dr. Johann: Die Entwicklung der Gnadenlehre in der
Hochscholastik m. bes. Beriicks. d. Kardinals Matteo d'Acquasparta.
T. 1. Freiburg: Herder 1942. XIV, 362 S. er. 8° = Freiburger
theol. Studien. H. 62. RM 12-.

Es war ein kühnes Unternehmen, in einer theologischen
Dissertation die gesamte Lehre der Hochschalastik über Gnade j
und Rechtfertigung in ihrer Entwicklung zur Darstellung zu j
bringen. Der im Titel genannte Acciuasparta tritt nämlich nur in
der die Vita und opera behandelnden Einleitung besonders in 1
Erscheinung, während er bei der Darstellung der Lehre mit
Recht ganz in die Entwicklung eingeordnet ist, ohne daß ihm
irgendeine Vorzugsstellung eingeräumt wäre, die ihm auch j
nicht zukommt. Der Verf. hat ein erstaunlich reiches gedrucktes
und handschriftliches Material herangezogen und ver- 1
arbeitet, sodaß die Entwicklungslinien der einzelnen Fragen I
relativ vollständig und klar heraustreten. Da der vorliegende
Band sich als ersten Teil darbietet, so würde, wenn es dem
z. Zt. im Felde stehenden Verfasser vergönnt sein würde,
die übrigen Teile in ähnlicher Vollständigkeit vorzulegen, was i
wir dringend wünschen müssen, das ganze Werk ohne Zweifel
die bedeutendste und wichtigste Untersuchung zur Geschichte
der scholastischen Theologie in letzter Zeit sein. Die Bedeutung
des Gegenstandes ergibt sich ohne Weiteres daraus, daß
die reformatorische Lehre sich theologisch-wissenschaftlich im
Gegensatz zu der scholastischen entwickelt hat, freilich Zunächst
und direkt zur spätscholastischen; aber da diese ganz :
auf der Lchrentwicklung des 13. Ihds. fußt, so kann das tiefere
Verständnis der scholastischen Lehre nur von hier aus gewonnen
werden.

Die technische Schwierigkeit bei der Darstellung der scnola-
stischen Theologie, die weitgehende Obereinstimmung In der
dogmatischen Lehre und die starke Differenzierung in der
Theorie ohne lästige Wiederholungen klar zur Anschauung zu
bringen, hat der Verf. m. E. glücklich gemeistert. Wenn auch
bei der Fülle des Stoffes im Einzelnen die Darstellung berichtigt
oder erweitert werden kann, so dürfte doch die Entwicklung
im Ganzen wie die der einzelnen Probleme zuverlässig beschrieben
sein. Mit besonderer Ausführlichkeit und Liebe ist die
Lehre der Franziskanerschule behandelt, der der Verf.,
auch wo sie im Gegensatz zur thoniistischen steht, volle Gerechtigkeit
widerfahren läßt. Die Vertreter der Dominikanerschule
sind nicht so vollständig herangezogen. Ich vermisse
hier besonders Hugo von S. Cher und Robert Küwardby,
deren Stellungnahme kennen zu lernen wichtiger gewesen wäre
als die der unselbständigen Hannibaldus, Romanus und Bom-
bolognus. Auch die spätere Dominkanerschule kommt mit Johannes
Quidort, Godino und Herveus nicht ausreichend zu
Wort. Auf materielle Vollständigkeit kommt es dabei allerdings
weniger an, als daß die Entwicklungslinien klar herausgearbeitet
werden und der Blick auf das Ganze nicht verloren geht.
Die dii minorum gentium müssen mit einer kurzen Charakterisierung
abgefertigt werden, so willkommen sonst Mitteilungen
aus ungedruckten Werken sein mögen. Für Manches ist auch
auf die Literatur zu verweisen. So hätte der Verf. benutzen
und nennen müssen die Arbeiten von Stegmüller über Robert
Kilwardby, von Stohr über die Erbsündenlehre des Albertus
Magnus, von Lottin über das Verhältnis von Seele und Seelenpotenzen
, von A. Fries über den Urzustand, von H. Köster
über die Heilslehre des Hugo von S. Victor.

Besondere Schwierigkeit bieten auch in einer strichen Gesamt-
daiStCBUng die ungedruckten Texte. Bei der Menge der benutzten
Ajutoren und Werke kann man natürlich nicht einen kritisch hergestellten
Text verlangen und wird die Beschrankung auf jeweils eine
Hs. berechtigt finden müssen. Das schließt aber die Gefahr ein.,
fehlerhafte und sogar unverständliche Texte zu bieten. Trotz der
im Allgemeinen anzuerkennenden Sorgfalt in der Mitteilung der Texte
ist der Verf. dieser Gefahr nicht ganz entgangen. Ich begnüge mich,
auf einige der Verbesserung bedürftige Texte hinzuweisen : 40, 5;
158,84; 207,98 (kann nach Landgraf 586,2 verbessert werden);
281,185; 295,219; 296,224; 323,26; 327,35; 328,37.

Bonn Bernhard O e y e r

Lindhardt, Dr. theol. P. O.: Da nmark og Reformkoncilierne»

Studier over den danske kirkes forhold til de konciliaere reform-
bestraebelser 1414 — 1443. Kopenhagen: G. E. C. Gads Forlag 1942.
118 S. gr. 8° = Teologiske Studier Nr. 2. Dansk Teologisk Tids-
skrift. II. Afd.

Eine der eigenartigsten und gewaltigsten Erscheinungen in
der Kirche des Spätmittelalters war der Konziliarismus, der
letztlich auf eine Reformation der Kirche an „Haupt und
Gliedern" hinzielte und nicht zum mindesten auf den Konzilen
zu Konstanz und Basel zum Ausdruck kam. Von großem Interesse
ist es zu untersuchen, in wie hohem Maße die kon-
ziliaren Reformideen die Entwicklung in einzelnen I andes-
kirchen beeinflußt haben. P. G. Lindhardt hat im Bezug auf
Danemark diese Aufgabe unternommen und seine Forschungsergebnisse
in einer vor einiger Zeit erschienenen Arbeit dargelegt
.

In Konstanz wurde die dänische Kirche durch die Bischöfe
Hans Skondelev von Schleswig und Peder Lykke von Ribe
vertreten. Beide nahmen aktiv an der Arbeit des Konzils teil.
Skondelev war Mitglied der Glaubenskommission, die den
Prozeß gegen Huss führte, und Lykke spielte u. a. bei der Beilegung
des Schismas eine bedeutende Rolle. Beide huldigten
im großen und ganzen der Politik Sigismunds. Peder Lykke
wurde 1418 dänischer Frzbischof und eine seiner bedeutendsten
Maßnahmen war die Einberufung eines Provinzialkouzils nach
Kopenhagen im Jahre 1425. Die Ergebnisse dieser Synode
liegen in Statuten vor^ die Lindhardt näher untersucht hat-
Man könnte vermuten, daß dieselben in Konstanz zu Tage
getretene Gedanken klar wiederspiegelten, aber Lindhardt zeigt,
daß dies keineswegs der Fall ist, sondern daß die Kopenhagener
Statuten nur einmal in einem weniger bedeutenden Abschnitt
über Kleidung und Priester direkt die Konstanzer Dekrete
zitieren. Obgleich die Synode in Kopenhagen sicher vom Geist
von Konstanz beeinflußt gewesen ist, hob sie in ihren Beschlüssen
eigentlich nur ältere kirchenrechtliche Forde tnigen
mit erneuter Schärfe hervor.

In Basel waren der dänische Bischof Ulrik Stygge von
Aarbus und der schwedische Bischof Nicolaus Ragvaldi von
Wäxjö die Vertreter des dänisch-schwedischen Unionskönigs
Erik und der Kirchen Skandinaviens. Besonders letzterer spielte
in Basel eine bedeutende Rolle. Das Konzil nahm u. a. Stel-