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Ausgabe:

1944

Spalte:

164-165

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Joosen, Jos.

Titel/Untertitel:

De beeldspraak bij den Hl. Basilius den Grote 1944

Rezensent:

Engberding, Hieronymus

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1G3

Theologische Literaturzertung 1944 Nr. 7/8

164

besser auf das, was Irenaus einst griechisch geschrieben hat,
und läßt z. B. seine Referate über die gnostische Äonenlehre
hie und da klarer werden.

L. bespricht neben den Varianten, die sein eigentliches
Thema bilden, noch eine Anzahl von anderen Stellen und macht
Vorschläge zur Rezension oder Konjektur oder Interpunktion
usw., worauf hier nur hingewiesen werden kann. Er nimmt
in einem Abschnitt auch an seinem Teil das soviel umstrittene
und bisher nicht mit entscheidendem Erfolg geklärte Problem
•des Alters der lat. Irenäusübersetzung auf und beschäftigt sich
kritisch insbesondere mit Souters vermeintlichen Beweisen für
die Spätdatierung (in seinem Beitrag zum Nov. Test. Ir., s.
o.); er erweist, daß Souters Identifikation des Übersetzers des
Ir«. mit dem des Matth. Comm. des Origenes nicht haltbar
ist, vermag aber auch nicht mehr zu sagen, als daß sich weder
für die frühe Datierung (Zeit Tertullians) noch für die späte
(4. |hd.) durchschlagend argumentieren läßt.

Es sei auf die eingehende und lehrreiche Besprechung
von L.s Studien durch Bendz (Onomon 20, 107—109) hingewiesen
, die auch eigene Beiträge zur Sache bietet.

Marburg H- v. Soden

Lundberg, Per: La Typologie baptismale dans l'ancienne
Eglise. Uppsala: I.undequist 1942. 246 S. 8° = Acta Seminarii
Neotestamentici Upsaliensis X.

Der Titel der Untersuchung verrät nicht, worum es
eigentlich geht: die biblischen ,,Typen" der altkirchlichen Tauf-
lifurgie und -theologie werden nicht um ihrer selbst willen erörtert
, sondern dienen zur Erhaltung einer bestimmten Seite
des alt- und urchristlichen Taufgedankens selbst, der Vorstellung
' der Taufe als einer Todes taufe. Es handelt sich nach
L., wie heute wohl allgemein zugegeben ist, bei diesem Begriff
nicht um eine reine „Symbolik", aber auch nicht um eine
neue Konzeption im Sinne hellenistischer Mysterienreligionen,
sondern um bestimmte, in ihren Wurzeln uralte kosmischmythische
Vorstellungen, die mit der Taufe Christi von Anfang
an in Beziehung stehen und im kultuschen Vollzug der
Christentaufe als Realitäten mitgedacht werden, jedenfalls mehr
als bloße ,,Bilder" sind. Der Täufling steigt bei der Taufe
in das Meer und das Reich des Todes hinab und ersteht
wieder durch die Macht des Kreuzes Christi, der die Todesmächte
besiegt hat. Mit der Taufe verbindet sich die Vorstellung
eines „descensus ad inferos" — für den Täufling wie
für die Taufe Christi selbst.

Diese Anschauung, die sich übrigens in verschiedenen Formen
ausprägt, steht hinter der Auswahl und Verwendung
der in der Taufliturgie gebräuchlichen Paradigmen, vorab der
Sintflut, des Durchzugs durch das Rote Meer und des
Zuges durch den Jordan. Das Wasser bedeutet jedesmal die
Wasser des Todes und der dämonischen Mächte, mit denen
Gott schon bei der Weltschöpfung einen ersten Kampf bestand;
■doch begegnet der Oedanke einer Überwindung der satanischen
Gewalten in der Taufe und im Tode Christi auch unabhängig
von dieser elementaren Beziehung. Die Erörterung
und Deutung aller in diesem Zusammenhang verwandten'
Typen macht den Hauptteil der Arbeit aus. Sie vereinigt alle
Vorzüge, die wir an den Studien dieser schwedischen Reihe
schon gewohnt sind: sichere Methode, Weite des religionsgeschichtlichen
Blicks, eine klare und umsichtige Darstellungsweise
und sorgfältige Berücksichtigung der einschlägigen Literatur
. Leider hat der Verf. auf eine Einbeziehung der archäologischen
Quellen verzichtet. Man kann ihm daraus keinen
Vorwurf machen; doch hätten diese ihm an mehr als einer
Stelle zur Verdeutlichung und Unterstützung seiner Thesen
sehr dienlich sein können.

Im einzelnen ergibt sich mancher Beitrag für das Verständnis
des Barnabasbriefes, der Ignatianen, der Oden Salo-
mos, der Naassenerpredigt usw., worauf ich hier nicht eingehen
kann. Überzeugend ist der Nachweis, daß die Hochzeit von
Kana gerade im Osten nicht zum ursprünglichen Bestand der
Epiphaniasliturgie gehört hat; damit ist der bekannten Holl-
schen Ableitung des Festes eine wesentliche Stütze entzogen.
Das Gesamtergebnis, die fast überall nachweisbare Einwirkung
der mythisch-kultischen Vorstellungen vom Urwasser des Todes,
seiner Reinigung von teuflischen Gewalten und der Befreiung
des Täuflings durch den Sieg Christi ist zwar nicht völlig neu;
doch war das Material noch nie in der Fülle und Eindringlichkeit
zusammengetragen und erläutert worden. Es spricht,
wie mir scheint, für das Recht der vorgetragenen mythischen
Deutung, daß die entsprechenden Anschauungen am deutlichsten
bei den orientalischen Vätern hervortreten, bei den
Lateinern aber am meisten verblaßt und ins Moralische abgebogen
sind.

Am problematischsten sind die Ausführungen über das

Kreuz in der Taufe. Der Verf. möchte gegen Reitzenstein und
I Schlier den Nachweis führen, daß die Beziehung auf das Kreuz
in der christlichen Taufe ursprünglich sei. Das Kreuz, das im
Osten auch in sichtbarer Gestalt im Taufbrunnen angebracht
oder in das Taufwasser hineingetaucht wird, zeigt die christolo-
gische Beziehung des Sakramentes an, die wieder in der tra-
i ditionellen Zusammenstellung der Typen für Kreuz und Taufe,
besonders im Barnabasbrief, erkennbar werden soll. Es spielt
| auch beim Descensus Christi eine selbständige, Christus ge-
I radezu vertretende Rolle. Hier bleiben jedoch manche Fragen
offen. Die Geschichte des Kreuzes ist, wie es scheint, von Anfang
an ungemein kompliziert gewesen.1 Ich vermisse hier wie
z. T. auch sonst eine überzeugende Klärung des Verhältnisses,
in dem Mythos, Kultus und Symbol jeweils zueinander stehen.
Der Verf. ist offenbar sehr geneigt, jede mythisch-bildliche
Redeweise auf eine entsprechende kultische Wirklichkeit zu be-
I ziehen und ihre freie Verwendung in ethisch-spirituellem Sinne
i für ein späteres Stadium zu halten. So richtig dieser Grundsatz
im allgemeinen auch sein mag, ist seine Anwendung auf das
frühe Christentum doch sehr bedenklich. Das Christentum entsteht
, religionsgeschichtlich gesehen, in einer Spätzeit, und wie
viele kultische Begriffe — es genügt, an ,,Opfer" und „Altar''
zu erinnern — werden hier zunächst nur als Bilder und Symbole
übernommen und erst allmählich im Laufe der kirchlichen Entwicklung
wieder in konkrete kultische Vorgänge und Gegebenheiten
umgesetzt!

Das letzte Kapitel sucht von den gewonnenen Erkenntnissen
her bis zu den urchristlichen Grundlagen der Taufvorstellung
vorzudringen. Die Todestaufe geht als ein eschatolo-
gisches Sakrament auf Johannes den Täufer zurück. Johannes
habe nicht zufällig gerade im Jordan getauft, der als Strom
des Todes und des Paradieses in Betracht kommt. (Von hier
aus nimmt der Verf. auch in der Frage der mandäischen
Ursprünge vorsichtig im Sinne Lidzbarskis Stellung). Bei
Paulus, dessen Taufanschauung nicht ohne lebendiges theologisches
Verständnis entwickelt wird, erscheint das Sakrament
in vorchristlicher, d. h. im entscheidenden Sinne auf Christus
und seinen Tod bezogender Gestalt. — So ergeben die mythischen
Taufanschauungen der alten Kirche zuletzt einen Hintergrund
, auf dem sich die lirchristliche Taufe selbst klarer und
bestimmter abzuheben scheint als bisher. Das letzte Wort ist
damit natürlich nicht gesprochen. Denn so viel ist ja zweifellos
, daß die altkirchlichen Konzeptionen gerade in ihren „mythischen
" Elementen nicht nur auf die neutestamentliche Wurzel
zurückgehen, sondern fort und fort aus einem viel breiteren
Strom orientalischer Traditionen und Spekulationen geschöpft
haben. Von hier aus ergibt sich also nicht mehr als die
Frage, wie weit diese Elemente des späteren Kultus die christliche
Taufe auch schon in ihrem Entstehen mit bestimmt haben
mögen.

Wien, /.. Zt. im Heeresdienst II. v. Cani pen h a usen

Joosen, Dr. Jos. (P. Calasanctius O. M. Cap.): De beeldspraak bij
den Hl. Basilius den Grote. Met een inleiding over de opvattingcn
van de Oriekse en Romeinse Rhetoren aangaandc beeldspraak. Nijmegen-
Utrecht: Dekker en van de Vegt N. V. 1941. 333 S. = Studia Qraeca
Novioniagensia, fasc. II. Fl. 4.70.

Die Durchforschung der Werke der Kirchenväter unter
philologischem Gesichtspunkt hat in den letzten Jahrzehnten
bedeutende Fortschritte gezeitigt. Es sei erlaubt, in diesem
Zusammenhang einmal auf die zahlreichen einschlägigen Arbeiten
der Sammlung Patristic Studies der Catholic University
of America in Washington hinzuweisen. Vielleicht haben diese
Veröffentlichungen sogar geistiger Weise Pate gestanden, als
vor wenigen Jahren — noch kurz vor seinem Tode — der
Ordinarius der klassischen Philologie und Geschichte an der
Kath. Universität Nijmegen noch eine eigene Reihe mit verwandter
Zielsetzung aus der Taufe hob: Studia Graeca Novio-
magensia. Als deren zweites Heft stellt sich uns das oben
angezeigte Buch vor.

Das erste Ziel dieser Untersuchung ist freilich ein denkbar
bescheidenes: Sie will aus den Schriften des hl. Basilius zusammenstellen
, welche sinnenfälligen Gegenstände (z. B. Himmel
, Erde, Sonne, Mond, Sterne, Pflanzenwelt, Tierwelt; das
Leben des Menschen usw. usw.) dieser Schriftsteller zu Vergleichen
und Metaphern benutzt und in welchem Sinne, in
welcher Richtung diese Benutzung erfolgt (S. 87—268).

Indessen ruht auf solchen Arbeiten das harte Verdikt
| von Josef Müller, Das Bild in der Dichtung (Philosophie und

1) Es sei an dieser Stelle auf den wichtigen, für den Theologen
| an recht entlegener Stelle erschienenen Beitrag des Germanisten J. T r i e r
! über „Irminsul" verwiesen, Westfäl. Forschungen IV (1941) 99ff., be-
! sonders S. 118 ff. „Das Kreuz Christi als Irmeiisäule".