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Ausgabe:

1944

Spalte:

136-137

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Brandt, Gunnar

Titel/Untertitel:

Dop och nattvard i svensk predikan intill mitten av 1800-talet 1944

Rezensent:

Backman, Helge P.

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Theologische Literaturzeitung 1944 Nr. 5/6

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schichte des Trkientinums über „Das Bischofsideal der katholischen
Reformation" auf Grund der Bischofsspiegel jener Zeit. Die systematisch
-praktischen Aufsätze von E. Puzik „Zur Aszese des Welt-
priestertums" und Q. Schulemann „Lehensweisheit des Priesters
" erörtern innerste Lebensfragen des heutigen katholischen Priesteramtes
. Indem Puzik das Weltpriestertum gegenüber dem Ordens-
priestertum abgrenzt, kommt er auf den Zölibat zu sprechen, eine
Frage, der H. Doms eine besondere Untersuchung widmet: „Geschichtliche
und systematische Betrachtungen über die ratio legis
von CIC can. 1072 und can. 967 n. 2". An ihr ist besonders wichtig
die Erkenntnis, daß der Zölibat sich letztlich weder aus der im
Mittelalter noch lebendigen, heute aber auch von der Kirche in
ihren Bestimmungen für die Laien preisgegebenen antiken Anschauung
•von der körperlichen Reinheit noch aus den immer wieder angeführten
Zweckmäßigkeitsgründen rechtfertigen läßt. D. sucht die theologische
Begründung des Zölibats in dem Gedanken, daß der Priester
durch seine Ehelosigkeit Christus den Mittler repräsentiere, der in
seiner Ehelosigkeit der vollkommenste Mann, das Urbild des Mannes
war. Ein kurzer Beitrag über Bibel und Seelsorge von A.
Hoffmann sowie ein sehr sachkundiger Aufsatz „Moderne See-
lenheilkunde und Seelsorge" von G. Siegmund führen in praktische
Gegenwartsaufgaben des Pfarramts ein. Das Werk schließt
mit praktisch erprobten „Gedanken zur wissenschaftlichen Fortbildung
<!es Priesters" von J. Ntgwer.

Für die Konfessionskunde wie für die Praktische Theologie
ist das Werk dadurch wichtig, daß es einen Einblick in das
Ringen des heutigen deutschen Katholizismus um ein tieferes
Verständnis des geistlichen Amtes und um die Erziehung und
Erhaltung eines an theologischer Bildung und geistlichem
Leben hochstehenden Klerus gibt. Man spürt die Not, aus
der dies Buch erwachsen ist, eine Not, die die katholische
Kirche weithin mit den evangelischen Kirchen teilt. Es ist
nicht nur die große äußere Not der schweren Kriegsverluste

— das Werk ist den gefallenen Priestern und Theologen der
Erzdiözese Breslau gewidmet —, sondern auch die innere Not,
die etwa hinter dem Satz steht: „Wie viele unter uns können
noch behaupten, daß sie mit dem Schrifttum wenigstens
eines der großen Väter lebendig verbunden seien?" (S. 16Q)
oder hinter der Feststellung, die Seelsorge stelle „viele überlastete
Priester vor die fast unlösbare Aufgabe, die Zeit für
das nötige Gebet zu erübrigen" (S. 274). Aber man erhält
auch einen lebendigen Eindruck davon, wie die römische Kirche
in Deutschland in der Kraft echter katholischer Frömmigkeit
und mit einer virtuosen Kunst der Menschenführung sich um
die Überwindung dieser Nöte bemüht. Dies Buch sollte von
allen ernsthaft studiert werden, die in unseren Kirchen im
Amte der Kirchenleitung oder im Lehramt oder als Leiter
von Bruderschaften, wie sie ja auch die katholische Kirche
zur Ergänzung der kirchenrogimentlichen Erziehungs- und Führungsarbeit
besitzt, die schwere Verantwortung für die Zukunft
des evangelischen Pfarrstandes tragen.

Von kirchengeschichtlicher Bedeutung ist die Wandlung
im inneren Leben der katholischen Kirche Deutschlands, die
gerade auch an diesem Buch sichtbar wird. Es handelt sich
nicht um die Liturgische Bewegung, die darin merkwürdig
wenig hervortritt und deren schwere Krisis S. 113 wenigstens
angedeutet wird, sondern um die neue Wendung zur Bibel
und der damit gegebenen neuen Schätzung der Predigt. Sie
findet ihren deutlichsten Ausdruck in dem Aufsatz von Kleineidam
über Bernhard von Clairvaux. „Der mittelalterlichen
Theologie lag als wichtigste Aufgabe am Herzen die Lehre
von den Sakramenten . . . Eine systematische Erarbeitung des
Wesens der Predigt hat sie nicht geleistet. Ihr war die
überragende Bedeutung der Predigt nicht zum Bewußtsein gekommen
" (S. 170). Für Bernhard aber vollzieht sich in der
Predigt ein Werk Gottes. „Es ist also für Bernhard nicht
so, wie es sich für uns heut darzustellen scheint, daß Gott
seine Gnade ausschließlich durch die Sakramente gibt; da
bleibt dem Priester als persönliche Aufgabe nur, durch religiöse
Rede darauf vorzubereiten, während das Eigentliche im
Sakrament geschieht. Bernhard — und mit ihm die alte christliche
Tradition — hat diese Auffassung nicht. Bei ihm ist
die Predigt selbst schon Gnadenmittel, in dem Gott wirkt.
Durch sie gibt er die Gnade des Glaubens und der Liebe;
durch sie reinigt er die Menschen auch von Sünde" (S. 175).
Es wird denn auch die Folgerung gezogen, daß die ausschließliche
Betonung der Gegenwart Christi im Altarsakrament dazu
geführt habe, daß seine Gegenwart im Worte nicht mehr
zu ihrem Recht gekommen sei (177). Dürfen wir in solchen
Sätzen — wie auch in den Beiträgen von Kuss und Hoffmann

— den starken Eindruck feststellen, den die Begegnung mit
«cht evangelischer Theologie ohne Zweifel auf den Katholizismus
unserer Tage gemacht hat, dann wird die Frage bren-

I nend, ob die neue Schätzung der hl. Schrift und der Predigt

! nicht zu einer neuen Bemühung um das führen muß,.

i was für die evangelische Kirche der eigentliche Inhalt der
christlichen Predigt ist: das Evangelium, das nicht nova lex
ist und nicht religiöse Belehrung, wie für die bisherige katholische
Predigt, sondern die selige Botschaft von der gratia
sola, eine Verkündigung, ubi Christus Christum purissime
docet. So hat Luther die Gegenwart Christi im Worte der

j Predigt verstanden, und wie will man sie anders verstehen?
Erlangen H. Sasse

! PI ei jel, Hilding: Kyrklig Folklivs-Forskning. Trägelistal. Lund
Gleerupska Univ.-Bokhandeln 1942. 7 S. 8° = Meddelanden frän
Kyrkohistoriska Arkivet i Lund. 1. 35 öre.

— Kyrklig Folksed. Notiser frän 1800-Talets Smaland. Lund:
Gleerupska Univ.-Bokandeln 1943. 15 S. 8° = Meddelanden frän
Kyrkohistoriska Arkivet i Lund. 2. 65 öre.

Die gegenwärtige kirchengeschichtliche Arbeit in den nordischen
Ländern hat der Erforschung des religiösen Lebens
und seiner Entwicklung ein besonderes Interesse gewidmet.
Aber das religiöse Leben tritt nicht nur in verschiedenen
Geistesrichtungen und religiösen Bewegungen zu Tage. Auch
I alte kirchliche Bräuche, die zum großen Teil immer mehr ver-
j schwinden, spiegeln es wieder. Der Professor der Kirchenge-
j schichte in Lund, Hilding Pleijel, hat daher Studenten und
i andere dazu angeregt, noch vorhandene Reste des kirchlichen
j Lebens vergangener Zeiten in Schweden ausfindig zu machen
und in Aufzeichnungen zu sammeln. Zu diesem Zweck hat er
1 in obenerwähnter zuerst genannter Broschüre einen Frage-
j bogen aufgestellt, der auf verschiedene Seiten des religiösen
| Lebens und kirchlicher Sitten eingehend Bezug nimmt. In
! diesem werden Angaben über Postillen und ältere Erbauimgs-
j literatur, über Bräuche bei der Hausandacht, Trauung und Be-
I erdigung, aber auch Mitteilungen über in verschiedenen Ge-
| genden hervorgetretene religiöse Erweckungsbewegungeu und
| deren Andachtsleben, gesucht. Um die Beantwortung dieser
Fragen zu erleichtern und gleichzeitig zu zeigen, daß eine
I solche Arbeit örtlich und zeitlich genau abzugrenzen ist, hat
J Pleijel in einer zweiten Broschüre eine Sammlung von Notizen
i über kirchliche Volkssitten während des vorigen Jahrhunderts
in der schwedischen Landschaft Smäland zusammengestellt.
I Diese sind größtenteils Kalendern für Heimatskunde entnommen
I und geben ein unmittelbares lebendiges Bild von Volkssitten,
i von denen manche sogar in die vorchristliche Zeit zurückgehen»
Die von Pleijel angedeutete interessante Methode dürfte auch
für die Erforschung des kirchlichen Brauchtums in anderen
Ländern von Bedeutung sein, obgleich vielleicht mehr als anderswo
gerade im Norden das Christentum die Volkssitten entscheidend
beeinflußt hat.

Abo Wolfgang Sc h m i d t

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Brandt, Ounnar: Dop och nattvard i Svensk predikan intill
mitten av 1800-talet. En homiletisk Studie med särskild hinsyn
tili tiden frän omkr. 1750 tili omkr. 1850. Stockholm: Svenska Kyr-
kans Diakonistyrelses Bokförlag [1941]. XIX, 276 S. 8°. Kr. 5—.
In Schweden ist im Jahre 1941 eine homiletiisch-historische
Abhandlung erschienen, die ein selten behandeltes aber wichtiges
Thema untersucht. Dr. Gunnar Brandt hat nämlich
dem Problem der Taufe und des Abendmahls in der schwedischen
Predigt besonders zwischen 1750 und 1850 eine Darstellung
gewidmet. Die Aufgabe ist rein historisch gedacht
und es gilt eine „materielle Homiletik" über dieses Thema zu
geben.

Das erste Kapitel behandelt den schwedischen Reformator
j Olaus Petri und stellt fest, daß er inhaltlich gesehen tief an
seinen Lehrer und Vorbild Martin Luther gebunden ist. Die
| evangelischen Motive klingen in der Predigt von den Sakra-
I menten besonders klar heraus. Wichtig ist, daß der Reformator
in Schweden oft von Taufe und Abendmahl predigt.
Nach einigen kurzen Abschnitten von der Predigt der
! Orthodoxie und der der Vorläufer des Pietismus, wo die ob-
! jektiven Werte der Heilsmittel im Vordergrund stehen, wird
j der Pietismus behandelt. Der Herrnhutismus und die soge-
I nannte konservative Volkspredigt — eine besonders in Süd-
! Schweden hervortretende rrömmigkeitsrichtung von orthodox-
pietistischer Art — betont sehr stark die subejktive Seite der
Sakramente. Das wichtigste ist nicht das, was Taufe und
' Abendmahl an sich schenken, sondern die Gesinnung, mit der
i die Sakramente empfangen werden.