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Ausgabe:

1944

Spalte:

122-126

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Ebeling, Heinrich

Titel/Untertitel:

Meister Eckharts Mystik 1944

Rezensent:

Bornkamm, Heinrich

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Theologische Literaturzeitung 1944 Nr. 5/6

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in der abendländischen und vorwiegend in der morgeilän- Konstantinopels (Provesf o vzjatii Carjagrada)" in verschiedenen

dischen Kirche bis zum Trullanum. Im zweiten Teil kommt er ' russischen Chroniken erhalten ist. Der Übersetzung liegt der be-

zu seinem eigentlichen Thema, zum Zölibat bei den Ruthenen | treffende Abschnitt der sogenannten Nikon-Chronik zugrunde. Dieser

und seine Entwicklung in Galizien, Ungarn und Amerika. „Bericht" kann sich zwar, wie mit Recht einleitend betont »st

Das Ergebnis ist folgendes: Wohl waren und sind starke Bestrebungen
im Oang, den Zölibat bei den Ruthenen obligatorisch
und allgemein einzuführen, was in den Diözesen Stall
! historischen Wert mit den großen Geschichtswerken nicht messen
, doch wird darin ein Teilabschnitt der Kampfhandlungen offenbar
von einem Mitkämpfer außerordentlich lebendig geschildert.

„u„, mn,i ict diesen vom I Wohl ist, wie schon angedeutet, die Kenntnis des Verfassers in
mslau und PntmyÜ ÄFhÄ U^erKen Bemühung«! i manchen wesentlichen Dingen recht mangelhaft, so z. B. über den
Hl. StUhl und von den BMMfBl 'n'ersu^«n Richtung i Beginn der Belagerung oder über die kaiserliche Familie, auch spricht
der allgemeine Erfolg WTMgt fXttSjhW Kirche er- er entgegen den Tatsachen von der Anwesenheit des Patriarchen, wo-
hhX DoS riW"s& dm 05d«Ä« eine große An- 1 bei er möglicherweise den nur kurz amtierenden Nachfolger des nach
M n H l I leUlf die Ehe verzichten. Rom geflohenen Orcgor IV. Mainas, den Athanasios, gemeint haben
23 IW vlSSSi«r arbdtS quellenmäßig und führt die recht- dürfte, dessen Name wohl durch Verschen zu Anastasios geworden ist.
liehen Bestimmungen ausführlich an, sodaß man seine Aus- Der Verfasser dessen Name bei der Einfügung des Berichts in die
WuüV an der Hand der Quellen selbst nachprüfen kann. , Chronik ausgefallen sein wird, scheint erst nach Beginn der Feh*
Sei Urteil ist vorsichtig und zurückhaltend und deckt Sich Seligkeiten in die Stadt gekommen zu sein und wird unter dem Kotn-
fü rl-Ts christliche Altertum im wesentlichen mit der Auffas- i mando des Genuesen Oiustmiani gefochten haben; denn über den
•uns Fimlts Vicandards und I eclerqs. Daß sich da und dort , von diesem gehaltenen wichtigen Abschnitt weiß er am besten Besing
1 "r' intohar mactiMi mao zum großen feil an den scheid, und zweifellos will sein Bericht auch das Verhalten Giustinianis
t&J^SJSSJ^'^^^ Zugänglichkeit , decken'. Die Verflechtung des politischen Geschehens mit der christ-
vn n ,.||pm i, , critur lietren. Sobald sich der Verfasser lich-kirchlichen Grundhaltung des byzantinischen Wesens tritt auch
der Neuzeit . Xrl wird er ausführlicher, weist auch auf die in dem Bericht deutlich zu Tag. Die vom Verfasser gegebenen Oe-
reclitsnolitischen Motive hin, schildert die Kämpfe und Schwie- j bete zeigen Anklänge an die Orationes de_tempore belli, die J. Goar,

rigkeiten und skizziert den heutigen Stand. Am Schluß kommt
er auf die reine Rechtsfrage zu sprechen, ob ein ruthenischer
Geistlicher nach dem Empfang der Priesterweihe eine gültige
Ehe schließen könne. Im Gegensatz zu andern Kanonisten
bejaht er die Frage.

Den an manchen Stellen hervortretenden erbaulichen Ion
hätte sich der Verfasser in einer wissenschaftlichen Arbeit
schenken dürfen. Aber als ruthenischer, in Rom gebildeter

Eü-/o?.Öyiov sive Rituale Graecorum (Paris 1617) S. 815 ff. gibt;
daher meint A. M. Schneider mit Recht, sie werden wohli kaum
auf Erfindung des Schreibers beruhen, sondern so ähnlich bei Feld-
gottesd'iensten gesprochen worden sein (S. 7, Q). Der gute Kommentar
Schneiders gibt dem Benützer die Möglichkeit, die Fehler des
Berichts zu verbessern und den Eigenwert der kleinen Schrift zu
erkennen. In einem Anhang über den Verfasser wird im Gegensatz
zu B. Unbegaun, Rev. etudes Slaves 9, 1Q2Q, 25 f., der annahm

Mönchsland Athos. Mit Beitr. v. F. Dölger, F. Weigand u. A. Deindl.

Hrsg. v. F. Dölger. München: F. Bruckmann 1943. 303 S. m. 183 Abb.

u. 1 Kte. 4°. Geb. RM 15—.

Die vorliegende Veröffentlichung, das Ergebnis einer vom Ein-
sat/stab des Rcichsleiters Rosenberg im Frühjahr 1941 betreuten
Expedition, hat sich zum Ziel gesetzt, „einem weiteren Kreis in Bild
und Wort eine Vorstellung von der eigenartigen Welt des Athos
zu vermitteln". So wird denn die eigentliche fachwissenschaftliche
Auswertung des neu gewonnenen Urkundenmaterials einem besonderen
ausführlichen Bericht des Einsatzstabes durch F. Dölger vorbehalten
und beschränkt man sich hier, in allgemein verständlichen
Ausführungen unter Beigabe eines reichhaltigen, wohlausgewählten
Bildmaterials die Landschaft und Geschichte des Athos, die einzelnen
Mönchssiedlungen und Klöster, die Kunst auf dem Athos
und schließlich den Athos als religionsgeschichtlichc Erscheinung
abzuhandeln. Damit ist ein Werk entstanden, das eine anscheinend
langsam versinkende, absterbende Welt in allen ihren Erscheinungsformen
festhalten will und das sich stets aus der Fülle der fa9t

Priester sympathisiert er mit dem Zölibat und sucht seiner I der Bericht"^'" urspVüngKciT schon ' in 'russischer'Sprache abgefaßt
Einführung die Wege ZU ebnen. , gewesen, mit einleuchtenden Gründen der Nachweis geführt, daß

Wunberg August II.-igen er griechisch und zwar volksgriechisch geschrieben war. Diese Er-

| Schließung einer weiteren Schilderung der Einnahme Konstantinopels
Scheel, Hetmuth, Prof. Dr.: Die staatsrechtliche Stellung der verdient Anerkennung und Dank.

ökumenischen Kirchenfürsten in der alten Türkei. Ein Bei- Würzburg Wilhelm E n ß 1 i n

trag zur Geschichte d. türk. Verfassg. U, Vcrwaltg. Berlin : Akad. d.
Wiss.; W. de Gruyter in Komm. 1943. 49 S., 5 Taf. 4° == Abb. d.
Prcuß. Akad. d. Wiss., Phil.-hist. Id., Jg. 1942. Nr. 9. RM 6—.

Die Stellung der christlichen Kirchen im Verbände des
alten Osmanischen Reiches ist noch lange nicht in dem Maße
geklärt, wie das zum Verständnisse der geschichtlichen Entwicklung
wünschenswert wäre. Vielfach sind die Untersuchungen
über dieses Thema auch zu sehr von europäischen staatsrechtlichen
Gesichtspunkten aus gesehen, als daß sie der wirklichen
Lage der Türkei gerecht geworden wären. Umso dankbarer
begrüßt man jeden Beitrag zu diesem Thema, insbesondere
, wenn er von einem so berufenen Kenner wie H.
Scheel stammt. Die mißlichen Verhältnisse, die hinsichtlich der
Heranziehung osmanischer Urkunden immer noch obwalten und
die Scheel mit Recht geißelt (S. 5 f.) - eine Feststellung, die
nicht oft und nicht nachhaltig genug unterstrichen werden kann
— lassen die Herausgabe jedes einzelnen Dokuments als besonders
wichtig erscheinen.

Die vorliegende Bearbeitung von fünf durch das Schrift-

STerS£nr,und" S^ÄÄ d£ I -Übersehbaren Literatur über den Athos herausheben wird. "

kl rU in welcher Weise e autonome Verwaltung der ! ... Relatlv. berührt .st die einzigartige Bedeutung, die der

Orthodoxen Kirlhe des O man che, Reiches in die Staatsver- ' Athos *»* dic Jf hunderte in der religiösen und politischen Welt

waltane encebaut war und wie sehr die Stellung der Kir- *» orthodoxen S aventums, hauptsächlich Rußlands gespielt hat.

chenffi?steT^ Lehensträgern glich. Die H!erf "urde .ma" ff *■ der. B.yeriechen Akademie der Wissen-
fün' U^ u ulen die sich aufgdie Einsetzung bezw. Betätigung

von Ir-.öezunter Metropoliten zwischen L732 und 1830 be- F^T*™" Urkunden des Mittelalters m zahlreichen russischen

ziehen enthält,^ geiu.ue Angaben über die Rechte und Pflich- ! P«"l.katonen noch manche Ergänzungen finden,

'en der orthodoxen Kirchenfürsten, die Rückschlüsse auch auf Berlin r. a. Klostermann
andere Diözesen ermöglichen. Sie sind also auch für den Kir- ;
clieugescliichtsforscher von hoher Wichtigkeit, dem insbesondere
Schee s Linführung warm empfohlen sei. Daneben sei

auch auf die Bedeutung für die osmanische Urkundenlehre , KIRCHENGESCHICHTE [ MITTELALTER

hingewiesen, die Scheels mustergültige Bearbeitung von drei----

Lücken der Sammlung besitzt. Ebeling, Heinrich: Meister Eckharts Mystik. Studien zu d. Gei-

München, z. Zt. Tauroggcn (Litauen) Bertold Sp u I er steskämpfen um d. Wende d. 13. Jh. Stuttgart: Kohlhammer 1941.

(X, 356 S.) gr. 8" = Forschungen zur Kirchen- u. Qeistesgesch

Braun, M .undA.M. Schneider: Bericht über die Eroberung Bd. 21. RM 18_;

Konstantinopels. Nach der Nikon-Chronik übersetzt u. erläutert. Die Forschung ist von einem auch nur leidlich einheit-

Leipzig; O. Harrassowitz i. K. (35 S.) 8°. RM 2—. liehen Eckhartbilde noch weit entfernt. Katholische, idealistische

Die Eroberung Koivstantinopels durch die Türken, ein Ereignis und völkisch-religiöse Deutungen, die Ableitung rein aus den

yon weltgeschichtlicher Bedeutung, ist uns in einer Reihe gleichzeitiger Problemen der Scholastik — und zwar teils mit herbem Tadel

^erkhte, welche in der Einleitung aufgeführt werden, geschildert. (Denifle), teils mit Zustimmung der Thomisten (Karrer, Dempf,

puren die Obersetzung von M. Braun wird eine weitere Quelle Bange) — oder rein aus der neuplatonischeii Oberlieferung

l<f'chter zugänglich gemacht, die als „Bericht über die Eroberung I stehen einander unvereinbar gegenüber. In dieser Lage be.