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Ausgabe:

1944

Spalte:

114-115

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Vosté, Jacques Marie

Titel/Untertitel:

Studia Paulina 1944

Rezensent:

Soden, Hans

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Theologische Literaturzeitung 1944 Nr. 5/6

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schnitt „Der Jahvist'" muß bei der mit der Ambivalenz vieler richsen steuert zwei kleine, aber besonders wichtige Unter-

hier in Betracht kommenden Phänomene zwangsläufig ge- suchungen bei. Er möchte das — nie restlos erklärte - ei?

gebenen Mehrdeutigkeit des Tatbestandes von vornherein auf ov Kaoeftöthrte tü.tov fiiS«-/fjs aus einem jüdischen Ter-

die Anmeldung manchen Widerspruches gefaßt sein. Hier soll minus ableiten, der den Lehrling (von der Gottheit) zur Er-

nur e i n Bedenken geltend gemacht werden. Einmal zugegeben, ; lernung eines Handwerks „übergeben werden" ließ. Leider

daß Mowinckel und Hölscher im Recht sind, wenn hat er nur einen Beleg (CIO IV 9899). Sollte die Vermutung

sie die in der um das P-Gut verkürzten Urgeschichte Gen. 1—11 ; richtig sein, so wäre Rom. 6, 17 zu übersetzen: „ihr wurdet ge-

dcutlich zu beobachtenden beiden Erzählungsfäden nicht, wie es horsam der Lehrform, zwecks deren Erlernung (ei? öv = tlc

meistens geschieht, zwei Jahwisten, sondern J und E zuweisen, | ov tnv uMiew) ihr in die Lehre gegeben wurdet" "(von Gott

so ist damit der mit zwei durch den Hexateuch und die ihm durch die Mission). In der andern Studie untersucht F.

folgenden Geschichtsbücher hindurchlaufenden Jahwisten rech- im Anschluß an James A. Kleist, St. Louis, die eventuelle

nenden Theorie noch keineswegs der Hoden entzogen. Vielmehr modale Färbung gewisser Indikative (otix ovtok öe fotiv tv

hegen in dem um E, D und P gekürzten Bestand von Gen. inüv Mk. 10,43 „so soll es unter euch nicht sein"). Das Heft

12—Jos. 24 oder 2. Reg. die Dinge genau so wie in der um P ! beginnt mit einer Untersuchung des Ausdrucks *v nvrvaan

verminderten Urgeschichte, und wenn hier der Tatbestand auch iamMouf (Mk. 1,23; 5,2) durch Oudmund Björck, der

von Hölscher durch die Annahme vom Vorliegen zweier Er- j ihn als eine Art abgekürzter Wendung erklärt (äyeQua =

zfihlungsfSden erklärt wird, so muß das ebenso bei dem älteren ! possession par un esprit) und dafür sowohl Beispiele aus dem

Bestand von Gen. 12—Jos. 24 oder 1. Reg. 12 geschehen, und i Neuen Testament beibringt (Mk. 6,52 ou owqxav fall toTs

man darf dieser Nötigung nicht dadurch ausweichen, daß man £9x01$) wie aus dem modernen Englisch (,he is in liquor' ,he

hier entweder dem | Unebenheiten, Überfülhingen und Wider- ' is in his cups').

Sprüche zutraut, die' seine Einheitlichkeit in sachlicher und for- Das Erscheinen dieses Heftes legt einen Rückblick auf

melier Hinsicht gefährden und ihm bei Gen. 1 — 11 jedenfalls die anderen hier noch nicht besprochenen Hefte der Coniec-

tlicht zugemutet worden sind, oder aber die so nicht zu beseiti- tanea nahe. Sie enthalten zum Teil kleinere Abhandlungen. Sogenden
Anstöße dadurch aus dem Wege schafft, daß man die 1 gibt R i e s e n f e 1 d in Heft V eine sehr nützliche Etüde
betreffenden Erzählungen und Notizen für sekundäre, nicht- ! bibliographique sur la notion biblique d'dy&m". Und in Heft
quellenhafte Zutaten ausgibt. Dieses geschieht, wie mir scheint: ( III zeigt der Heidelberger Philosoph Ernst Hoff mann den
mit Unrecht, etwa bei Gen. 12,9—20; 13,1.3.4 (S. 14.38 f.), je- : platonisierenden Hintergrund von [. Kor. 13 auf: „natürlich
nes bei Gen. 34*; 35,21-22a; 38; 49,2—7 a, (S. 18 f.),Stucken, will ich nicht behaupten, daß Paulus Piaton gelesen hat aber
die, wie es vor allem bei dem Kap. 39 von Kap. 37 losreißenden | seine griechische Bildungsumwelt war mit Piatonismen anee

Kap. 38 deutlich erkennbar ist, den geschlossenen Aufbau von
J zerstören und inhaltlich insofern unangebracht sind, als
sie sich die Söhne Jakobs selbstündig vorstellen, während sie

füllt und von denen machte er hier Gebrauch, wo er gegen den
Antilogos der Schwarmgeister ankämpfen und griechische Besonnenheit
gegen geistige Zuchtlosigkeit aufrufen wollte." Zum

nach J noch zum Haushalt des Vaters gehören, sowie bei Ex. i andern Teil enthalten die Hefte Miszellen, die häufig die Be-
4,24—26 (S. 20), nach S. 38, Anm.2 „eine etwas locker einge- deutung von Versuchen haben: der Autor wünscht eine neue
fügte Einzelsage", die dem bis dahin unbeschnitten gedachten , Erklärung, die sich ihm aufgedrängt hat, erst einmal der Kri-

Mose vor seiner — ursprünglich unmittelbar aut 2, 23 a« folgend

--e»-ö------o ----- j----

men lassen will, in Wahrheit aber eine mit dem J-Bestand der
Umgebung schlechterdings unvereinbare Erzählung.

Andci e werden vielleicht gegen andere Punkte der von
Hölscher vorgelegten Analyse Bedenken geltend zu machen
haben. Alle aber werden die von ihm Tür seine Lösung
vorgebrachten Argumente, die immer beachtenswert sind, sorgsam
zur Kenntnis nehmen und sich als Anstoß zur Überprüfung
des eigenen Standpunktes dienstbar machen, besonders aber die
yon ihm auf seinem Fundament errichtete Synthese sich zum

tik der Fachgenossen auszusetzen, bevor er weiter mit ihr

- Begegnung mit Jahwe die Weihe der Beschneidung zukom- j arbeitet. So versucht Björck in Heft II das Fi fiofhWnu

I_______ .„.Ml : -- W/,il...| < nUar nin/i mii rlom

Mk. 8,12 als echt griechisch, also nicht als Semitismus, zu
belegen und Fridrichsen will im selben Heft das vaC,
xvot* aus Ml:. 7,28 als erneuerte Bitte erklären: „Tu es doch,
Herr, die Hunde essen ja auch . . ." (mit allerlei Belegen).
Sehr wesentlich erscheint mir der Versuch von Björck in
Heft III, das paulinische haomfua jenseits aller gynäkologischen-
Fachsprache als Ausdruck für ein Monstrum, ein unheimlich-
scheußliches Etwas zu verstehen — also im Falle des Paulus
als einen Beinamen des Christenverfolgers.

Vorbild nehmen. Denn so gewiß es gilt, daß mit der Ver- | Das sind nur Beispiele, die zeigen mögen, wie vielerlei An-

■chlebung des Fundamentes auch der auf ihm stehende Bau : regung diesen Coniectanea (abwechselnd in deutscher, franzö-

Anderungen erfahren muß, so ist es doch an dem, daß viele j sischer, englischer und lateinischer Sprache geschrieben) zu ent-

der in den auf die „Analyse" folgenden Abschnitten vorge- nehmen ist.

tragenen Beobachtungen ihre von dieser unabhängige Gültigkeit I Heidelberg Martin Dibeliu-.
behalten, und daß sie darüber hinaus das Ziel zeigen, dem jeder

um die Herausschälung des Jahwisten oder einer anderen Buonaiuti, E.: San Paolo. Milano: Bietti [1941]. (06 S 1 Abb)

••Quelle" bemühte Versuch nachzustreben hat. kl. 8" = Profil. N. 77. '

Halle/Saale Otto E i ß f e 1 d t E. B. gibt mit Geschick und Geschmack auf knappstem

„ . , , _ . .. . , .----- Raum eine lebendige Skizze, in herkömmlicher Weise zusam-

Odeberg. H.: Fragen von Metatron, Schek.na und Memra. metlgestellt aus den Überlieferungen der Apostelgeschichte nd

I.und:Qleerup;I.eipZiE: Harrassowitz 1942. 16 S. er. 8 = K. Human. den Hauptbriefen des Paulus, aus denen gut gewählteZitate

Vetenskapssamfundets i Lund. Arsber. 1941—42, II. RM 1.05. in eigener Übersetzung geboten werden. Gedacht ist dabei an

H. Odeberg veröffentlicht in den Abhandlungen der Lun- allgemein gebildete, aber nicht theologische Leser. Auf kri-

der Gesellschaft der Geisteswissenschaften eine bisher unbe- ' tische Fragen und exegetische Probleme wird nicht eingegangen,

kannte kleine Schrift, die im Jahre 1735 als MS. gedruckt Wissenschaftlich Interessierte dürfen an diesem Werkchen des

würde. Der unbekannte Vf., von Hause aus Kabbaiist, aber verdienten Verfassers daher vorübergehen.

in der talmudisehen Literatur ebenso gut beschlagen wie in der | Marburg H v. Soden
kabbalistischen, behandelt in 15 Fragen und Antworten die drei

Hauptbegriffe der ältesten Kabbala: Metatron, Schekina und Fr. J a c o b u s - M. V o s t £, O. P.: Studia Paulina. Ed altera

Memra. Ziel seiner Ausführungen ist der Gedanke (Frage 15), Romae. Ljbr d , ,o»Hegto Aagdleo* 1941. (250 S.) gr 8° I 24--

daß diese drei Begriffe schatteng eiche Hindeutungen auf den n D " * . y, e "T T . '

Mes - i '/Lgruic Das Buch bietet (in lateinischer Sprache) eine ganz ele-

as Jesus seien- i mentare Einführung in die Briefe des Paulus mit Besprechung

Gelingen Joachim Jeremias einiger wichtiger Stellen in knapper Auswahl. Zugrunde gelegt
wird der Vulgatatext — auch für die Charakteristik des

VPrnr« TF'sTAMFNT paullntachen Stils!; doch wird für Einzelheiten öfter auf den

/V/'yt'/VT / /y.Tl/liriC/iV ' griechischen Text zurückgegriffen. Der meist zitierte und nach«

drücklich empfohlene Erklärer ist der Doctor Angelicus Tho-

Coniectanea Neotestamentica VII. Contribuerunt: O. Björck, Upp- mas mit seinem getreuen Schüler Estius. Fast die Hälfte des

sala, A. Fridrichsen, Uppsala, O. Rudberg, Uppsala. Leipzig: A. Lorentz ganzen Werkes kommt auf den Hebräerbrief; auf Bedenken

1Q42. (16 S.) gr. 8°. RM 1—. ; gegen seine naulinische Herkunft wird nicht eingegangen.

Das neueste Heft dieser Studien, dem siebzigjährigen Eitrem Da ihn katholische Autoren nur selten kommentiert hätten,

JiReeignet, bringt im wesentlichen Miszellen zu einigen Stellen werden hier öfter als sonst auch protestantische Exegeten der

£es Neuen Testaments üunnar Rudberg setzt seine vorigen Generation herangezogen, zu denen nur kurz be-

«•mmlung von Parallela fort; diesmal liefert er Beispiele aus merkt wird, daß sie ihn zumeist weder für paulinisch noch

fle" Vorsokratikern, ohne Einflüsse behaupten zu wollen, ledig- für kanonisch halten. - Über Luthers Auffassung der Pauli-

lch als Exempel verwandten oder konträren Denkens. Frid- ' nischen Rechtfertigungslehre wird auf knapp 2 Seiten nach