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Ausgabe:

1944

Spalte:

90

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Troberg, Gustav

Titel/Untertitel:

Kritik der Grundwissenschaft Johannes Rehmkes 1944

Rezensent:

Jelke, Robert

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1944 Nr. 3/4

1)0

göttlichen Geistes als möglich anerkannt werden, dann muß | S. 428 auch speziell mit Bezug auf das Verhältnis Gottes zur Welt klar

auch zugegeben werden, daß der Oottesgeist in einem «lau- i herausgestellt. Wenn der Verf. sagt: Bezeichnend dafür ist es auch,

henden Menschen tatsächlich diesen in einem besonderen Sinne da« nach Geyer der Oott des hl. Thomas nur causa efficiens und

zu erfassen vermag. Deshalb kann der Olaube auch eine Er- ; finafc der Welt, nicht aber causa exemplaris ist", so ist das Letztere

kenntllisbereicherung darstellen. | eine durch nichts begründete Schlußfolgerung. Vielmehr ist nach

Im 2. Band t wird für das grundsätzliche Verhältnis von Thomas in der causa finalis die causa exemplaris mit eingeschlossen,

Religion und Naturwissenschaft das Gebotene weiter fortgeführt, »{■ deT v«rf- selbst (S. 56) feststellt: „Thomas hat dam« den

wobei sich einige Wiederholungen ergeben und keine eigentlich neuen ! Ecxmpta«smusgedanken .... in die Idee der Finalursächliehkeit. . .

'Gedanken mehr hinzukommen. Bei der Darstellung der Biologie wer- I eingebaut."

den die Grundfragen der Biologie, die Fragen nach dem Wesen j Em Namen- und Sacbrcgtster vermißt man ungern.

des Lebens und des Todes und die nach der Entstehung und Ent- Bonn Bernhard O e y e r

Wicklung des Lebens physiologisch, stammesgeschichtlich und anthror

pologtsch eingehend erörtert. Die verschiedenen Theorien werden auf Troberg, Dr. Gustav: Kritik der Grundwissenschaft Johannes

ihre Berechtigung hin sehr sorgfältig geprüft. Auch die Grenzgebiete , Rehmkes. Berlin: Junker u. Dünnhaupt 1041. (128 S.) gr. 8°

der Biologie, die Rassenktmde, die Psychologie und die Prähistoric Neue Forschungen. Abtg. Philosophie Hrsg. von Hans R. O. Günther,

weiden — allerdings nur kurz herangezogen. — Auch in der Bio- , Bd. 37. KM 5.25.

logic lassen sich die drei Grundzüge des modernen Weltbildes beobach- j i_jm die Jahrhundertwende gehörte zu den bekanntesten

Philosophen der Zeit der Greifswalder Philosoph Johannes
Rehmke. Und als dann im Jahre 1910 sein Hauptwerk „Philosophie
als Grundwissenschaft" erschien, bekam seine Philosophie
als grundwissenschaftliche Philosophie ihr festes literari-

ten, wobei hier bei der dynamischen Betrachtungsweise mit Recht
auf ihre spezifisch deutsche Art hingewiesen wird. (122 f.) Auch das
biologische Weltbild hat sich der Religion genähert. Besonders
haben sich die Stimmen der Ehrfurcht gemehrt und sind grundsätzlich
anerkannt. So schließt Neuberg nicht nur mit den Be- scf,es Gepräge, das markant genug erschien umi einer Ver-
keuiitnisscn framner Naturwissenschaftler sein eigenes Werk ab, son- i einigling für grundwissenschaftliche Philosophie als [ohannes-
deru faßt auch gegen Ende seine persönliche theologische und j Rehmke-Geselischaft Existenzberechtigung zu verleihen Auf
PaturwiaaenachaftUch« Grundüberzeugung zusammen, die in gewis- | das Ganze gesehen ist es nun aber doch nach dem Im hhre
sein Sinne den Ertrag der ganzen Untersuchung widerspiegelt: „Wenn , m in Marburg a. d. Lahn, wohin sich der Ruheständler
ich der Wissenschaft . . . mit Dennert das Recht zusprach, d.e Natur ; 0ffeilbar zurückgezogen hatte, erfolgten Ableben um seine
objektiv so zu durchforschen, als ob es keinen Oott gäbe, so kann
ich dem jetzt das Andere gegenüberstellen: Das Ergebnis dieser
Wissenschaft scheint doch dies zu sein, daß diese ganze wunderbare
Welt, ein Kosmos ohnegleichen, so aussieht, als ob es einen Ordner
gebe." (147).

Jena Heinz Erich Eisenhut Ii

S 1 a d e k, Friedrich Paulus, O. E. S. A., Dr. theol. habil. : Gott und
Welt nach dem Sentenzkommentar des heiligen Thomas von Aquin.
WOrzburg: Rita-Verlag 1941. (147 S.) 8°. RM 12—.

Die zunächst befremdlich erscheinende Beschränkung der
Untersuchung auf den Sentenzenkommentar erhält ihre Begründung
und Rechtfertigung durch die Oesamtanschauung des
Verf.s von der thomistischen Lehre und seiner Stellungnahme
2u ihr. Er will gegenüber der einseitigen Betonung des Ari-
Stotelismus bei Thomas den neuplatonisrhen und augustinischen
Einschlag hervorkehren, in dem er später zu stark vernachlässigte
, heute aber wieder mehr geschätzte Gedanken ausgesprochen
findet. Diese Oeistesrichtung kommt aber bei Tho-
'nas im Sentenzen kommen tar, der noch ganz in der theologischen
Tradition steht, lebhafter zur Entfaltung als in den
Schriften der Reifezeit und kann deshalb aus ihm auch besser
*ör Darstellung gebracht weiden. Natürlich ist der Verf. auch
Hill den späteren Schriften durchaus vertraut und zieht sie
a'uh fortgesetzt zum Vergleich heran.

Ist nun auch der Gesichtspunkt, unter dem der Verf. die
Leine des hl. Thomas betrachtet, nicht neu, da schon J. Dura.i-
*el und Th. Delvigue eine ähnliche Auffassung begründet haben,

Grundwissenschaft ziemlich ruhig geworden.

Uiiserm Autor geht es nun mit seiner Arbeit über Rehmkes
Philosophie nicht etwa um Repiistinierung Rehmkes. Aber er
ist der Meinung, daß die Rehmkesche Philosophie, wenn sie
auch als Ganzes nicht haltbar ist, doch nur zum Schaden
einer gesunden Weiterentwicklung der Philosophie vergessen
werden könne. Rehmkes Philosophie ist als Grundwissenschaft
Lehre vom Allgemeinsten. Indem sie die Urgeschiedenheit von
Subjekt und Objekt bestreitet, verneint sie das Recht der
üblichen Erkenntnistheorie wie auch den psychophysischen Parallelismus
. Unserem Autor kommt es nun darauf an zu zeigen,
wie hier ein Fehler im Ansatz vorliegt. In seinen ersten entscheidenden
Ausführungen gewinnt er das Resultat, daß Rehmkes
Begriff „das Gegebene überhaupt" einerseits eine Einengung
auf den Bereich der Gegenstände der Real wissen schaffen,
andererseits ein zu Unrecht erfolgtes Einnehmen des ideal-
wissenschaftlichen Standortes in sich schließt. Damit haben
wir eine tiefgehende Verkennung des Wesens tmd der Aufgabe
einer Grundwissenschaft, die sich an ein Mißverstehen ihres
notwendigen Ausgangspunktes oder Ansatzes knüpft. Was sich
aus dieser fundamentalen Beobachtung dann ergibt, führt
unser Buch nach allen Seiten hin klar durch.

Unser Verfasser will, wie ich sagte, nicht die Neubelebung
der Philosophie Rehmkes. Er beschäftigt sich mit ihr insofern
, als sie ihm geradezu ein Musterbeispiel dessen zu sein
scheint, was der Philosoph Paul Linke als die Bedeutung
des „negativ Wichtigen" bezeichnet. Zum Erkenntnisfortschritt
kann nicht nur durch unmittelbares Erschauen neuer Wege,

so ist doch die Durchführung an diesem besonderen Gegen- ; sondern auch durch den Aufweis grundsätzlicher Irrtumsmög-
»tand „Gott und Welt" historisch wie systematisch sehr beach- j Hchkeiten an Hand vorliegender Leistungen beigetragen werden,
tenswert. Um den Inhalt nur furz anzudeuten, wird im Sen- j Muß das namentlich aber der Fall sein, wenn es sich um ein
tenzenkommentar gegenüber der rein kausalen Beziehung Gottes | so durchgearbeitetes Gedankengebäude wie bei der Philosophie
zur Welt im Sinne der causa efficiens Gott als causa eexniplaris [ Rehmkes handelt, so darf man, meint der Vf., wohl annehmen,
efficiens betrachtet und damit seine Immanenz stärker betont, i daß die Aufdeckung eines Irrtums im Kern des Ganzen wert-
**S Im Gegensatz zu der mechanistischen Auffassung der Kau- ! volle Einsichten in das Wesen der Philosophie nach verschie-
sahtät auch in der neuzeitlichen Scholastik von Bedeutung ist. denen Richtungen hin vermittelt. Die Art und Weise, wie unser
Dazu kommen dann die neuplatonisch-augustinischen Gedanken j Autor das nun in Verfolgung des von uns skizzierten Ansatz*
^er imitatio und partieipatio sowie des Kreislaufs der Dinge. ounktes der Kritik weiter durchführt, näher zu verfolgen, wird
Daraus ergibt sich dann weiter, daß die Schöpfung hier stärker denen Freude machen, die zu dem Buche greifen.
?» später mit den innertrinitarischen Prozessionen und den Heidelberg ' Robert Jeilte
•fnzelnen göttlichen Personen in Beziehung gesetzt sind. Dadurch
wird dann auch ein engerer Anschluß an die griechischen „__, _ „

Väter erreich Laun, Rudolf: Der Satz vom Grunde. Ein System der Erkenntnia-

Die Gesan.tdeutung der thomistischen Lehre im Verhältnis • «heorie. Tübingen: J. C. Ii. Mohr 1042. (324 S.) gr. 8». RM 15-.

Neuplatonlsmus und Augustinismus, zum Aristotelismus Eine großzügige und tiefschürfende, dabei ungemein flüssige

anderseits kann auch außerhalb der engeren für die Scholastik , und verständliche Erkenntnistheorie stellt das vorliegende Buch

Mstorisch und theologisch interessierten Krei-e Beachtung bean- dar. Es behandelt, wie der Vf. in seiner Einleitung sagt, jene

'pruchen. Das Bestreben, die neiiplatoiiischen und augustini- I wichtigen Probleme der Erkenntnistheorie, ohne deren Erör-

schen Elemente in der lehre des hl. Thomas stärker zur Gel- terung eine wissenschaftlich gegründete materiale Philosophie

}Ur|g zu bringen, zeigt, welche verschiedenen Interpretationsmög- nicht selbständig entwickelt werden kann. Es will versuchen,

ll(.'hkeiten auch 'bei einer scheinbar so eindeutigen Erscheinung den richtigen Weg zu finden zwischen der Scylla des Erkennt-

der thomistischen Lehre gegeben sind. nlaprobfemes und der Charybdis des Steckenbleibens In Ihm.

Daß die Darstellung im Qrundriß von Überweg als besonders Der Weg, den unser Autor einschlägt, ist ein sehr klarer,

ty'isch für die rein aristotelische Deutung der thomi<.ischen Lehre : Mit dem „großartigen Versuch Kants, das Erkannte aus dem

'"■•gestellt wird (S. 24 13) kann ich nicht unwidersprochen lassen. Erkennen abzuleiten", ist ihm die Erkenntnistheorie in eine

"* »euplatoni-.cli-auKustinischc Charakter der thonii-ti cben Lehre M Sackgasse geraten, die bei folgerichtigem Denken zum Satz des.